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Deutschlands Wirtschaft steht vor einer entscheidenden Phase: Investitionen, Strukturreformen und mehr Eigenverantwortung sollen die Wettbewerbsfähigkeit sichern, während Arbeitskräftemangel, Teilzeitfalle und internationale Unsicherheiten neue Herausforderungen schaffen. Parallel dazu verschärfen sich die Risiken auf den globalen Finanzmärkten – von der US-Schuldenkrise bis zum Tech-Konflikt zwischen Apple und Epic Games. Der Pressespiegel beleuchtet, wie Politik, Unternehmen und Gesellschaft auf diese Entwicklungen reagieren und welche Weichen jetzt gestellt werden müssen.
Wirtschaftswende in Deutschland: Mut und Eigenverantwortung gefordert
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat angekündigt, dass die Deutschen noch in diesem Sommer die Wirtschaftswende spüren sollen. Geplant sind umfangreiche Investitionen in alte und neue Industrien, darunter mehr Autos, Panzer, Hochleistungschips und Biochemie sowie der lang geforderte Bürokratieabbau. Ziel ist es, die Resilienz des Landes zu stärken. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass Investitionen der öffentlichen Hand oft lange brauchen, bis sie in der Realwirtschaft ankommen. Die angekündigten Maßnahmen werden der deutschen Wirtschaft helfen, jedoch nicht sofort und das Ausmaß bleibt unklar. Entscheidend für einen nachhaltigen Effekt sind Strukturreformen wie Bürokratieabbau, bessere Marktzugänge für Forschung und Innovation sowie mehr Risikokapital. Auch im Bereich Sicherheit sind mehr Investitionen notwendig, reichen aber nicht aus. Während andere Länder wie Finnland und Schweden ihre Bevölkerung auf Krisen vorbereiten, bleibt Deutschland zurückhaltend. Es wird gefordert, neben wirtschaftlichen Maßnahmen auch einen nationalen, zivilen Verteidigungsplan zu entwickeln, der die Bevölkerung als Ressource einbindet.
Quelle: Frankfurter Rundschau
- Investitionen in alte und neue Industrien geplant
- Bürokratieabbau und Strukturreformen als Schlüssel
- Mehr Mut und Eigenverantwortung gefordert
- Auch im Bereich Sicherheit sind umfassende Maßnahmen notwendig
„Geld alleine reicht nicht – weder bei Wirtschaft noch bei Sicherheit. Für die richtig große Wende braucht es mehr Mut und Eigenverantwortung.“ (Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der Bank ING in Frankfurt)
Infobox: Die Wirtschaftswende in Deutschland setzt auf Investitionen, Bürokratieabbau und Eigenverantwortung. Die Umsetzung wird jedoch Zeit benötigen.
Arbeitszeiten im internationalen Vergleich: Deutschland nutzt Potenzial nicht aus
Nach Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) arbeiten die Deutschen im internationalen Vergleich weniger Stunden als die meisten anderen Wirtschaftsnationen. Im Jahr 2023 lag die durchschnittliche Arbeitszeit pro Einwohner im Erwerbsalter bei rund 1.013 Stunden. Zum Vergleich: Italien kam 2023 auf 1.066 Stunden, Spanien auf 1.067 Stunden und Ungarn sogar auf 1.258 Stunden. Während die Arbeitszeit in Deutschland seit den 1970er-Jahren gesunken ist, gibt es seit der Wiedervereinigung einen leichten Anstieg. IW-Präsident Michael Hüther warnt, dass bis zum Ende des Jahrzehnts rund 4,2 Milliarden Arbeitsstunden fehlen werden. Der Fachkräftemangel ist bereits spürbar, etwa durch häufig geschlossene Restaurants und überarbeitete Pflegekräfte.
Quelle: AD HOC NEWS
Land | Arbeitsstunden 2013 | Arbeitsstunden 2023 |
---|---|---|
Deutschland | 1.013 | 1.013 |
Italien | 945 | 1.066 |
Spanien | 926 | 1.067 |
Ungarn | 1.011 | 1.258 |
Infobox: Deutschland nutzt sein Arbeitskräftepotenzial unterdurchschnittlich aus. Bis 2030 könnten 4,2 Milliarden Arbeitsstunden fehlen.
