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Stärkeres Wachstum in Deutschland, trübe Aussichten für die Konjunktur, ein riskanter Kurs in Argentinien und Russlands Abhängigkeit vom Ölpreis: Der aktuelle Pressespiegel beleuchtet, wie überraschende Impulse, politische Maßnahmen und globale Risiken die Wirtschaftslage in den wichtigsten Volkswirtschaften prägen.
Wirtschaftswachstum in Deutschland: Überraschend positive Entwicklung im ersten Quartal
Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal 2025 deutlich stärker gewachsen als zunächst angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg um 0,4 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ursprünglich war nur ein Plus von 0,2 Prozent errechnet worden. Haupttreiber für das Wachstum waren steigende Exporte, insbesondere von Autos und Arzneimitteln, sowie höhere Konsumausgaben der Verbraucher. Die privaten Konsumausgaben legten um 0,5 Prozent zu, während die Investitionen in Bauten um 0,5 Prozent und in Ausrüstungen um 0,7 Prozent stiegen. Die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand, betonte die „überraschend gute konjunkturelle Entwicklung im März“ und hob die positive Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe hervor.
Dennoch warnen Experten vor zu viel Optimismus: Trotz des Hoffnungsschimmers droht der deutschen Wirtschaft 2025 das dritte Jahr ohne Wachstum in Folge. Der Sachverständigenrat, der Internationale Währungsfonds (IWF) und die EU-Kommission erwarten für 2025 lediglich eine Stagnation. Erst 2026 könnte mit einem Wachstum von 1,0 Prozent gerechnet werden. Die geplanten Milliardenausgaben des Bundes für Verteidigung und Infrastruktur könnten dann als Konjunkturimpuls wirken. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil sieht nach Gesprächen im Kreis der G7 positive Signale im Zollstreit mit den USA, während Wirtschaftsministerin Katherina Reiche ein Entlastungspaket für Unternehmen ankündigte, das unter anderem eine Senkung der Stromsteuer und Arbeitsmarktreformen enthalten soll. (Quelle: T-Online, ZDF)
Wirtschaftsindikator | Veränderung zum Vorquartal |
---|---|
BIP | +0,4 % |
Private Konsumausgaben | +0,5 % |
Investitionen in Bauten | +0,5 % |
Investitionen in Ausrüstungen | +0,7 % |
- Stärkere Exporte und Konsumausgaben treiben das Wachstum.
- Prognosen für 2025 bleiben verhalten, erst 2026 wird mit Wachstum gerechnet.
Infobox: Das BIP stieg im ersten Quartal 2025 um 0,4 Prozent. Die Prognosen für das Gesamtjahr bleiben jedoch zurückhaltend. (Quellen: T-Online, ZDF)
Trübe Konjunkturaussichten: Zollstreit bremst deutsche Wirtschaft
Nach dem kleinen Lichtblick zu Jahresbeginn erwartet die Bundesbank für das zweite Quartal 2025 eine Stagnation der deutschen Wirtschaft. Höhere Zölle auf Einfuhren in die USA belasten die Exporteure zusätzlich, während das Erstarken des Euro Produkte aus dem Euroraum auf den Weltmärkten verteuert. Die Ausfuhren der Maschinenbauer lagen im März 2025 nominal bei 17,9 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht. Dennoch blieben die Exporte im ersten Quartal insgesamt um 3,6 Prozent hinter dem Vorjahreszeitraum zurück, real beträgt die Lücke 5,4 Prozent.
Das Ifo-Geschäftsklima stieg im Mai den fünften Monat in Folge und erreichte mit 87,5 Punkten den höchsten Wert seit Juni 2024. Ifo-Präsident Clemens Fuest sieht darin eine leichte Verbesserung der Stimmung, warnt aber vor zu viel Euphorie. Die „Wirtschaftsweisen“, der IWF und die EU-Kommission erwarten für 2025 eine Stagnation der deutschen Wirtschaft. Konjunkturimpulse werden erst ab 2026 durch geplante Milliardeninvestitionen in Infrastruktur und Verteidigung erwartet. Die Bundesbank betont, dass die gesamtstaatlichen Defizite mittelfristig wieder sinken müssen. (Quelle: Saarbrücker Zeitung)
Exportdaten Maschinenbau (März 2025) | Wert |
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Nominaler Exportwert | 17,9 Mrd. Euro |
Veränderung zum Vorjahr | +1,3 % |
Exportveränderung Q1 gesamt | -3,6 % |
Real (bereinigt um Preissteigerungen) | -5,4 % |
- Stimmung in der Wirtschaft verbessert sich leicht.
- Exportsektor bleibt unter Druck, vor allem durch Zölle und schwache Nachfrage.
Infobox: Die deutsche Wirtschaft stagniert, Exporteure leiden unter Zöllen und schwacher Nachfrage. Erst 2026 werden Impulse durch Investitionen erwartet. (Quelle: Saarbrücker Zeitung)
Argentinien: Schwarzgeld soll Wirtschaft retten
Argentinien kämpft weiterhin mit massiver Inflation und einer schwächelnden Wirtschaft. Im April 2024 erreichte die Inflationsrate einen Rekordwert von knapp 290 Prozent, ist seitdem aber wieder in den zweistelligen Bereich gefallen. Dennoch bleibt das Misstrauen gegenüber der Landeswährung Peso und den Banken hoch. Schätzungen zufolge besitzen die Argentinier zwischen 250 und 400 Milliarden US-Dollar in bar oder im Ausland. Präsident Javier Milei plant, dieses Schwarzgeld durch Lockerung der Meldepflichten und Kapitalverkehrskontrollen in die Wirtschaft zu bringen. Ziel ist es, die Mittel verfügbar zu machen und so das Wachstum zu beschleunigen.
