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Steigende Sozialbeiträge, politische Appelle an die Wirtschaft, internationale Handelskonflikte und strategische Energiepolitik – der aktuelle Pressespiegel beleuchtet zentrale Herausforderungen und Entwicklungen, die Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland und weltweit prägen. Wer wissen will, wie der Generationenvertrag ins Wanken gerät, Unternehmen gegen Rechtsextremismus Position beziehen, die USA und China um Zölle ringen, die EU Russlands Wirtschaft ins Visier nimmt und wie sich die deutsch-israelischen Handelsbeziehungen entwickeln, findet hier die wichtigsten Fakten und Hintergründe.
Steigende Sozialbeiträge: Der Generationenvertrag gerät aus den Fugen
Laut einer exklusiven Studie des Wirtschaftsweisen Martin Werding, die der FAZ.NET vorliegt, müssen Kinder, die im Jahr 2020 geboren wurden, in ihrem späteren Erwerbsleben fast 56 Prozent ihres Bruttolohns für Sozialbeiträge aufwenden. Das entspricht einem Anstieg um mehr als 16 Prozentpunkte im Vergleich zu den im Jahr 1960 Geborenen, die nächstes Jahr in Rente gehen. Für die Erstklässler des Jahres 2026 summieren sich die lebenslangen Sozialbeiträge auf 904.000 Euro – inflationsbereinigt 264.000 Euro oder 41 Prozent mehr als für die Neurentner aus dem Jahrgang 1960.
Geburtsjahrgang | Durchschnittlicher Beitragssatz (%) | Lebenslange Sozialbeiträge (Euro) |
---|---|---|
1940 | 34,2 | 556.000 |
1950 | 37,4 | – |
1960 | 39,4 | 640.000 |
1980 | – | 715.000 |
2020 | 55,6 | 904.000 |
Die Studie hebt hervor, dass alle Kohorten seit den Siebzigerjahren mehr als 40 Prozent ihres Bruttolohns für Sozialbeiträge aufbringen müssen, seit dem Jahr 2000 sogar mehr als 50 Prozent. Die Autoren des Gutachtens kritisieren, dass junge Erwerbstätige für die demographische Entwicklung nicht verantwortlich seien, aber einen Großteil der Folgekosten tragen müssten. Werding warnt vor volkswirtschaftlichen Verwerfungen, da steigende Sozialbeiträge das Wachstum bremsen und den Arbeitsmarkt belasten.
„Wenn künftige Erwerbstätige mehr als die Hälfte ihres Einkommens für Sozialbeiträge aufbringen müssen, dann ist das kein tragfähiger Generationenvertrag mehr, sondern eine Schieflage mit sozialen und ökonomischen Risiken.“ (Frank Wild, WIP)
Die Politik habe die Herausforderungen durch die demographische Entwicklung nicht ausreichend angegangen. Die fortgesetzte Haltelinie für das Rentenniveau könnte den Geburtsjahrgang 2020 sogar noch stärker belasten: Der durchschnittliche Gesamtsozialversicherungsbeitrag würde dann 57,1 Prozent betragen.
- 2020 Geborene: 904.000 Euro Sozialbeiträge, 55,6 % Beitragssatz
- 1960 Geborene: 640.000 Euro, 39,4 % Beitragssatz
- 1940 Geborene: 556.000 Euro, 34,2 % Beitragssatz
Infobox: Die Belastung durch Sozialbeiträge steigt für jüngere Generationen deutlich an. Die Studie sieht darin eine Gefahr für den sozialen Zusammenhalt und die wirtschaftliche Entwicklung. (Quelle: FAZ.NET)
Arbeitsministerin fordert Unternehmen zu Einsatz gegen AfD auf
Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) hat die deutsche Wirtschaft zu mehr Engagement gegen die AfD aufgerufen. Sie betonte, dass Unternehmerinnen und Unternehmer sich zu Vielfalt in ihrer Belegschaft bekennen und Diskriminierung bekämpfen sollten. Bas lobte Unternehmen, die sich bereits aktiv gegen die AfD positionieren, und verwies darauf, dass diese teilweise sogar Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen ausgesetzt seien.
