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Russlands Wirtschaft gerät durch massive Einbußen bei Öl- und Gaseinnahmen sowie verschärfte Sanktionen zunehmend unter Druck, während in Deutschland erste Anzeichen einer konjunkturellen Erholung sichtbar werden. Neue Prognosen deuten auf ein stärkeres Wachstum hin, doch Unsicherheiten wie Handelskonflikte und die Debatte um die Schuldenbremse prägen weiterhin die wirtschaftspolitische Agenda.
Russlands Wirtschaft unter Druck: Einbruch bei Öl- und Gaseinnahmen
Russlands Einnahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas sind laut dem russischen Statistikamt Rosstat im ersten Quartal 2025 um rund 50 Prozent eingebrochen. Die Profite der russischen Gas- und Ölunternehmen fielen auf rund 790 Milliarden Rubel (etwa zehn Milliarden US-Dollar), während sie im Vorjahreszeitraum noch bei 1,4 Billionen Rubel (rund 18 Milliarden US-Dollar) lagen. Besonders die Gewinne aus Öl-Verkäufen sanken im Zeitraum Mai 2024 bis Mai 2025 um rund 35 Prozent. Der Preis für ein Barrel der russischen Sorte Ural lag Ende Mai 2025 bei etwa 52 US-Dollar, zu Jahresbeginn waren es noch 66 US-Dollar pro Barrel.
Die West-Sanktionen und neue EU-Maßnahmen verschärfen die Lage zusätzlich. Russland setzte zuletzt weniger auf die sogenannte Schattenflotte, um Sanktionen zu umgehen. Die Exporteinnahmen aus fossilen Treibstoffen sanken zwischen März und April um sechs Prozent, obwohl die Exportmenge stieg. Die russische Regierung musste das Budget für 2025 bereits anpassen, da mehr als 15 Milliarden US-Dollar fehlen. Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht zudem Anzeichen für eine Verlangsamung des globalen Ölbedarfs. Das Ölkartell Opec+ kündigte an, ab Juni 411 Kilobarrel pro Tag mehr zu fördern, was den Ölpreis weiter unter Druck setzen könnte.
Zeitraum | Öl- und Gaseinnahmen (Mrd. Rubel) | Ölpreis Ural (USD/Barrel) |
---|---|---|
Q1 2024 | 1.400 | 66 |
Q1 2025 | 790 | 52 |
Infobox: Die russische Wirtschaft steht durch den Einbruch der Einnahmen aus Öl und Gas, verschärfte Sanktionen und einen sinkenden Ölpreis vor erheblichen Herausforderungen. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Deutsche Wirtschaft: Erste Anzeichen der Erholung
Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sieht erste Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung der deutschen Wirtschaft. Im ersten Quartal 2025 stieg die Produktion um 0,4 Prozent, auch der private Konsum belebte sich erstmals seit längerer Zeit wieder. Ein wesentlicher Grund ist die gestiegene Nachfrage aus den USA, da Importeure angesichts angekündigter Zollerhöhungen ihre Bestellungen vorgezogen haben.
Für das Gesamtjahr 2025 erwartet das IWH ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 0,4 Prozent, für 2026 wird ein Anstieg um 1,1 Prozent prognostiziert. Belastend wirken weiterhin strukturelle Probleme wie der demografische Wandel, Unsicherheiten bei der Energiewende und der Strukturwandel in China. Auch schleppende Lizenzvergaben für Ausfuhren seltener Erden erschweren die Produktion im verarbeitenden Gewerbe.
- Wachstum 2025: +0,4 % (IWH-Prognose)
- Wachstum 2026: +1,1 % (IWH-Prognose)
- Risiken: US-Handelskonflikte, Energiewende, China
Infobox: Die deutsche Wirtschaft zeigt laut IWH erste Erholungstendenzen, bleibt aber durch internationale Handelskonflikte und strukturelle Probleme verwundbar. (Quelle: WELT)
Prognosen: Stärkeres Wachstum für Deutschland erwartet
Das Ifo-Institut prognostiziert für das Jahr 2026 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 1,5 Prozent, fast doppelt so viel wie die ursprünglich angenommenen 0,8 Prozent. Für das laufende Jahr wurde die Prognose von 0,2 auf 0,3 Prozent angehoben. Der erwartete Schub wird auf das angekündigte Wachstumspaket der neuen Bundesregierung zurückgeführt, das in diesem Jahr einen wirtschaftlichen Effekt von 10 Milliarden Euro und im kommenden Jahr von 57 Milliarden Euro haben soll.