Die Maßnahmen kommen einer Legalisierung von Schwarzgeld gleich, ohne dass Steuern darauf erhoben werden. Milei betont, es gehe nicht um Steuereinnahmen, sondern darum, dass die Menschen frei über ihr Geld verfügen können. Die Löhne in Argentinien bleiben jedoch niedrig: Das Durchschnittsgehalt lag zeitweise bei etwa 200 Euro pro Monat. Viele Bürger können sich selbst Grundnahrungsmittel wie Rindfleisch kaum noch leisten und greifen auf günstigere Alternativen wie Hühnchen zurück. (Quelle: STERN.de)
- Inflation im April 2024: knapp 290 Prozent, aktuell wieder zweistellig.
- Schwarzgeld im Umlauf: 250 bis 400 Milliarden US-Dollar.
- Durchschnittsgehalt: etwa 200 Euro pro Monat.
„Es ist wie eine Legalisierung von Schwarzgeld, aber ohne Steuern zu zahlen“, erklärte Argentiniens Präsident Milei im Fernsehen. „Es geht nicht darum, Steuern einzunehmen, sondern darum, Mittel verfügbar zu machen. Damit die Menschen frei über ihr Geld verfügen können.“
Infobox: Argentinien setzt auf die Legalisierung von Schwarzgeld, um die Wirtschaft zu beleben. Die Inflation bleibt hoch, die Löhne niedrig. (Quelle: STERN.de)
Russland: Sanktionen zeigen begrenzte Wirkung – Ölpreis als Risiko
Die EU hat das 17. Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet, das sich vor allem gegen die sogenannte Schattenflotte von Tankern richtet, mit denen russisches Öl unter Umgehung des EU-Preisdeckels exportiert wird. Alexandra Prokopenko, frühere Beraterin der russischen Zentralbank, betont, dass Sanktionen zwar die Transaktionskosten der russischen Wirtschaft erhöhen, aber keine „Sanktions-Bazooka“ existiert, die Putin zu einer Verhaltensänderung zwingen könnte. Die russische Wirtschaft sei zu anpassungsfähig und zu stark mit der Weltwirtschaft verflochten.
Ein größeres Risiko für Russland stellt der Ölpreis dar: Im Vergleich zum Vorjahr ist der Preis für ein Barrel Rohöl um etwa ein Viertel gefallen und liegt für Russland inzwischen unter 60 Dollar. Die russische Wirtschaft und der Staatshaushalt sind stark von den Öleinnahmen abhängig. Der Nationale Wohlstandsfonds, der als Reserve dient, ist seit Kriegsbeginn um etwa 60 Prozent geschrumpft. Für das laufende Jahr wird nur noch ein anämisches Wachstum erwartet, während die Preissteigerungsrate bei zehn Prozent liegt. Es droht das Szenario einer Stagflation – Nullwachstum bei steigenden Preisen. (Quelle: Capital.de)
Wirtschaftsindikator | Wert |
---|---|
Ölpreis (Barrel) | < 60 US-Dollar |
Rückgang Wohlstandsfonds | -60 % seit Kriegsbeginn |
Wirtschaftswachstum 2023/2024 | +4 % |
Inflationsrate | 10 % |
- Sanktionen erhöhen Kosten, führen aber nicht zu Verhaltensänderung.
- Ölpreisverfall und hohe Staatsausgaben gefährden die Stabilität.
„Es gibt keine Sanktions-Bazooka, die die Europäer noch in der Hand hätten“, sagt Prokopenko. „Sie existiert einfach nicht.“
Infobox: Die russische Wirtschaft bleibt trotz Sanktionen stabil, ist aber durch den Ölpreisverfall und hohe Ausgaben gefährdet. (Quelle: Capital.de)
Einschätzung der Redaktion
Das überraschend starke Wirtschaftswachstum im ersten Quartal signalisiert eine kurzfristige Erholung, die jedoch nicht über die strukturellen Herausforderungen der deutschen Wirtschaft hinwegtäuschen kann. Die anhaltende Unsicherheit im Exportsektor, die Belastung durch internationale Handelskonflikte und die schwache Investitionsdynamik deuten darauf hin, dass die positive Entwicklung vorerst ein Ausreißer bleibt. Ohne nachhaltige Impulse durch Reformen und gezielte Investitionen droht die Gefahr, dass die deutsche Wirtschaft in eine längere Phase der Stagnation gerät. Die angekündigten Entlastungsmaßnahmen und Investitionsprogramme könnten mittelfristig für Auftrieb sorgen, doch kurzfristig bleibt die Lage fragil und von externen Risiken geprägt.
- Das Wachstum im ersten Quartal ist ein positives Signal, reicht aber nicht aus, um die strukturellen Schwächen zu überwinden.
- Die Abhängigkeit von Exporten und die Unsicherheiten im internationalen Handel bleiben zentrale Risikofaktoren.
- Erst mit konsequenten Reformen und Investitionen kann eine nachhaltige Trendwende gelingen.
Infobox: Kurzfristige Wachstumsimpulse sind erkennbar, doch ohne strukturelle Reformen und Investitionen bleibt die deutsche Wirtschaft anfällig für externe Schocks und anhaltende Stagnation.
Quellen:
- Überraschende Entwicklung: Wirtschaft im ersten Quartal stärker gewachsen
- Wirtschaft
- Wie Schwarzgeld Argentiniens Wirtschaft retten soll
- Trübe Konjunkturaussichten: Flaute im Frühjahr erwartet - Zollstreit bremst Wirtschaft
- „Es gibt keine Sanktions-Bazooka“
- Wirtschaft wächst im ersten Quartal stärker als erwartet