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Globale Wirtschaftsthemen spitzen sich zu: In den USA geraten Arbeitsmarkt und Industrie unter Druck, politische Eingriffe sorgen für Unsicherheit. Die Schweiz steht wegen US-Strafzöllen vor erheblichen Exportproblemen, während Russland nach trügerischer Stabilität in eine Unternehmenskrise rutscht. In Iran soll eine Währungsreform die Hyperinflation bekämpfen, und Booking.com sieht sich einer Klagewelle der Hotelbranche gegenüber. Die Entwicklungen zeigen, wie eng wirtschaftliche Dynamik, politische Entscheidungen und internationale Verflechtungen miteinander verwoben sind.
US-Wirtschaft unter Druck: Arbeitsmarkt, Industrie und politische Eingriffe
Die jüngsten Entwicklungen in der US-Wirtschaft zeigen eine deutliche Zweiteilung: Während das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal 2025 aufs Jahr hochgerechnet 3,0 Prozent betrug, mehren sich die Alarmsignale. Im Juli wurden lediglich 73.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft geschaffen, deutlich weniger als die von Ökonomen erwarteten 110.000. Besonders gravierend ist die massive Abwärtskorrektur der Juni-Zahlen von ursprünglich 147.000 auf nur noch 14.000 neue Stellen. Auch im Mai wurden nach revidierten Daten deutlich weniger Jobs geschaffen als zunächst angenommen. Die Stimmung in der US-Industrie verschlechterte sich weiter und fiel im Juli auf 48,0 Punkte – den niedrigsten Stand seit Oktober 2024. Das Institute for Supply Management (ISM) sieht darin ein klares Alarmzeichen, da das verarbeitende Gewerbe rund zehn Prozent der US-Wirtschaftsleistung ausmacht.
US-Präsident Donald Trump reagierte auf die schwachen Arbeitsmarktdaten mit der Entlassung der Chefin des Amtes für Arbeitsmarktstatistik, Erika McEntarfer, und warf ihr Manipulation der Zahlen vor. Trumps Wirtschaftsberater Kevin Hassett verteidigte den Schritt mit Verweis auf die zahlreichen Revisionen der Daten. Die US-Notenbank Fed hält den Leitzins weiterhin im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent, wobei innerhalb der Fed Uneinigkeit über den weiteren Kurs herrscht. Die jüngsten Arbeitsmarktdaten setzen die Fed unter Druck, da laut einer Faustregel monatlich 100.000 neue Stellen nötig wären, um die wachsende Bevölkerung zu versorgen. Zudem kann Trump nach dem Rücktritt von Gouverneurin Adriana Kugler einen weiteren Posten im Zentralbankrat neu besetzen und so Einfluss auf die Geldpolitik nehmen. Experten wie Jürgen Molnar von Robomarkets warnen vor einer Gefährdung der politischen Unabhängigkeit wichtiger Institutionen.
Monat | Neue Jobs (außerhalb Landwirtschaft) | Revidierte Zahlen |
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Mai 2025 | deutlich weniger als angenommen | - |
Juni 2025 | 147.000 (ursprünglich) | 14.000 (revidiert) |
Juli 2025 | 73.000 | - |
- Wirtschaftswachstum Q2/2025: 3,0 % (annualisiert)
- Stimmung in der Industrie: 48,0 Punkte (Juli 2025)
- Leitzins: 4,25–4,50 %
Infobox: Die US-Wirtschaft zeigt trotz Wachstum deutliche Schwächen am Arbeitsmarkt und in der Industrie. Politische Eingriffe und Unsicherheiten bei der Fed verschärfen die Lage. (Quelle: tagesschau.de)
Schweiz im Fokus: US-Strafzölle von 39 Prozent bedrohen Exporte
Die Ankündigung von US-Präsident Trump, Strafzölle in Höhe von 39 Prozent auf Schweizer Exporte zu erheben, hat in der Schweiz für große Unruhe gesorgt. Die Exportbranchen tragen rund 40 Prozent zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung bei. Die USA sind das wichtigste Abnehmerland für Schweizer Waren: Im Jahr 2024 gingen 19 Prozent aller Schweizer Warenausfuhren (ohne Edelmetalle) in die Vereinigten Staaten. Pharmaprodukte machten dabei 48 Prozent aller Schweizer Exporte in die USA aus, gefolgt von Gold mit 22 Prozent. Uhren- und Maschinenindustrie sowie Nestlé (rund eine Milliarde Franken Nespresso-Kapseln jährlich) spielen ebenfalls eine Rolle.
