Die wirtschaftlichen Herausforderungen in Deutschland und international zeigen sich in alarmierenden Zahlen und Entwicklungen: Von der sinkenden Zahl der Milchviehbetriebe in Schleswig-Holstein über die politische Instabilität in der Türkei bis hin zu einem Rekordhoch bei Unternehmensinsolvenzen in Deutschland. Diese Themen verdeutlichen, wie eng wirtschaftliche Stabilität mit politischen und strukturellen Veränderungen verknüpft ist. Ein Blick auf die Hintergründe und Auswirkungen lohnt sich.
Rückgang der Milchviehbetriebe in Schleswig-Holstein
Die Zahl der Milchviehbetriebe in Schleswig-Holstein ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Laut Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Kiel gab es im Jahr 2024 noch 2.800 Milchviehbetriebe, was einem Rückgang von 700 Betrieben im Vergleich zu 2021 entspricht. Auch die Anzahl der Milchkühe ist von etwa 360.000 auf 333.000 gesunken.
Trotz des Rückgangs bleibt die Gesamtproduktion von Milch stabil bei rund drei Milliarden Kilogramm. Dies ist auf eine gesteigerte Milchleistung der Kühe zurückzuführen. Im Jahr 2024 produzierte eine Kuh durchschnittlich 9.825 Kilogramm Milch, 371 Kilogramm mehr als im Vorjahr. Der Landesbauernverband führt diese Entwicklung auf Fortschritte in der Zucht, den Einsatz von Melkrobotern und ein verbessertes Hygienemanagement zurück.
„Die Leitung eines landwirtschaftlichen Betriebes ist kein 'nine to five'-Job mit geregelten Arbeitszeiten und Wochenende“, erklärte eine Sprecherin des Landesbauernverbandes.
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Milchproduktion in Schleswig-Holstein trotz sinkender Betriebszahlen durch Effizienzsteigerungen stabil bleibt. (Quelle: Süddeutsche Zeitung - SZ.de)
Türkische Wirtschaft unter Druck durch politische Instabilität
Die türkische Wirtschaft steht erneut vor großen Herausforderungen. Die Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu, eines politischen Rivalen von Präsident Recep Tayyip Erdogan, hat das Vertrauen in die Märkte erschüttert. Die Landeswährung Lira fiel zeitweise um 11 Prozent gegenüber dem Dollar, was den größten Einbruch seit der Währungskrise 2023 darstellt. Gleichzeitig sank der Leitindex der Istanbuler Börse um 17 Prozent.
Die Inflation, die im Mai 2024 noch bei 75 Prozent lag und bis Februar 2025 auf 39 Prozent gesenkt werden konnte, ist durch die Abwertung der Lira erneut gefährdet. Die Zentralbank reagierte mit einer Erhöhung des Zinssatzes für kurzfristige Kredite von 44 auf 46 Prozent und setzte Devisenreserven in Höhe von über 10 Milliarden Dollar ein, um die Währung zu stabilisieren.
Die politische Unsicherheit und die autokratische Führung Erdogans belasten die langfristigen Investitionen in der Türkei. Trotz Bemühungen des Finanzministers Mehmet Simsek, die Wirtschaftspolitik zu stabilisieren, bleibt die Lage angespannt. (Quelle: Neue Zürcher Zeitung - NZZ)
Rekordhoch bei Unternehmensinsolvenzen in Deutschland
Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 22.400 Unternehmensinsolvenzen verzeichnet, ein Anstieg von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders betroffen sind ältere Unternehmen mit über zehn Jahren Bestehen, deren Insolvenzen um 22 Prozent zunahmen. Auch die Zahl der Großinsolvenzen stieg um 44 Prozent, was 320.000 betroffene Arbeitsplätze zur Folge hatte – ein Anstieg von 56 Prozent im Vergleich zu 2023.
Die durch Insolvenzen betroffenen Forderungen beliefen sich im Dezember 2024 auf 58,1 Milliarden Euro, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Für 2025 wird ein weiterer Anstieg der Insolvenzen um 15 Prozent auf 25.800 Fälle erwartet. Trotz der schwierigen Lage gibt es auch positive Beispiele für erfolgreiche Restrukturierungen, wie bei Bonita und Galeria.
Frühzeitige Maßnahmen wie Szenarioanalysen und effektives Cash Management sind entscheidend, um Unternehmen in dieser schwierigen Zeit zu stabilisieren. (Quelle: Ebner Stolz)
Einschätzung der Redaktion
Der Rückgang der Milchviehbetriebe in Schleswig-Holstein verdeutlicht die strukturellen Herausforderungen der Landwirtschaft, insbesondere in der Milchproduktion. Während Effizienzsteigerungen durch technologische Fortschritte und Zuchtmethoden die Gesamtproduktion stabil halten, zeigt der Verlust von 700 Betrieben innerhalb von drei Jahren die wirtschaftlichen und sozialen Belastungen für kleinere Betriebe. Diese Entwicklung könnte langfristig zu einer stärkeren Konzentration der Produktion auf größere Einheiten führen, was die Diversität und Resilienz der Branche gefährden könnte. Zudem stellt sich die Frage, wie nachhaltig die gesteigerte Milchleistung der Kühe ist, insbesondere im Hinblick auf Tierwohl und ökologische Auswirkungen. Die Politik und Verbände sind gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die sowohl Effizienz als auch die Existenz kleinerer Betriebe sichern.
Quellen:
- Landwirtschaft - Weniger Milchbauern im Norden - Kühe geben mehr Milch - Wirtschaft
- Wirtschaft vor acht
- Einmal mehr: Erdogans Machtpolitik bringt die Lira und Börse in der Türkei ins Wanken
- Wirtschaft - Gut & Börse
- Insolvenzen auf Rekordhoch: Deutsche Wirtschaft unter Druck
- Ausschuss für Stadtplanung & Wirtschaft