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Die deutsche Stahlindustrie steht vor einem Wendepunkt: Nach dem Aus für die klimaneutrale Umstellung bei ArcelorMittal wächst die Unsicherheit in der Branche. SPD-Chef Lars Klingbeil fordert den Erhalt der Arbeitsplätze und drängt auf einen Schulterschluss von Politik, Unternehmen und Gewerkschaften. Wie geht es weiter mit der Dekarbonisierung und den Jobs in einer Schlüsselindustrie?
Dekarbonisierung: Unsicherheit in der Stahlindustrie – Klingbeil fordert Erhalt von Arbeitsplätzen
Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil setzt sich nach dem Rückschlag für den „grünen“ Umbau der Stahlindustrie in Deutschland für den Erhalt der Arbeitsplätze ein. Beim Landesparteitag der SPD Brandenburg in Cottbus betonte er: „Wir kämpfen um jeden Industriearbeitsplatz in Deutschland.“ Klingbeil appellierte an Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), gemeinsam Lösungen zu finden.
Hintergrund ist die Entscheidung von ArcelorMittal Europe, die Pläne zur Umstellung der Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt auf eine klimaneutrale Produktion ohne Kohleverbrennung aufzugeben. Der Konzern begründete dies mit der aktuellen Marktsituation und der fehlenden Wirtschaftlichkeit einer CO2-reduzierten Stahlproduktion. Damit verzichtet ArcelorMittal auch auf staatliche Fördergelder.
Klingbeil schlug einen „Stahlgipfel“ vor, zu dem Betriebsräte, Unternehmensführung und die betroffenen Ministerpräsidenten eingeladen werden sollen. Er betonte, dass Arbeitsplätze für grünen Wasserstoff in Deutschland geschaffen werden müssten. Das Bundeswirtschaftsministerium bedauerte die Entscheidung von ArcelorMittal und wies darauf hin, dass bisher keine staatlichen Mittel geflossen seien.
„Wir kämpfen um jeden Industriearbeitsplatz in Deutschland. Lasst uns jetzt Lösungen finden.“ (Lars Klingbeil, SPD)
- ArcelorMittal stoppt klimaneutrale Umstellung der Werke in Bremen und Eisenhüttenstadt
- Staatliche Fördergelder werden nicht in Anspruch genommen
- Klingbeil fordert Stahlgipfel und Erhalt der Arbeitsplätze
Infobox: Die Unsicherheit in der deutschen Stahlindustrie wächst, nachdem ArcelorMittal Investitionen in klimaneutrale Produktion gestoppt hat. SPD und Landesregierungen suchen nach Lösungen für den Erhalt der Arbeitsplätze. (Quelle: SZ.de, Tagesspiegel)
Staatspreis MANUFACTUM 2025: Auszeichnung für herausragendes Handwerk in NRW
Wirtschaftsministerin Mona Neubaur hat in Dortmund den Staatspreis MANUFACTUM 2025 an sechs Gestalterinnen und Gestalter aus dem nordrhein-westfälischen Handwerk verliehen. Der Staatspreis ist die höchste Auszeichnung des Landes für gestaltendes Handwerk und mit insgesamt 60.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung fand erstmals in der Bürgerhalle des Dortmunder Rathauses statt.
Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden in sechs Kategorien ausgezeichnet:
Kategorie | Preisträger/in | Ort |
---|---|---|
Bild- & Druckmedien | Julian Braun | Köln |
Kleidung und Textil | Gabi Mett | Essen |
Möbel | Paul Vietz | Aachen |
Objekt und Skulptur | Anke Wolf | Stolberg |
Wohnen & Außenbereich | Uta K. Becker | Hoffnungsthal/Rösrath |
Objekt und Skulptur (Sonderpreis) | Zohair Zouirech | Düsseldorf |
Die Landesausstellung „Manufactum“ zeigt bis zum 21. September im Dortmunder Museum für Kunst- und Kulturgeschichte neben den prämierten Arbeiten auch viele weitere Einreichungen. In diesem Jahr wurden aus 353 Bewerbungen 122 Objekte für die Ausstellung ausgewählt. Besucherinnen und Besucher können zudem über einen Publikumspreis abstimmen.
