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Wirtschaftliche Herausforderungen und politische Entscheidungen prägen aktuell die Debatte in Deutschland und Europa: Von massiver Kritik der bayerischen Wirtschaft an verschärften Grenzkontrollen über geplante EU-Zölle auf russische Düngemittel bis hin zu überraschend positiven Konjunkturdaten – der Pressespiegel beleuchtet die wichtigsten Entwicklungen, ihre Hintergründe und die Folgen für Unternehmen, Verbraucher und Politik.
Wirtschaft kritisiert Grenzkontrollen in Bayern
Die bayerische Wirtschaft äußert deutliche Kritik an den verschärften Grenzkontrollen zu Österreich. Laut der Industrie- und Handelskammer (IHK) München und Oberbayern führen die Maßnahmen zu erheblichen Umsatzverlusten im Berchtesgadener Land. Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl berichtet, dass der Umsatz im Handel, in der Gastronomie und bei Hotels um bis zu einem Fünftel zurückgehe. Unternehmen melden zudem über einstündige Verzögerungen im Lieferverkehr sowie deutliche Verspätungen bei Grenzpendlern.
Die Grenzkontrollen wurden als Teil des Wahlprogramms von CDU und CSU eingeführt und von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) verschärft. CSU-Chef Markus Söder forderte kürzlich eine Aufstockung der Bundespolizei, um die Kontrollen an Grenzen und Bahnhöfen zu intensivieren. Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag hatte die Maßnahmen bereits kritisiert. Gößl fordert eine „verträgliche Umsetzung“ der Kontrollen und Augenmaß bei der Abwicklung. Offene Kritik aus der bayerischen Wirtschaft an der CSU-Politik ist selten, da viele Wirtschaftsverbände von CSU-nahen Funktionären oder Politikern geführt werden. (Quelle: WELT)
„So geht beispielsweise der Umsatz im Handel, bei der Gastronomie und bei den Hotels um bis zu einem Fünftel zurück“, sagte Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl.
- Umsatzrückgang im Handel, Gastronomie und Hotels: bis zu 20 %
- Über einstündige Verzögerungen im Lieferverkehr
- Deutliche Verspätungen bei Grenzpendlern
Infobox: Die bayerische Wirtschaft fordert eine verträgliche Umsetzung der Grenzkontrollen, da diese zu erheblichen wirtschaftlichen Einbußen führen.
EU-Zölle gegen Russland-Produkte: Auswirkungen auf Düngemittelmarkt
Die Europäische Union plant, die Zölle auf russische und weißrussische Düngemittel deutlich zu erhöhen. Das Europaparlament entscheidet über einen Vorschlag der EU-Kommission, Strafzölle auf stickstoffbasierte Düngemittel und weitere Agrarprodukte zu erheben. Ziel ist es, die Einnahmen für Russlands Wirtschaft zu mindern. Im Jahr 2024 kamen rund ein Viertel der EU-Importe der betroffenen Düngemittel – etwa 6,2 Millionen Tonnen – aus Russland.
Der europäische Bauernverband Copa-Cogeca warnt, dass die europäische Produktion die wegfallenden Importe nicht kompensieren könne. Gleichzeitig klagen europäische Düngemittelhersteller über zu niedrige Preise der russischen Ware. Petr Cingr, Geschäftsführer der SKW Stickstoffwerke Piesteritz, betont, dass russische Düngemittel „wesentlich billiger sind als unsere Düngemittel“, da russische Produzenten für Erdgas „Peanuts“ zahlen. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass russische Sprengstoffhersteller Sanktionslücken nutzen, um Chemikalien von europäischen Düngemittelfirmen zu kaufen, die auch für die Herstellung von Sprengstoffen im Ukraine-Krieg verwendet werden.
Exportland | Stickstoff-Düngemittel | Kalidünger | Chemische Düngemittel |
---|---|---|---|
USA (2023) | 1,4 Mrd. Euro | 388 Mio. US-Dollar | 127 Mio. US-Dollar |
Deutschland (2023) | 193 Mio. US-Dollar | - | 61,9 Mio. US-Dollar |
Infobox: Die geplanten EU-Zölle könnten russische Düngemittel verteuern und die Einnahmen Russlands schmälern, bergen aber auch Risiken für die europäische Landwirtschaft. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Hochschulpreis 2025 des Referats für Arbeit und Wirtschaft in München
Die Bewerbungsfrist für den Hochschulpreis 2025 des Referats für Arbeit und Wirtschaft der Stadt München hat begonnen. Teilnahmeberechtigt sind Absolventinnen und Absolventen der teilnehmenden Hochschulen und Akademien in München, die ihre Abschlussarbeit nach dem 1. Januar 2024 eingereicht haben. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.
Private Hochschulen und Akademien bieten eine große Vielfalt an Studiengängen und ergänzen das Angebot der großen öffentlichen Hochschulen. Ziel des Preises ist es, herausragende Erkenntnisse aus der akademischen Forschung in Stadtverwaltung, Gesellschaft und Wirtschaft zu tragen. Ein wesentlicher Aspekt der Preisvergabe ist der Bezug zu München. (Quelle: muenchen.de)
- Bewerbungsfrist für Abschlussarbeiten nach dem 1. Januar 2024
- Dotierung: 5.000 Euro
- München-Bezug als zentrales Kriterium
Infobox: Der Hochschulpreis fördert innovative Forschung mit Bezug zu München und ist mit 5.000 Euro dotiert.
