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Polnische Fachkräfte kehren Deutschland zunehmend den Rücken, während Polen mit rasantem Wirtschaftswachstum und schlanker Bürokratie lockt. Gleichzeitig geraten deutsche Arbeitgeber unter Druck, da der Arbeitskräftemangel in Schlüsselbranchen wächst. Der Pressespiegel beleuchtet die Hintergründe dieser Entwicklung, die wirtschaftlichen Folgen und die Herausforderungen für beide Länder.
Rückkehr polnischer Arbeitnehmer: Wirtschaftliche Dynamik und bürokratische Hürden
Erstmals seit über 30 Jahren kehren mehr Polen aus Deutschland in ihr Heimatland zurück als umgekehrt. Das Statistische Bundesamt verzeichnete im vergangenen Jahr einen negativen Wanderungssaldo von minus 11.239 Menschen. Gründe für diese Entwicklung sind unter anderem das starke Wirtschaftswachstum in Polen, eine schlankere Verwaltung und niedrigere Abgaben. Seit 2015 verzeichnet Polen jährliche Wachstumsraten von etwa fünf Prozent, während Deutschlands Rekordjahr in dieser Dekade bei 2,7 Prozent lag – und das bereits vor acht Jahren.
Viele Rückkehrer berichten von Problemen mit der deutschen Bürokratie, hohen Steuern und einer wenig kooperativen Verwaltung. In Polen hingegen erhalten Selbständige beispielsweise einen Leasingvertrag für ein Auto innerhalb von acht Minuten telefonisch, während dies in Deutschland oft an der Kreditwürdigkeit scheitert. Auch die Immobilienpreise in Polen, etwa 8.000 Złoty pro Quadratmeter (rund 1.800 Euro), sind im Vergleich zum Berliner Umland nur geringfügig niedriger.
„Ich habe den Eindruck, dass Deutschland in Bezug auf die alltägliche Lebensqualität ein 'Failed State' ist“, so der Schriftsteller Jacek Dehnel, der nach fünf Jahren in Berlin nach Polen zurückkehrte.
Die Attraktivität Deutschlands als Arbeitsmarkt hat gelitten, was auch deutschen Arbeitgebern Sorgen bereitet, da polnische Arbeitskräfte in Branchen wie Pflege und Bau lange Zeit Engpässe linderten. Experten wie Nils Witte vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung sehen in der Entwicklung eine logische Folge der wirtschaftlichen Annäherung beider Länder. Polen ist inzwischen auf Platz 20 der Weltwirtschaft und hat Deutschland als Exportmarkt teilweise überholt.
Jahr | Wirtschaftswachstum Polen | Wirtschaftswachstum Deutschland | Wanderungssaldo (Polen-Deutschland) |
---|---|---|---|
2015-2024 | ~5 % jährlich | max. 2,7 % (2017) | -11.239 (2024) |
- Polen wird als attraktiver Standort wahrgenommen.
- Deutsche Arbeitgeber haben zunehmend Schwierigkeiten, polnische Arbeitskräfte zu gewinnen.
Infobox: Die Rückkehr polnischer Arbeitnehmer ist ein Indikator für die wirtschaftliche Aufholjagd Polens und die Herausforderungen des deutschen Arbeitsmarktes. (Quelle: tagesschau.de)
Handelsabkommen zwischen EU und USA: Streit um Digitalgesetz verzögert Zoll-Deal
Die Verhandlungen über ein Handelsabkommen zwischen der EU und den USA stocken. Grund dafür sind Differenzen bezüglich des europäischen Digital Services Act (DSA). Die EU weigert sich, den DSA zum Gegenstand der Verhandlungen zu machen, während die US-Regierung die Digitalvorschriften als nichttarifäres Handelshemmnis betrachtet. Im Rahmen des DSA müssen Unternehmen gegen Hass, Hetze und illegale Inhalte im Internet vorgehen. Verstöße können mit Strafen von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes geahndet werden.
US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatten sich im Juli auf ein Abkommen geeinigt, das einen Einfuhrzoll von 15 Prozent auf die meisten EU-Waren vorsieht. Die USA halten sich jedoch die Möglichkeit für Zugeständnisse beim DSA offen und verschieben die angekündigten Zollnachlässe für Autoexporte aus der EU in die USA, bis eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet ist. Die EU-Kommission hatte erwartet, dass die Zölle auf Autoexporte bis zum 15. August von 27,5 auf 15 Prozent gesenkt werden.
Produkt | Bisheriger Zollsatz | Geplanter Zollsatz |
---|---|---|
Autoexporte EU-USA | 27,5 % | 15 % |
- Streitpunkt: Digital Services Act der EU
- Strafen bei Verstößen: bis zu 6 % des weltweiten Jahresumsatzes
- Betroffene Unternehmen: Meta, Alphabet, TikTok
Infobox: Die Einigung auf ein Handelsabkommen zwischen EU und USA wird durch den Streit um Digitalgesetze verzögert. Die angekündigte Senkung der Autozölle bleibt vorerst aus. (Quelle: Ntv)
Firmeninsolvenzen in Mecklenburg-Vorpommern und bundesweit auf dem Vormarsch
Die Zahl der Firmenpleiten in Mecklenburg-Vorpommern steigt weiter. Von Januar bis Mai wurden 137 Unternehmensinsolvenzen registriert, das sind gut fünf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Für das Jahr 2024 weist die Statistik 273 Insolvenzverfahren aus, ein Anstieg um 7,5 Prozent gegenüber 2023. Die damit verbundenen Forderungen belaufen sich auf 226 Millionen Euro. Bundesweit stieg die Zahl der angemeldeten Insolvenzen im Juli um 19,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zählte im Juli 1.588 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland, 13 Prozent mehr als im Juli 2024 und 64 Prozent mehr als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. Der Anstieg betrifft vor allem kleinere Betriebe, da es weniger Großinsolvenzen gibt. Im Jahr 2023 wurden bundesweit 21.812 Firmeninsolvenzen registriert, der höchste Stand seit 2015.
