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Der deutsche Biermarkt steht vor einem Wandel: Während bundesweit die Zahl der Brauereien sinkt, trotzt Sachsen dem Trend und verzeichnet ein Wachstum. Doch nicht nur regionale Unterschiede prägen die Branche, auch steigende Energiepreise und der Druck zur Klimaneutralität stellen Brauereien vor immense Herausforderungen. Ein Blick auf die Entwicklungen in Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg zeigt, wie unterschiedlich die Bundesländer mit den aktuellen Krisen umgehen.
Biermarkt in Sachsen: Wachstum entgegen dem Bundestrend
Während die Zahl der Brauereien in Deutschland seit 2020 um fast 100 gesunken ist, zeigt Sachsen einen gegenläufigen Trend. Laut dem Deutschen Brauer-Bund (DBB) stieg die Anzahl der Brauereien in Sachsen von 2019 bis 2024 um sieben auf insgesamt 84. Im Vergleich zu 1995, als es nur 32 Brauereien gab, hat sich die Zahl mehr als verdoppelt.
Im Gegensatz dazu verzeichnete Bayern mit einem Rückgang von 50 Brauereien den größten Verlust, bleibt jedoch mit 598 Braustätten das Bundesland mit den meisten Brauereien. Gründe für den Rückgang sind unter anderem gestiegene Energiepreise und die Notwendigkeit, bis 2045 klimaneutral zu werden. DBB-Präsident Christian Weber betonte, dass die Stromkosten eine entscheidende Rolle für die Zukunft der Brauereien spielen werden.
„Ob die Stromkosten planbar sind und wie sie sich entwickeln, wird in den kommenden Jahren zur Schicksalsfrage für die ganze deutsche Brauereilandschaft“, so Weber.
- Sachsen: +7 Brauereien (2019-2024), insgesamt 84 Brauereien
- Bayern: -50 Brauereien, dennoch 598 Brauereien
- Deutschlandweit: 1.459 Brauereien, 93 weniger als 2019
Baden-Württemberg: Rückgang der Brauereien
In Baden-Württemberg ist die Zahl der Brauereien von 214 im Jahr 2022 auf 203 im Jahr 2024 gesunken. Der Rückgang ist jedoch geringer als in anderen Bundesländern. Laut dem Baden-Württembergischen Brauerbund ist die Branche im Südwesten stark mittelständisch geprägt, wobei jede Brauerei im Durchschnitt mehr als zehn Biersorten produziert. Der Trend geht zunehmend in Richtung alkoholfreies Bier.
Bundesweit sank die Zahl der Brauereien in den letzten fünf Jahren um 93. Besonders betroffen ist Bayern mit einem Rückgang von 50 Brauereien. Gründe für die Schließungen sind unter anderem die Corona- und Energiepreiskrise sowie die allgemeine Konsumzurückhaltung. Viele Brauereien stehen zudem vor großen Investitionen, um bis 2045 klimaneutral zu werden.
- Baden-Württemberg: -11 Brauereien (2022-2024), aktuell 203 Brauereien
- Deutschlandweit: -93 Brauereien in fünf Jahren
- Herausforderungen: Energiepreise, Konsumzurückhaltung, Klimaneutralität
Energieintensive Wirtschaft in Sachsen-Anhalt vor großem Wandel
Eine Studie des Fraunhofer-Instituts zeigt, dass die energieintensive Industrie in Sachsen-Anhalt vor erheblichen Herausforderungen steht. Branchen wie Chemie, Metallverarbeitung, Glas, Papier, Zement und Nahrungsmittelproduktion sind besonders betroffen. Diese Sektoren verbrauchen etwa 71 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs im verarbeitenden Gewerbe und weisen eine hohe Abhängigkeit von Erdgas auf.
Energiestaatssekretär Thomas Wünsch betonte die Bedeutung einer erfolgreichen Transformation hin zu mehr Energieeffizienz. Ein Kooperationsnetzwerk aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen und der Landesenergieagentur soll den Wandel unterstützen. Rund 67.000 Menschen sind in der energieintensiven Industrie in Sachsen-Anhalt beschäftigt.
- 71 % des Energieverbrauchs im verarbeitenden Gewerbe durch energieintensive Branchen
- 67.000 Beschäftigte in Sachsen-Anhalt
- Hohe Abhängigkeit von Erdgas
Gazprom: Enorme Verluste und Herausforderungen
Der russische Energieriese Gazprom verzeichnete im Jahr 2024 einen Nettoverlust von 1,076 Billionen Rubel (ca. 12,89 Milliarden US-Dollar). Gründe dafür sind unter anderem der gesunkene Marktwert der Tochtergesellschaft Gazprom Neft und der Wegfall eines wichtigen Gasliefervertrags mit der Ukraine. Der Aktienkurs von Gazprom erreichte im Dezember 2024 mit 106,1 Rubel den niedrigsten Stand seit Januar 2009.
Zusätzlich plant Gazprom, etwa 1.600 Stellen abzubauen, vor allem im Hauptquartier in Sankt Petersburg. Die westlichen Sanktionen und der Rückgang der europäischen Gasimporte belasten das Unternehmen stark. Trotz der Verluste plant Gazprom Neft, die Ölproduktion ab April 2025 zu erhöhen und die Investitionen zu steigern, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber den Sanktionen zu stärken.
- Nettoverlust 2024: 1,076 Billionen Rubel (ca. 12,89 Milliarden US-Dollar)
- Aktienkurs: Tiefstand von 106,1 Rubel im Dezember 2024
- Geplante Stellenstreichungen: 1.600
Einschätzung der Redaktion
Der gegenläufige Trend in Sachsen, wo die Zahl der Brauereien trotz bundesweiter Rückgänge wächst, zeigt die Widerstandsfähigkeit und Innovationskraft regionaler Märkte. Dies könnte auf eine stärkere lokale Nachfrage, gezielte Fördermaßnahmen oder eine erfolgreiche Nischenstrategie der Brauereien zurückzuführen sein. Gleichzeitig verdeutlicht der Rückgang in anderen Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg die Herausforderungen, denen die Branche durch steigende Energiepreise, Konsumzurückhaltung und die Anforderungen der Klimaneutralität gegenübersteht.
Die Entwicklung in Sachsen könnte als Modell für andere Regionen dienen, um die Brauereilandschaft zu stabilisieren. Dennoch bleibt die langfristige Zukunft der Branche stark von politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere den Energiepreisen, abhängig. Die Aussage des DBB-Präsidenten unterstreicht die Dringlichkeit, planbare und bezahlbare Energieversorgung sicherzustellen, um die Vielfalt der deutschen Brauereien zu erhalten.
Quellen:
- Bier - Entgegen Bundestrend mehr Brauereien in Sachsen - Wirtschaft
- Bier - Weniger Brauereien in Baden-Württemberg - Wirtschaft
- Wirtschaft vor acht
- Abhängigkeit von Erdgas: Studie: Energieintensive Wirtschaft vor großem Wandel
- Wirtschaft vor acht
- Verluste-Serie bei Putins Energieriesen: Russlands Wirtschaft muss einstecken