Deutsche Wirtschaft wächst im ersten Quartal 2025 stärker als erwartet
Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal 2025 überraschend um 0,4 Prozent gewachsen. Das Statistische Bundesamt hatte zunächst ein Plus von 0,2 Prozent prognostiziert. Die positive Entwicklung ist auf eine starke konjunkturelle Entwicklung im März zurückzuführen, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe und bei den Exporten. Die Produktion im Baugewerbe stieg um 0,9 Prozent, im verarbeitenden Gewerbe um 1 Prozent. Besonders die chemische Industrie, der Maschinenbau und die Automobilindustrie erhöhten ihre Produktion. Die Exporte von Gütern wie Autos und Arzneien stiegen stark, was auf Vorzieheffekte im Handelskonflikt mit den USA zurückgeführt wird.
Auch die privaten Konsumausgaben stiegen um 0,5 Prozent zum Vorquartal. Die Investitionen in Bauten wuchsen um 0,5 Prozent, in Ausrüstungen um 0,7 Prozent. Trotz dieser positiven Entwicklung warnen Experten vor einer möglichen Stagnation der Wirtschaft, da die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump die Aussichten für die exportstarke deutsche Industrie verschlechtert. Die Wirtschaftsweisen und die EU-Kommission rechnen für 2025 mit einer Stagnation der deutschen Wirtschaft. (Quelle: Zeit Online)
Wirtschaftsbereich | Wachstum Q1 2025 |
---|---|
Bruttoinlandsprodukt (BIP) | +0,4 % |
Baugewerbe | +0,9 % |
Verarbeitendes Gewerbe | +1,0 % |
Private Konsumausgaben | +0,5 % |
Investitionen in Bauten | +0,5 % |
Investitionen in Ausrüstungen | +0,7 % |
Infobox: Die deutsche Wirtschaft wuchs im ersten Quartal 2025 um 0,4 Prozent, doch Experten warnen vor einer möglichen Stagnation im weiteren Jahresverlauf.
Wirtschaftswachstum: Doppelt so stark wie erwartet, aber Rezessionsgefahr bleibt
Das Statistische Bundesamt meldet für das erste Quartal 2025 ein Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent – doppelt so viel wie zunächst geschätzt. Steigende Exporte und höhere Konsumausgaben der Verbraucher sorgten für Auftrieb beim Bruttoinlandsprodukt. Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe und die Exporte entwickelten sich besser als angenommen. Die privaten Konsumausgaben stiegen um 0,5 Prozent, die Investitionen in Bauten um 0,5 Prozent und in Ausrüstungen um 0,7 Prozent.
Volkswirte sehen das Wachstum jedoch als einmaligen Effekt, ausgelöst durch Vorzieheffekte im Zollstreit mit den USA. ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski bezeichnet das erste Quartal 2025 als das beste seit dem dritten Quartal 2022, warnt aber vor einer „positiven Eintagsfliege“. Die Prognosen für die deutsche Wirtschaft wurden zuletzt gesenkt: Der Sachverständigenrat, der Internationale Währungsfonds und die EU-Kommission erwarten für 2025 nur noch eine Stagnation. Für 2026 wird ein Wachstum von 1,0 Prozent prognostiziert. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil sieht nach Gesprächen im Kreis der G7 positive Signale im Zollstreit. Die Bundesregierung plant bis Mitte Juli ein Entlastungspaket für Unternehmen, das eine Senkung der Stromsteuer und erste Arbeitsmarktreformen enthalten soll. (Quelle: Deutsche Handwerks Zeitung)
- Wirtschaftswachstum Q1 2025: +0,4 %
- Prognose für 2025: Stagnation
- Prognose für 2026: +1,0 % Wachstum
- Geplante Maßnahmen: Senkung der Stromsteuer, Arbeitsmarktreformen
Infobox: Trotz des starken Wachstums im ersten Quartal 2025 droht der deutschen Wirtschaft das dritte Jahr ohne Wachstum in Folge. Reformen und eine Lösung im Zollstreit könnten für neuen Schwung sorgen.
Einschätzung der Redaktion
Die anhaltende Kritik der bayerischen Wirtschaft an den verschärften Grenzkontrollen unterstreicht die hohe Sensibilität regionaler Wirtschaftsräume für politische Maßnahmen, die den grenzüberschreitenden Waren- und Personenverkehr beeinträchtigen. Die gemeldeten Umsatzrückgänge von bis zu 20 Prozent sowie die erheblichen Verzögerungen im Lieferverkehr und bei Grenzpendlern zeigen, dass solche Kontrollen nicht nur kurzfristige Störungen verursachen, sondern auch strukturelle Risiken für die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der betroffenen Regionen bergen. Die seltene öffentliche Kritik aus wirtschaftsnahen Kreisen an der Landespolitik signalisiert einen deutlichen Handlungsbedarf, um wirtschaftliche Schäden zu begrenzen und praktikable Lösungen zu finden, die sowohl Sicherheitsinteressen als auch die Erfordernisse des Wirtschaftsstandorts berücksichtigen.
- Wirtschaftliche Einbußen durch Grenzkontrollen sind erheblich und betreffen mehrere Branchen.
- Die politische Debatte sollte stärker auf praktikable und wirtschaftsverträgliche Lösungen ausgerichtet werden.
- Die seltene offene Kritik aus der Wirtschaft erhöht den Druck auf die Politik, Anpassungen vorzunehmen.
Quellen:
- Wirtschaft kritisiert Grenzkontrollen
- EU-Zölle gegen Russland-Produkte – gezielte Maßnahmen gegen Putins Wirtschaft
- Hochschulpreis 2025 des Referats für Arbeit und Wirtschaft
- Handelsblatt - Nachrichten aus Finanzen, Wirtschaft und Politik
- Die Wirtschaft wächst stärker als erwartet
- Wirtschaftskrise: Deutsche Wirtschaft wächst im ersten Quartal stärker als erwartet