Russlands Wirtschaft unter Druck: Umsatzrückgänge, Fachkräftemangel und strukturelle Probleme

Russlands Wirtschaft unter Druck: Umsatzrückgänge, Fachkräftemangel und strukturelle Probleme

Autor: Wirtschaft-Ratgeber Redaktion

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Kategorie: Nachrichten

Zusammenfassung: Russlands Wirtschaft leidet unter strukturellen Problemen und Fachkräftemangel, während westliche Sanktionen zunehmend umgangen werden; in Deutschland setzt die SPD auf grüne Industrie und soziale Gerechtigkeit.

Russlands Wirtschaft gerät zunehmend unter Druck: Unternehmen melden sinkende Umsätze, strukturelle Probleme und einen wachsenden Fachkräftemangel. Gleichzeitig gelingt es dem Land, westliche Sanktionen zu umgehen und weiterhin auf kritische Importe zuzugreifen – doch die Abhängigkeit von westlicher Technologie bleibt hoch. In Deutschland setzt die SPD auf grüne Industrie und soziale Gerechtigkeit, während neue Forschungsinitiativen die wirtschaftlichen Folgen von Künstlicher Intelligenz beleuchten. Auch lokale Maßnahmen wie die Umweltprämie in Frankfurt zeigen, wie Wirtschaft und Gesellschaft im Wandel stehen.

Russlands Wirtschaft unter Druck: Unternehmen melden Umsatzrückgänge und strukturelle Probleme

In den ersten beiden Jahren des Ukraine-Kriegs konnte Russlands Wirtschaft den westlichen Sanktionen weitgehend standhalten. Doch nun melden entscheidende Unternehmen deutliche Umsatzeinbußen. Laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens Yakov & Partners, die für das Internationale Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg erstellt wurde, berichteten 34 Prozent der befragten Unternehmensvertreter von einer Verschlechterung ihrer ökonomischen Lage im vergangenen Halbjahr. Im Dezember 2022 lag dieser Wert noch bei 24 Prozent, im Mai 2024 bei lediglich 16 Prozent. Besonders betroffen sind der Bergbau, die Schwerindustrie, die Chemieindustrie sowie Unternehmen aus dem Öl- und Gassektor und dem Transportwesen.

Als größte Hürde sehen 42 Prozent der Unternehmen den hohen Leitzins der russischen Zentralbank, ein Anstieg um vier Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Ein Viertel der Unternehmen hat Investitionsprojekte gestoppt oder verlangsamt, 13 Prozent haben sämtliche als nicht notwendig erachtete Projekte ausgesetzt. Der Fachkräftemangel bereitet 48 Prozent der Befragten Sorgen, während nur noch 20 Prozent Außenhandelsbeschränkungen als zentrales Problem nennen – 2022 waren es noch 63 Prozent. Die Besorgnis über geopolitische Risiken ist ebenfalls gesunken: Nur noch 15 Prozent sehen darin ein großes Problem, verglichen mit 56 Prozent zu Beginn des Krieges. Dennoch erwarten 90 Prozent der Unternehmensleiter, dass sich ihre wirtschaftlichen Bedingungen bis zum Jahresende verbessern oder gleich bleiben. (Quelle: Merkur)

Jahr/Monat Verschlechterung der Wirtschaftslage (%) Hauptproblem: Hoher Leitzins (%) Fachkräftemangel als größte Sorge (%) Außenhandelsbeschränkungen als Problem (%)
Dez 2022 24 - - 63
Mai 2024 16 38 - -
Juni 2025 34 42 48 20
  • 34 Prozent der Unternehmen melden Verschlechterung der Lage
  • 42 Prozent sehen hohen Leitzins als Hauptproblem
  • Fachkräftemangel größte Sorge für 48 Prozent
  • Nur noch 20 Prozent nennen Außenhandelsbeschränkungen als Problem

Infobox: Die russische Wirtschaft steht zunehmend unter Druck. Hauptprobleme sind der hohe Leitzins und der Fachkräftemangel, während die Bedeutung westlicher Sanktionen als Problem abnimmt. (Quelle: Merkur)

Russlands Wirtschaft: Umgehung von Sanktionen und Abhängigkeit vom Westen

Russland gelingt es trotz westlicher Sanktionen, wichtige Flugzeugteile in Millionenhöhe zu importieren. Eine Untersuchung des finnischen Senders Yle ergab, dass das Land seit 2022 Flugzeugteile im Wert von mindestens einer Milliarde Euro kaufen konnte, darunter Teile von Airbus und Boeing. Dafür wurde ein internationales Netzwerk aus rund 360 Unternehmen aufgebaut, um die Sanktionen zu umgehen. Viele dieser Unternehmen wurden später ebenfalls sanktioniert. Zu den gelieferten Teilen zählen grundlegende Kabinenutensilien, aber auch kritische Komponenten wie Antriebe, Radarsysteme und Bordcomputer, die potenziell auch militärisch genutzt werden könnten.

