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Russland und die Ukraine stehen vor massiven wirtschaftlichen Herausforderungen: Während in Russland eine aggressive Zinspolitik das Wachstum abwürgt und die Rezessionsgefahr steigt, kämpft die Ukraine mit den Folgen des Krieges, beschädigter Infrastruktur und Exportproblemen. Parallel bleibt Bargeld in Deutschland trotz sinkender Automatendichte ein zentrales Thema, und die Sommerlektüre der Wirtschaftselite gibt Einblicke in Trends und Inspirationen. Der Klimawandel entwickelt sich zudem zu einem systemischen Risiko für den Immobilienmarkt und das Finanzsystem – mit steigenden Versicherungskosten und drohenden Wertverlusten ganzer Regionen.
Russland und Ukraine: Wirtschaftliche Krisen auf beiden Seiten
Die wirtschaftliche Lage in Russland und der Ukraine verschärft sich weiter. Laut einer aktuellen Prognose des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) wird das Wachstum der russischen Wirtschaft vor allem durch die aggressive Zinspolitik der Zentralbank gebremst. Der Leitzins wurde auf 20 Prozent angehoben, um die Inflation zu bekämpfen. Das Bruttoinlandsprodukt Russlands dürfte 2025 nur noch um zwei Prozent wachsen, was nur halb so viel ist wie im Vorjahr. Für 2026 rechnet das wiiw sogar nur mit 1,8 Prozent Wachstum. Präsident Wladimir Putin warnte öffentlich vor einer möglichen Rezession und räumte ein, dass das aktuelle Zinsniveau das Wachstum gefährde.
Die russische Wirtschaft leidet bereits unter den Folgen dieser Politik: Kredite sind für Unternehmen und Verbraucher kaum noch tragbar, die Investitionsbereitschaft sinkt, und der Einkaufsmanagerindex (PMI) fiel im Juni auf 47,5 Punkte – deutlich unter die Wachstumsschwelle. Experten sehen Russland in einem gefährlichen Spagat zwischen Inflationsbekämpfung und Konjunkturabsturz. Eine echte Rezessionsgefahr sei laut Business Insider nicht mehr von der Hand zu weisen.
In der Ukraine verschärfen sich die Probleme durch den anhaltenden Krieg. Zentrale Infrastrukturen wie Stromnetze und Transportwege sind schwer beschädigt, und der Arbeitskräftemangel nimmt durch die Mobilisierung für die Front weiter zu. Die Wirtschaft leidet zudem unter einer schlechten Ernte und dem Auslaufen der EU-Zollerleichterungen für Agrarexporte. Das Wachstum für 2025 wurde um 0,5 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent nach unten korrigiert, während die Inflation bei 16 Prozent liegt. Die EU hat zwar neue Importquoten für ukrainischen Weizen, Zucker und Gerste beschlossen, doch der Zugang zum EU-Markt bleibt unsicher, da mehrere Mitgliedsstaaten nationale Schutzmaßnahmen vorsehen. Branchenvertreter befürchten Exporteinbußen in Milliardenhöhe.
Land | Leitzins | Wachstum 2025 | Inflation |
---|---|---|---|
Russland | 20 % | 2 % | n/a |
Ukraine | hoch | 2,5 % | 16 % |
Infobox: Russland und Ukraine stehen vor massiven wirtschaftlichen Herausforderungen. Hohe Zinsen, Kriegsschäden und Exportprobleme bremsen das Wachstum und erhöhen die Rezessionsgefahr. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Bargeld bleibt wichtig: Bundesbank sieht Versorgung gesichert
Obwohl die Zahl der Geldautomaten in Deutschland abnimmt, sieht der Vorstand der Deutschen Bundesbank die Bargeldversorgung weiterhin als flächendeckend gesichert. „Insgesamt stehen wir im europäischen Vergleich gut da – mit mehr als 50.000 Geldausgabeautomaten in Deutschland“, erklärte Burkhard Balz im Interview mit „t-online“. Allerdings räumte er ein, dass es in einigen Regionen künftig schwieriger werden könnte, an Bargeld zu kommen. Er forderte mehr Kooperationen beim Betrieb von Geldautomaten, wie es etwa in den Niederlanden praktiziert wird.
