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Die Würth-Gruppe signalisiert nach einem Gewinneinbruch vorsichtige Zuversicht, während steigende Auftragseingänge auf eine mögliche Trendwende hindeuten. Parallel dazu rücken neue Industrieansiedlungen bei der PCK-Raffinerie in den Fokus der Brandenburger Wirtschaftspolitik. Trotz Diversitätsinitiativen bleibt der Zugang zur Wirtschaftselite in Deutschland weiterhin stark von der sozialen Herkunft geprägt. International sorgt Nvidia mit einem historischen Börsenwert von über vier Billionen Dollar für Schlagzeilen, während Unicredit mit dem Einstieg als größter Aktionär der Commerzbank die deutsche Bankenlandschaft neu ordnet.
Würth-Gruppe: Anzeichen für leichte Aufbruchstimmung trotz Gewinneinbruch
Die Würth-Gruppe, Weltmarktführer im Bereich Befestigungs- und Montagetechnik, verzeichnet nach einem schwierigen Vorjahr erste Anzeichen einer leichten Aufbruchstimmung. Im ersten Halbjahr 2025 stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,2 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro. Besonders auffällig ist der Auftragseingang bei einer Tochter für elektronische Bauteile: Im April lag das Plus bei 26 Prozent, im Mai bei 29 Prozent und im Juni bei 35 Prozent. Konzernchef Robert Friedmann sieht darin einen möglichen Indikator für das Ende der Krise, wie er gegenüber SZ.de erklärte.
Allerdings bleibt der Gewinn weiter rückläufig. Der Gewinn vor Steuern sank in den ersten sechs Monaten um fast ein Zehntel auf 475 Millionen Euro. Gründe hierfür sind laut Finanzchef Ralf Schaich ein zunehmender Preiskampf sowie höhere Kosten für Logistik und Personal. Die Zahl der Beschäftigten lag Ende Juni bei rund 87.200, das sind 1,6 Prozent oder gut 1.400 weniger als ein Jahr zuvor. Es gab jedoch keine betriebsbedingten Kündigungen. Die interne Planung lag über dem erreichten Ergebnis, dennoch rechnet das Unternehmen zum Jahresende mit einem Ergebnis auf Vorjahresniveau.
Kennzahl | Wert |
---|---|
Umsatz H1 2025 | 10,4 Mrd. Euro (+2,2%) |
Gewinn vor Steuern H1 2025 | 475 Mio. Euro (-~10%) |
Beschäftigte (Ende Juni) | 87.200 (-1,6%) |
Auftragseingang (Tochter, Juni) | +35% |
Infobox: Die Würth-Gruppe sieht nach einem Umsatzplus und steigenden Auftragseingängen erste Anzeichen für eine konjunkturelle Besserung, kämpft aber weiterhin mit sinkenden Gewinnen und einem leichten Personalabbau. (Quelle: SZ.de)
Industrieansiedlung bei PCK-Raffinerie: Minister setzt auf neue Perspektiven
Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) setzt sich für die Nutzung von Flächen der PCK-Raffinerie in Schwedt für neue industrielle Ansiedlungen ein. Bisher ist dies ausgeschlossen, da das Einverständnis des Treuhänders und der Geschäftsführung erforderlich ist. Keller äußerte im Wirtschaftsausschuss des Landtags die Hoffnung, dass künftig eine Lösung gefunden wird. Die Raffinerie versorgt weite Teile des Nordostens und Berlin mit Sprit, Heizöl, Kerosin und anderen Produkten. Nach dem Verzicht auf russisches Pipeline-Öl wurde auf andere Quellen umgestellt, und der Bund übernahm die Kontrolle über die deutschen Tochtergesellschaften des russischen Staatskonzerns Rosneft sowie deren Anteile an PCK.
Die Bundesregierung prüft derzeit eine Verlängerung der Treuhänderschaft, um Beschäftigung und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Laut Keller tragen verstärkte Öllieferungen aus Kasachstan dazu bei, dass die wirtschaftliche Auslastung der Raffinerie bei mehr als 90 Prozent liegt.
- Flächen für neue Industrieansiedlungen sollen genutzt werden
- Verlängerung der Treuhänderschaft wird geprüft
- Auslastung der Raffinerie: über 90 Prozent
Infobox: Die PCK-Raffinerie in Schwedt bleibt ein zentrales Thema für Brandenburg. Neue Industrieansiedlungen und eine Verlängerung der Treuhänderschaft könnten die Zukunft des Standorts sichern. (Quelle: SZ.de)
Eliten in der Wirtschaft: Soziale Herkunft dominiert weiterhin
Die deutsche Wirtschaftselite rekrutiert sich laut dem Soziologen Michael Hartmann weiterhin zu über vier Fünfteln aus den oberen drei bis vier Prozent der Bevölkerung. Zwischen 1907 und 1927 gab es einen leichten Wandel, doch in den folgenden 100 Jahren stieg der Anteil der sozialen Aufsteiger nur um knapp zweieinhalb Prozentpunkte. Diversity-Programme sind zwar in zwei Dritteln der Unternehmen mit mindestens 500 Beschäftigten verankert, doch in den obersten Managementebenen bleibt die Elite meist unter sich. Die Allbright Stiftung kritisiert, dass die Personalauswahl für die höchsten Positionen fast ausschließlich in männlicher Hand liegt.
Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund, die Führungspositionen erreichen, stammen laut Hartmann meist aus besonders privilegierten sozialen Schichten. Akademikerkinder beginnen zu etwa 80 Prozent ein Studium, bei Kindern von Nicht-Akademikern sind es nur rund ein Viertel. Managerkinder mit Promotion haben eine 17-mal höhere Chance, in den Vorstand eines der 400 größten Unternehmen zu gelangen, als Arbeiterkinder mit gleicher Qualifikation. Ein Mangel an sozialer Mobilität führt laut PageGroup zu einem jährlichen Verlust von etwa 25 Milliarden Euro an BIP-Wachstum in Deutschland. In den EU27-Ländern könnte das BIP um neun Prozent beziehungsweise 1,3 Billionen Euro steigen, wenn die soziale Mobilität verbessert würde (McKinsey).
Gruppe | Studienanfängerquote |
---|---|
Akademikerkinder | ca. 80% |
Nicht-Akademikerkinder | ca. 25% |
Infobox: Die soziale Herkunft bleibt entscheidend für den Aufstieg in die Wirtschaftselite. Trotz Diversitätsbemühungen sind Top-Positionen weiterhin von einer kleinen, privilegierten Gruppe dominiert. (Quelle: DW)
Nvidia erreicht als erstes Unternehmen einen Börsenwert von über vier Billionen Dollar
Der US-Chipkonzern Nvidia hat am 9. Juli 2025 als erstes Unternehmen die Marke von vier Billionen Dollar beim Börsenwert überschritten. Die Aktie stieg im frühen New Yorker Handel um bis zu 2,8 Prozent auf 164,42 Dollar. Die Marktkapitalisierung lag damit bei etwas mehr als vier Billionen Dollar. Nvidias Chip-Systeme sind weltweit für das Training von Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz gefragt, was das Geschäft in den vergangenen zwei Jahren stark wachsen ließ. Zu den Kunden zählen Schwergewichte wie Google, Meta und OpenAI.
Mit diesem Börsenrekord festigte Nvidia den Status als wertvollstes Unternehmen der Welt. Microsoft folgt mit einem Börsenwert von 3,75 Billionen Dollar, Apple liegt mit 3,1 Billionen Dollar auf Rang drei. Ende 2024 war Apple ebenfalls nah an die Marke von vier Billionen gekommen.
Unternehmen | Börsenwert (Juli 2025) |
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Nvidia | über 4 Billionen Dollar |
Microsoft | 3,75 Billionen Dollar |
Apple | 3,1 Billionen Dollar |
Infobox: Nvidia ist das erste Unternehmen, das einen Börsenwert von über vier Billionen Dollar erreicht. Der KI-Boom treibt das Wachstum weiter an. (Quelle: NZZ)
Unicredit wird größter Aktionär der Commerzbank
Die italienische Großbank Unicredit ist zum größten Aktionär der Commerzbank aufgestiegen. Unicredit hat ihre direkte Aktienbeteiligung und damit ihre Stimmrechte von knapp unter 10 Prozent auf rund 20 Prozent verdoppelt. Damit löst sie den Bund als bisherigen Hauptaktionär ab, der noch gut 12 Prozent der Anteile hält. Sollte Unicredit ihre Beteiligung weiter aufstocken, würde sie bei Erreichen der 30-Prozent-Schwelle gesetzlich verpflichtet, den übrigen Aktionären ein offizielles Übernahmeangebot zu machen.
Das Bundeskartellamt sieht in einer möglichen Übernahme keine wettbewerblichen Probleme. Kartellamtschef Andreas Mundt erklärte, die Maßstäbe seien immer dieselben und es gebe keine Bedenken gegen eine Übernahme durch Unicredit.
- Unicredit hält rund 20 Prozent der Commerzbank-Anteile
- Bund hält noch gut 12 Prozent
- Ab 30 Prozent Beteiligung: Pflichtangebot an alle Aktionäre
Infobox: Unicredit ist neuer Hauptaktionär der Commerzbank und könnte bei weiterer Aufstockung ein offizielles Übernahmeangebot machen. (Quelle: NZZ)
Einschätzung der Redaktion
Die aktuellen Entwicklungen bei der Würth-Gruppe zeigen, wie herausfordernd die Balance zwischen Wachstum und Profitabilität im aktuellen Marktumfeld ist. Trotz eines leichten Umsatzanstiegs und deutlicher Auftragseingänge in einzelnen Segmenten bleibt der anhaltende Gewinnrückgang ein Warnsignal für die gesamte Branche. Die Fähigkeit, sich in einem verschärften Preiskampf und bei steigenden Kosten zu behaupten, wird zunehmend zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Die Reduktion der Beschäftigtenzahl ohne betriebsbedingte Kündigungen deutet auf eine vorsichtige, aber sozialverträgliche Anpassung der Kapazitäten hin. Sollte sich die Auftragsdynamik verstetigen, könnte dies mittelfristig zu einer nachhaltigen Erholung führen. Kurzfristig bleibt jedoch die Margenentwicklung kritisch, und die Erwartungen an das Jahresergebnis sind angesichts der internen Zielverfehlung gedämpft.
- Wachstumssignale vorhanden, aber Margendruck bleibt hoch
- Sozialverträgliche Personalpolitik als positives Signal
- Erholungsperspektive abhängig von nachhaltiger Auftragsentwicklung
Quellen:
- Konjunktur - Würth sieht Zeichen für leichte Aufbruchstimmung - Wirtschaft - SZ.de
- Öl-Raffinerie - Minister will Industrieansiedlung bei PCK ermöglichen - Wirtschaft - SZ.de
- Eliten in der Wirtschaft: Herkunft schlägt Leistung
- Update Wirtschaft vom 09.07.2025
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