Inhaltsverzeichnis:
Die jüngsten Entwicklungen an den internationalen Finanz- und Warenmärkten zeigen, wie eng Zinserwartungen, geopolitische Spannungen und Unternehmenszahlen miteinander verflochten sind. Trumps aggressive Zollpolitik sorgt für neue Unsicherheiten an der Wall Street, während Sanktionen gegen Russlands Schattenflotte und die Debatte um Wohlstand und Glück in Deutschland die wirtschaftliche Nachrichtenlage prägen. Auch die Logistikbranche spürt die Folgen der globalen Handelskonflikte unmittelbar.
Zinshoffnung verpufft: Trumps Zölle holen die Wall Street wieder ein
Die Wall Street hat nach einem starken Wochenstart erneut Verluste verzeichnet. Der Dow-Jones-Index fiel um 0,1 Prozent auf 44.112 Punkte, der S&P-500 gab um 0,5 Prozent nach und die Nasdaq-Indizes verloren 0,7 Prozent. Die Zahl der Kursgewinner an der NYSE sank von 2257 am Montag auf 1563, während die Zahl der Kursverlierer von 515 auf 1205 stieg. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed im September wird aktuell mit 88 Prozent eingepreist. Die US-Handelsbilanz für Juni zeigte ein geringeres Defizit als erwartet, jedoch wuchs die Aktivität der US-Dienstleister im Juli langsamer als prognostiziert.
US-Präsident Donald Trump kündigte an, dass die USA "sehr kurz" vor einem Handelsabkommen mit China stehen. Gleichzeitig drohte er der EU mit Zöllen von 35 Prozent, falls Investitionszusagen nicht eingehalten werden – im Vergleich zu den 15 Prozent, die im letzten Monat vereinbart wurden. Gegenüber Indien kündigte Trump an, die Zölle auf indische Waren "in den nächsten 24 Stunden sehr deutlich" von den geplanten 25 Prozent zu erhöhen. Zudem sollen Zölle auf Halbleiter und Pharmazeutika eingeführt werden, wobei die Zölle auf Medikamente bis zu 250 Prozent erreichen könnten. Die Zoll-Schonfrist endet am 7. August.
Index | Veränderung | Schlussstand |
---|---|---|
Dow Jones | -0,1 % | 44.112 Punkte |
S&P 500 | -0,5 % | k.A. |
Nasdaq | -0,7 % | k.A. |
Bei den Einzelwerten überzeugte Palantir mit einem Kursplus von 7,9 Prozent nach starken Geschäftszahlen und angehobenem Ausblick. Pfizer steigerte nach Zuwächsen im zweiten Quartal die Gewinnprognose, was der Aktie ein Plus von 5,1 Prozent bescherte. Hims & Hers Health verfehlte die Erwartungen und verlor 12,2 Prozent. Kyndryl, ein IT-Infrastrukturdienstleister, verzeichnete trotz Gewinnsteigerung einen Kursrückgang von 21,1 Prozent, da der Umsatz die Analystenschätzungen verfehlte.
Der US-Dollar zeigte sich nach den jüngsten Verlusten stabil. Die Zehnjahresrendite notierte bei 4,20 Prozent. Der Goldpreis stieg um 0,1 Prozent auf 3379 Dollar je Feinunze. Am Ölmarkt gaben die Preise für Brent und WTI um bis zu 1,7 Prozent nach, nachdem Opec+-Mitglieder eine Ausweitung der Fördermenge angekündigt hatten.
- Wahrscheinlichkeit für Fed-Zinssenkung im September: 88 %
- Trump droht EU mit 35 % Zöllen (bisher 15 % vereinbart)
- Trump will Zölle auf indische Waren über 25 % hinaus erhöhen
- Zölle auf Medikamente könnten bis zu 250 % erreichen
"Die USA stehen nach Aussage von US-Präsident Donald Trump 'sehr kurz' vor einem Handelsabkommen mit China." (Ntv)
Infobox: Die Unsicherheit an den Märkten bleibt hoch. Trumps Zollpolitik sorgt für Zurückhaltung, während die Hoffnung auf Zinssenkungen die Kurse nur kurzfristig stützen konnte. Einzelne Unternehmen wie Palantir und Pfizer profitieren von guten Zahlen, während andere wie Kyndryl und Hims & Hers Health unter den Erwartungen bleiben. (Quelle: Ntv)
Indien: Donald Trump kündigt Zollerhöhungen binnen 24 Stunden an
US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, den Zollsatz auf Importe aus Indien innerhalb der nächsten 24 Stunden "sehr deutlich" über den bisherigen Satz von 25 Prozent hinaus zu erhöhen. Als Grund nannte er den fortgesetzten Kauf von russischem Öl durch Indien. Trump warf Indien zudem überhöhte Einfuhrzölle vor, was den Hauptstreitpunkt zwischen beiden Ländern darstellt. Einen konkreten neuen Zollsatz nannte er nicht.
