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Die deutsche Wirtschaft steht vor neuen Herausforderungen: Die Stromsteuer-Senkung bleibt für Privathaushalte aus, was nicht nur Unternehmen, sondern auch Verbraucher enttäuscht. Gleichzeitig muss die Stahlsparte von Thyssenkrupp massive Einschnitte verkraften, während deutsche Winzer unter der Unsicherheit möglicher US-Strafzölle leiden. Hinzu kommen neue chinesische Einfuhrbeschränkungen für Medizintechnik und milliardenschwere Übernahmen von T-Mobile in den USA. Der Pressespiegel beleuchtet die wirtschaftlichen Folgen dieser Entwicklungen und zeigt, wie unterschiedlich Branchen und Unternehmen auf die aktuellen Rahmenbedingungen reagieren.
Stromsteuer-Senkung: Wirtschaft und Privathaushalte enttäuscht
Die angekündigte Stromsteuer-Senkung in Deutschland wird nicht auf Privathaushalte ausgeweitet. Das sorgt weiterhin für Unmut in der Wirtschaft. Das ifo-Institut warnt, dass der Verzicht auf diese Entlastungsmaßnahme die gesamte Wirtschaft betrifft. Laut Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser fällt durch die ausbleibende Stromsteuer-Senkung für private Haushalte eine Entlastung von gut fünf Milliarden Euro weg. Die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts könnte dadurch in diesem und im kommenden Jahr um insgesamt 0,1 Prozentpunkte sinken. Zusätzlich sind schwer bezifferbare Wachstumseinbußen durch das verlorene Vertrauen zu erwarten.
Die Stimmung bei den Privathaushalten ist laut ifo-Institut eng an die Erwartungen gegenüber der Bundesregierung gekoppelt. Werden diese enttäuscht, könnten Konsum- und Investitionsausgaben aufgeschoben werden, was die Konjunkturerholung weiter dämpft. Für das Jahr 2025 rechnet das ifo-Institut mit einem Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent, nach leichten Rückgängen in den beiden Vorjahren. 2026 soll das Wachstum auf 1,5 Prozent steigen.
Der Koalitionsausschuss hat sich nicht auf eine Stromsteuer-Senkung für Haushalte verständigt. Erst bei neuen finanziellen Spielräumen könnten weitere Entlastungen folgen. Die Energiebranche kritisiert diese Entscheidung, da Deutschland mit 38 Cent pro Kilowattstunde im ersten Quartal 2025 weltweit die fünfthöchsten Strompreise hat. Kanzler Friedrich Merz verteidigt die Entscheidung und betont, dass mit dem Haushalt 2026 der Grundstein für erhebliche Investitionen gelegt werde. Die beschlossenen zusätzlichen Schuldenaufnahmen seien notwendig, um die Wirtschaft zu stärken.
Jahr | Wirtschaftswachstum (ifo-Prognose) | Strompreis (Q1 2025) | Entlastung durch Stromsteuer-Senkung (entfallen) |
---|---|---|---|
2025 | 0,3 % | 38 Cent/kWh | 5 Mrd. Euro |
2026 | 1,5 % | - | - |
Infobox: Die ausbleibende Stromsteuer-Senkung für Privathaushalte kostet laut ifo-Institut eine Entlastung von 5 Milliarden Euro und könnte das Wirtschaftswachstum um 0,1 Prozentpunkte dämpfen. (Quelle: Merkur)
Thyssenkrupp-Stahlsparte: Harte Einschnitte für Beschäftigte
Beim Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel Europe haben sich IG Metall und das Management nach drei Tagen Verhandlungen auf einen Sanierungstarifvertrag geeinigt, der bis 2030 gilt. Ziel ist es, das defizitäre Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu bringen. Zu den Maßnahmen gehören die Streichung des Urlaubsgeldes, eine Reduzierung des Weihnachtsgeldes und eine Verringerung der Wochenarbeitszeit auf 32,5 Stunden (bisher bis zu 34 Stunden). Dadurch werden viele Beschäftigte künftig weniger verdienen.
Thyssenkrupp Steel plant, die Kapazitäten deutlich zu verringern und sich von insgesamt 11.000 Stellen zu trennen. Die Belegschaft soll von derzeit rund 26.300 auf 16.000 Stellen schrumpfen. In Bochum wird 2028 ein Standort geschlossen, während ein Schließungsvorhaben für das Werk in Kreuztal-Eichen vorerst vom Tisch ist. Betriebsbedingte Kündigungen sind laut IG Metall jedoch ausgeschlossen, und es gibt Garantien für Standorte sowie Investitionen in die Anlagen. Die Zustimmung der IG-Metall-Mitglieder und die Finanzierung durch die Konzernmutter stehen noch aus.
Maßnahme | Details |
---|---|
Stellenabbau | Reduktion von 26.300 auf 16.000 Stellen bis 2030 |
Arbeitszeit | Reduzierung auf 32,5 Stunden/Woche |
Urlaubs-/Weihnachtsgeld | Urlaubsgeld gestrichen, Weihnachtsgeld reduziert |
Standortschließung | Bochum 2028, Kreuztal-Eichen bleibt vorerst |
Infobox: Thyssenkrupp Steel Europe baut bis 2030 rund 11.000 Stellen ab, reduziert die Arbeitszeit und streicht Sonderzahlungen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. (Quelle: Die Rheinpfalz)
US-Strafzölle: Deutsche Winzer spüren „zermürbende Unsicherheit“
Deutsche Winzer, insbesondere an der Mosel, sind von der Unsicherheit über mögliche US-Strafzölle stark betroffen. Aktuell liegen die Zölle bei 10 Prozent, doch es stehen Sätze von 17, 20 oder sogar 25 Prozent im Raum. US-Präsident Donald Trump hat den 1. August als neues Datum für eine mögliche Einführung angekündigt, nachdem die Frist am 9. Juli ausgelaufen war. Die EU-Kommission verhandelt weiterhin mit Washington, der Ausgang ist offen.
