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Produktivitätsrückstand gegenüber den USA, ambitionierte Wiederaufbauprojekte in der Ukraine, ein abflauender Solarboom in NRW, explodierende Beschwerden über Online-Dienstleistungen und ein drohender Produktionsstillstand in einer der größten Dönerfabriken Deutschlands – der aktuelle Pressespiegel beleuchtet zentrale wirtschaftliche Entwicklungen und Kontroversen, die nicht nur Branchen, sondern auch Verbraucher und Arbeitsmärkte direkt betreffen.
Produktivitätswachstum: Deutschland im internationalen Vergleich
Das Produktivitätswachstum in Europa bleibt hinter dem der USA zurück. Während die Arbeitsproduktivität in den Vereinigten Staaten seit 1995 um mehr als 50 Prozent gestiegen ist, lag der Anstieg in Deutschland lediglich bei 33 Prozent. Die deutsche Wirtschaft befindet sich aktuell in einer Phase tiefgreifender technologischer Veränderungen und einem damit verbundenen Strukturwandel. Starre arbeitsrechtliche Regelungen, wie der Kündigungsschutz, werden als Hemmnis für Produktivität und Wachstum gesehen. Die Debatte um flexiblere Arbeitszeiten und die Lockerung des Kündigungsschutzes gewinnt daher an Bedeutung. Arbeitgeber setzen Hoffnungen in eine Flexibilisierung, während Gewerkschaften vor Ausbeutung warnen. (Quelle: FAZ)
Land | Produktivitätswachstum seit 1995 |
---|---|
USA | über 50 % |
Deutschland | 33 % |
- USA verzeichnen deutlich höheres Produktivitätswachstum als Deutschland.
- Strukturwandel und technologische Veränderungen prägen die deutsche Wirtschaft.
- Diskussionen um Arbeitszeitflexibilisierung und Kündigungsschutz nehmen zu.
Infobox: Die USA haben seit 1995 ein Produktivitätswachstum von über 50 Prozent erreicht, Deutschland lediglich 33 Prozent. (FAZ)
Wiederaufbau der Ukraine: Südwestdeutsche Wirtschaft engagiert sich
Erstmals seit Kriegsbeginn reiste eine größere Wirtschaftsdelegation aus Baden-Württemberg in die Ukraine, um Projekte zum Wiederaufbau zu initiieren. Die rund 20-köpfige Gruppe, organisiert von den Unternehmern Baden-Württemberg (UBW), dem Deutsch-Ukrainischen Forum und der Deutsch-Ukrainischen Industrie- und Handelskammer (AHK), knüpfte in einer viertägigen Reise engere Bande. Die Delegation wurde von den ukrainischen Partnern sehr positiv aufgenommen, da konkrete Plattformangebote gemacht wurden, nachdem zuvor viele Ankündigungen unerfüllt geblieben waren.
Rainer Lindner, Vorsitzender des Deutsch-Ukrainischen Forums, betonte, dass die Ukraine trotz des russischen Angriffskriegs wirtschaftlich zum dritten Mal in Folge wachse. 80 Prozent des Wiederaufbaus werden von den Menschen vor Ort getragen. Die ukrainische Seite fordert von der deutschen Wirtschaft moderne Technologien und digitale Lösungen, keine veralteten Technologien. Die Delegation kündigte eine Regionalpartnerschaft zwischen Baden-Württemberg und dem Gebiet Lwiw an, die durch ein regelmäßiges Wirtschaftsforum flankiert werden soll. Zudem wurde eine Partnerschaft zwischen Krankenhäusern beider Länder vereinbart, unterstützt von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ).
- Ukraine wächst wirtschaftlich zum dritten Mal in Folge (2023 und 2024).
- 80 Prozent des Wiederaufbaus werden von der ukrainischen Bevölkerung getragen.
- Fokus auf moderne Technologien und Digitalisierung.
- Regionalpartnerschaft Baden-Württemberg – Lwiw geplant.
- Partnerschaft zwischen Krankenhäusern mit GIZ-Förderung.
Infobox: Die Ukraine setzt beim Wiederaufbau auf moderne Technologien und erwartet von deutschen Unternehmen konkrete Beiträge. 80 Prozent des Wiederaufbaus werden von den Menschen vor Ort geleistet. (stuttgarter-nachrichten.de, Esslinger Zeitung)
Solarboom in Nordrhein-Westfalen schwächt sich ab
Im ersten Halbjahr wurde in Nordrhein-Westfalen (NRW) mit 940 Megawatt (MW) etwa 20 Prozent weniger Solarstromleistung in Betrieb genommen als im Vorjahreszeitraum. NRW liegt damit im Bundesländervergleich nach Bayern (1.943 MW) und Baden-Württemberg (1.039 MW) auf Rang drei. Bundesweit fiel der Rückgang des Zubaus mit gut 12 Prozent geringer aus als in NRW. Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) sieht den Hauptgrund für den Rückgang im schwachen Ausbau auf Freiflächen: Nur 12 Prozent der neu installierten Leistung entfielen auf dieses Segment, während es in Bayern rund 57 Prozent waren.