„Die Wirtschaftskrise dauert an – und deshalb wächst die Welle der Unternehmensinsolvenzen weiter“, so Jupp Zenzen, Konjunkturexperte bei der DIHK.
- Hauptgründe: Auslaufende Corona-Hilfen, hohe Energiepreise, Bürokratie
- Viele Unternehmen reagieren zu spät auf strukturelle Veränderungen
Jahr | Insolvenzen MV | Insolvenzen Deutschland |
---|---|---|
2021 | 194 | - |
2023 | - | 21.812 |
2024 (Jan-Mai) | 137 | - |
2024 (gesamt, Prognose) | 273 | - |
Infobox: Die Zahl der Firmeninsolvenzen steigt sowohl in Mecklenburg-Vorpommern als auch bundesweit deutlich an. Hauptursachen sind das Ende der Corona-Hilfen, hohe Energiepreise und strukturelle Probleme. (Quelle: SZ.de)
Kaufverhalten: Jeder Dritte nutzt Beratung im Handel, kauft aber online
Laut einer Umfrage hat jeder dritte Verbraucher in Deutschland schon einmal Beratung im stationären Handel in Anspruch genommen, um das Produkt anschließend günstiger online zu kaufen. Dieses Verhalten ist für den Einzelhandel schmerzhaft, da die Beratungsleistung nicht vergütet wird und der Umsatz ausbleibt.
Die Umfrage zeigt, dass viele Verbraucher die Vorteile der persönlichen Beratung schätzen, aber dennoch den Preisvorteil des Onlinehandels nutzen. Für den stationären Handel stellt dies eine große Herausforderung dar, da die Kosten für Beratung und Service steigen, während die Umsätze sinken.
- Jeder Dritte hat schon Beratung im Handel „geklaut“
- Händler beklagen Umsatzverluste durch dieses Verhalten
Infobox: Das sogenannte „Beratungsklau“-Phänomen belastet den stationären Einzelhandel erheblich. (Quelle: SZ.de)
Kommunalwahl 2025 in Bielefeld: Parteien setzen auf Wirtschaftspolitik
Im Vorfeld der Kommunalwahl 2025 in Bielefeld spielt die Wirtschaftspolitik eine zentrale Rolle. Die Parteien präsentieren unterschiedliche Strategien, um die lokale Wirtschaft zu stärken und Arbeitsplätze zu sichern. Ein Beispiel ist das Unternehmen DMG Mori, dessen Steuerung inzwischen aus München erfolgt und das in Bielefeld Stellen abbaut.
Die Parteien versuchen, mit wirtschaftspolitischen Konzepten bei den Wählern zu punkten und die Herausforderungen des Strukturwandels zu bewältigen. Der Wettbewerb um die besten Ideen zur Förderung der Wirtschaft ist ein zentrales Thema im Wahlkampf.
- Wirtschaftspolitik als zentrales Wahlkampfthema
- Stellenabbau bei DMG Mori in Bielefeld
Infobox: Die Wirtschaftspolitik steht im Mittelpunkt des Kommunalwahlkampfs in Bielefeld, insbesondere vor dem Hintergrund von Stellenabbau und Strukturwandel. (Quelle: nw.de)
Einschätzung der Redaktion
Die Rückkehr polnischer Arbeitnehmer markiert einen Wendepunkt für den deutschen Arbeitsmarkt und unterstreicht die zunehmende Attraktivität Polens als Wirtschaftsstandort. Die Entwicklung zeigt, dass Deutschland nicht mehr selbstverständlich als Zielland für qualifizierte Arbeitskräfte gilt. Die Kombination aus dynamischem Wirtschaftswachstum, effizienter Verwaltung und wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen in Polen setzt Deutschland unter Zugzwang, insbesondere im Hinblick auf Bürokratieabbau und Steuerbelastung. Für deutsche Unternehmen verschärft sich der Fachkräftemangel, was die Notwendigkeit struktureller Reformen und einer verbesserten Willkommenskultur für ausländische Arbeitskräfte verdeutlicht. Die wirtschaftliche Annäherung beider Länder könnte langfristig zu einer stärkeren Konkurrenz um Talente und Investitionen führen.
- Polen gewinnt an wirtschaftlicher Attraktivität und zieht Rückkehrer an.
- Deutschland steht vor der Herausforderung, seine Standortfaktoren zu verbessern.
- Der Arbeitskräftemangel in Schlüsselbranchen dürfte sich weiter verschärfen.
Quellen:
- Warum so viele Polen in ihr Heimatland zurückkehren
- Abkommen in der Schwebe?: Streit über EU-Gesetz bremst Zoll-Deal mit Trump
- Alle Artikel in „Wirtschaft“ vom 17.08.2025
- Zahl der Firmenpleiten in MV wächst weiter
- Kommunalwahl 2025: Bielefelds Parteien buhlen um die Wirtschaft
- Umfrage: Jeder Dritte hat schon Beratung im Handel „geklaut“