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Russlands Wirtschaft gerät durch einen dramatischen Rückgang ausländischer Investitionen und die Folgen westlicher Sanktionen zunehmend unter Druck. Gleichzeitig verschärfen sich die Herausforderungen für den Kreml durch sinkende Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft, Fachkräftemangel und leere Rüstungsbestände. Die EU reagiert auf die Schwächung der Welthandelsorganisation mit dem Vorschlag einer neuen globalen Handelsallianz – ohne die USA. In Deutschland sorgt die geplante Mindestlohnerhöhung für kontroverse Debatten zwischen Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften. CDU-Chef Friedrich Merz fordert derweil einen schnellen Handelsdeal mit Donald Trump, sollte dieser erneut US-Präsident werden.
Russlands Wirtschaft unter Druck: Investitionsrückgang und Herausforderungen durch Sanktionen
Die russische Wirtschaft steht nach Jahren relativer Widerstandsfähigkeit zunehmend unter Druck. Laut dem russischen Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow, geäußert auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg, befindet sich Russland an der Schwelle zur Rezession. Besonders problematisch ist der Rückgang ausländischer Investitionen. Im Jahr 2024 zog Russland laut UN Conference on Trade and Development (UNCTAD) nur noch etwa 3,35 Milliarden Dollar an direkten Auslandsinvestitionen (FDIs) an – ein Rückgang von 91 Prozent im Vergleich zu 2021. Seit 2001 war dieser Wert nicht mehr so niedrig. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Der Ukraine-Krieg und die daraus resultierenden Sanktionen sind laut Experten eine große Hürde für den Zufluss von FDIs nach Russland. Die westlichen Sanktionen, darunter der Ausschluss Russlands vom SWIFT-Bankensystem und die Aufnahme zahlreicher russischer Finanzinstitute auf Sanktionslisten, erschweren den internationalen Zahlungsverkehr erheblich. In einigen Fällen greift Russland sogar auf Tauschhandel zurück, um seine Waren abzusetzen. Auch ehemalige Sowjetstaaten distanzieren sich zunehmend von Russland, was die Bemühungen des Kremls, neue Verbündete zu gewinnen, erschwert. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Jahr | FDI-Zufluss nach Russland (Mrd. USD) | Veränderung zu 2021 |
---|---|---|
2021 | 37,2 | - |
2024 | 3,35 | -91 % |
China profitiert in der Beziehung zu Russland, indem es beim Kauf russischen Gases erhebliche Preisnachlässe aushandeln konnte. Die geplante Pipeline „Power of Siberia 2“ wird von China jedoch weiterhin blockiert. Die deutsche Bundesakademie für Sicherheitspolitik bezeichnet die Vorstellung einer multipolaren Weltordnung als „Mär“. Multipolarität sei lediglich das Symptom einer Übergangsphase, während eine neue Supermacht die alte ablöst. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
- FDI-Anteil Russlands an in China gesammelten FDIs sank von 1,0 % (2015-2020) auf 0,3 % (2021-2023), was 8,9 Milliarden US-Dollar entspricht.
- Die EU hielt 2021 etwa 255 Milliarden Euro an FDIs in Russland.
- Für die USA werden FDIs zwischen 12,3 Milliarden und 39,1 Milliarden US-Dollar prognostiziert.
Zusammenfassung: Die russische Wirtschaft leidet massiv unter dem Rückgang ausländischer Investitionen und den Folgen westlicher Sanktionen. Die erhoffte Unterstützung aus dem globalen Süden bleibt aus, während China vor allem eigene Vorteile aus der Partnerschaft zieht. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Russlands Wirtschaft schwächelt – Zeitlimit für Ukraine-Krieg laut NATO
Die NATO schätzt, dass Russlands Wirtschaft den Krieg in der Ukraine mit aktueller Intensität mindestens bis 2027 fortsetzen kann. Laut BBC Russia, unter Berufung auf einen anonymen hochrangigen NATO-Beamten, hat Russland jedoch den Höhepunkt seiner Rüstungsproduktion erreicht und kann das Volumen nicht weiter steigern. In den letzten Monaten investierte Putin massiv in die Rüstungsindustrie, wodurch die Panzer- und Waffenproduktion deutlich angekurbelt wurde. Die russischen Waffenarsenale sind derzeit gut aufgestockt, die Panzerproduktion läuft auf Hochtouren. (Quelle: Merkur)
