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Wirtschaftliche Turbulenzen in der Türkei, eine zaghafte Erholung in Ostdeutschland, milliardenschwere Steuerpläne der Bundesregierung und ein spektakulärer Deal in der globalen Stahlindustrie: Der aktuelle Pressespiegel beleuchtet die zentralen Herausforderungen und Wendepunkte, die Märkte und Unternehmen in Bewegung halten.
Türkei: Wirtschaftskrise mit 35 Prozent Inflation und 46 Prozent Zinsen
Die türkische Wirtschaft befindet sich weiterhin in einer schweren Krise. Die Inflationsrate liegt aktuell bei 35 Prozent, während der Leitzins auf 46 Prozent angehoben wurde. Besonders die Finanzwerte an der Börse mussten nach der Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu im März starke Verluste hinnehmen. Inzwischen gibt es jedoch wieder Hoffnung auf eine Erholung, da Bankaktien von möglichen Leitzinssenkungen profitieren könnten. Die türkische Bank BBVA-Garanti analysiert in ihrem aktuellen Konjunkturbericht, dass Bankaktien von der Hoffnung auf Leitzinssenkungen profitieren.
Die politische Unsicherheit und der Krieg in der Nachbarschaft belasten die Wirtschaft zusätzlich. Die Regierung und die Notenbank stehen vor der Herausforderung, die hohe Teuerung und die wirtschaftliche Stagnation zu bekämpfen. Die Entwicklung an den Aktienmärkten bleibt volatil, insbesondere im Finanzsektor.
Inflationsrate | Leitzins |
---|---|
35 % | 46 % |
Infobox: Die Türkei kämpft mit einer der höchsten Inflationsraten weltweit und einem extrem hohen Leitzins. Die Unsicherheit an den Märkten bleibt hoch. (Quelle: FAZ)
Ostdeutsche Wirtschaft: Allmähliche Erholung laut Ifo Dresden
Das Dresdner Ifo-Institut sieht Anzeichen für eine allmähliche Erholung der ostdeutschen Wirtschaft. In ihrer Sommerprognose gehen die Wissenschaftler davon aus, dass das konjunkturelle Tief überwunden ist. Für das Jahr 2025 wird ein Wachstum der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent erwartet, für 2026 ein Anstieg um 1,3 Prozent. Die Impulse kommen vor allem durch geplante fiskalische Maßnahmen der Bundesregierung, wobei diese in Ostdeutschland weniger stark wirken als in den westdeutschen Bundesländern.
Die geplante Erhöhung der Militärausgaben wird laut Ifo-Institut im Osten kaum Wirkung zeigen, da die Rüstungsindustrie dort ein geringeres Gewicht hat. Positiv werden die geplanten Infrastrukturausgaben bewertet, allerdings wird kurzfristig nur wenig davon in Ostdeutschland ankommen, da es an Arbeitskräften und Planungskapazitäten mangelt. Der Arbeitsmarkt bleibt schwach: Für 2025 wird ein Rückgang um 0,1 Prozent prognostiziert, 2026 soll es ein leichtes Plus von 0,2 Prozent geben.
Jahr | Wirtschaftswachstum Ostdeutschland | Arbeitsmarkt Ostdeutschland |
---|---|---|
2025 | +0,3 % | -0,1 % |
2026 | +1,3 % | +0,2 % |
Infobox: Die ostdeutsche Wirtschaft erholt sich langsam, bleibt aber hinter dem Westen zurück. Infrastrukturausgaben und fiskalische Maßnahmen geben Impulse, der Arbeitsmarkt bleibt jedoch schwach. (Quelle: Tagesspiegel)
Bundesregierung plant milliardenschweren Investitionsbooster
Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf für ein steuerliches Investitionssofortprogramm zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland eingebracht. Ein zentraler Punkt ist ein zeitlich begrenzter „Investitionsbooster“: Unternehmen können in den Jahren 2025, 2026 und 2027 bewegliche Wirtschaftsgüter mit jeweils bis zu 30 Prozent von der Steuer absetzen. Ab 2028 soll die Körperschaftssteuer von derzeit 15 auf zehn Prozent gesenkt werden, und zwar bis 2032 um jährlich einen Prozentpunkt. Weitere Maßnahmen sind eine erweiterte steuerliche Begünstigung von Elektro-Dienstwagen und die Erhöhung der steuerlichen Forschungsförderung.