Mehr Erwerbstätigkeit von Frauen: Arbeitsministerin fordert bessere Bedingungen
Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) fordert die Wirtschaft auf, mit besseren Arbeitsbedingungen die Erwerbstätigkeit von Frauen zu steigern. Viele Frauen in Deutschland arbeiten unfreiwillig in Teilzeit, da es an Kinderbetreuung und familienfreundlichen Arbeitsmodellen mangelt. Nach Angaben des Arbeitsministeriums arbeiten nur elf Prozent der Männer in Teilzeit, aber knapp 49 Prozent der Frauen. Wenn die 9,3 Millionen Frauen in Teilzeit ihre Arbeitszeit um zehn Prozent erhöhen würden, entspräche das einer halben Million zusätzlicher Vollzeitstellen. Die Regierung plant, den Ausbau der Kinderbetreuung voranzutreiben und steuerliche Prämien für den Wechsel in Vollzeit zu fördern.
Quelle: AD HOC NEWS
- Nur 11% der Männer, aber 49% der Frauen arbeiten in Teilzeit
- 9,3 Millionen Frauen könnten durch 10% mehr Arbeitszeit eine halbe Million Vollzeitstellen schaffen
- Maßnahmen: Ausbau der Kinderbetreuung, steuerliche Prämien für Vollzeitwechsel
Infobox: Die Steigerung der Erwerbstätigkeit von Frauen gilt als wichtiger Hebel gegen den Arbeitskräftemangel. Verbesserte Arbeitsbedingungen und Kinderbetreuung stehen im Fokus.
Staatsbankrott-Gefahr in den USA: Trumps Zollpolitik und globale Folgen
Die US-Wirtschaft hat durch die von Donald Trump eingeführten Zölle einen Rückschlag erlitten. Im ersten Quartal des Jahres ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) annualisiert um 0,3 Prozent gesunken. Experten hatten lediglich mit einer Verlangsamung des Wachstums gerechnet. Die Unsicherheit an den Märkten stieg, Anleger verloren Vertrauen in US-Staatsanleihen. Die US-Staatsverschuldung liegt laut US-Finanzministerium bei 36,2 Billionen Dollar und damit über dem vom Kongress festgelegten Limit von 36,1 Billionen Dollar. Ökonom Hans-Werner Sinn sieht in Trumps Zollpolitik einen Versuch, die Zahlungsunfähigkeit der USA durch wirtschaftlichen Druck auf Handelspartner abzuwenden. Ein Vorschlag sieht vor, dass Gläubiger wie Deutschland, China, Kanada oder Japan US-Staatsanleihen gegen unverzinste hundertjährige Bonds eintauschen. Sollte es zu einem Staatsbankrott kommen, müssten Banken Kursverluste hinnehmen und ihre Bilanzen korrigieren, was Konkursgefahren schafft.
Quelle: Frankfurter Rundschau
Kennzahl | Wert |
---|---|
US-Staatsverschuldung | 36,2 Billionen Dollar |
Kongress-Limit | 36,1 Billionen Dollar |
BIP-Wachstum Q1 | -0,3 % (annualisiert) |
„Es hat sich herumgesprochen, dass die USA auf dem letzten Loch pfeifen.“ (Hans-Werner Sinn, Ökonom)
Infobox: Die US-Wirtschaft steht durch hohe Verschuldung und Zollpolitik unter Druck. Ein Staatsbankrott hätte weltweite Folgen.
Fortnite erneut aus europäischen App-Stores verschwunden
Das Online-Spiel „Fortnite“ ist in Europa wieder nicht mehr auf iPhones verfügbar. Grund ist ein erneuter Streit zwischen der Entwicklerfirma Epic Games und Apple. Epic hatte versucht, nach einem Gerichtsurteil die App auch in den USA in den App Store zurückzubringen und reichte eine einheitliche Version für den US-Markt und die EU bei Apple ein. Apple verweigerte jedoch die Aufnahme in den US-App-Store und forderte Epic auf, auf die Platzierung im US-Store zu verzichten, damit die App in anderen Regionen nicht beeinträchtigt werde. Epic kündigte daraufhin an, dass „Fortnite“ auf iPhones weltweit offline bleiben werde, bis Apple die Blockade aufhebe. Der Konflikt zwischen Epic und Apple besteht bereits seit August 2020, als Epic eine Version von „Fortnite“ in den App Store einschleuste, die Apples Bezahlsystem umging. In der EU war „Fortnite“ im vergangenen Jahr über alternative App-Stores zurückgekehrt, die Apple nach dem Digital-Gesetz DMA zulassen musste.
