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Haushaltsstreit in Sachsen, Zukunftsängste bei der PCK-Raffinerie, neue Armutsgrenzen, Sparverhalten im Lebensmittelhandwerk und große Unterschiede bei der Ladeinfrastruktur für Elektroautos: Der aktuelle Pressespiegel beleuchtet zentrale wirtschaftliche Herausforderungen und Kontroversen in Deutschland – von politischen Debatten über soziale Risiken bis hin zu strukturellen Veränderungen in Industrie und Handel.
Sachsens Jusos kritisieren schwarz-rote Haushaltspläne
Die Jusos in Sachsen haben auf ihrer Landeskonferenz in Pirna den Haushaltsentwurf der CDU-geführten Minderheitsregierung scharf kritisiert. Einstimmig wurde der Initiativantrag „Kein Sparen an der Zukunft – dieser Haushalt ist ein Angriff auf Soziales, Jugend und Demokratie“ beschlossen. Die SPD-Jugendorganisation wirft der CDU vor, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gefährden und fordert von der Mutterpartei SPD eine deutlichere Abgrenzung. Der neue Landesvorsitzende der Jusos, Mats Rudolph, betonte: „Dieser Haushalt lässt Menschen im Stich.“ Er kritisierte, dass Kürzungen bei Demokratieförderung, Jugendarbeit und sozialer Infrastruktur nicht nur Geld sparen, sondern an der Zukunft sparen würden. Gerade jetzt seien Investitionen Pflicht.
Die Jusos argumentieren, dass auch gleichbleibende Mittel angesichts steigender Kosten faktisch eine Kürzung bedeuten. Sie fordern die Nutzung von Kreditspielräumen, soziale Investitionen und eine klare Absage an Sparpolitik auf Kosten von Jugend und Demokratie. Finanzminister Christian Piwarz (CDU) hatte Ende März den Regierungsentwurf für den Doppelhaushalt 2025/2026 vorgestellt und dabei schmerzliche Einschnitte angekündigt.
- Jusos fordern Investitionen statt Kürzungen
- Kritik an CDU und mangelnder Abgrenzung der SPD
- Haushaltsentwurf sieht schmerzliche Einschnitte vor
„Wer sich jetzt wegduckt, wird zur Komplizin einer Politik, die unsere Grundwerte aushöhlt“, so Mats Rudolph.
Infobox: Die Jusos Sachsen sehen im aktuellen Haushaltsentwurf eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und fordern eine Abkehr vom Sparkurs zugunsten von Investitionen in Jugend, Soziales und Demokratie. (Quelle: SZ.de)
Zukunftssorgen bei Ölraffinerie PCK – Demonstration geplant
Die Beschäftigten der Ölraffinerie PCK in Schwedt sind angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten in Sorge. Betriebsratsvorsitzender Danny Ruthenburg erklärte: „Es herrscht Stillstand. Wir wissen alle nicht, wie es weitergeht.“ Die Beschäftigungsgarantie des Bundes für die Raffinerie mit zuletzt etwa 1.200 Beschäftigten wurde bis Ende Juni verlängert. Am 7. Mai ist eine Demonstration in Schwedt geplant. Die Auslastung der Raffinerie sank nach dem Verzicht auf russisches Pipeline-Öl ab 2023 und liegt laut Rosneft Deutschland derzeit bei etwa 80 Prozent. Die PCK ist laut Ruthenburg unwirtschaftlich und schreibt rote Zahlen.
Im Mai und Juni soll die Menge an Öl aus Kasachstan auf 200.000 Tonnen pro Monat verdoppelt werden, was laut Rosneft-Sprecher Burkhard Woelki die PCK absichert. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) begrüßte diese Entwicklung. Die Eigentümerstruktur bleibt jedoch ungeklärt, da Shell sich von seinen Anteilen trennen will und Verkaufsverhandlungen mit anderen Interessenten bislang scheiterten. Die Pipeline über Rostock soll ausgebaut werden, wofür 400 Millionen Euro an staatlicher Beihilfe vorgesehen sind, doch die Zustimmung der EU-Kommission steht noch aus.