Die geplanten Zölle würden faktisch weniger als die Hälfte aller Schweizer Warenexporte in die USA betreffen, da Medikamente und die meisten Goldimporte bislang ausgenommen sind. Handelsgewichtet würde der Zollsatz für die Schweiz damit etwa 20 Prozent betragen. Besonders betroffen wären Uhrenhersteller sowie Unternehmen aus der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Laut BAK Economics stehen durch die Zollpläne in den nächsten Jahren 12.500 Arbeitsplätze in der Schweiz auf dem Spiel. Die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH rechnet im Szenario mit Zöllen von 10 Prozent auf Pharma und 39 Prozent auf andere Branchen mit einem jährlichen Rückgang des BIP um 0,3 bis 0,6 Prozent (2,5 bis 5 Milliarden Franken). Sollten auch Pharmaexporte mit 39 Prozent belastet werden, könnte die Einbuße über 0,7 Prozent des BIP betragen. Bei weiteren Verwerfungen in den Lieferketten könnte der BIP-Rückgang laut KOF auch 1 Prozent übersteigen.
Exportanteil USA (2024) | 19 % der Schweizer Warenausfuhren |
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Pharma-Anteil an US-Exporten | 48 % |
Gold-Anteil an US-Exporten | 22 % |
Betroffene Arbeitsplätze | 12.500 |
BIP-Rückgang (KOF-Szenario) | 0,3–0,6 % (2,5–5 Mrd. Franken) |
BIP-Rückgang (bei 39 % Zoll auf Pharma) | über 0,7 % |
Infobox: Die US-Zölle könnten die Schweizer Wirtschaft empfindlich treffen, insbesondere die Uhren- und Maschinenindustrie. Bis zu 12.500 Arbeitsplätze sind gefährdet, das BIP könnte um bis zu 1 Prozent sinken. (Quelle: Neue Zürcher Zeitung)
Russlands Wirtschaft: Unternehmenskrise nach trügerischer Stabilität
Lange Zeit schien es, als könne die russische Wirtschaft den westlichen Sanktionen trotzen. Nun jedoch wird die Schieflage immer sichtbarer. Laut WELT kommt es zu einem Zahlungsausfall nach dem anderen, und selbst private Unternehmen, die der Rüstungsindustrie zuliefern, sind vor dem Bankrott nicht sicher. Die Jahre seit Kriegsbeginn waren trügerisch stabil, doch jetzt zeigt sich die Quittung für die russische Wirtschaft. Die Krise betrifft nicht nur einzelne Branchen, sondern zieht weite Kreise durch die gesamte Unternehmenslandschaft.
Die wirtschaftlichen Probleme Russlands werden durch die anhaltenden Sanktionen und die daraus resultierenden Schwierigkeiten im internationalen Zahlungsverkehr verschärft. Die Situation ist so ernst, dass selbst Unternehmen, die bislang als relativ sicher galten, nun in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Infobox: Die russische Wirtschaft steht vor einer neuen Unternehmenskrise, die sich durch zahlreiche Zahlungsausfälle und drohende Insolvenzen auch bei Rüstungszulieferern bemerkbar macht. (Quelle: WELT)
USA: Politische Eingriffe in Wirtschaftsstatistiken und drohende Instabilität
Die Entlassung der Leiterin des Bureau of Labor Statistics durch Präsident Trump am Tag der Veröffentlichung schlechter Arbeitsmarktdaten hat in den USA für einen politischen Skandal gesorgt. Der renommierte Makroökonom Rüdiger Bachmann warnt, dass Trump damit die wirtschaftliche Realität politisch umdeutet und direkt in die Grundfesten der Demokratie eingreift. Die neuen Arbeitsmarktdaten zeigen erstmals ein schlechtes Bild: Es gibt faktisch keinen Jobzuwachs, der Konsum stagniert, die Investitionen schwächeln und auch die Industrie zeigt keine Erholung. Alle relevanten Daten – BIP, Konsum, Investitionen und Arbeitsmarkt – erzählen eine einheitliche Geschichte: Die US-Wirtschaft schwächelt.
"Wenn Fakten nicht mehr unabhängig erhoben werden, verlieren wir die Grundlage jeder rationalen Politik. Das ist schlimmer als viele andere Skandale, weil es die Fundamente unserer demokratisch-republikanischen Ordnung betrifft." (Rüdiger Bachmann, T-Online)
Trump setzt die Fed unter Druck, die Zinsen zu senken, um die Kosten für die Bedienung der Staatsschulden zu senken und ein kurzfristiges Wachstumsstrohfeuer zu entfachen. Notenbankchef Jerome Powell weigert sich jedoch, die Zinsen zu senken, da die Inflation weiterhin hoch ist und die gesamtwirtschaftliche Aktivität sich verlangsamt. Bachmann betont, dass die Manipulation von Statistiken dramatische Auswirkungen auf Unternehmen, Investoren und Sozialhilfeempfänger haben kann, da verlässliche Daten für fundierte Entscheidungen unerlässlich sind.
