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Norddeutschland ringt um Investitionen, die EU schottet sich gegen chinesische Anbieter ab, die USA stehen vor einer massiven Geldschwemme, Russlands Wirtschaft droht die Rezession und Europas Gasversorgung wird neu ausgerichtet – während in Eisenhüttenstadt die Hoffnung auf grünen Stahl vorerst begraben ist. Der aktuelle Pressespiegel beleuchtet die zentralen wirtschaftlichen Weichenstellungen und Herausforderungen, die Unternehmen, Politik und Gesellschaft in den kommenden Monaten prägen werden.
IG Metall fordert mehr Investitionen in Norddeutschland
Die IG Metall sieht dringenden Handlungsbedarf bei norddeutschen Unternehmen. Nach Ansicht von Daniel Friedrich, Chef des IG-Metall-Bezirks Küste, reichen die bisherigen Investitionssummen nicht aus, um den industriellen Wandel erfolgreich zu gestalten. Auf einer Zukunftskonferenz in Bremen diskutierten rund 130 Betriebsräte aus norddeutschen Betrieben mit mehr als 88.000 Beschäftigten über die Herausforderungen und Chancen der Region.
Die Gewerkschaft fordert neben Investitionsanreizen auch einen verlässlichen und günstigen Industriestrom sowie klare industriepolitische Leitplanken. Friedrich betonte, dass Unternehmen, die in Deutschland Geschäfte machen oder Unterstützung erhalten, auch Wertschöpfung und Standorte im Land schaffen und sichern müssten. Vergabeverfahren sollten stärker darauf ausgerichtet werden, Produktion und Innovation in Deutschland und Europa zu stärken. Die Konferenz stand unter dem Motto „Mitbestimmung und Wandel der Arbeit an der Küste“ und thematisierte, wie der Norden zukunftssicher aus dem Strukturwandel hervorgehen kann. Zu den Rednern zählten unter anderem Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD), Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg sowie Maren Baumhauer von der TU Hamburg. (Quelle: SZ.de)
Teilnehmer | Beschäftigte | Forderungen |
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130 Betriebsräte | 88.000+ | Mehr Investitionen, günstiger Industriestrom, industriepolitische Leitplanken |
Infobox: Die IG Metall fordert von Unternehmen und Politik in Norddeutschland mehr Investitionen und klare Rahmenbedingungen, um die Chancen des industriellen Wandels zu nutzen.
EU schließt chinesische Unternehmen von öffentlichen Aufträgen aus
Die EU-Kommission hat beschlossen, chinesische Unternehmen künftig von bestimmten öffentlichen Aufträgen auszuschließen. Ziel ist es, die Abhängigkeit von China zu verringern und die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen zu stärken. Die Maßnahme betrifft insbesondere Bereiche, in denen chinesische Anbieter als besonders dominant gelten.
Mit diesem Schritt reagiert die EU auf die wachsende Konkurrenz aus China und will sicherstellen, dass europäische Unternehmen bei öffentlichen Ausschreibungen nicht benachteiligt werden. Die Entscheidung ist Teil einer umfassenderen Strategie, die Beziehungen zu China neu zu justieren und die europäische Wirtschaft widerstandsfähiger zu machen. (Quelle: Deutschlandfunk)
- Chinesische Unternehmen werden von bestimmten EU-Aufträgen ausgeschlossen.
- Ziel ist die Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit.
Infobox: Die EU setzt ein Zeichen gegen die Dominanz chinesischer Anbieter und will die eigene Wirtschaft durch gezielte Ausschlüsse schützen.
Arthur Hayes: US-Regierung wird 9 Billionen US-Dollar drucken
Der Finanzexperte Arthur Hayes prognostiziert, dass die US-Regierung 9.000.000.000.000 US-Dollar drucken wird, um die Wirtschaft zu stützen. Diese Aussage unterstreicht die Erwartung massiver geldpolitischer Maßnahmen in den USA.
Hayes sieht in dieser Entwicklung eine Reaktion auf wirtschaftliche Herausforderungen und betont die Dimension der geplanten Geldschöpfung. (Quelle: FinanzNachrichten.de)
Prognostizierte Geldmenge |
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9.000.000.000.000 US-Dollar |
Infobox: Arthur Hayes erwartet eine massive Ausweitung der Geldmenge durch die US-Regierung in Höhe von 9 Billionen US-Dollar.
Russlands Wirtschaft an der Schwelle zur Rezession
Russlands Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow warnt auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg vor einem „Übergang in eine Rezession“. Nach seinen Angaben kühlt die Wirtschaft ab, und die Investitionen könnten im dritten und vierten Quartal unter dem Vorjahresniveau liegen. Das derzeitige Zinsniveau demotiviere Unternehmer zu investieren.