Bargeld bleibt laut Balz auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil des Zahlungsverkehrs. 2023 wurden in Deutschland noch mehr als 50 Prozent der Transaktionen an Ladenkassen bar abgewickelt. Balz betonte die Bedeutung von Bargeld für Anonymität, Sicherheit und Kontrolle und bezeichnete es als „gelebte Freiheit“. In Krisenzeiten, etwa bei Stromausfällen oder Cyberangriffen, sei Bargeld als krisensicheres Zahlungsmittel unverzichtbar. Die geplante EU-weite Obergrenze für Bargeldgeschäfte von 10.000 Euro ab 2027 sieht Balz als „guten Kompromiss zwischen Freiheit und Kontrolle“. Der digitale Euro soll das Bargeld ergänzen, aber nicht ersetzen; eine Einführung sei frühestens 2029 realistisch.
- Über 50.000 Geldautomaten in Deutschland
- 2023: Über 50 % der Transaktionen an Kassen bar
- EU-weite Bargeldobergrenze ab 2027: 10.000 Euro
- Digitaler Euro frühestens ab 2029
Infobox: Trotz rückläufiger Automatendichte bleibt Bargeld in Deutschland zentral. Die Bundesbank sieht die Versorgung gesichert und betont die Bedeutung von Bargeld für Freiheit und Krisensicherheit. (Quelle: SZ.de)
Lesetipps der Top-Manager: Was die Wirtschaft im Sommer liest
Deutschlands Top-Manager verraten ihre Sommer-Lesetipps. Die Empfehlungen reichen von Biografien über gesellschaftliche Romane bis hin zu Sachbüchern über Innovation und Unternehmertum. Bjørn Gulden, CEO von Adidas, empfiehlt die Biografie von Siya Kolisi, dem Kapitän der südafrikanischen Rugby-Nationalmannschaft. Bettina Orlopp, CEO der Commerzbank, liest die Erlebnisse des jungen Botschafters Patrick Nothomb im Kongo. Marcel de Groot, CEO von Vodafone Deutschland, beschäftigt sich mit Yuval Noah Hararis Buch über die digitale Revolution und die Suche nach Glück und Unsterblichkeit.
Auch andere Führungskräfte geben Einblicke in ihre Lektüre: Bonita Grupp von Trigema empfiehlt einen Roman über Liebe im Paris der 1930er-Jahre, Lionel Souque von Rewe die Biografie von Nike-Gründer Phil Knight. Bill Anderson, Vorstandschef von Bayer, liest Timothy Kellers Buch über den Sinn der Arbeit. Jonas Andrulis von Aleph Alpha empfiehlt „Masters of Doom“ über die Videospielpioniere John Carmack und John Romero. Die Liste zeigt, dass die Manager sowohl nach Inspiration für den Beruf als auch nach persönlicher Unterhaltung suchen.
- Bjørn Gulden (Adidas): Biografie Siya Kolisi
- Bettina Orlopp (Commerzbank): Patrick Nothomb im Kongo
- Marcel de Groot (Vodafone): Yuval Noah Harari – Homo Deus
- Bonita Grupp (Trigema): Roman über Paris der 1930er
- Lionel Souque (Rewe): Phil Knight – Nike-Gründer
- Bill Anderson (Bayer): Timothy Keller – Berufung
- Jonas Andrulis (Aleph Alpha): Masters of Doom
Infobox: Die Sommerlektüre der deutschen Wirtschaftselite reicht von inspirierenden Biografien bis zu gesellschaftlichen Romanen und Sachbüchern über Innovation. (Quelle: BILD.de)
Klimawandel als systemisches Finanzrisiko: Immobilienmarkt bedroht
Der Klimawandel entwickelt sich zunehmend zu einem systemischen Risiko für das Finanzsystem. Extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Waldbrände und Überschwemmungen führen dazu, dass ganze Regionen unbewohnbar werden und Immobilien zu unversicherbaren Schrottimmobilien verkommen. In Deutschland stiegen die Temperaturen in Andernach auf bis zu 39,3 Grad, begleitet von Unwettern und Bränden. Weltweit zählte die UNO im vergangenen Jahr mehr als 150 „noch nie dagewesene Klima-Desaster“.
