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Russlands Zentralbank überrascht mit einer Zinssenkung, während die deutsche Exportwirtschaft unter US-Zöllen und einem starken Euro leidet. Die Folgen der Handelspolitik treffen auch den Arbeitsmarkt: Zehntausende Jobs stehen auf dem Spiel. Gleichzeitig reagieren Unternehmen auf neue Vorgaben zur Arbeitszeiterfassung. Der Pressespiegel beleuchtet die aktuellen Herausforderungen und Trends in der internationalen und deutschen Wirtschaft.
Russische Zentralbank senkt Leitzins überraschend
Die russische Zentralbank hat ihren Leitzins überraschend von 21 auf 20 Prozent gesenkt. Diese Entscheidung wurde mit dem nachlassenden Inflationsdruck und einer allmählichen Rückkehr der russischen Wirtschaft auf einen ausgewogenen Wachstumspfad begründet. Die Inflationsrate liegt derzeit bei etwa zehn Prozent. Im Oktober 2024 war der Leitzins wegen hoher Inflation auf 21 Prozent angehoben worden, den höchsten Stand seit Anfang der 2000er Jahre.
Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow hatte die Zentralbank zuvor aufgefordert, die Zinsen zu senken, um das von Präsident Wladimir Putin vorgegebene Wachstumsziel von drei Prozent zu unterstützen. Von Reuters befragte Ökonomen erwarten für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent, während die Regierung 2,5 Prozent prognostiziert. 2024 lag das Wachstum noch bei 4,3 Prozent. Die Zentralbank rechnet für das laufende Jahr mit einer Inflationsrate von sieben bis acht Prozent. Der Rubel hat seit Jahresbeginn um rund 40 Prozent zum Dollar zugelegt, was importierte Waren verbilligt. Besonders stark gestiegen sind die Preise für Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln, die sich seit dem Vorjahr verdreifacht haben.
Leitzins | Inflationsrate | Wachstumsprognose Regierung | Wachstumsprognose Ökonomen | Wachstum 2024 | Rubel-Aufwertung |
---|---|---|---|---|---|
20 % | ca. 10 % | 2,5 % | 1,5 % | 4,3 % | +40 % (zum Dollar) |
„Der aktuelle Inflationsdruck nimmt weiter ab. Zudem kehrt die russische Wirtschaft allmählich auf einen ausgewogenen Wachstumspfad zurück.“ (Russische Zentralbank)
- Leitzinssenkung soll Wirtschaftswachstum stützen
- Stark gestiegene Lebensmittelpreise belasten Bevölkerung
- Rubel-Aufwertung hilft im Kampf gegen Inflation
Infobox: Die russische Zentralbank reagiert auf politischen Druck und hohe Inflation mit einer Zinssenkung. Die Wirtschaft steht vor Herausforderungen durch steigende Preise und einen starken Rubel. (Quelle: Spiegel)
Zollstreit bremst deutsche Exporte im April
Der Zollstreit mit den USA hat im April zu einem Rückgang der deutschen Exporte geführt. Die Unsicherheit über die künftige US-Handelspolitik belastet die deutsche Wirtschaft und insbesondere die exportorientierten Unternehmen. Die Bundesbank rechnet für das laufende Jahr mit einem deutlichen Rückgang der Ausfuhren und sieht auch für 2026 kaum Besserung.
Die Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar verschlechtert zusätzlich die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportwirtschaft. Die Bundesbank erwartet für 2026 ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,7 Prozent, nachdem die Prognose im Dezember noch bei 0,8 Prozent lag. Für 2027 wurde die Erwartung von 0,9 auf 1,2 Prozent angehoben. Die Inflationsrate soll nach europäischer Methode (HVPI) 2025 bei 2,2 Prozent und 2026 bei 1,5 Prozent liegen. Ab 2026 wird eine Kernrate von etwa 2 Prozent erwartet.
Jahr | BIP-Wachstum (Prognose) | Inflationsrate (HVPI) | Kernrate (ab 2026) |
---|---|---|---|
2025 | Stagnation | 2,2 % | - |
2026 | 0,7 % | 1,5 % | ca. 2 % |
2027 | 1,2 % | - | - |
- US-Zölle und politische Unsicherheit bremsen Exporte
- Staatliche Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur sollen Konjunktur stützen
- Teuerung geht schneller zurück als erwartet
Infobox: Die deutsche Wirtschaft leidet unter US-Zöllen und einem starken Euro. Die Bundesbank sieht erst ab 2027 eine spürbare Erholung. (Quelle: Echo Online)
US-Zölle kosten Deutschland 90.000 Jobs
Andrea Nahles, Chefin der Bundesagentur für Arbeit, warnt im Interview vor den Folgen der US-Handelspolitik für den deutschen Arbeitsmarkt. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und weiterer Institute könnten die Zölle 90.000 Jobs binnen eines Jahres kosten. Besonders betroffen sind die Industrie, vor allem die Automobilindustrie und Zulieferbetriebe, sowie kleinere Unternehmen.