Die Prognose basiert jedoch auf der Annahme, dass der Handelskonflikt mit den USA ein gutes Ende nimmt. Bleiben die von US-Präsident Donald Trump erhöhten Einfuhrzölle bestehen, würde das deutsche Wirtschaftswachstum laut Ifo in diesem Jahr um 0,1 Prozentpunkte und 2026 um 0,3 Prozentpunkte sinken. Die Inflationsrate wird für 2025 bei 2,1 Prozent und für 2026 bei 2,0 Prozent erwartet. Die Arbeitslosenquote könnte 2026 auf 6,1 Prozent sinken.
Jahr | Wachstum (Ifo) | Wachstum (IfW) | Inflation (Ifo) | Arbeitslosenquote (Ifo) |
---|---|---|---|---|
2025 | 0,3 % | 0,3 % | 2,1 % | 6,3 % |
2026 | 1,5 % | 1,6 % | 2,0 % | 6,1 % |
Infobox: Die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute heben ihre Prognosen deutlich an, warnen aber vor Risiken durch den US-Handelskonflikt. (Quellen: N-TV, Deutschlandfunk)
Schuldenbremse und Sparpolitik: Baden-Württemberg im Fokus der „Financial Times“
Ein Bericht der „Financial Times“ beleuchtet die Entwicklung der deutschen Sparpolitik am Beispiel Baden-Württembergs. Die sogenannte „Schwarze Null“ wurde im März mit einem Sondervermögen von über 500 Milliarden Euro und einer Grundgesetzänderung aufgegeben. Danyal Bayaz (Grüne), Finanzminister in Baden-Württemberg, äußerte, dass es kein gutes Geschäft sei, künftigen Generationen einen kaputten Planeten und ein kaputtes Bildungssystem zu hinterlassen. Die „Financial Times“ zitiert ihn mit der Aussage, dass er nie ein Fan der schwarzen Null gewesen sei.
Franziska Brantner, Co-Vorsitzende der Grünen, kündigte an, „die schwäbische Hausfrau“ zu verteidigen, die als Symbol der Sparsamkeit gilt. Die britische Zeitung stellt fest, dass sich das Bild der schwäbischen Hausfrau in Deutschland gewandelt habe und der Euro heute lockerer sitze. Die Debatte um die Schuldenbremse bleibt weiterhin ein zentrales Thema in der deutschen Finanzpolitik.
„Es sei ein schlechtes Geschäft für sie, ihnen einen kaputten Planeten und ein kaputtes Bildungssystem zu hinterlassen.“ (Danyal Bayaz, laut Financial Times)
Infobox: Die Aufgabe der „Schwarzen Null“ und die Debatte um die Schuldenbremse stehen im Mittelpunkt der internationalen Berichterstattung über die deutsche Finanzpolitik. (Quelle: stuttgarter-nachrichten.de)
Einschätzung der Redaktion
Der massive Rückgang der russischen Öl- und Gaseinnahmen markiert einen Wendepunkt für die wirtschaftliche Stabilität Russlands. Die Kombination aus sinkenden Preisen, verschärften Sanktionen und einer global nachlassenden Nachfrage erhöht den Druck auf die russische Regierung, alternative Einnahmequellen zu erschließen und strukturelle Reformen einzuleiten. Die Anpassung des Staatshaushalts und die schwindenden Reserven könnten mittelfristig zu sozialen und politischen Spannungen führen. Sollte der Ölpreis weiter unter Druck bleiben, drohen tiefgreifende Einschnitte bei staatlichen Ausgaben und Investitionen, was die wirtschaftliche Entwicklung Russlands nachhaltig beeinträchtigen kann.
Infobox: Die anhaltende Schwäche der Energieexporte stellt Russlands Wirtschaft vor erhebliche Risiken und könnte die politische und soziale Stabilität des Landes gefährden.
Quellen:
- Wirtschaft vor acht
- Schlag für Russlands Wirtschaft: wichtige Einnahmen brechen ein
- Institut sieht erste Anzeichen für Erholung der Wirtschaft
- Bericht über Baden-Württemberg: Wie die „Financial Times“ auf die Wirtschaft im Ländle blickt
- Doppelt so stark wie angenommen: Ifo: Deutsche Wirtschaft wächst 2026 kräftig
- Wirtschaft - Institute heben Konjunkturprognosen deutlich an