Im Winter 2024 kam es vermehrt zu Ausfällen bei russischen Flugzeugen. Das Nachrichtenportal Kyiv Independent berichtete in der Weihnachtszeit von elf Maschinenausfällen, was gegenüber dem Zeitraum Oktober-November nahezu einer Verdoppelung entsprach. Die russische Luftfahrt ist stark vom Westen abhängig: Im Februar 2022 bestand die Flotte der 20 größten russischen Airlines zu vier Fünfteln aus im Ausland hergestellten, geleasten Maschinen. Nach dem Angriff auf die Ukraine sollten 515 geleaste Flugzeuge an den Westen zurückgegeben werden, doch eine neue Gesetzgebung setzte diese in Russland fest. Präsident Putin begann zudem, diese Flugzeuge zurückzukaufen, um sie auch im Ausland nutzen zu können. (Quelle: Frankfurter Rundschau)

  • Import von Flugzeugteilen im Wert von mindestens 1 Milliarde Euro seit 2022
  • 360 Unternehmen im Netzwerk zur Umgehung der Sanktionen
  • Elf Maschinenausfälle bei russischen Flugzeugen in der Weihnachtszeit 2024
  • Vier Fünftel der russischen Airline-Flotte aus dem Ausland geleast (Februar 2022)
  • 515 geleaste Flugzeuge nach Sanktionen festgesetzt

Infobox: Trotz massiver Sanktionen gelingt es Russland, wichtige Importe zu sichern. Die Luftfahrt bleibt jedoch extrem abhängig von westlicher Technologie und Ersatzteilen. (Quelle: Frankfurter Rundschau)

SPD-Parteitag: Beschlüsse zu Wirtschaft und Arbeit

Auf dem SPD-Parteitag wurde Bundeskanzler Olaf Scholz für seine Verdienste gewürdigt. Scholz forderte die Partei auf, sich weiterhin für die Schwachen in der Gesellschaft einzusetzen und betonte die Bedeutung des Respekts für Bedürftige. Er zeigte sich erleichtert, dass Errungenschaften seiner Regierungszeit wie die Reformen des Selbstbestimmungs- und des Staatsangehörigkeitsrechts nicht rückabgewickelt wurden. Die scheidende Parteivorsitzende Saskia Esken rief zur Erneuerung der Partei auf und betonte, die SPD habe sich in ihrer Geschichte immer wieder neu erfunden.

Inhaltlich bekannte sich die Partei zu grünem Stahl und zur ökologischen Transformation der Wirtschaft. Die Bundesregierung wird aufgefordert, schnellstmöglich einen Stahlgipfel mit allen Unternehmen und Stahlstandorten in Deutschland anzusetzen. Die Delegierten sprachen sich auch für Elektromobilität und den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft aus. In der Arbeitsmarktpolitik gab es massive Einwände gegen die Abkehr vom Acht-Stunden-Tag zugunsten einer Wochenhöchstarbeitszeit. Kritik wurde daran geübt, dass der Mindestlohn unterhalb von 15 Euro bleibt. Ausnahmen vom Mindestlohn für Saisonarbeitskräfte wurden abgelehnt. (Quelle: STERN.de)

  • Fokus auf grünem Stahl und ökologische Transformation
  • Forderung nach einem Stahlgipfel
  • Unterstützung für Elektromobilität und Wasserstoffwirtschaft
  • Kritik an Mindestlohn unter 15 Euro
  • Abgelehnte Ausnahmen für Saisonarbeitskräfte

Infobox: Die SPD setzt auf ökologische Transformation, grüne Industrie und soziale Gerechtigkeit. Mindestlohn und Arbeitszeitregelungen bleiben zentrale Themen. (Quelle: STERN.de)

Forschungsinitiative zu KI und Wirtschaft: Anthropic startet Economic Futures Program

Das KI-Unternehmen Anthropic hat das Economic Futures Program ins Leben gerufen, um die langfristigen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI) auf Arbeitsmarkt und Weltwirtschaft zu erforschen. Das Programm fördert Forschung und entwickelt politische Handlungsempfehlungen, um den strukturellen Wandel durch KI besser zu gestalten. Im Zentrum stehen drei Kernbereiche: Forschungsstipendien, evidenzbasierte Politik und wirtschaftliche Messung sowie Daten. So werden Stipendien, API-Gutschriften und Partnerschaften bereitgestellt, um die Auswirkungen von KI auf Arbeit, Produktivität und Wertschöpfung zu untersuchen.

