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Die Wirtschaft in Österreich und Deutschland steht weiter unter Druck: Während das Wifo für Österreich keine nachhaltige Erholung sieht und vor allem die Industrie in der Rezession verharrt, steigen in Deutschland die Firmeninsolvenzen auf ein neues Hoch. Experten fordern tiefgreifende Reformen, kritisieren die Rentenpolitik und warnen vor den Folgen wachsender Unsicherheit. Auch international sorgen US-Zölle und staatliche Eingriffe für Unruhe an den Märkten. Der Pressespiegel beleuchtet die aktuellen Entwicklungen, Hintergründe und Expertenmeinungen zu den zentralen Herausforderungen der Wirtschaft.
Wifo: Pessimismus in der österreichischen Wirtschaft hält an
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) sieht weiterhin keine Anzeichen für eine nachhaltige Erholung der österreichischen Wirtschaft. Besonders im produzierenden Bereich setzt sich die Rezession fort, während lediglich öffentliche und öffentlichkeitsnahe Dienstleistungen dynamisch expandieren. Die Strompreise, die seit Jahresbeginn um ein Drittel gestiegen sind, werden als Haupttreiber der Inflation genannt. Trotz einer leichten Aufhellung der Unternehmensstimmung überwiegt laut Wifo-Ökonom Stefan Schiman-Vukan weiterhin der Pessimismus. Die Anhebung des Frauenpensionsalters zeigt laut Wifo positive Wirkungen.
Bereich | Entwicklung |
---|---|
Produzierender Bereich | Rezession setzt sich fort |
Strompreise | +33% seit Jahresbeginn |
Unternehmensstimmung | Leichte Aufhellung, aber weiterhin pessimistisch |
Infobox: Die österreichische Wirtschaft bleibt laut Wifo-Bericht unter Druck, insbesondere durch gestiegene Strompreise und anhaltende Rezession im produzierenden Sektor. (Quelle: derStandard.de)
Deutsche Wirtschaft: Firmeninsolvenzen steigen deutlich
Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist im Juli so stark gestiegen wie seit Oktober nicht mehr. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden 19,2 Prozent mehr neue Regelinsolvenzen als im Vorjahresmonat gezählt. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) meldet für Juli 1.588 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften, was 13 Prozent mehr als im Juli 2024 und 64 Prozent mehr als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 ist. Besonders kleinere Betriebe sind von der Pleitewelle betroffen. Im Mai 2025 wurden 2.036 beantragte Unternehmensinsolvenzen registriert, ein Anstieg um 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für das Gesamtjahr rechnen Auskunfteien mit mehr Firmenpleiten als 2024, als 21.812 Fälle gezählt wurden – der höchste Stand seit 2015.
Monat/Jahr | Insolvenzen | Veränderung zum Vorjahr |
---|---|---|
Juli 2025 | 1.588 (IWH) | +13% |
Mai 2025 | 2.036 | +5,3% |
2024 (gesamt) | 21.812 | Höchststand seit 2015 |
- Hauptursachen: Auslaufende Corona-Hilfen, hohe Energiepreise, Bürokratie, politische Unsicherheit
- Vor allem kleinere Betriebe betroffen
Infobox: Die Firmeninsolvenzen in Deutschland steigen weiter an, mit einem besonders starken Zuwachs im Juli. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben herausfordernd. (Quelle: RP Online)
Firmenpleiten: Entwicklung und Expertenmeinungen
Auch die Badische Zeitung berichtet von einem starken Anstieg der Firmeninsolvenzen im Juli, mit 19 Prozent mehr Fällen als im Vorjahr laut Statistischem Bundesamt. Das IWH bestätigt mit 1.588 Insolvenzen einen Anstieg um 13 Prozent gegenüber Juli 2024 und 64 Prozent mehr als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. Die Freiburger Ökonomen Oliver Landmann und Lars Feld fordern im Interview wirtschaftspolitische Reformen, um die Rahmenbedingungen für Investoren und Gründer zu verbessern. Beide kritisieren die Rentenpolitik der Bundesregierung scharf und sehen die Notwendigkeit für Einschnitte bei konsumtiven Ausgaben. Sie warnen zudem vor gravierenden Veränderungen in der Weltwirtschaftsordnung und einer zunehmenden Machtpolitik anstelle von Freihandel.
Oliver Landmann: "Die Reform der Rentenversicherung wird verbummelt."
Lars Feld: "Eine Kommission bildet man, wenn man sich nicht einig ist. (...) Es ist ein reines Zeitspiel, für das es im Fußball eine tiefgelbe Karte gibt."