Winzer Florian Lauer aus Ayl berichtet, dass rund 30 Prozent seiner Weine – etwa 30.000 Flaschen – in die USA exportiert werden. Bei einem Zoll von 25 Prozent wäre die Marge komplett verloren. Das Anbaugebiet Mosel ist besonders betroffen: Von den 13 Millionen Litern deutschen Weins, die in die USA exportiert werden, stammen 6,3 Millionen Liter von der Mosel. Das US-amerikanische Drei-Stufen-System sorgt dafür, dass die Wertschöpfung zu mehr als 75 Prozent bei den Amerikanern liegt. Zölle von 30 Prozent oder mehr würden importierte Weine nahezu unverkäuflich machen, so VDP-Mitglied Ernst Loosen. Bereits ein Zoll von 25 Prozent in Trumps erster Amtszeit hatte die Preise für Verbraucher um 50 Prozent steigen lassen und den Absatz massiv beeinträchtigt.
„Es ist eine zermürbende Unsicherheit“, sagt Winzer Florian Lauer aus Ayl an der Saar.
- Aktuelle Zölle: 10 Prozent
- Mögliche Zölle: 17, 20 oder 25 Prozent
- Exportvolumen Mosel: 6,3 Millionen Liter (von 13 Millionen insgesamt)
- Preissteigerung bei 25 Prozent Zoll: 50 Prozent für Verbraucher
Infobox: Die Unsicherheit über US-Strafzölle belastet deutsche Winzer massiv. Bei 25 Prozent Zoll wäre der US-Export für viele Betriebe nicht mehr rentabel. (Quelle: SZ.de)
Chinesische Einfuhrbeschränkungen für deutsche Medizintechnik
Europäische Hersteller von Medizintechnik, darunter auch Anbieter aus Berlin-Brandenburg, dürfen seit einigen Tagen nicht mehr an großen Ausschreibungen in China teilnehmen. Diese neuen Einfuhrbeschränkungen treffen die Branche hart und erschweren den Zugang zum wichtigen chinesischen Markt. Die Maßnahme ist Teil der aktuellen Handelspolitik Chinas gegenüber europäischen Unternehmen.
Betroffen sind insbesondere Unternehmen, die bisher regelmäßig an öffentlichen Ausschreibungen in China beteiligt waren. Die Auswirkungen auf die Umsätze und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Medizintechnikhersteller sind erheblich, da China einer der größten Absatzmärkte weltweit ist.
Infobox: Deutsche Medizintechnikhersteller sind von neuen chinesischen Einfuhrbeschränkungen betroffen und dürfen nicht mehr an großen Ausschreibungen teilnehmen. (Quelle: rbb24 Inforadio)
T-Mobile erhält Genehmigung für Milliarden-Übernahmen in den USA
In den USA hat der Mobilfunkanbieter T-Mobile grünes Licht für zwei milliardenschwere Übernahmen erhalten. Die zuständigen Behörden haben die Transaktionen genehmigt, was T-Mobile die Möglichkeit gibt, seine Marktposition weiter auszubauen. Details zu den übernommenen Unternehmen oder dem genauen Volumen der Übernahmen wurden nicht genannt.
Mit diesen Übernahmen setzt T-Mobile seine Expansionsstrategie auf dem US-Markt fort und stärkt seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen großen Anbietern. Die Genehmigung der Behörden war eine wichtige Voraussetzung für den Abschluss der Deals.
Infobox: T-Mobile darf in den USA zwei milliardenschwere Übernahmen abschließen und stärkt damit seine Marktposition. (Quelle: Deutschlandfunk)
Einschätzung der Redaktion
Die Entscheidung, die Stromsteuer-Senkung nicht auf Privathaushalte auszuweiten, sendet ein kritisches Signal an Verbraucher und Wirtschaft. In einer Phase, in der die Konjunkturerholung ohnehin fragil ist, wird das Vertrauen in die wirtschaftspolitische Handlungsfähigkeit weiter belastet. Die hohen Strompreise im internationalen Vergleich verschärfen die Wettbewerbsnachteile für den Standort Deutschland und erhöhen den Druck auf Haushalte, was sich negativ auf Konsum und Investitionen auswirken kann. Die fehlende Entlastung birgt das Risiko, dass die ohnehin schwache Wachstumsdynamik weiter gebremst wird und die gesellschaftliche Akzeptanz für die Energie- und Wirtschaftspolitik weiter sinkt.
- Vertrauensverlust und Unsicherheit können die Konjunkturerholung verzögern.
- Hohe Strompreise bleiben ein Standortnachteil für Wirtschaft und Haushalte.
- Die Entscheidung könnte politische und wirtschaftliche Folgekosten nach sich ziehen.
Infobox: Die ausbleibende Stromsteuer-Senkung für Privathaushalte schwächt das Vertrauen in die Politik, verschärft die Belastung für Verbraucher und Unternehmen und könnte die wirtschaftliche Erholung weiter verzögern.
Quellen:
- Merz „verspielt Vertrauen“ durch Stromsteuer-Fiasko – hartes Urteil aus der Wirtschaft
- Alle Artikel in „Wirtschaft“ vom 12.07.2025
- Thyssenkrupp-Stahlsparte: Harte Einschnitte für Beschäftigte
- Trump und Winzer - US-Strafzölle? Winzer spüren „zermürbende Unsicherheit“ - Wirtschaft - SZ.de
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