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Schwaches Wachstum in der Schweiz trotz möglicher Zoll-Einigung, die EU im Ringen um Energieunabhängigkeit von Russland, Unsicherheit um die Zukunft der PCK-Raffinerie Schwedt und vorsichtige Erholungssignale für die deutsche Wirtschaft: Der aktuelle Pressespiegel beleuchtet die zentralen Herausforderungen und Trends, die Europas Wirtschaft prägen – von geopolitischen Risiken über Handelskonflikte bis hin zu strukturellen Schwächen und politischen Weichenstellungen.
Schweizer Wirtschaft: Schwaches Wachstum trotz möglicher Zoll-Einigung
Die Schweizer Wirtschaft steht vor zwei wirtschaftlich mageren Jahren, selbst wenn es zu einer Einigung im Zollstreit mit den USA unter Präsident Trump kommt. Laut den aktuellen Prognosen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) und der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) wird für 2025 ein reales Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1,3 Prozent (Seco) bzw. 1,4 Prozent (KOF) erwartet. Auch für 2026 wird kein deutlich höheres Wachstum prognostiziert. Bereits 2023 und 2024 war das Wachstum schwach.
Ein Hauptgrund für die verhaltene Entwicklung ist der 10-Prozent-Basiszoll, den die USA für die meisten Länder, darunter wohl auch die Schweiz, erheben. Schweizer Unternehmen rechnen laut einer KOF-Umfrage bereits bei diesem Zollsatz mit Umsatzrückgängen und reduzieren ihre Investitionen. Die Unsicherheit über die zukünftige US-Zollpolitik verstärkt die Zurückhaltung. Während die Binnenwirtschaft durch beständigen Privatkonsum und eine wachsende Bevölkerung für Stabilität sorgt, bleibt das Exportgeschäft der entscheidende Faktor für das BIP-Wachstum. Die Arbeitslosigkeit dürfte laut Seco und KOF in den kommenden Quartalen leicht zunehmen, und das Beschäftigungswachstum wird sich abschwächen.
„Kein anderes Land von der Grösse der Schweiz ist auch nur in die Nähe des Weissen Hauses gekommen“, sagt der Trump-Vertraute Ed McMullen.
- Prognose BIP-Wachstum 2025: 1,3 % (Seco), 1,4 % (KOF)
- 10-Prozent-Basiszoll der USA bleibt bestehen
- Arbeitslosigkeit dürfte leicht steigen
- Unsicherheit durch US-Zollpolitik und geopolitische Konflikte
Infobox: Die Schweizer Wirtschaft bleibt 2025 und 2026 unterdurchschnittlich, getrieben von Unsicherheiten im Außenhandel und einer schwachen Exportdynamik. (Quelle: NZZ)
EU will Energie-Abhängigkeit von Russland beenden – Atomsektor bleibt Hürde
Die Europäische Union plant, den Import russischer fossiler Brennstoffe vollständig zu stoppen. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs haben EU-Länder laut Financial Times mehr als 200 Milliarden Euro für Brennstoffe an Russland gezahlt. Bis Ende 2027 soll die Einfuhr von russischem Gas in die EU komplett verboten werden. Die Energieminister der EU-Staaten beraten über den aktualisierten REPowerEU-Plan, der die vollständige Energieunabhängigkeit von Russland zum Ziel hat.
Ein besonderes Problem stellt der Import von angereichertem Uran dar. Deutschland hat im Jahr 2024 mindestens 68,8 Tonnen Uran aus Russland importiert – eine Steigerung um 70 Prozent gegenüber 2023. Etwa 20 bis 25 Prozent des in der EU verwendeten Urans stammen aus Russland. Investitionen von 241 Milliarden Euro wären laut EU-Beamten nötig, um die Nuklearversorgungskette unabhängig zu machen. US-Präsident Joe Biden hat 2024 ein Importverbot für angereichertes Uran aus Russland verhängt, woraufhin Russland einen Lieferstopp für die USA ankündigte.