Die negativen Effekte konzentrieren sich regional in Bremen, Baden-Württemberg, dem Saarland und Nordrhein-Westfalen, betreffen aber nahezu alle Bundesländer. Die Unsicherheit über die künftige US-Politik erschwert Investitionen und Neueinstellungen. Nahles sieht jedoch auch positive Signale: Im letzten Monat gab es erstmals wieder mehr Stellenanmeldungen als Entlassungsankündigungen, und das Arbeitskräftebarometer ist zum zweiten Mal in Folge gestiegen. Die Bundesregierung plant steuerliche Erleichterungen, niedrigere Strompreise und Investitionsanreize, die mittelfristig den Arbeitsmarkt stärken sollen.
„Wir müssen davon ausgehen, dass uns die Zölle 90.000 Jobs binnen eines Jahres kosten.“ (Andrea Nahles, Bundesagentur für Arbeit)
- 90.000 Jobs durch US-Zölle bedroht
- Industrie und Zulieferer besonders betroffen
- Regionale Schwerpunkte: Bremen, Baden-Württemberg, Saarland, NRW
- Positive Signale: Mehr Stellenanmeldungen, Arbeitskräftebarometer steigt
Infobox: Die US-Zölle stellen eine massive Belastung für den deutschen Arbeitsmarkt dar, insbesondere für die Industrie. Die Bundesregierung setzt auf steuerliche und strukturelle Maßnahmen zur Stabilisierung. (Quelle: SZ.de)
Die meisten Unternehmen erfassen die Arbeitszeit
Drei von vier Unternehmen in Deutschland erfassen inzwischen die Arbeitszeiten ihrer Mitarbeiter. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom verfügen 74 Prozent der Betriebe ab 20 Beschäftigten über Zeiterfassungssysteme. Das sind 44 Prozentpunkte mehr als 2022, als das Bundesarbeitsgericht die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung feststellte.
Die Bundesregierung plant eine unbürokratische Regelung zur Umsetzung der Zeiterfassungspflicht. Die Umfrage zeigt, dass die Unternehmen auf die gesetzlichen Vorgaben reagieren und ihre Systeme entsprechend anpassen.
Jahr | Anteil der Unternehmen mit Zeiterfassung |
---|---|
2022 | 30 % |
2025 | 74 % |
- 74 % der Unternehmen ab 20 Beschäftigten erfassen Arbeitszeiten
- Steigerung um 44 Prozentpunkte seit 2022
- Regierung plant unbürokratische Umsetzung der Pflicht
Infobox: Die Mehrheit der Unternehmen in Deutschland setzt inzwischen auf Zeiterfassung, getrieben durch gesetzliche Vorgaben und Gerichtsurteile. (Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung)
Einschätzung der Redaktion
Die überraschende Zinssenkung der russischen Zentralbank signalisiert eine Abkehr von der bisherigen restriktiven Geldpolitik und verdeutlicht den wachsenden politischen Einfluss auf geldpolitische Entscheidungen. Trotz des nachlassenden Inflationsdrucks bleibt das Zinsniveau mit 20 Prozent außergewöhnlich hoch, was die anhaltenden strukturellen Risiken und Unsicherheiten im russischen Finanzsystem widerspiegelt. Die Maßnahme könnte kurzfristig das Wirtschaftswachstum stützen, birgt jedoch das Risiko, dass die Inflation erneut anzieht, insbesondere angesichts der weiterhin stark steigenden Preise für Grundnahrungsmittel. Die Rubel-Aufwertung entlastet zwar die Importpreise, verschärft aber die Herausforderungen für exportorientierte Sektoren. Insgesamt bleibt die wirtschaftliche Lage fragil, und die Wirksamkeit der Zinssenkung hängt maßgeblich von der weiteren Entwicklung der Inflation und der politischen Rahmenbedingungen ab.
- Politischer Druck beeinflusst geldpolitische Entscheidungen
- Risiko erneuter Inflationsbeschleunigung bleibt bestehen
- Starke Rubel-Aufwertung entlastet Importe, belastet Exporte
Infobox: Die Zinssenkung ist ein Signal für wirtschaftspolitische Flexibilität, birgt aber erhebliche Risiken für Preisstabilität und nachhaltiges Wachstum.
Quellen:
- Wirtschaft vor acht
- Russland: Zentralbank senkt Leitzins überraschend
- Wirtschaft - Zollstreit bremst deutsche Exporte im April
- US-Zölle bremsen Erholung der deutschen Wirtschaft
- „Wir müssen davon ausgehen, dass uns die Zölle 90 000 Jobs binnen eines Jahres kosten“
- Zeiterfassung: Die meisten Unternehmen erfassen die Arbeitszeit