- Kein Jobzuwachs im Mai und Juni
- Konsum stagniert, Investitionen schwächeln
- Industrie zeigt keine Erholung
- Gefahr für die Unabhängigkeit von Wirtschaftsstatistiken
Infobox: Die politische Einflussnahme auf Wirtschaftsstatistiken in den USA gefährdet die demokratische Ordnung und die Stabilität der Weltwirtschaft. Die US-Wirtschaft zeigt deutliche Schwächen in allen relevanten Kennzahlen. (Quelle: T-Online)
Iran: Währungsreform zur Bekämpfung der Hyperinflation
Der Iran plant, vier Nullen bei seiner Währung Rial zu streichen, um Finanztransaktionen zu vereinfachen. Der Wirtschaftsausschuss des Parlaments hat das Vorhaben gebilligt, das bereits seit mehreren Jahren diskutiert wird. Nach der Umstellung soll ein Rial dem bisherigen Wert von 10.000 Rial entsprechen. Die Währung soll weiterhin Rial heißen, obwohl ursprünglich auch ein neuer Name erwogen wurde. Der Gesetzentwurf muss noch vom Parlament und dem Wächterrat verabschiedet werden.
Der Wechselkurs lag zuletzt auf dem Schwarzmarkt bei rund 920.000 iranischen Rial zu einem US-Dollar. Im Alltag nutzen die Iraner bereits den Toman, der zehn Rial entspricht. Die Hyperinflation und der Wertverfall der Währung sind Folgen jahrelanger wirtschaftlicher Probleme und internationaler Sanktionen, insbesondere nach der Wiedereinführung von US-Sanktionen im Jahr 2018 unter Präsident Trump.
Wechselkurs (Schwarzmarkt) | 920.000 Rial = 1 US-Dollar |
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Geplante Umstellung | 1 neuer Rial = 10.000 alter Rial |
Infobox: Der Iran will vier Nullen bei seiner Währung streichen, um die Hyperinflation zu bekämpfen. Der Wechselkurs liegt bei 920.000 Rial pro US-Dollar. (Quelle: Spiegel)
Booking.com: Streit um Bestpreisklauseln mit der Hotelbranche
Mehr als 10.000 Hotels wollen das Buchungsportal Booking.com auf Schadenersatz verklagen. Der Streit dreht sich um sogenannte Bestpreisklauseln, die es Hotels untersagen, ihre Zimmer auf anderen Plattformen oder der eigenen Website günstiger anzubieten als auf Booking.com. Die Hotels argumentieren, dass dies auch im Sinne der Verbraucher sei, da die Konkurrenz zwischen Booking und den Hotels zu besseren Preisen führen könne. Derzeit profitieren die Verbraucher jedoch eher von der Konkurrenz zwischen den Plattformen und den Hotels.
- Über 10.000 Hotels planen Klage gegen Booking.com
- Streitpunkt: Bestpreisklauseln
- Hotels sehen darin eine Einschränkung des Wettbewerbs
Infobox: Der Streit um Bestpreisklauseln zwischen Booking.com und der Hotelbranche könnte weitreichende Folgen für den Wettbewerb und die Preisgestaltung im Online-Buchungsmarkt haben. (Quelle: SZ.de)
Einschätzung der Redaktion
Die aktuellen Entwicklungen in der US-Wirtschaft verdeutlichen eine gefährliche Gemengelage aus wirtschaftlicher Unsicherheit und politischer Einflussnahme. Die Kombination aus schwächelndem Arbeitsmarkt, rückläufiger Industrie und der offensichtlichen Politisierung zentraler Institutionen wie der Fed und des Statistikamts birgt erhebliche Risiken für die Stabilität der US-Wirtschaft und das Vertrauen in ihre Datenbasis. Die Entlassung der Leiterin des Bureau of Labor Statistics und die damit verbundene Unterstellung der Manipulation von Arbeitsmarktdaten markieren einen Tabubruch, der das Fundament unabhängiger Wirtschaftsanalyse erschüttert. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, drohen nicht nur Fehlentscheidungen in der Wirtschaftspolitik, sondern auch ein nachhaltiger Vertrauensverlust bei Investoren und internationalen Partnern. Die Gefahr einer politisch motivierten Verzerrung von Wirtschaftsdaten ist geeignet, die Glaubwürdigkeit der USA als verlässlichen Wirtschaftsstandort und als Leitwährung zu untergraben. Langfristig könnten daraus erhebliche negative Konsequenzen für die globale Finanzarchitektur und die wirtschaftliche Entwicklung der Vereinigten Staaten resultieren.
- Unabhängigkeit wirtschaftlicher Institutionen steht auf dem Spiel
- Vertrauensverlust in US-Datenbasis und Politik droht
- Risiko für Stabilität der US-Wirtschaft und globale Finanzmärkte
Quellen:
- Wie sich Trumps Wirtschaftspolitik auswirkt
- US-Zölle von 39 Prozent: So schlimm wäre es für die Schweizer Wirtschaft wirklich
- „Ein Zahlungsausfall um den anderen“ – Jetzt kommt Russlands nächste Unternehmens-Krise
- USA droht Wirtschaftschaos: "Wenn Trump einfach mal die Klappe halten würde"
- Iran will vier Nullen bei seiner Währung Rial streichen
- Booking.com: Streit mit Hotels über Bestpreisklauseln - Wirtschaft - SZ.de