„Technisch gesehen ist die Uranversorgungskette sehr komplex“, sagte Ben McWilliams, Associate Fellow für Klima und Energie bei Bruegel.
- Über 200 Mrd. Euro für russische Brennstoffe seit 2022
- Importverbot für russisches Gas bis Ende 2027 geplant
- 2024: Deutschland importiert 68,8 Tonnen Uran aus Russland (+70 % zu 2023)
- Investitionsbedarf für Nuklearunabhängigkeit: 241 Mrd. Euro
Infobox: Die EU steht vor der Herausforderung, ihre Energieversorgung – insbesondere im Atomsektor – von Russland zu entkoppeln. Die Abhängigkeit bleibt trotz politischer Bemühungen hoch. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Ölraffinerie PCK Schwedt: Zukunft bleibt ungewiss
Die Bundesregierung hat sich noch nicht festgelegt, ob die Beschäftigungsgarantie für die 1.200 Arbeitsplätze der PCK-Raffinerie in Schwedt über den 30. Juni hinaus verlängert wird. Auch zur Fortsetzung der Treuhandverwaltung über den Mehrheitseigner Rosneft gibt es keine abschließende Entscheidung. Die Raffinerie ist zu 80 Prozent ausgelastet, doch die Unsicherheit über die Eigentümerstruktur und die künftige Ölversorgung belastet den Betrieb.
Die Verträge über kasachisches Öl laufen nur bis Anfang 2026. Die Treuhandverwaltung der Rosneft-Anteile läuft vorerst bis September, eine weitere Verlängerung ist möglich, aber juristisch umstritten. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke fordert vom Bund Garantien für die Zukunft der PCK.
- 1.200 Arbeitsplätze bei PCK Schwedt
- 80 % Auslastung der Raffinerie
- Verträge für kasachisches Öl bis Anfang 2026
- Treuhandverwaltung der Rosneft-Anteile bis September
Infobox: Die Zukunft der PCK Schwedt bleibt offen, Unsicherheiten bei Eigentümerstruktur und Ölversorgung belasten die Beschäftigten und Investitionsentscheidungen. (Quelle: SZ.de)
Deutsche Wirtschaft: Leichte Erholung in Sicht, aber Herausforderungen bleiben
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sieht für die deutsche Wirtschaft 2025 einen „leichten Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Leistung“. Die Bundesbank hatte für dieses Jahr Stagnation prognostiziert, doch das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal lag mit plus 0,4 Prozent doppelt so hoch wie zunächst berechnet. Nagel betont, dass das Ende der langen Durststrecke in Sicht sei, der Weg aber „nicht direkt in eine grüne Oase“ führe. Die deutsche Wirtschaft steht weiterhin zwischen wachstumsschädlichen Zolleffekten und wachstumsfördernder Fiskalpolitik.
„Der Weg führt uns aber nicht direkt in eine grüne Oase, sondern bleibt herausfordernd – zwischen wachstumsschädlichen Zolleffekten und wachstumsfördernder Fiskalpolitik.“ (Joachim Nagel, Bundesbank-Präsident)
- Wachstum im 1. Quartal 2025: +0,4 %
- Prognose für 2025: leichter Anstieg der Wirtschaftsleistung
- Herausforderungen: Zolleffekte, Fiskalpolitik
Infobox: Die deutsche Wirtschaft zeigt erste Erholungstendenzen, bleibt aber durch internationale Handelskonflikte und strukturelle Herausforderungen belastet. (Quelle: N-TV)
DIW Berlin: Erste Lichtblicke für die deutsche Wirtschaft
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hat seine Prognose für die deutsche Wirtschaft deutlich nach oben korrigiert. Für 2025 wird ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,3 Prozent und für 2026 von 1,7 Prozent erwartet – jeweils 0,2 bzw. 0,6 Prozentpunkte mehr als im Frühjahr prognostiziert. Der Aufschwung wird durch ein Investitionspaket und bessere Finanzierungsbedingungen begünstigt. Im ersten Quartal 2025 sorgten vor allem ein anziehender privater Konsum und starke Exporte für positive Impulse. Die Exporte profitierten von Vorzieheffekten im Vorfeld der US-Zölle.