Allerdings zeigen Analysen von Satellitenbildern, dass sich die Altbestände an Sowjetpanzern seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 sichtlich geleert haben. Der Vorrat an Sowjetpanzern ist laut der Zeit um mindestens die Hälfte geschrumpft. Auch der Fachkräftemangel ist ein großes Problem: 2024 stellten russische Industrieunternehmen insgesamt 47.000 ausländische Arbeitskräfte aus Ländern wie China, Indien, der Türkei und Serbien ein. (Quelle: Merkur)
Prognostizierte Einnahmen aus Öl- und Gasförderung | Vorher | Nachher | Veränderung |
---|---|---|---|
in Billionen Rubel | 10,8 | 8,3 | -25 % |
in Milliarden Dollar | 140,4 | 107,9 | -25 % |
Die Gewinne aus dem russischen Öl- und Gasgeschäft sind infolge der Sanktionen eingebrochen. Die prognostizierten Einnahmen wurden um fast 25 Prozent nach unten korrigiert. Nach dem Einbruch genehmigte Putin am 24. Juni 2025 Änderungen am Bundeshaushalt für 2025, wodurch fünf staatliche Programme gekürzt werden. (Quelle: Merkur)
Zusammenfassung: Die russische Wirtschaft kann den Krieg laut NATO-Prognose noch bis 2027 finanzieren, steht jedoch durch Fachkräftemangel, leere Altbestände und sinkende Einnahmen unter massivem Druck. (Quelle: Merkur)
EU schlägt neue weltweite Handelsallianz vor – ohne die USA
Die Europäische Union reagiert auf die von Donald Trump eingeführten Zölle und die Missachtung der Welthandelsorganisation (WTO) durch die USA mit einem eigenen Vorschlag: EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen bringt eine neue weltweite Handelsallianz ins Spiel – explizit ohne die USA. Die WTO ist laut Bericht bereits seit der Amtszeit von Trumps Vorgänger Joe Biden weitgehend handlungsunfähig, ihre Gerichtsbarkeit wird sowohl von China als auch den USA ignoriert. (Quelle: SZ.de)
Trumps Zölle verstoßen auf mehreren Ebenen gegen internationales Handelsrecht, was in Washington jedoch kaum jemanden interessiert. Die EU sucht daher nach Alternativen, um die internationale Handelsordnung zu stabilisieren und neue Partner zu gewinnen. (Quelle: SZ.de)
- Die EU will eine neue Handelsallianz ohne die USA etablieren.
- Die WTO ist laut Bericht handlungsunfähig und wird von den USA und China ignoriert.
- Trumps Zölle verstoßen gegen internationales Handelsrecht.
Zusammenfassung: Die EU plant eine neue globale Handelsallianz als Reaktion auf die US-Zölle und die Schwächung der WTO, um die internationale Handelsordnung zu sichern. (Quelle: SZ.de)
Mindestlohn-Erhöhung in Deutschland: Reaktionen aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften
Die Mindestlohnkommission hat beschlossen, den Mindestlohn von 12,82 Euro pro Stunde in zwei Schritten bis 2027 auf 14,60 Euro zu erhöhen. Die Entscheidung wird vom Bundesarbeitsministerium umgesetzt. Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) äußerte Zweifel, ob die Erhöhung in der aktuellen wirtschaftlichen Lage hilfreich sei. Sie befürchtet, dass der höhere Mindestlohn besonders Branchen trifft, die bereits unter massivem Kostendruck stehen, und dass der Hochlohnstandort Deutschland für Investitionen an Attraktivität verliert. (Quelle: SWR)
Die SPD Baden-Württemberg begrüßt die Erhöhung und sieht darin einen positiven Impuls für die Binnenkonjunktur sowie mehr Geld für Renten- und Sozialkassen. Arbeitgeberverbände fordern Ausnahmen für arbeitsintensive Branchen wie Obst-, Gemüse- und Weinbau. Der Gesamtverband der deutschen land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände (GLFA) bezeichnet die Entscheidung als „verantwortungsvoll“, fordert aber Ausnahmen für bestimmte Branchen. (Quelle: SWR)
Jahr | Mindestlohn (Euro/Stunde) | Erhöhung (%) |
---|---|---|
2024 | 12,82 | - |
2027 | 14,60 | +14 % |
- Vollzeitbeschäftigte mit Mindestlohn haben ab 2026 rund 190 Euro brutto mehr im Monat.
- Im zweiten Jahr ergibt sich ein monatliches Plus von 310 Euro brutto.
- Jeder Cent mehr Mindestlohn bringt laut DGB 20 Millionen Euro mehr Kaufkraft.
