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Die Rentenpolitik steht vor einer Zerreißprobe: Der demografische Wandel und der bevorstehende Ruhestand der Babyboomer-Generation verschärfen die Finanzierungslücke im deutschen Rentensystem. Ein innovativer Vorschlag des DIW, der sogenannte Boomer-Soli, könnte die Lasten gerechter verteilen und Altersarmut spürbar senken. Doch wie funktioniert dieses Modell und welche Auswirkungen hätte es auf verschiedene Einkommensgruppen?
Rentenpolitik: Babyboomer-Soli als Antwort auf den demografischen Wandel
Die Alterung der Gesellschaft und der bevorstehende Ruhestand der Babyboomer-Generation stellen laut DIE ZEIT eine akute sozialpolitische Herausforderung dar. Die bisherigen Maßnahmen der Rentenpolitik – wie kein höheres Renteneintrittsalter, deutlich steigende Renten und damit stark steigende Beitragssätze – verschieben die Last fast ausschließlich auf die jüngere Generation. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) schlägt daher einen sogenannten Boomer-Soli vor: Eine moderate Sonderabgabe auf sämtliche Alterseinkommen, also gesetzliche, betriebliche und private Renten, Beamtenpensionen, sonstige Versorgungsbezüge und gegebenenfalls auch Vermögenseinkommen im Ruhestand.
Mit den Einnahmen sollen gezielt höhere Rentenansprüche für Menschen mit niedrigen Alterseinkommen finanziert werden. Simulationen des DIW zeigen, dass die Armutsrisikoquote bei Menschen über 65 Jahre um fast ein Viertel – von gut 18 auf knapp 14 Prozent – sinken könnte. Die durchschnittliche Abgabe bei den 20 Prozent der Haushalte mit dem höchsten Einkommen läge bei etwas über vier Prozent. Haushalte mit mittleren Alterseinkommen würden kaum belastet, viele sogar entlastet. Der Boomer-Soli würde somit die Verteilungsgerechtigkeit verbessern und die gesellschaftliche Akzeptanz stärken.
Maßnahme | Auswirkung |
---|---|
Boomer-Soli (Sonderabgabe auf Alterseinkommen) | Armutsrisikoquote über 65 Jahre sinkt von 18% auf 14% |
Durchschnittliche Abgabe (oberste 20% der Einkommen) | etwas über 4% |
Infobox: Der Boomer-Soli könnte Altersarmut spürbar senken, ohne die jüngere Generation zusätzlich zu belasten. (Quelle: DIE ZEIT)
Stromnetz-Ausbau: Verdoppelte Netzkosten belasten Verbraucher
Wie SZ.de berichtet, haben sich die Kosten für Deutschlands Stromnetze binnen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Nach Angaben der Bundesnetzagentur betragen die von Verbrauchern und Unternehmen zu zahlenden Netzentgelte im Jahr 2025 insgesamt 33 Milliarden Euro. Im Jahr 2015 waren es noch 15,9 Milliarden Euro. Der Anstieg ist auf die Energiewende zurückzuführen, da der Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung steigt und das Stromnetz aufwendig umgebaut werden muss.
Ein durchschnittlicher Haushaltskunde zahlte 2015 ein Netzentgelt von 6,59 Cent pro Kilowattstunde Strom, im vergangenen Jahr waren es bereits 11,62 Cent. Die Parteivorsitzende Sahra Wagenknecht bezeichnete den starken Anstieg der Netzkosten als „inakzeptabel“ und forderte, die Netzentgelte für Verbraucher weitestgehend abzuschaffen und die Netze in öffentliche Hand zu überführen.
Jahr | Netzentgelte (Mrd. €) | Netzentgelt pro kWh (Cent) |
---|---|---|
2015 | 15,9 | 6,59 |
2025 | 33 | 11,62 (2024) |
Infobox: Die Netzkosten für Strom haben sich seit 2015 mehr als verdoppelt und belasten Verbraucher und Unternehmen erheblich. (Quelle: SZ.de)
Neue Russland-Sanktionen: EU verschärft wirtschaftlichen Druck
Die Frankfurter Rundschau berichtet, dass die EU-Mitgliedstaaten ein neues Sanktionspaket gegen Russland beschlossen haben. Das 18. Sanktionspaket zielt insbesondere darauf ab, die russischen Einkünfte aus dem Export von Öl in Drittstaaten weiter zu reduzieren und den russischen Finanzsektor zu treffen. Eine zentrale Maßnahme ist die Senkung des Öl-Preisdeckels auf 45 US-Dollar pro Barrel für den Verkauf von russischem Öl in Drittstaaten wie Indien, China oder die Türkei.