Auslastung | Beschäftigte | Öl aus Kasachstan (Mai/Juni) | Staatliche Beihilfe (geplant) |
---|---|---|---|
80 % | ca. 1.200 | 200.000 t/Monat | 400 Mio. € |
- Demonstration am 7. Mai geplant
- Pipeline-Ausbau und Eigentümerstruktur ungeklärt
- Beschäftigungsgarantie bis Ende Juni
„Die Zukunftsängste sind groß.“ (Danny Ruthenburg, Betriebsratsvorsitzender)
Infobox: Die PCK-Raffinerie steht vor wirtschaftlichen und strukturellen Herausforderungen. Die Beschäftigten fordern Klarheit über die Zukunft und die Politik ist gefordert, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. (Quelle: SZ.de)
Institut der deutschen Wirtschaft: Mit diesem Einkommen gilt man als arm
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat in einer aktuellen Analyse die Armutsgefährdung in Deutschland anhand konkreter Einkommensgrenzen definiert. Für das Jahr 2022 lag die Armutsgrenze für alleinlebende Personen bei einem monatlichen Nettoeinkommen von unter 1.390 Euro. Für Alleinerziehende mit einem Kind unter 14 Jahren lag die Grenze bei 1.800 Euro, für Paarhaushalte mit zwei Kindern bei 2.910 Euro. Die Untersuchung basiert auf Daten des EU-SILC aus dem Jahr 2023 und berücksichtigt Nettoeinkommen nach Steuern, Abgaben und Transferleistungen.
2022 hatten etwa 14,4 Prozent der Bevölkerung ein Einkommen unterhalb der Armutsgrenze. Besonders betroffen waren junge Erwachsene (18–24 Jahre) mit einer Armutsgefährdungsquote von 24,6 Prozent, Alleinerziehende (23,7 Prozent) und Alleinlebende (26,4 Prozent). Frauen waren mit 15,1 Prozent häufiger betroffen als Männer (13,7 Prozent). Unter Erwerbstätigen lag die Armutsquote bei 6,6 Prozent, bei Arbeitslosen bei 46,5 Prozent und bei Rentnern und Pensionären bei 18,3 Prozent.
Haushaltstyp | Armutsgrenze (Netto/Monat) |
---|---|
Alleinlebend | 1.390 € |
Alleinerziehend mit 1 Kind | 1.800 € |
Paar mit 2 Kindern | 2.910 € |
- 14,4 % der Bevölkerung unter Armutsgrenze (2022)
- Armutsgefährdung bei Arbeitslosen: 46,5 %
- Armutsgefährdung bei jungen Erwachsenen: 24,6 %
„Reich sind in der eigenen Wahrnehmung zumeist die anderen“, so Studienautorin Judith Niehues.
Infobox: Die Armutsgefährdung in Deutschland ist stark von Haushaltsgröße und Erwerbsstatus abhängig. Besonders junge Erwachsene, Alleinerziehende und Arbeitslose sind betroffen. (Quelle: Merkur)
Handwerkstag: Kunden von Bäckern und Metzgern sparen
Die wirtschaftliche Krise und die schwache Konjunktur wirken sich auch auf das Lebensmittelhandwerk aus. Laut Rainer Reichhold, Präsident des Baden-Württembergischen Handwerkstags, merken Bäcker und Metzger, dass die Verbraucher ihr Geld einteilen und sparen. Es werde möglicherweise häufiger zum Discounter gegangen. Dies führt zu einem Betriebssterben bei Bäckern, obwohl die Bäckerleistung insgesamt zunehme. Ähnliches gilt für Metzger. Dennoch ist die Stimmung laut Verband nicht schlecht, da die Erwartungen für das laufende Quartal besser sind als in anderen Handwerksbranchen im Südwesten.
Erfolgreich sind vor allem Betriebe, die auf Qualität setzen und sich auf einen zahlungsbereiten Kundenkreis spezialisieren. In Innenstädten gibt es kleine Bäckereien, bei denen die Kunden Schlange stehen. Der Verband beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Nachfolge, da geschlossene Betriebe meist nicht wieder eröffnet werden. Es wird erwartet, dass sich die Betriebe weiter ausdünnen und spezialisieren.
- Verbraucher sparen bei Bäckern und Metzgern
- Betriebssterben trotz steigender Bäckerleistung
- Erfolgreich sind spezialisierte Qualitätsbetriebe
- Nachfolge und Ausdünnung zentrale Themen
„Jeder von uns merkt einen Unterschied, wo die Brezel herkommt, ob sie handwerklich gefertigt oder ein Produkt aus einer großen Serie ist“, so Reichhold.
Infobox: Das Lebensmittelhandwerk steht vor Herausforderungen durch verändertes Konsumverhalten, setzt aber auf Qualität und Spezialisierung als Erfolgsfaktoren. (Quelle: SZ.de)
Heilbronner Elektroautos laden am leichtesten öffentlich
Die Versorgung mit öffentlichen Lademöglichkeiten für Elektroautos variiert in Deutschland stark. In Heilbronn kommen 4,9 Elektroautos und Plug-in-Hybride auf einen öffentlichen Ladepunkt, während es im Bodenseekreis gut 50 sind. Die Auswertung von Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes und der Bundesnetzagentur zeigt, dass in den Top-10 der Versorgungsgrade sieben verschiedene Bundesländer vertreten sind. In Heilbronn machen Stromer 5,3 Prozent des Fahrzeugbestands aus, was dem Bundesdurchschnitt entspricht. In Böblingen liegt der Anteil bei 6,4 Prozent.