- Starker Anstieg der Insolvenzen im Juli
- Forderung nach Reformen und besseren Rahmenbedingungen
- Kritik an Rentenpolitik und Bürokratie
Infobox: Experten fordern angesichts steigender Insolvenzen und wirtschaftlicher Unsicherheiten tiefgreifende Reformen und kritisieren die aktuelle Rentenpolitik. (Quelle: Badische Zeitung)
US-Handelspolitik: Zölle und Goldimporte
US-Präsident Donald Trump hat klargestellt, dass es keine Zölle auf Goldimporte geben wird. Zuvor hatte ein Bericht der „Financial Times“ über angebliche neue Zölle auf bestimmte Goldeinfuhren aus dem Ausland den Goldpreis nach oben getrieben. Die Zeitung hatte sich auf eine Mitteilung der US-Zollbehörde Customs Border Protection Agency (CBS) vom 31. Juli bezogen, wonach Goldbarren mit einem Gewicht von einem Kilo und von 100 Unzen (3,11 Kilo) mit Abgaben belegt werden sollten. Trump widersprach dem jedoch öffentlich: „Gold wird nicht mit Zöllen belegt!“, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social. Besonders betroffen von einem möglichen Einfuhrzoll wäre die Schweiz gewesen, da Ein-Kilo-Barren einen Großteil der Schweizer Goldexporte in die USA ausmachen.
- Bericht über Zölle trieb Goldpreis kurzfristig nach oben
- Trump stellt klar: Keine Zölle auf Goldimporte
- Schweiz wäre besonders betroffen gewesen
Infobox: Trotz anderslautender Medienberichte wird es laut US-Präsident Trump keine Zölle auf Goldimporte geben. (Quelle: SZ.de)
Staatliche Eingriffe in die Wirtschaft: USA und China im Vergleich
Wallstreet Online analysiert die jüngsten wirtschaftspolitischen Maßnahmen von Donald Trump, der nun nicht nur Zölle auf Produkte aus anderen Ländern, sondern auch auf Unternehmen wie Nvidia und AMD erhebt. Damit wird laut dem Artikel eine weitere rote Linie überschritten. Die USA bewegen sich laut Einschätzung des Autors in Richtung Staatskapitalismus, ähnlich wie China unter Xi Jinping, das ebenfalls massiv auf staatliche Lenkung der Wirtschaft setzt. Die Aktienmärkte reagieren bislang gelassen auf diese Entwicklung, was als gefährlich eingestuft wird. Die Märkte warten auf die Veröffentlichung der US-Inflationsdaten.
- Neue Zölle auf Unternehmen wie Nvidia und AMD
- Vergleich mit Chinas staatlicher Wirtschaftspolitik
- Aktienmärkte reagieren bislang kaum
Infobox: Die US-Wirtschaftspolitik unter Trump nähert sich laut Wallstreet Online zunehmend einem staatskapitalistischen Modell an, was von den Märkten bislang unterschätzt wird. (Quelle: Wallstreet Online)
Einschätzung der Redaktion
Die anhaltende Zurückhaltung und der Pessimismus in der österreichischen Wirtschaft sind ein ernstzunehmendes Signal für die gesamte Eurozone. Die fortgesetzte Rezession im produzierenden Bereich und der starke Anstieg der Strompreise um 33 Prozent seit Jahresbeginn erhöhen den Druck auf Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen. Die Dynamik im Dienstleistungssektor kann die Schwäche der Industrie nicht kompensieren, was strukturelle Risiken für Wachstum und Beschäftigung birgt. Die weiterhin negative Unternehmensstimmung deutet darauf hin, dass Investitionen und Innovationen ausbleiben könnten, was die Erholung zusätzlich verzögert. Die positiven Effekte der Anhebung des Frauenpensionsalters zeigen, dass gezielte Reformen durchaus Wirkung entfalten können, jedoch reichen punktuelle Maßnahmen nicht aus, um die grundlegenden Herausforderungen zu bewältigen.
- Die österreichische Wirtschaft steht vor strukturellen Herausforderungen, die kurzfristig nicht gelöst werden können.
- Steigende Energiepreise verschärfen die Lage und wirken als zusätzlicher Belastungsfaktor.
- Ohne umfassende Reformen und Investitionsanreize droht eine längere Phase der Stagnation.
Quellen:
- Wifo: Pessimismus in der Wirtschaft hält an
- Konjunktur schwächelt: Deutsche Wirtschaft beklagt meiste Insolvenzen seit Oktober
- Neue Kurse der Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft
- Marktgeflüster: Eingriff in Wirtschaft: Was unterscheidet Trump von Chinas Xi Jinping? - 11.08.2025
- Gold - Trump stellt klar: Keine Zölle auf Gold - Wirtschaft - SZ.de
- Die Zahl der Firmenpleiten nimmt stark zu