Quelle: Die Rheinpfalz
- Streit zwischen Epic Games und Apple führt zu erneuter Entfernung von „Fortnite“
- Epic fordert gerichtliche Aufnahme in den US-App-Store
- Konflikt besteht seit August 2020
Infobox: „Fortnite“ bleibt auf iPhones weltweit offline, bis der Streit zwischen Epic und Apple beigelegt ist.
Moody’s stuft US-Anleihen herab: Gründe und Folgen
Die Ratingagentur Moody’s hat das Rating für US-Anleihen von der Bestnote „Aaa“ auf „Aa1“ herabgestuft. Grund sind die über mehr als eine Dekade stark gestiegenen Staatschulden und Zinszahlungen, die das Niveau vergleichbarer Länder deutlich übersteigen. Die Zinszahlungen für US-Staatsanleihen entsprechen in diesem Jahr ungefähr dem Bruttoinlandsprodukt von Israel oder Schweden und übersteigen die Ausgaben für Verteidigung. Nach Berechnungen von Moody’s könnten die Zinszahlungen im Jahr 2035 rund 30 Prozent der Staatseinnahmen ausmachen. Die Herabstufung folgt ähnlichen Schritten von Standard & Poor’s (2011) und Fitch (2023). Moody’s kritisiert, dass es der US-Regierung und dem Kongress nicht gelingt, den Trend zu immer größeren Defiziten und Zinskosten zu stoppen. Die geplante Verlängerung der Steuerreform von 2017 würde das Defizit binnen zehn Jahren um 4 Billionen Dollar erhöhen. 2035 würde das Defizit rund 9 Prozent des BIP betragen, die Schuldenquote läge bei 134 Prozent des BIP (2024: 94 Prozent). Die Renditen für Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit lagen zuletzt zwischen 4,45 und 4,5 Prozent.
Quelle: FAZ.NET
Kennzahl | Wert |
---|---|
Rating (alt) | Aaa |
Rating (neu) | Aa1 |
Schuldenquote 2024 | 94 % des BIP |
Schuldenquote 2035 (prognostiziert) | 134 % des BIP |
Defizit 2035 (prognostiziert) | 9 % des BIP |
Rendite 10-jährige Anleihen | 4,45 – 4,5 % |
„Die Zinszahlungen für US-Staatsanleihen entsprechen in diesem Jahr ungefähr dem Bruttoinlandsprodukt von Israel oder Schweden und übersteigen die Ausgaben für Verteidigung.“ (Moody’s)
Infobox: Moody’s stuft US-Anleihen wegen steigender Schulden und Zinslast herab. Die US-Schuldenquote könnte bis 2035 auf 134 Prozent des BIP steigen.
Einschätzung der Redaktion
Die angekündigte Wirtschaftswende markiert einen entscheidenden Wendepunkt für die deutsche Wirtschaftspolitik. Die Kombination aus Investitionen, Bürokratieabbau und der Forderung nach mehr Eigenverantwortung adressiert zentrale Schwächen des Standorts. Entscheidend wird sein, ob die Umsetzung tatsächlich konsequent erfolgt und ob die Maßnahmen über Symbolpolitik hinausgehen. Ohne tiefgreifende Strukturreformen und eine neue Risikokultur droht die Wirkung zu verpuffen. Die Einbindung der Bevölkerung in einen zivilen Verteidigungsplan wäre ein innovativer Schritt, der die Resilienz Deutschlands nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich stärken könnte. Die Bereitschaft, mutige und unpopuläre Entscheidungen zu treffen, wird zum Gradmesser für den Erfolg dieser Wende.
- Strukturreformen und Bürokratieabbau sind für nachhaltigen Erfolg unerlässlich.
- Die Einbindung der Bevölkerung in Sicherheitskonzepte kann die Resilienz stärken.
- Mut und Eigenverantwortung sind zentrale Voraussetzungen für eine echte Transformation.
Quellen:
- Mehr Mut: Wie die Wirtschaftswende gelingen kann
- Laut einer Berechnung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) arbeiten die Deutschen im internat
- Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) fordert die Wirtschaft auf, mit besseren Arbeitsbedingunge
- Staatsbankrott nach Trumps Zolldesaster? USA plant Rettung mit deutscher Beteiligung
- «Fortnite» verschwindet in Europa wieder aus den App-Stores
- Warum Moody’s das Rating für US-Anleihen herabstuft