Am unteren Ende des Rankings finden sich ausschließlich westdeutsche Zulassungsbezirke wie der Bodenseekreis, Schwabach, Wunsiedel, Euskirchen, Germersheim und der Donnersbergkreis. In den östlichen Bundesländern ist der Anteil an Stromern – Berlin ausgenommen – besonders gering. Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen führen das Bundesländer-Ranking mit weniger als zwölf Stromern pro Ladepunkt an. Schlusslichter sind das Saarland und Rheinland-Pfalz mit 23,3 bzw. 20,5 Stromern je Ladepunkt.
Region | Stromer je Ladepunkt | Stromer-Anteil am Bestand |
---|---|---|
Heilbronn | 4,9 | 5,3 % |
Bodenseekreis | ca. 50 | ca. doppelt so hoch wie Bundesschnitt |
Böblingen | 5–6 | 6,4 % |
Thüringen (Landesdurchschnitt) | < 12 | – |
Saarland | 23,3 | leicht unterdurchschnittlich |
Rheinland-Pfalz | 20,5 | leicht unterdurchschnittlich |
- Große regionale Unterschiede bei Ladeinfrastruktur
- Ostdeutsche Bezirke (außer Berlin) nicht unter den Schlusslichtern
- Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen mit bester Versorgung
Infobox: Die Ladeinfrastruktur für Elektroautos ist in Deutschland sehr unterschiedlich verteilt. Heilbronn bietet die beste Versorgung, während westdeutsche Regionen wie der Bodenseekreis Schlusslichter sind. (Quelle: Die Rheinpfalz)
Weitere Wirtschaftsmeldungen vom 27.04.2025
Der Tagesspiegel berichtet, dass die neue Google-Suche mit KI-Technologie Milliarden-Gewinne und viele Webseiten bedroht. Nutzer chatten zunehmend mit KI statt durch Trefferlisten zu stöbern, was das Geschäftsmodell von Google verändert und Seitenbetreiber beunruhigt. Im Bereich Weinwirtschaft werden Spitzenweine in Deutschland immer häufiger direkt beim Winzer gekauft. Die 202 Prädikatsweingüter treffen sich zur Fachmesse in Mainz, um den Jahrgang 2024 zu präsentieren. Im Bereich Infrastruktur zeigt sich, dass Heilbronner Elektroautos am leichtesten öffentlich laden können, während die Versorgung mit Lademöglichkeiten bundesweit stark schwankt. Die Schlusslichter befinden sich ausschließlich im Westen.
- KI-basierte Google-Suche verändert das Suchmaschinen-Geschäftsmodell
- Direktvertrieb bei deutschen Spitzenweinen nimmt zu
- Regionale Unterschiede bei öffentlicher Ladeinfrastruktur für Elektroautos
Infobox: Die Digitalisierung, der Wandel im Konsumverhalten und die Infrastrukturentwicklung prägen die aktuellen Wirtschaftsthemen in Deutschland. (Quelle: Tagesspiegel)
Einschätzung der Redaktion
Die klare und kompromisslose Haltung der sächsischen Jusos gegenüber den Haushaltsplänen der Landesregierung unterstreicht die wachsende Kluft zwischen jungen Parteimitgliedern und der etablierten Politik. Die Forderung nach Investitionen in soziale Infrastruktur, Jugend und Demokratie ist angesichts gesellschaftlicher Herausforderungen von hoher Relevanz. Die Jusos setzen damit ein deutliches Signal für eine zukunftsorientierte Politik und erhöhen den Druck auf die SPD, sich klarer von Sparmaßnahmen abzugrenzen. Sollte die Mutterpartei auf diese Kritik nicht eingehen, droht ein Glaubwürdigkeitsverlust bei jungen Wählerinnen und Wählern sowie eine Schwächung des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Die Debatte um den Haushalt wird damit zu einem Lackmustest für die sozialdemokratische Identität und Handlungsfähigkeit in Sachsen.
- Jusos fordern klare Abgrenzung der SPD von Sparpolitik
- Investitionen in Jugend, Soziales und Demokratie als zentrales Thema
- Risiko für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Parteiglaubwürdigkeit
Quellen:
- Finanzen - Sachsens Jusos kritisieren schwarz-rote Haushaltspläne - Wirtschaft
- Raffinerie - Zukunftssorgen bei Ölraffinerie PCK - Demonstration geplant - Wirtschaft
- Institut der deutschen Wirtschaft ordnet ein: Mit diesem Einkommen zählt man als arm
- Alle Artikel in „Wirtschaft“ vom 27.04.2025
- Verbraucher - Handwerkstag: Kunden von Bäckern und Metzgern sparen - Wirtschaft
- Heilbronner Elektroautos laden am leichtesten öffentlich