Die Kosten für Elementarschadenversicherungen steigen rasant: Im Ahrtal betragen sie teilweise rund 2.700 Euro jährlich – dreimal so viel wie vor der Flutkatastrophe. In Kalifornien sind 7 der 12 Top-Versicherer bereits aus dem Neugeschäft mit Gebäudeversicherungen ausgestiegen. Allianz-Vorstand Günther Thallinger warnt, dass der wirtschaftliche Wert ganzer Regionen verschwinden könnte. Ein Haus, das nicht mehr versichert werden kann, lässt sich nicht mehr finanzieren, was zu einer Kreditklemme führen kann. Der US-Senat warnte vor einem „Kollaps der Immobilienwerte“, der eine Finanzkrise von ähnlichem Ausmaß wie 2008 auslösen könnte.
„Der wirtschaftliche Wert ganzer Regionen – Küstengebiete, Trockenzonen, Waldbrandregionen – wird von der Bildfläche verschwinden. Die Märkte werden die Preise schnell und brutal neu justieren. Das ist ein systemisches Risiko, das das Fundament des Finanzsystems bedroht.“ (Günther Thallinger, Allianz-Vorstand)
Region | Versicherungskosten (jährlich) | Entwicklung |
---|---|---|
Ahrtal (Deutschland) | 2.700 € | Verdreifacht seit Flutkatastrophe |
Kalifornien (USA) | n/a | 7 von 12 Top-Versicherern ausgestiegen |
In den USA sind große Teile von Florida durch explodierende Versicherungskosten bereits zum „schlimmsten Immobilienmarkt“ geworden. In West Palm Beach kosten manche Gebäudeversicherungen mehr als die Hypothekenraten. Der Klima-Crash könnte in Zeitlupe ablaufen und ist nicht mit staatlichen Garantien aufzufangen, da die Vermögenswerte physikalisch zerstört werden. Thallinger warnt: „Wenn Häuser in bestimmten Regionen immer wieder abbrennen, überschwemmt werden oder wegen Dürre und Hitze unbewohnbar sind, sind sie faktisch wertlos.“
Infobox: Der Klimawandel bedroht das Finanzsystem durch steigende Versicherungskosten, sinkende Immobilienwerte und die Gefahr einer neuen Finanzkrise. (Quelle: N-TV)
Einschätzung der Redaktion
Die wirtschaftlichen Krisen in Russland und der Ukraine markieren eine kritische Phase für beide Länder, in der strukturelle Schwächen und externe Schocks die Handlungsspielräume massiv einschränken. In Russland droht die aggressive Zinspolitik, die eigentlich der Inflationsbekämpfung dient, die Wirtschaft in eine Rezession zu treiben und die Investitionsbereitschaft nachhaltig zu schädigen. Die Gefahr eines konjunkturellen Absturzes ist angesichts der aktuellen Indikatoren nicht mehr zu leugnen.
Für die Ukraine verschärft der anhaltende Krieg die ohnehin prekäre Lage. Die Kombination aus zerstörter Infrastruktur, Arbeitskräftemangel und erschwertem Zugang zu Exportmärkten lässt kaum Raum für wirtschaftliche Erholung. Die hohe Inflation und die Abhängigkeit von externen Hilfen erhöhen die Anfälligkeit für weitere Schocks. Die Unsicherheit über die künftigen Exportmöglichkeiten in die EU könnte die wirtschaftliche Basis des Landes zusätzlich schwächen.
Beide Länder stehen vor der Herausforderung, kurzfristige Stabilisierung mit langfristigen Strukturreformen zu verbinden. Ohne grundlegende Veränderungen drohen anhaltende Stagnation, soziale Verwerfungen und eine weitere Erosion der wirtschaftlichen Substanz.
- Russland: Rezessionsgefahr durch hohe Zinsen und Investitionsrückgang
- Ukraine: Krieg, Exportprobleme und Inflation als zentrale Risiken
- Langfristige Erholung erfordert tiefgreifende Reformen und internationale Unterstützung
Quellen:
- Brisante Prognose: Russland und Ukraine rutschen in Wirtschafts-Krise – Putin warnt vor Rezession
- Zahlungsmittel - Bundesbank-Vorstand: Bargeld bleibt - Wirtschaft - SZ.de
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