Das Economic Futures Program vergibt Schnellzuschüsse von bis zu 50.000 US-Dollar für empirische Forschung zu den wirtschaftlichen Auswirkungen von KI. Die ersten Stipendien werden Mitte August vergeben. Zudem werden evidenzbasierte politische Vorschläge gesucht, die im Herbst 2025 auf Symposien in Washington, DC und Europa vorgestellt werden. Anthropic strebt strategische Partnerschaften mit unabhängigen Forschungseinrichtungen an und stellt API-Credits sowie weitere Ressourcen zur Verfügung. Ziel ist es, die Diskussionen über die wirtschaftlichen Auswirkungen von KI auf reale Daten zu stützen und kontinuierliche empirische Analysen zu fördern. (Quelle: all-about-security.de)

  1. Forschungsstipendien und API-Gutschriften für KI-Forschung
  2. Schnellzuschüsse bis zu 50.000 US-Dollar
  3. Symposien in Washington, DC und Europa im Herbst 2025
  4. Strategische Partnerschaften mit Forschungseinrichtungen

Infobox: Anthropic fördert mit dem Economic Futures Program die Erforschung der wirtschaftlichen Auswirkungen von KI und setzt auf evidenzbasierte Politikgestaltung. (Quelle: all-about-security.de)

Umweltprämie in Frankfurt: 575 Autofahrer steigen auf Deutschlandticket um

Nach einem Jahr Umweltprämie in Frankfurt haben 575 Frankfurter ihr Auto abgeschafft und nutzen stattdessen das Deutschlandticket. Die Umweltprämie wurde eingeführt, um den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr zu fördern und die Verkehrswende voranzutreiben. (Quelle: hessenschau.de)

  • 575 Frankfurter haben für das Deutschlandticket ihr Auto abgeschafft
  • Ziel: Förderung des Umstiegs auf den öffentlichen Nahverkehr

Infobox: Die Umweltprämie in Frankfurt zeigt Wirkung: Hunderte Bürger verzichten auf das Auto zugunsten des Deutschlandtickets. (Quelle: hessenschau.de)

Antragsberatung zum Thema Wirtschaft auf dem SPD-Parteitag

Im Rahmen des SPD-Parteitags fand eine vollständige Aussprache zur Antragsberatung zum Thema Wirtschaft statt. Die Beratung diente dazu, wirtschaftspolitische Anträge zu diskutieren und die Weichen für die zukünftige Ausrichtung der Partei in wirtschaftlichen Fragen zu stellen. (Quelle: ARD Mediathek)

Infobox: Die SPD diskutierte auf ihrem Parteitag intensiv wirtschaftspolitische Anträge und die künftige Ausrichtung. (Quelle: ARD Mediathek)

Einschätzung der Redaktion

Die aktuellen Entwicklungen in der russischen Wirtschaft deuten auf eine zunehmende strukturelle Schwäche hin, die sich nicht mehr allein durch externe Faktoren wie Sanktionen erklären lässt. Die wachsende Bedeutung des hohen Leitzinses und des Fachkräftemangels als Hauptprobleme signalisiert, dass die wirtschaftlichen Herausforderungen Russlands zunehmend hausgemacht sind. Die Tatsache, dass ein erheblicher Anteil der Unternehmen Investitionen zurückstellt oder streicht, birgt das Risiko einer weiteren Verschärfung der wirtschaftlichen Stagnation und Innovationsschwäche. Die abnehmende Relevanz von Außenhandelsbeschränkungen als Problem zeigt, dass sich die Wirtschaft zwar an die Sanktionen angepasst hat, jedoch neue, schwerer zu lösende Probleme in den Vordergrund rücken. Die optimistischen Erwartungen vieler Unternehmensleiter stehen im Kontrast zu den realen Belastungen und könnten sich als trügerisch erweisen, falls keine strukturellen Reformen erfolgen.

  • Strukturelle Probleme und Investitionsstau gefährden die mittelfristige Entwicklung
  • Fachkräftemangel und hohe Finanzierungskosten sind zentrale Risiken
  • Die Anpassung an Sanktionen löst nicht die grundlegenden Schwächen der Wirtschaft

Quellen: