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Russlands Wirtschaft gerät im Schatten des Ukraine-Kriegs zunehmend unter Druck. Trotz massiver Investitionen in die Rüstungsindustrie und gefüllter Waffenlager warnen NATO-Analysten vor begrenztem Durchhaltevermögen: Altbestände schwinden, Fachkräftemangel und sinkende Energieeinnahmen verschärfen die Lage. Wie lange kann Moskau den Krieg wirtschaftlich noch stemmen?
Russlands Wirtschaft unter Druck: NATO sieht begrenztes Durchhaltevermögen im Ukraine-Krieg
Die russische Wirtschaft steht nach mehr als drei Jahren Ukraine-Krieg unter erheblichem Druck. Laut Einschätzungen der NATO kann Russland den Krieg mit der aktuellen Intensität mindestens bis 2027 fortsetzen, wie BBC Russia unter Berufung auf einen anonymen hochrangigen NATO-Beamten berichtet. Allerdings habe Russland bereits den Höhepunkt seiner Rüstungsproduktion erreicht und verfüge nicht über die Kapazitäten, das Produktionsvolumen weiter zu steigern. In den letzten Monaten investierte Präsident Wladimir Putin massiv in die Rüstungsindustrie, wodurch die Panzer- und Waffenproduktion deutlich angekurbelt werden konnte. Die russischen Waffenarsenale sind laut der Zeit derzeit gut gefüllt, und die Panzerproduktion läuft auf Hochtouren. Der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur bestätigte, dass die russische Rüstungsindustrie weiter wachse und die Fabriken rund um die Uhr arbeiten.
Allerdings zeigen Analysen von Satellitenbildern alter Sowjetlager, dass sich die Altbestände seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 sichtlich geleert haben. Der Vorrat an Sowjetpanzern ist laut der Zeit um mindestens die Hälfte geschrumpft. Auch der Fachkräftemangel macht der russischen Wirtschaft zu schaffen. Im April 2025 prognostizierte George Barros vom US-amerikanischen Institute for the Study of War (ISW), dass Russland seine Kämpfe im derzeitigen Tempo nur noch 12 bis 16 Monate fortsetzen könne, bevor sich die Folgen der finanziellen und personellen Engpässe bemerkbar machen. Seit Beginn des Krieges rekrutiert Russland Söldner aus Asien und Afrika, die meist keine Berufssoldaten sind. 2024 stellten russische Industrieunternehmen insgesamt 47.000 ausländische Arbeitskräfte aus visapflichtigen Ländern wie China, Indien, der Türkei und Serbien ein.
Die westlichen Sanktionen und sinkende Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft verschärfen die Lage zusätzlich. Die prognostizierten Einnahmen aus der Öl- und Gasförderung wurden um fast 25 Prozent nach unten korrigiert, von 10,8 Billionen Rubel (140,4 Milliarden Dollar) auf 8,3 Billionen Rubel (107,9 Milliarden Dollar). Am 24. Juni 2025 genehmigte Putin Änderungen am Bundeshaushalt für 2025, die Kürzungen in fünf staatlichen Programmen vorsehen.
Einnahmen Öl & Gas (prognostiziert) | Vorher | Nachher |
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Rubel | 10,8 Billionen | 8,3 Billionen |
US-Dollar | 140,4 Mrd. | 107,9 Mrd. |
- Russlands Wirtschaft kann den Krieg laut NATO mindestens bis 2027 fortsetzen.
- Öl- und Gaseinnahmen wurden um fast 25 Prozent nach unten korrigiert.
- Fachkräftemangel und leere Altbestände verschärfen die Situation.
Infobox: Die russische Wirtschaft stößt an ihre Grenzen. Trotz massiver Investitionen in die Rüstungsindustrie und Rekrutierung ausländischer Arbeitskräfte verschärfen Sanktionen, Einnahmeverluste und Fachkräftemangel die Lage. (Quelle: Merkur)
Debatte um Sondervermögen: Strohfeuer oder Startschuss für eine zukunftsfähige Wirtschaft?
Das vom Bundeskabinett beschlossene Haushaltspaket für das Jahr 2025 sieht ein Sondervermögen „Infrastruktur und Klimaneutralität“ in Höhe von 500 Milliarden Euro vor. Ingmar Jürgens, Gründer und Geschäftsführer der Berliner Denkfabrik Climate and Company, kritisiert, dass bis zu 100 Milliarden Euro für kurzfristige Entlastungsmaßnahmen statt für langfristige Klimainvestitionen verwendet werden können. Dies sei nicht nur rechtlich riskant, sondern untergrabe auch das Vertrauen in die deutsche Klimapolitik und die fiskalpolitischen Regeln der Eurozone.
Jürgens fordert, dass Investitionen in Infrastruktur nur dann nachhaltig sind, wenn sie durchdacht gesteuert werden. Er schlägt vor, keine Gelder für fossile Infrastruktur, Straßenneubauten oder Häuser mit Effizienzhaus-55-Standard sowie keine Energiepreis-Subventionen zu verwenden. Stattdessen sollten gezielt Gebäudesanierung, Wärmenetze, ÖPNV, grüner Stahl und zukunftsfähige Produktionsstandards gefördert werden. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt, dass nur eine Verknüpfung des Sondervermögens mit klimapolitischen und wirtschaftlichen Zielen einen echten Impuls für die Industrie geben kann.
- 500 Milliarden Euro Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität
- Bis zu 100 Milliarden Euro können für kurzfristige Entlastungsmaßnahmen verwendet werden
- Forderung nach gezielter Förderung nachhaltiger Projekte und klaren Auswahlkriterien
Infobox: Das Sondervermögen bietet die Chance für eine strategische Industriepolitik, birgt aber das Risiko eines schuldenfinanzierten Strohfeuers, wenn die Mittel nicht zielgerichtet eingesetzt werden. (Quelle: Tagesspiegel Background)
Rentenentwicklung und Inflation: Kaufkraft der Ruheständler im Fokus
Die gesetzliche Rente in Deutschland steht im Spannungsfeld zwischen nominalen Steigerungen und realer Kaufkraft. Einmal im Jahr erhalten mehr als 30 Millionen Versicherte von der Rentenversicherung eine Information über ihre zukünftige Rente. Darin wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die ermittelten Beträge wegen des Anstiegs der Lebenshaltungskosten und der damit verbundenen Geldentwertung (Inflation) in ihrer Kaufkraft nicht mit einem heutigen Einkommen vergleichbar sind. Die Entwicklung der Renten im Vergleich zur Inflation ist daher entscheidend für die Versorgung im Alter.
Die tatsächliche Kaufkraft der Rentner hängt nicht nur von der Höhe der Rente, sondern auch von Zusatzeinkünften wie ETF-Auszahlplänen oder Lebensversicherungen ab. Die Renteninformation weist explizit auf den Kaufkraftverlust hin, der durch die Inflation entsteht. Die Frage, ob die gesetzliche Rente stärker ansteigt als die Inflation, bleibt für viele Ruheständler von zentraler Bedeutung.
- Mehr als 30 Millionen Versicherte erhalten jährlich eine Renteninformation
- Die Renteninformation weist auf den Kaufkraftverlust durch Inflation hin
Infobox: Die Kaufkraft der gesetzlichen Rente wird durch die Inflation gemindert, was in der jährlichen Renteninformation explizit thematisiert wird. (Quelle: SZ.de)
Stromsteuer-Entscheidung: Kritik an Wirtschaftsministerin Reiche
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hat angekündigt, dass die Stromsteuer entgegen den Vereinbarungen im Koalitionsvertrag nicht für alle gesenkt wird. Profitieren sollen nur die Industrie sowie die Land- und Forstwirtschaft. Verbraucher sollen an anderer Stelle entlastet werden. Reiche begründete dies mit finanziellen Realitäten und betonte, dass weiterhin Entlastungen bei der Gasspeicherumlage von drei Milliarden Euro und bei den Übertragungsnetzentgelten von 6,5 Milliarden Euro geplant seien.
Die Ankündigung stieß auf breite Kritik. Die Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Ramona Pop, bezeichnete es als inakzeptabel, dass Verbraucher leer ausgehen sollen. Auch die Automobilwirtschaft und der Zentralverband des Deutschen Handwerks äußerten Enttäuschung. Der DIHK-Präsident Peter Adrian kritisierte, dass trotz geplanter Rekordverschuldung diese Entlastung nicht möglich sei. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist dennoch gut: Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf den höchsten Stand seit einem Jahr. Das ifo Institut prognostiziert für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ein Wachstum von 1,5 Prozent, das Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW) rechnet für 2026 mit 1,6 Prozent Wachstum.