"Da kann ich nur sagen: Hut ab!" (Bärbel Bas)
Zuletzt hatten sich mehrere deutsche Konzernchefs in einer Erklärung zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges zur Mitverantwortung ihrer Unternehmen an der NS-Herrschaft bekannt und sich gegen Hass, Ausgrenzung und Antisemitismus ausgesprochen. Die AfD wurde vom Bundesamt für Verfassungsschutz bundesweit als gesichert rechtsextremistisch eingestuft, auch wenn diese Einstufung wegen einer Klage vorläufig ausgesetzt wurde.
- Jedes zweite Unternehmen in Deutschland macht sich laut einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) öffentlich gegen die AfD stark.
- Unternehmer wie Reinhold Würth warnten vor der Wahl der AfD und berichteten anschließend über Umsatzrückgänge.
Infobox: Die deutsche Wirtschaft positioniert sich zunehmend gegen die AfD. Laut IW-Umfrage engagiert sich jedes zweite Unternehmen öffentlich gegen die Partei. (Quelle: T-Online)
Handelskonflikt: Gespräche USA-China über Zollstreit gehen weiter
Die USA und China setzen ihre Gespräche über eine Lösung im Zollstreit fort. In Genf trafen sich US-Finanzminister Scott Bessent und der chinesische Vize-Ministerpräsident He Lifeng zu weiteren Verhandlungen hinter verschlossenen Türen. Nach den ersten beiden Gesprächsrunden äußerte sich keine der Seiten zu den Inhalten. US-Präsident Donald Trump erklärte lediglich, dass große Fortschritte gemacht worden seien, nannte jedoch keine Details.
Land | Aktuelle Zölle |
---|---|
USA auf chinesische Produkte | 145 % |
China auf US-Produkte | 125 % |
Trump hatte die Handelsstreitigkeiten nach seinem Amtsantritt mit massiven Zöllen auf chinesische Produkte eskaliert. Das Kräftemessen hat Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft, insbesondere auf Entwicklungs- und Schwellenländer. China bemüht sich derweil um neue Handelspartner, insbesondere in Lateinamerika und der Karibik, um die Auswirkungen der US-Zölle abzufedern.
Infobox: Die Zölle zwischen den USA und China liegen aktuell bei 145 Prozent (USA) und 125 Prozent (China). Die Gespräche in Genf sollen eine Annäherung ermöglichen, Details sind jedoch nicht bekannt. (Quelle: SZ.de)
EU-Strategie greift Russlands Wirtschaft an – Trump als potenzielles Hindernis
Die Europäische Kommission plant, bis 2027 keine russischen Gaslieferungen mehr zu akzeptieren. Dies würde Russland Milliarden an Einnahmen kosten. Im Rahmen der neuen Strategie sollen EU-Unternehmen verpflichtet werden, den Umfang und die Dauer ihrer Gasverträge mit Russland offenzulegen. Die entsprechenden Regeln sollen im Juni bekanntgegeben werden.
Mit dem Programm REPowerEU will die EU alternative Versorgungsrouten aufbauen und die Abhängigkeit von russischem Gas beenden. 2024 sind die Importe jedoch noch einmal gestiegen. Der Anteil russischer Gasimporte in die EU ist von 40 Prozent auf 19 Prozent gesunken. Die Maßnahmen der EU haben beim russischen Staatskonzern Gazprom bereits zu Rekordverlusten geführt, Milliarden Dollar an Einnahmen sind entgangen, und es kam zu massenhaften Mitarbeiterentlassungen.
„Das ist keine kleine Sache. Es geht nicht ohne Herausforderungen, aber es kann getan werden und wir werden das auf eine gut koordinierte Art und Weise tun.“ (Dan Jørgensen, EU-Energieverantwortlicher)
Gleichzeitig gibt es Berichte, dass die USA unter Präsident Donald Trump auf eine Wiederherstellung der russischen Gaslieferungen nach Europa hinarbeiten könnten, um ein Friedensabkommen zwischen Moskau und Kiew zu fördern. Industriekenner gehen davon aus, dass einige EU-Länder ihre Einkäufe aus Russland schnell wieder hochfahren könnten, sobald ein Friedensabkommen steht.