Weitere Maßnahmen umfassen ein Importverbot für raffinierte Produkte aus russischem Rohöl, ein Verbot von Finanztransaktionen mit Unternehmen aus Drittländern, die Öl-bezogene Sanktionen umgehen, sowie die Listung von mehr als 100 Schiffen der sogenannten russischen Schattenflotte. Insgesamt sind künftig rund 450 Schiffe betroffen. Zusätzlich werden 22 Banken vom Finanzkommunikationssystem Swift abgekoppelt, und die Liste der sanktionierten Einzelpersonen, Unternehmen und Organisationen wird um mehr als 50 Einträge auf über 2.500 erweitert.
- Öl-Preisdeckel auf 45 US-Dollar pro Barrel
- Importverbot für raffinierte Produkte aus russischem Rohöl
- Verbot von Finanztransaktionen mit Sanktionsumgehung
- Listung von 100 zusätzlichen Schiffen (insgesamt 450)
- Abkopplung von 22 Banken vom Swift-System
- Über 2.500 sanktionierte Einträge
Infobox: Das neue Sanktionspaket der EU trifft zentrale Einnahmequellen Russlands und verschärft den wirtschaftlichen Druck auf den Kreml. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Brandenburg: Milliardenpaket für Infrastruktur und Klimaschutz
Laut SZ.de will die Brandenburger Landesregierung Mittel aus dem geplanten milliardenschweren Infrastrukturpaket in Straßen, Krankenhäuser und den Schutz vor Waldbränden investieren. Ministerpräsident Dietmar Woidke nannte vier Schwerpunkte: Sanierung und Ausbau von Straßen, Brücken und öffentlichen Gebäuden wie Kitas und Schulen, Investitionen in Kliniken – besonders im ländlichen Raum –, Stärkung des Brand- und Katastrophenschutzes sowie Förderung des Sport- und Vereinslebens.
Das Sondervermögen für zusätzliche Investitionen in Infrastruktur und Klimaschutz hat einen Umfang von insgesamt 500 Milliarden Euro, davon sollen die Länder 100 Milliarden Euro erhalten. Brandenburg bekommt nach dem Länderschlüssel knapp drei Milliarden Euro, was bei zwölf Jahren einer jährlichen Summe von fast 250 Millionen Euro entspricht. Die Städte und Gemeinden sehen hohen Investitionsbedarf bei Schulen, Sportanlagen, Straßen, Brücken und der Digitalisierung.
Gesamtpaket (Mrd. €) | Länderanteil (Mrd. €) | Brandenburg (Mrd. €) | Jährlich (Mio. €) |
---|---|---|---|
500 | 100 | 3 | 250 |
Infobox: Brandenburg erhält knapp drei Milliarden Euro aus dem Infrastrukturpaket, mit Fokus auf Straßen, Kliniken, Katastrophenschutz und Vereinsleben. (Quelle: SZ.de)
Einschätzung der Redaktion
Der Vorschlag eines Babyboomer-Soli markiert einen innovativen Ansatz, um die Herausforderungen des demografischen Wandels sozial ausgewogener zu bewältigen. Die gezielte Entlastung der jüngeren Generation und die Fokussierung auf die Stärkung niedriger Alterseinkommen könnten die gesellschaftliche Akzeptanz der Rentenpolitik erhöhen und die soziale Spaltung im Alter verringern. Die moderate Belastung der oberen Einkommensgruppen erscheint angesichts der prognostizierten Wirkung auf die Armutsrisikoquote als verhältnismäßig. Entscheidend wird sein, ob eine solche Sonderabgabe politisch durchsetzbar ist und wie sie in das bestehende System integriert werden kann, ohne neue Ungerechtigkeiten zu schaffen. Die Debatte um Verteilungsgerechtigkeit im Rentensystem erhält damit eine neue, konstruktive Dimension.
- Innovativer Ansatz zur Bewältigung des demografischen Wandels
- Stärkung der Verteilungsgerechtigkeit im Alter
- Potenzial zur gesellschaftlichen Befriedung der Rentendebatte
- Politische Umsetzbarkeit und Systemintegration bleiben zentrale Herausforderungen
Quellen:
- Rentenpolitik: Ein Babyboomer-Soli für weniger Altersarmut
- Alle Artikel in „Wirtschaft“ vom 19.07.2025
- Stromnetz-Ausbau - Netzkosten haben sich seit 2015 verdoppelt - Kritik vom BSW - Wirtschaft - SZ.de
- Bei G20-Gipfel in Durban: Klingbeil fordert Afrika-Wende für Deutschland
- Neue Russland-Sanktionen: So schädigt die EU weitere Säulen von Putins Wirtschaft
- Milliardenpaket - Woidke nennt Schwerpunkte für Milliardeninvestitionen - Wirtschaft - SZ.de