Entlastungen | Betrag |
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Gasspeicherumlage | 3 Mrd. Euro |
Übertragungsnetzentgelte | 6,5 Mrd. Euro |
- Stromsteuer-Senkung nur für Industrie sowie Land- und Forstwirtschaft
- Breite Kritik von Verbänden und Opposition
- Prognose BIP-Wachstum 2026: 1,6 Prozent (IfW)
Infobox: Die Entscheidung zur Stromsteuer sorgt für Unmut in Wirtschaft und Verbänden, während die Konjunkturprognosen für die kommenden Jahre leicht optimistischer ausfallen. (Quelle: T-Online)
Wehrpflicht und Arbeitsmarkt: Wirtschaftliche Auswirkungen im Fokus
Die Diskussion um die Rückkehr der Wehrpflicht in Deutschland nimmt Fahrt auf. Verteidigungsminister Boris Pistorius hat angekündigt, dass das geplante Wehrdienstgesetz noch vor der Sommerpause des Bundestags beraten werden soll. Der Wehrdienst soll grundsätzlich auf Freiwilligkeit beruhen, doch das Gesetz sieht eine Regelung für eine Wehrpflicht vor, falls nicht genügend Freiwillige gefunden werden. In der Bundeswehr fehlen rund 60.000 Soldaten.
Die Wirtschaft steht vor der Herausforderung, wie sich eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht auf den Arbeitsmarkt auswirken könnte. Unternehmen verdrängen laut FAZ bislang die Kriegsgefahr, doch Deutschland könne nur verteidigungsfähig werden, wenn die Betriebe mitziehen. Vertreter der Industrie äußern sich kritisch über die langsamen Prozesse in der Verteidigungspolitik. Die Frage, wie die Wirtschaft auf eine mögliche Wehrpflicht reagiert, bleibt offen.
- Geplantes Wehrdienstgesetz soll vor der Sommerpause beraten werden
- Rund 60.000 Soldaten fehlen in der Bundeswehr
- Wirtschaftliche Auswirkungen der Wehrpflicht werden diskutiert
Infobox: Die mögliche Rückkehr der Wehrpflicht stellt die Wirtschaft vor neue Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf den Arbeitsmarkt und die Verteidigungsfähigkeit. (Quelle: FAZ)
Update Wirtschaft: Aktuelle Entwicklungen im Überblick
Das Update Wirtschaft vom 26.06.2025 fasst die wichtigsten wirtschaftlichen Entwicklungen des Tages zusammen. Im Fokus stehen unter anderem die aktuellen Konjunkturprognosen, die Stimmung in der deutschen Wirtschaft sowie die Auswirkungen politischer Entscheidungen auf Unternehmen und Verbraucher.
- Konjunkturprognosen zeigen leichte Erholungstendenzen
- Stimmung in der Wirtschaft verbessert sich
- Politische Entscheidungen beeinflussen weiterhin die wirtschaftliche Entwicklung
Infobox: Die wirtschaftliche Lage in Deutschland zeigt Anzeichen einer Erholung, bleibt jedoch von politischen und globalen Unsicherheiten geprägt. (Quelle: tagesschau.de)
Einschätzung der Redaktion
Die aktuellen Entwicklungen verdeutlichen, dass Russlands wirtschaftliche Belastbarkeit im Ukraine-Krieg zwar noch für mehrere Jahre ausreichen könnte, die strukturellen Schwächen jedoch zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die Kombination aus schwindenden Altbeständen, Fachkräftemangel und sinkenden Einnahmen aus dem Energiegeschäft setzt die russische Kriegswirtschaft unter erheblichen Druck. Die Fähigkeit, die militärische Intensität langfristig aufrechtzuerhalten, wird dadurch spürbar eingeschränkt. Sollte sich die wirtschaftliche Lage weiter verschärfen, könnten sich daraus mittelfristig auch strategische und operative Konsequenzen für Russlands Handlungsfähigkeit ergeben. Die Entwicklung bleibt ein entscheidender Faktor für die weitere Dynamik des Konflikts und die Stabilität des Landes.
- Russlands wirtschaftliche Reserven sind begrenzt und werden zunehmend beansprucht.
- Die strukturellen Schwächen könnten mittelfristig die Kriegsführung beeinflussen.
- Die wirtschaftliche Entwicklung ist ein Schlüsselfaktor für die weitere Konfliktdynamik.
Quellen:
- Russlands Wirtschaft leidet – Nato nennt Putins Zeitlimit für Ukraine-Krieg
- Strohfeuer oder Startschuss für zukunftsfähige Wirtschaft?
- So haben sich die Renten im Vergleich zur Inflation entwickelt - Wirtschaft - SZ.de
- "Schlag ins Kontor für den Mittelstand": Wirtschaft kritisiert Ministerin Reiche
- Bundeswehr und Arbeitsmarkt: Wie die Wirtschaft die Wehrpflicht sieht
- Update Wirtschaft vom 26.06.2025