„Mit unserem Staatspreis MANUFACTUM würdigen wir Menschen, die mit Können und Kreativität unsere Zukunft mitgestalten. Sie zeigen, wie innovativ und spannend Handwerk sein kann – und begeistern damit auch die nächste Generation.“ (Mona Neubaur, Wirtschaftsministerin NRW)
Infobox: Der Staatspreis MANUFACTUM 2025 würdigt innovative Handwerkskunst in NRW. Die Preisverleihung und Ausstellung setzen ein Zeichen für die Bedeutung des Handwerks als Motor der Wirtschaft. (Quelle: Wirtschaft NRW)
Russlands Wirtschaft am Wendepunkt: Rezessionsgefahr trotz Rüstungsboom
Russlands Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow warnte auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg vor einer drohenden Rezession. Er erklärte: „Den Zahlen nach haben wir eine Abkühlung, den aktuellen Empfindungen der Unternehmer nach sind wir schon an der Grenze zum Übergang in eine Rezession.“ Das derzeitige Zinsniveau demotiviere Unternehmer zu investieren. Für das dritte und vierte Quartal erwartet Reschetnikow, dass die Investitionen unter dem Vorjahresniveau liegen könnten.
Die russische Zentralbank hatte ihren Leitzins im Oktober vergangenen Jahres auf 21 Prozent angehoben, um die Inflation einzudämmen. Anfang dieses Monats wurde der Leitzins auf 20 Prozent gesenkt. Zentralbankchefin Elvira Nabiullina verteidigte die Geldpolitik und betonte, dass viele Ressourcen aufgebraucht seien und ein neues Wachstumsmodell notwendig sei.
Die russische Wirtschaft konnte sich nach dem Angriff auf die Ukraine zunächst durch eine Umstellung auf Kriegsproduktion stabilisieren. Sergej Tschemesow, Leiter der Rüstungsindustrie, berichtete von einer Steigerung bei Munition und Waffen um das „Zigfache gegenüber 2021“. Zivile Sektoren wie Bau, Immobilien und Autobau leiden jedoch unter hohen Kosten, Personalmangel und technologischem Rückstand. Der Autobau stockt, seit westliche Produzenten und Zulieferer den Markt verlassen haben. China verkauft zwar mehr Autos nach Russland, produziert aber nicht vor Ort.
- Leitzins im Oktober 2024: 21 Prozent, aktuell: 20 Prozent
- Rüstungsproduktion steigt um das Zigfache gegenüber 2021
- Zivile Sektoren kämpfen mit Kosten, Personalmangel und Rückstand
„Den Zahlen nach haben wir eine Abkühlung, den aktuellen Empfindungen der Unternehmer nach sind wir schon an der Grenze zum Übergang in eine Rezession.“ (Maxim Reschetnikow, russischer Wirtschaftsminister)
Infobox: Die russische Wirtschaft steht am Rande einer Rezession. Während die Rüstungsindustrie boomt, leiden zivile Sektoren unter den Folgen der Sanktionen und hohen Zinsen. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Bayreuther Wirtschaft fordert Unterstützung für das Regionale Innovations- und Gründerzentrum (RIZ)
Vor der anstehenden Abstimmung im Kreistag appellieren die IHK Bayreuth und die Kreishandwerkerschaft Bayreuth an die Kreisräte, das Regionale Innovations- und Gründerzentrum (RIZ) in Bayreuth zu realisieren. Bereits Ende letzten Jahres hatten sich Stadtrat und Kreistag für das RIZ entschieden. Im Juni unterzeichneten Oberbürgermeister Thomas Ebersberger und Landrat Florian Wiedemann einen „Letter of Intent“. Die endgültige vertragliche Sicherung steht jedoch noch aus.
Am 23. Juni 2025 tagt der Kreisausschuss, am 25. Juni 2025 berät der Stadtrat über den Vertrag, und am 27. Juni 2025 entscheidet der Kreistag. Aufgrund der Haushaltslage gibt es kritische Stimmen zur Beteiligung des Landkreises am RIZ, doch die Mehrheit steht hinter dem Projekt.
Jörg Lichtenegger, Vorsitzender des IHK-Gremiums Bayreuth, betont, dass das RIZ gründungswillige, gut ausgebildete Menschen mit etablierten Unternehmen zusammenbringen könne. Dies fördere Innovationen und helfe, die Nachfolgeproblematik zu lösen. Laut DIHK-Untersuchungen ist das Gründungsinteresse in Deutschland deutlich gesunken, und das RIZ könne dieser Entwicklung in Bayreuth entgegenwirken.
Auch Kreishandwerksmeister Karl-Michael Hopf sieht im RIZ eine wichtige Unterstützung für junge Unternehmer, die bestehende Betriebe übernehmen möchten. Unternehmer aus der Region, wie Stefan Weißflach (SW Color Lackfabrik GmbH), Stefan Trassl (SIGMUND LINDNER GmbH) und Klaus Liebig (vfm Versicherungs- & Finanzmanagement GmbH), betonen die Bedeutung des RIZ für Innovation, Netzwerkbildung und die Bindung von Talenten an die Region.
- Stadtrat und Kreistag befürworten das RIZ, Vertrag steht noch aus
- Wichtige Termine: 23. Juni (Kreisausschuss), 25. Juni (Stadtrat), 27. Juni (Kreistag)
- RIZ soll Innovation, Gründungen und Unternehmensnachfolge fördern
- Kritik wegen Haushaltslage, aber breite Unterstützung aus Wirtschaft und Handwerk
Infobox: Das RIZ Bayreuth steht vor entscheidenden Abstimmungen. Wirtschaft und Handwerk sehen darin einen wichtigen Impuls für Innovation und nachhaltige Entwicklung in der Region. (Quelle: Bayreuther Tagblatt)
Einschätzung der Redaktion
Die aktuelle Unsicherheit in der Stahlindustrie verdeutlicht, wie groß die Herausforderungen bei der Dekarbonisierung traditioneller Industriezweige sind. Die Entscheidung eines führenden Stahlkonzerns, Investitionen in klimaneutrale Produktion zu stoppen, zeigt, dass wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Marktsignale noch nicht ausreichend Anreize für einen schnellen Wandel bieten. Die Forderung nach einem „Stahlgipfel“ und der Erhalt von Arbeitsplätzen unterstreichen die politische Brisanz des Themas, denn die Transformation der Industrie kann nur gelingen, wenn soziale und wirtschaftliche Interessen gleichermaßen berücksichtigt werden. Ohne tragfähige Lösungen drohen nicht nur Verzögerungen beim Klimaschutz, sondern auch strukturelle Brüche in industriellen Kernregionen. Die Debatte um die Zukunft der Stahlindustrie wird damit zum Lackmustest für die Balance zwischen Klimapolitik, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungssicherung.
- Die Transformation der Stahlindustrie ist ein zentrales Thema für Klimaschutz und Industriestandort.
- Wirtschaftliche Unsicherheiten und fehlende Investitionsanreize bremsen den Umbau.
- Politische Initiativen sind notwendig, um Arbeitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Quellen:
- Dekarbonisierung - Klingbeil will für Industrie-Arbeitsplätze kämpfen - Wirtschaft - SZ.de
- Wirtschaftsministerin Neubaur verleiht Staatspreis MANUFACTUM 2025
- Alle Artikel in „Wirtschaft“ vom 21.06.2025
- Irans Öl-Export: Wie das Land sein schwarzes Gold aus der Schusslinie bringt
- Russlands Wirtschaft am Wendepunkt: „Übergang in eine Rezession“
- Unterstützung für das RIZ: Bayreuther Wirtschaft appelliert an den Kreistag