- EU-Ziel: Bis 2027 keine russischen Gasimporte mehr
- Russlands Anteil an EU-Gasimporten: von 40 % auf 19 % gesunken
- Gazprom: Milliardenverluste und Mitarbeiterentlassungen
Infobox: Die EU will bis 2027 unabhängig von russischem Gas werden. Die Maßnahmen treffen Russlands Wirtschaft hart, könnten aber durch politische Entwicklungen in den USA beeinflusst werden. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Wirtschaft: Die deutsch-israelischen Handelskontakte sind älter als 60 Jahre
Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Israel bestehen seit mehr als 60 Jahren und sind bemerkenswert konstant. Deutschland ist laut GTAI im Februar 2025 weiterhin der drittwichtigste Lieferant Israels, hinter China und den USA. Bereits in den 1960er-Jahren belegte die Bundesrepublik fast immer den dritten Platz. Das Luxemburger Abkommen von 1952 legte den Grundstein für umfangreiche Lieferungen von Maschinen und Gütern nach Israel.
Bis in die 1980er-Jahre stammten maximal 0,4 Prozent der deutschen Importe aus Israel, während die Exporte nach Israel bis zu 0,5 Prozent der deutschen Gesamtausfuhren ausmachten. 1990 betrug der Wert der deutschen Ausfuhren nach Israel 1,3 Milliarden Euro, importiert wurden Güter für 0,8 Milliarden Euro. 2022 war mit Exporten von 5,9 Milliarden Euro ein Rekordjahr, während aus Israel Waren und Dienstleistungen im Wert von 2,7 Milliarden Euro bezogen wurden.
Jahr | Deutsche Exporte nach Israel (Mrd. Euro) | Deutsche Importe aus Israel (Mrd. Euro) |
---|---|---|
1990 | 1,3 | 0,8 |
2022 | 5,9 | 2,7 |
Deutsche Unternehmen wie SAP, Deutsche Telekom und Audi sind seit Jahren in Israel aktiv, insbesondere im Hightech-Bereich. Auch israelische Unternehmen investieren in Deutschland, wie die Übernahme von ratiopharm durch Teva für 3,6 Milliarden Euro im Jahr 2010 zeigt. Der private Boykott deutscher Produkte in Israel spielt kaum noch eine Rolle: 2022 gaben nur acht Prozent der jüdischen Israelis an, keine deutschen Produkte kaufen zu wollen, 2024 hat sich dieser Wert sogar halbiert.
- Deutschland ist drittwichtigster Lieferant Israels
- 2022: 5,9 Mrd. Euro Exporte nach Israel, 2,7 Mrd. Euro Importe aus Israel
- Starke Zusammenarbeit im Technologietransfer und in der Forschung
Infobox: Die deutsch-israelischen Wirtschaftsbeziehungen sind stabil und von gegenseitigem Nutzen, mit kontinuierlichem Wachstum und starker Zusammenarbeit im Hightech-Sektor. (Quelle: Jüdische Allgemeine)
Einschätzung der Redaktion
Die dramatische Zunahme der Sozialbeitragslast für jüngere Generationen stellt eine der größten Herausforderungen für die langfristige Stabilität des deutschen Sozialstaats dar. Wenn mehr als die Hälfte des Bruttolohns für Sozialabgaben aufgewendet werden muss, drohen erhebliche negative Effekte auf Arbeitsanreize, Wohlstandsentwicklung und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die demografische Entwicklung und die politische Fixierung auf das Rentenniveau verschärfen die Schieflage, ohne nachhaltige Lösungen zu bieten. Ohne grundlegende Reformen ist die Akzeptanz des Generationenvertrags gefährdet, was soziale Spannungen und wirtschaftliche Risiken nach sich ziehen kann.
- Sozialbeiträge steigen auf über 55 % des Bruttolohns für junge Generationen
- Wirtschaftliche und soziale Risiken nehmen zu
- Reformbedarf ist dringend, um Generationengerechtigkeit zu sichern
Quellen:
- Steigende Sozialbeiträge: Der Generationenvertrag gerät aus den Fugen
- "Haltung und Standfestigkeit": Ministerin fordert Unternehmen zu Einsatz gegen AfD auf
- Alle Artikel in „Wirtschaft“ vom 11.05.2025
- EU-Strategie greift Russlands Wirtschaft an – Trump als potenzielles Hindernis
- Wirtschaft: Die deutsch-israelischen Handelskontakte sind älter als 60
- Handelskonflikt - Gespräche USA-China über Zollstreit gehen weiter - Wirtschaft