Der LEE fordert von der Landesregierung eine stärkere Unterstützung der Kommunen bei Genehmigung und Planung. Fördergelder für Freiflächenanlagen und Agri-Photovoltaik waren schnell vergriffen. Die Kreise Steinfurt (44 MW), Borken (41 MW) und Soest (38 MW) verzeichneten die größten Zuwächse. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr gut 89.000 neue Solaranlagen in NRW installiert, davon mehr als 46.000 Stecker-Solargeräte (Balkonkraftwerke), die jedoch nur knapp sechs Prozent der neuen Solarleistung ausmachen.
Bundesland | Neue Solarleistung (MW, 1. Halbjahr) |
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Bayern | 1.943 |
Baden-Württemberg | 1.039 |
NRW | 940 |
- Rückgang des Solarzubaus in NRW um 20 Prozent.
- Bundesweiter Rückgang: 12 Prozent.
- 89.000 neue Solaranlagen in NRW, davon 46.000 Balkonkraftwerke.
Infobox: NRW verzeichnete im ersten Halbjahr 2024 einen Rückgang des Solarzubaus um 20 Prozent auf 940 MW. (SZ.de)
Mehr Beschwerden zu Online-Dienstleistungen
Die Verbraucherzentralen registrieren einen deutlichen Anstieg an Beschwerden über dubiose Online-Dienstleistungen. Im ersten Halbjahr 2025 wurden mehr als 2.900 Beschwerden erfasst – fast dreimal so viele wie im Vorjahreszeitraum. Besonders häufig beschweren sich Verbraucher über Dienstleister, die online mit Angeboten für Nachsendeaufträge, Führungszeugnisse oder andere offizielle Dokumente werben. Oft werden für Leistungen bezahlt, die bei offiziellen Stellen günstiger oder kostenlos erhältlich wären. In manchen Fällen erhalten Nutzer gar keine Leistung für ihr Geld.
Ramona Pop, Chefin des Bundesverbands, betont, dass Online-Betrug ein echtes Risiko darstellt und zu Unsicherheit sowie Vertrauensverlust führt. Plattformen, die mit Werbung für unseriöse Angebote Geld verdienen, werden in die Verantwortung genommen. Die Verbraucherzentralen gehen auch juristisch gegen bestimmte Praktiken vor, etwa gegen eine Webseite, die Online-Formulare für den Beitragsservice des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für 39,99 Euro anbietet, obwohl dies direkt kostenlos möglich ist.
- 2.900 Beschwerden im ersten Halbjahr 2025 – fast dreimal so viele wie im Vorjahr.
- Häufige Beschwerden über kostenpflichtige Online-Dienstleistungen, die offiziell günstiger oder kostenlos sind.
- Beispiel: 39,99 Euro für einen Nachsendeauftrag, der auch kostenlos möglich ist.
Infobox: Die Zahl der Beschwerden über Online-Dienstleistungen hat sich im ersten Halbjahr 2025 fast verdreifacht. (SZ.de)
Döner-Streik in Großfabrik: Eskalation droht
Die Dönerfabrik Birtat, eine der größten in Deutschland, steht vor einem möglichen Produktionsstillstand. Die Arbeiter fordern seit Monaten mehr Geld und haben dafür wiederholt gestreikt. Nun droht der Konflikt zu eskalieren, was Auswirkungen auf die europaweite Belieferung mit Dönerfleisch haben könnte. (Tagesspiegel)
- Birtat ist eine der größten Dönerfabriken Deutschlands.
- Arbeiter fordern seit Monaten mehr Lohn und streiken.
- Eine Eskalation könnte die europaweite Döner-Versorgung beeinträchtigen.
Infobox: In der Dönerfabrik Birtat droht ein eskalierender Arbeitskampf, der die europaweite Versorgung beeinträchtigen könnte. (Tagesspiegel)
Einschätzung der Redaktion
Das vergleichsweise geringe Produktivitätswachstum in Deutschland im internationalen Vergleich ist ein Warnsignal für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Die anhaltende Debatte um flexiblere Arbeitszeiten und eine Reform des Kündigungsschutzes zeigt, dass strukturelle Anpassungen notwendig erscheinen, um mit der Dynamik anderer Volkswirtschaften Schritt zu halten. Ohne entschlossene Reformen droht Deutschland, im globalen Innovations- und Produktivitätswettlauf weiter zurückzufallen. Die Herausforderung besteht darin, einen Ausgleich zwischen notwendiger Flexibilität für Unternehmen und dem Schutz der Arbeitnehmerrechte zu finden, um nachhaltiges Wachstum und soziale Stabilität gleichermaßen zu sichern.
- Produktivitätswachstum als Schlüsselindikator für Wettbewerbsfähigkeit
- Strukturelle Reformen werden zunehmend dringlich
- Balance zwischen Flexibilität und Arbeitnehmerschutz entscheidend
Quellen:
- Nicola Fuchs-Schündeln: Kündigungsschutz lockern, um produktiver zu werden
- Wiederaufbau der Ukraine: Südwest-Wirtschaft wagt sich in die Ukraine vor
- Energiewende - Solarboom in NRW schwächt sich ab - Wirtschaft - SZ.de
- Wiederaufbau der Ukraine: Südwest-Wirtschaft wagt sich in die Ukraine vor
- Unternehmen liefert europaweit Döner-Streik in Großfabrik: Bleiben jetzt die Spieße stehen?
- Internet - Mehr Beschwerden zu Online-Dienstleistungen - Wirtschaft - SZ.de