Der Kreml kritisierte die US-Zolldrohungen als "illegal". Kremlsprecher Dmitrij Peskow erklärte, es handele sich um "Drohungen und Versuche, Länder zu zwingen, den Handel mit Russland einzustellen". Auch die indische Regierung reagierte empört und bezeichnete das Vorgehen als "ungerechtfertigt und unangemessen". Indiens Außenamtssprecher Randhir Jaiswal betonte, Indien werde alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um seine nationalen Interessen und seine wirtschaftliche Sicherheit zu schützen.
- Trump will Zölle auf indische Waren über 25 % hinaus erhöhen
- Indien wird vorgeworfen, russisches Öl mit "großen Gewinnen auf dem offenen Markt" weiterzuverkaufen
- Indien bezeichnet US-Vorgehen als "ungerechtfertigt und unangemessen"
"Wir hören viele Aussagen, die praktisch nichts anderes sind als Drohungen und Versuche, Länder zu zwingen, den Handel mit Russland einzustellen." (Kremlsprecher Dmitrij Peskow, Spiegel)
Infobox: Die US-Zolldrohungen gegen Indien verschärfen die Spannungen im internationalen Handel. Während Trump Indien für den Handel mit Russland kritisiert, wehrt sich die indische Regierung gegen die Maßnahmen und betont ihre wirtschaftliche Souveränität. (Quelle: Spiegel)
Selenskyj lähmt Russlands Wirtschaft: Sanktionen treffen Putins Einnahmequelle
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am 3. August 2025 Sanktionen gegen 94 Einzelpersonen und fünf juristische Personen verhängt, die mit der russischen Schattenflotte in Verbindung stehen. Diese Flotte wird vom Kreml eingesetzt, um das westliche Ölembargo und die Preisobergrenze für russisches Öl zu umgehen. Die Sanktionen richten sich gegen Bürger aus Russland, Iran, Pakistan, Myanmar, China, Bangladesch, Indien und Georgien. Laut Wladislaw Wlassjuk, Selenskyjs Beauftragter für Sanktionspolitik, haben die betroffenen Kapitäne russisches Öl "unter Umgehung der Preisobergrenze" transportiert.
Bereits am 30. Juli 2025 hatte Selenskyj ein Gesetz unterzeichnet, das Sanktionen gegen Schiffe und Flugzeuge ermöglicht, die in Handelsplänen mit russischem Öl, Waffen und Militärpersonal involviert sind. Die EU hat im Juli 2025 mehr als 100 weitere Schiffe der russischen Schattenflotte auf die Sanktionsliste gesetzt, Großbritannien folgte mit Sanktionen gegen 135 russische Öltanker und zwei Reedereien. Ziel ist es, die Einnahmen Russlands aus dem Ölgeschäft zu verringern und die Schattenflotte zu schwächen. In den vergangenen Wochen haben einige Handelspartner signalisiert, die Nachfrage nach russischem Öl einzustellen – auch aufgrund möglicher US-Zölle.
- Selenskyj verhängt Sanktionen gegen 94 Einzelpersonen und 5 juristische Personen
- EU: Sanktionen gegen über 100 Schiffe der russischen Schattenflotte (Juli 2025)
- Großbritannien: Sanktionen gegen 135 russische Öltanker und 2 Reedereien (Juli 2025)
- Preisobergrenze für russisches Öl: 60 Dollar (künftig 47,60 Dollar) pro Barrel
"Die verhängten Sanktionen seien das erste von drei geplanten Paketen, die in naher Zukunft verhängt werden sollen." (Frankfurter Rundschau)
Infobox: Die Ukraine und westliche Staaten verschärfen den Druck auf Russlands Ölexporte. Sanktionen gegen die Schattenflotte und deren Kapitäne sollen die Einnahmen des Kremls weiter schmälern. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Glück und Wohlstand: „Nie gab es eine bessere Zeit zu leben als heute“
Der Verhaltensökonom Dominik Enste vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln betont, dass es den meisten Deutschen besser gehe als je zuvor. Enste leitet das Cluster Verhaltensökonomik und Wirtschaftsethik und erforscht unter anderem den Zusammenhang von Geld und Glück. Im Gespräch hebt er hervor, dass mehr Geld oft zu mehr Glück führt.