Die geplanten Maßnahmen führen laut Gesetzentwurf zwischen 2025 und 2029 zu Steuerausfällen von mehr als 48 Milliarden Euro für Bund, Länder und Gemeinden. Länder und Kommunen müssten davon zusammen gut 30 Milliarden Euro tragen, die Kommunen alleine 13,5 Milliarden Euro. Die Länder fordern einen Ausgleich dieser Mindereinnahmen nach dem Prinzip „Wer bestellt, bezahlt“. Die Bundesregierung will das Gesetz noch vor der Sommerpause verabschieden, spätestens am 11. Juli. Kommt es bis dahin zu keiner Einigung, könnte der Vermittlungsausschuss angerufen werden.
Maßnahme | Zeitraum | Steuerausfälle (Mrd. €) |
---|---|---|
Investitionsbooster | 2025-2027 | --- |
Gesamte Steuerausfälle (2025-2029) | 2025-2029 | 48 |
Davon Länder und Kommunen | 2025-2029 | 30 |
Davon Kommunen | 2025-2029 | 13,5 |
- Ab 2028: Körperschaftssteuer sinkt von 15 auf 10 Prozent bis 2032
- Weitere Maßnahmen: Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie, höhere Pendlerpauschale, vollständige Agrardiesel-Rückvergütung ab 2026
Infobox: Die Bundesregierung plant umfangreiche steuerliche Entlastungen für Unternehmen, die jedoch zu erheblichen Steuerausfällen bei Ländern und Kommunen führen. Die Einigung über einen Ausgleich ist noch offen. (Quelle: Rundschau Online)
Nippon Steel übernimmt US Steel – Einigung durch Trumps Zustimmung
Nach 18 Monaten Unsicherheit darf der japanische Stahlhersteller Nippon Steel den US-Konzern US Steel übernehmen. Möglich wurde dies durch eine spezielle Vereinbarung mit der US-Regierung unter Donald Trump. US Steel, gegründet 1901 und lange Zeit der größte Stahlhersteller der Welt, geht damit zu 100 Prozent in den Besitz von Nippon Steel über. Die Nachrichtenagentur Kyodo berichtet, dass die Übernahme an diesem Mittwoch vollzogen werden soll.
Die Einigung wurde durch eine sogenannte „goldene Aktie“ der US-Regierung ermöglicht, die Trump für die Zustimmung zur Übernahme nutzte. Damit bleibt ein Symbolunternehmen der amerikanischen Industrie zwar in ausländischer Hand, aber unter bestimmten Auflagen und mit Zustimmung der US-Regierung. Für Nippon Steel und US Steel ist dies ein bedeutender Schritt in der globalen Stahlindustrie.
- US Steel wird zu 100 Prozent von Nippon Steel übernommen
- Die Übernahme wurde durch eine Vereinbarung mit der US-Regierung unter Donald Trump ermöglicht
Infobox: Die Übernahme von US Steel durch Nippon Steel ist ein Meilenstein in der internationalen Stahlindustrie und wurde durch eine spezielle Vereinbarung mit der US-Regierung unter Donald Trump ermöglicht. (Quelle: SZ.de)
Einschätzung der Redaktion
Die anhaltend hohe Inflation und der drastisch erhöhte Leitzins in der Türkei verdeutlichen die Schwere der wirtschaftlichen Schieflage. Die Kombination aus politischer Unsicherheit, externen Konflikten und massiven geldpolitischen Eingriffen erhöht das Risiko für eine weitere Destabilisierung der Märkte. Die kurzfristigen Hoffnungen auf eine Erholung im Bankensektor können die strukturellen Probleme nicht überdecken. Ohne nachhaltige politische und wirtschaftliche Reformen bleibt die Gefahr bestehen, dass die Türkei in eine noch tiefere Krise rutscht und das Vertrauen von Investoren weiter schwindet.
- Extrem hohe Inflation und Zinsen belasten Wirtschaft und Gesellschaft
- Politische Unsicherheit verschärft die Lage zusätzlich
- Strukturelle Reformen sind dringend erforderlich, um eine nachhaltige Stabilisierung zu erreichen
Quellen:
- Türkei: 35 Prozent Inflation, 46 Prozent Zinsen – und nun?
- Update Wirtschaft vom 18.06.2025
- Konjunktur: Ifo Dresden: Ostdeutsche Wirtschaft erholt sich allmählich
- Rundschau-Debatte des Tages: Was plant die Bundesregierung für die Wirtschaft?
- Nippon Steel kauft US Steel: Donald Trump genehmigt die Übernahme - Wirtschaft - SZ.de
- Wirtschaft vor acht