Im zweiten Halbjahr 2025 wird eine leichte Abkühlung erwartet, da die Unsicherheiten durch die US-Handelspolitik und strukturelle Probleme wie Fachkräftemangel und abnehmende Wettbewerbsfähigkeit wieder stärker durchschlagen. Die finanzpolitischen Impulse – insbesondere das Sondervermögen für Infrastrukturinvestitionen in Höhe von 500 Milliarden Euro über zwölf Jahre – werden ab 2026 spürbar. Für das kommende Jahr rechnet das DIW mit finanzpolitischen Impulsen von rund 25 Milliarden Euro, die das BIP um 0,8 Prozentpunkte steigern könnten. Die Inflationsrate dürfte 2026 bei 2,2 Prozent liegen, nach 2,1 Prozent in diesem Jahr.
„Der überraschend schwungvolle Jahresauftakt dürfte uns vor einem weiteren Jahr der Stagnation bewahren. Das ändert aber nichts an den strukturellen Problemen der deutschen Wirtschaft, wie der abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit und dem Fachkräftemangel“, kommentiert DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik.
Jahr | BIP-Wachstum (DIW) | Inflationsrate |
---|---|---|
2025 | 0,3 % | 2,1 % |
2026 | 1,7 % | 2,2 % |
- Investitionspaket: 500 Mrd. Euro über 12 Jahre
- Finanzpolitische Impulse 2026: 25 Mrd. Euro
- Risiken: US-Handelspolitik, strukturelle Probleme, politische Blockaden
Infobox: Die deutsche Wirtschaft profitiert von Investitionen und Konsum, bleibt aber durch internationale Handelskonflikte und strukturelle Schwächen herausgefordert. (Quelle: Recyclingportal/DIW Berlin)
Einschätzung der Redaktion
Die anhaltende Wachstumsschwäche der Schweizer Wirtschaft unterstreicht die hohe Abhängigkeit vom internationalen Handel und die Verwundbarkeit gegenüber protektionistischen Maßnahmen großer Wirtschaftspartner. Die Unsicherheit über die US-Zollpolitik wirkt sich bereits jetzt negativ auf Investitionsbereitschaft und Exportaussichten aus, was die strukturelle Schwäche des exportorientierten Schweizer Modells offenlegt. Selbst eine Einigung im Zollstreit würde kurzfristig keine spürbare Trendwende bringen, da die Unternehmen weiterhin mit Unsicherheiten und erhöhten Kosten kalkulieren müssen. Die leichte Zunahme der Arbeitslosigkeit und das schwache Beschäftigungswachstum deuten darauf hin, dass die Binnenwirtschaft allein nicht in der Lage ist, die Exportverluste zu kompensieren. Die kommenden Jahre werden für die Schweiz daher von einer erhöhten wirtschaftlichen Unsicherheit und einem anhaltenden Anpassungsdruck geprägt sein.
- Exportabhängigkeit bleibt Achillesferse der Schweizer Wirtschaft
- Unsicherheit über US-Zölle hemmt Investitionen und Wachstum
- Binnenwirtschaft kann schwache Exporte nicht vollständig ausgleichen
- Arbeitsmarkt steht vor Herausforderungen
Quellen:
- Schweizer Wirtschaft wächst kaum – selbst bei US-Zolleinigung mit Trump
- Atom-Abhängigkeit von Russlands Wirtschaft: EU will sich befreien – aber steht vor Hürden
- Ohne Öl aus Russland - Bund lässt Zukunft der PCK Schwedt offen - Wirtschaft
- Update Wirtschaft vom 16.06.2025
- Der Börsen-Tag: Weg führt für deutsche Wirtschaft "nicht direkt in eine grüne Oase"
- Erste Lichtblicke für die deutsche Wirtschaft