Enste unterscheidet sich von anderen Wirtschaftsforschern, da er sich auch mit moralischen Fragen beschäftigt und nicht nur auf mathematische Modelle und Daten fokussiert. Er betont, dass die gesellschaftliche Bewertung von Wohlstand und Glück eine wichtige Rolle spielt.
- Den meisten Deutschen geht es besser als je zuvor (Dominik Enste, IW Köln)
- Mehr Geld führt oft zu mehr Glück
- Verhaltensökonomik und Wirtschaftsethik im Fokus
"Den meisten Deutschen ginge es besser als je zuvor, sagt Verhaltensökonom Dominik Enste." (SZ.de)
Infobox: Die Forschung von Dominik Enste zeigt, dass Wohlstand und Glück in Deutschland auf einem hohen Niveau sind. Geld bleibt ein wichtiger Faktor für das individuelle Glücksempfinden. (Quelle: SZ.de)
Post spürt Zoll-Streit: Auswirkungen auf Paketdienstleister
Die Unruhe bei Lieferanten und Kunden infolge der internationalen Zollstreitigkeiten macht sich auch bei Paketdienstleistern bemerkbar. Die DHL konnte zwar einen Gewinn verzeichnen, dieser fiel jedoch nur dank eigener Sparmaßnahmen besser aus als erwartet. Die Zollpolitik der USA erschwert das Geschäft und sorgt für Unsicherheit im internationalen Versand.
- DHL verzeichnet Gewinn nur durch Sparmaßnahmen
- US-Zollpolitik erschwert das Geschäft für Paketdienstleister
Infobox: Die internationalen Zollkonflikte wirken sich direkt auf die Logistikbranche aus. Paketdienstleister wie DHL spüren die Unsicherheit und müssen mit Effizienzsteigerungen gegensteuern. (Quelle: ARD Mediathek)
Einschätzung der Redaktion
Die erneute Eskalation der US-Zollpolitik unter Donald Trump erhöht die Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten und schwächt das Vertrauen in eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung. Die kurzfristige Hoffnung auf Zinssenkungen kann die strukturellen Risiken durch Handelskonflikte nicht kompensieren. Insbesondere die Drohungen gegenüber der EU und Indien sowie die drastischen Zollerhöhungen auf Schlüsselindustrien wie Halbleiter und Pharmazeutika bergen das Potenzial, globale Lieferketten zu stören und die Inflation zu befeuern. Die Reaktionen der betroffenen Staaten deuten auf eine Zunahme protektionistischer Gegenmaßnahmen hin, was die Gefahr eines sich ausweitenden Handelskriegs verstärkt. Für Investoren und Unternehmen bleibt das Umfeld von hoher Volatilität und politischer Unberechenbarkeit geprägt, was strategische Planungen erschwert und die Risikoprämien an den Märkten erhöht.
- Handelskonflikte dominieren die Marktdynamik und überlagern geldpolitische Impulse.
- Die Gefahr von Gegenmaßnahmen und globalen Lieferkettenstörungen nimmt zu.
- Unternehmen und Investoren müssen sich auf anhaltende Unsicherheit einstellen.
Quellen:
- Zinshoffnung verpufft: Trumps Zölle holen die Wall Street wieder ein
- „Nie gab es eine bessere Zeit zu leben als heute“
- Indien: Donald Trump kündigt Zollerhöhungen binnen 24 Stunden an
- Selenskyj lähmt Russlands Wirtschaft: Sanktionen treffen Putins Einnahmequelle
- Video | Spediteure fordern Änderungen: Grenzstau sorgt für Frust in der Wirtschaft
- Wirtschaft vor acht: Post spürt Zoll-Streit - hier anschauen