Die russische Zentralbank hatte ihren Leitzins im Oktober vergangenen Jahres auf 21 Prozent angehoben und erst kürzlich auf 20 Prozent gesenkt. Während die Rüstungsindustrie boomt und die Produktion von Munition und Waffen im Vergleich zu 2021 um das „Zigfache“ gestiegen ist, kränkeln zivile Sektoren wie Bau, Immobilien und Autobau. Kritiker bemängeln, dass das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts vor allem auf die Kriegsproduktion zurückzuführen ist und nicht auf eine Verbesserung des Lebensstandards der Bevölkerung. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Leitzins (Okt. 2024) | Leitzins (Juni 2025) | Boomende Branche |
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21 % | 20 % | Rüstungsindustrie |
Infobox: Russlands Wirtschaft steht laut Minister Reschetnikow an der Schwelle zur Rezession, während die Rüstungsindustrie weiter wächst und zivile Sektoren schwächeln.
EU plant vollständigen Ausstieg aus russischem Gas
Die Europäische Kommission plant, die Einfuhr von russischem Gas und Flüssigerdgas in die EU bis Ende 2027 vollständig einzustellen. Ab dem 1. Januar 2026 sollen Importe aus neuen russischen Gas- und LNG-Verträgen verboten werden, die bis Ende 2025 unterzeichnet werden. Ab dem 1. Januar 2028 gilt ein Verbot für Importe aus langfristigen Verträgen.
Im Jahr 2024 machten Gaslieferungen aus Russland 19 Prozent der EU-Gasimporte aus, während es vor der Invasion der Ukraine 2022 noch 45 Prozent waren. Der Anteil soll in diesem Jahr auf 13 Prozent sinken. Die EU verfügt über eine Infrastrukturkapazität, um jährlich 250 Milliarden Kubikmeter Flüssigerdgas zu importieren, hat im vergangenen Jahr jedoch weniger als die Hälfte davon genutzt. Ungarn und die Slowakei kritisieren die Pläne und befürchten steigende Preise. (Quelle: Merkur)
Jahr | Russischer Gasanteil an EU-Importen |
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2022 | 45 % |
2024 | 19 % |
Prognose 2025 | 13 % |
Infobox: Die EU will bis 2027 vollständig auf russisches Gas verzichten und setzt auf alternative Lieferanten und eine bessere Nutzung der LNG-Kapazitäten.
ArcelorMittal stoppt Pläne für grünen Stahl in Eisenhüttenstadt
Die geplante größte Zukunftsinvestition in Eisenhüttenstadt, die Produktion von „grünem“ Stahl, wird nicht umgesetzt. ArcelorMittal hat entschieden, weiterhin auf Kohle und Koks zu setzen. Damit bleibt der erhoffte Wandel zur klimafreundlichen Stahlproduktion aus.
Die Entscheidung ist ein Rückschlag für die Energiewende in der Stahlindustrie und für die Region Eisenhüttenstadt, die auf neue, nachhaltige Arbeitsplätze gehofft hatte. (Quelle: rbb24 Inforadio)
- ArcelorMittal stoppt Investition in grünen Stahl.
- Weiterhin Einsatz von Kohle und Koks.
Infobox: Die Stahlindustrie in Eisenhüttenstadt bleibt vorerst bei konventionellen Produktionsmethoden, die geplante Umstellung auf grünen Stahl wurde abgesagt.
Einschätzung der Redaktion
Die Forderung nach verstärkten Investitionen und klaren industriepolitischen Leitplanken in Norddeutschland ist angesichts des anhaltenden Strukturwandels von hoher Bedeutung. Ohne gezielte Maßnahmen droht die Region, im Wettbewerb um Zukunftstechnologien und nachhaltige Arbeitsplätze zurückzufallen. Ein verlässlicher und günstiger Industriestrom ist dabei ein entscheidender Standortfaktor, um Unternehmen zu halten und neue Ansiedlungen zu ermöglichen. Die Einbindung der Betriebsräte zeigt, dass die Transformation nur mit starker Mitbestimmung und sozialer Absicherung gelingen kann. Die konsequente Ausrichtung von Vergabeverfahren auf Wertschöpfung und Innovation in Deutschland und Europa könnte zudem die regionale Wirtschaft stärken und Abwanderungstendenzen entgegenwirken.
- Investitionen und Rahmenbedingungen sind zentrale Hebel für die Zukunftsfähigkeit Norddeutschlands.
- Mitbestimmung und sozialer Dialog bleiben Schlüsselfaktoren im Wandel.
- Standortpolitik muss gezielt auf nachhaltige Wertschöpfung und Innovation ausgerichtet werden.
Quellen:
- „Arbeit an der Küste“ - IG Metall: Norddeutsche Firmen müssen mehr investieren - Wirtschaft - SZ.de
- Wirtschaft - Brüssel schließt Unternehmen aus China von EU-Aufträgen aus
- Für die Wirtschaft: Arthur Hayes: US-Regierung wird 9.000.000.000.000 US-Dollar drucken
- Russlands Wirtschaft in der Krise: Es droht ein „Übergang in eine Rezession“
- Schlag für Putin: EU zieht Russlands Wirtschaft den Energie-Stecker
- Wirtschaft - Grüner Stahl - Arcelor steigt in Eisenhüttenstadt aus