Zusammenfassung: Die Mindestlohnerhöhung auf 14,60 Euro bis 2027 wird unterschiedlich bewertet. Während Gewerkschaften und SPD positive Effekte für Beschäftigte und Wirtschaft sehen, warnen Arbeitgeber und Wirtschaftsministerin vor Wettbewerbsnachteilen und fordern Ausnahmen für bestimmte Branchen. (Quelle: SWR)
Friedrich Merz fordert „Turbo-Deal“ mit Trump
Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU, hat sich für einen schnellen und unkomplizierten Handelsdeal mit Donald Trump ausgesprochen, sollte dieser erneut US-Präsident werden. Merz betonte, dass es „lieber schnell als kompliziert“ gehen müsse, um die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und den USA zu stärken. (Quelle: Ntv)
Merz sieht in einem „Turbo-Deal“ die Chance, Handelshemmnisse rasch abzubauen und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu sichern. Er warnt davor, zu lange auf komplexe Verhandlungen zu setzen, da dies die deutsche Wirtschaft im internationalen Vergleich schwächen könnte. (Quelle: Ntv)
„Lieber schnell als kompliziert“ – Friedrich Merz über einen möglichen Handelsdeal mit Donald Trump. (Quelle: Ntv)
Zusammenfassung: Friedrich Merz plädiert für einen schnellen Handelsdeal mit den USA unter Trump, um die deutsche Wirtschaft zu stärken und Handelshemmnisse abzubauen. (Quelle: Ntv)
Einschätzung der Redaktion
Die aktuellen Entwicklungen verdeutlichen, dass Russlands wirtschaftliche Handlungsfähigkeit zunehmend eingeschränkt wird. Der drastische Rückgang ausländischer Investitionen und die spürbaren Auswirkungen der Sanktionen führen zu einer strukturellen Schwächung, die sich nicht nur auf das Wachstum, sondern auch auf die Modernisierungspotenziale der russischen Wirtschaft auswirkt. Die Abhängigkeit von wenigen Partnern wie China verschärft die Verwundbarkeit, da diese Partner ihre eigene Verhandlungsposition konsequent ausnutzen. Die Fähigkeit Russlands, den Krieg in der Ukraine langfristig zu finanzieren, ist zwar laut Prognosen noch gegeben, doch die Kombination aus Fachkräftemangel, sinkenden Einnahmen und erschöpften Altbeständen setzt klare Grenzen für die wirtschaftliche und militärische Durchhaltefähigkeit.
Die Reaktion der EU auf die Schwächung der WTO und die US-Zölle zeigt, dass sich die internationale Handelsordnung in einer Phase der Neuorientierung befindet. Die Initiative für eine neue Handelsallianz ohne die USA unterstreicht den Willen Europas, eigene Akzente zu setzen und sich unabhängiger von den USA zu positionieren. Dies könnte zu einer weiteren Fragmentierung des Welthandels führen, birgt aber auch Chancen für neue Partnerschaften und eine stärkere europäische Eigenständigkeit.
Die Mindestlohnerhöhung in Deutschland ist ein Signal für sozialen Ausgleich und Stärkung der Kaufkraft, birgt aber das Risiko, die Wettbewerbsfähigkeit in bestimmten Branchen zu beeinträchtigen. Die Debatte um Ausnahmen und die Sorge um den Hochlohnstandort zeigen, dass wirtschaftspolitische Maßnahmen differenziert betrachtet werden müssen, um sowohl soziale als auch ökonomische Ziele zu erreichen.
Die Forderung nach einem schnellen Handelsdeal mit den USA im Falle eines Wahlsiegs von Donald Trump verdeutlicht die Unsicherheit über die künftige transatlantische Zusammenarbeit. Ein pragmatischer Ansatz könnte kurzfristig Vorteile bringen, birgt aber das Risiko, langfristige strategische Interessen und Standards zu vernachlässigen.
- Russlands wirtschaftliche und militärische Spielräume werden durch Investitionsrückgang, Sanktionen und Fachkräftemangel zunehmend begrenzt.
- Die EU sucht aktiv nach neuen Wegen, um ihre Handelsinteressen unabhängig von den USA zu sichern.
- Die Mindestlohnerhöhung stärkt die Kaufkraft, erfordert aber gezielte Maßnahmen zur Entlastung betroffener Branchen.
- Ein schneller Handelsdeal mit den USA könnte kurzfristig helfen, sollte aber nicht auf Kosten langfristiger Interessen erfolgen.
Quellen:
- Wirtschaft vor acht
- "Lieber schnell als kompliziert": Merz will Turbo-Deal mit Trump zünden
- Russlands Wirtschaft schwächelt – Nato gibt Putins Zeitlimit für Ukraine-Krieg an
- Trumps Zölle: EU schlägt neue weltweite Handelsallianz vor – ohne die USA - Wirtschaft - SZ.de
- Putin unter Druck – Russlands Wirtschaft fehlen Investitionen und der Süden kann nicht liefern
- Mindestlohn-Erhöhung beschlossen: Das sagen Politik, Arbeitgeber und Gewerkschaften aus BW