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Die Absage des milliardenschweren Intel-Projekts in Magdeburg, der wachsende Schuldenberg Sachsen-Anhalts trotz Schuldenbremse, die internationale Aufmerksamkeit für die deutsche Wirtschaft und die Sommerlektüre der CEOs – der aktuelle Pressespiegel beleuchtet zentrale Entwicklungen und Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Intel sagt Megafabrik in Magdeburg ab – Milliardenprojekt gestoppt
Der US-Chiphersteller Intel hat die Pläne für den Bau von zwei Fabriken in Magdeburg endgültig aufgegeben. Ursprünglich war eine Investition von 30 Milliarden Euro vorgesehen, davon knapp 10 Milliarden Euro als Subventionen vom deutschen Steuerzahler. Bis zu 3.000 Arbeitsplätze sollten entstehen. Intel begründet das Aus mit fehlender Nachfrage und einer angespannten Konzernlage: Im vergangenen Quartal verzeichnete das Unternehmen einen Verlust von 2,9 Milliarden Dollar. Die Mitarbeiterzahl soll von 109.000 Ende 2024 auf rund 75.000 bis Ende dieses Jahres sinken. Das Magdeburg-Projekt hätte Intel 20 Milliarden Dollar aus eigenen Mitteln gekostet, was der Konzern laut Intel-Chef Lip-Bu Tan nicht aufbringen kann. Bereits im September war eine Verschiebung angekündigt worden, nun folgte die endgültige Absage.
Die Bundesregierung hatte das Projekt als strategisch wichtig eingestuft und Beihilfen von 9,9 Milliarden Euro zugesagt. Ziel war es, die Abhängigkeit von Chipimporten zu verringern, nachdem während der Corona-Pandemie Lieferengpässe zu Produktionsstopps in der Industrie geführt hatten. Die neue Bundesregierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hält am Ziel fest, die Resilienz der Lieferketten zu stärken und mindestens drei neue Werke in Deutschland zu fördern. Trotz des Rückschlags ist der Ausbau der Chipproduktion in Deutschland nicht gestorben: Die von TSMC geplante Fabrik in Ostdeutschland für rund 10 Milliarden Euro ist im Zeitplan, Produktionsstart soll 2027 sein. Auch Infineon baut in Dresden eine neue Fabrik, deren Rohbau bereits fertig ist.
Für das Gelände in Magdeburg gibt es bereits neue Pläne: Die Ferroelectric Memory Company (FMC) plant dort eine Fabrik für Speicherchips, unterstützt von Unternehmen wie Bosch, Air Liquide und Merck. Das Projekt ist mit 100 Hektar jedoch deutlich kleiner als die von Intel geplante Fabrik, für die 400 Hektar vorgesehen waren. Die Stadt Magdeburg will die von Intel erworbene Fläche zurückkaufen und erneut auf dem internationalen Markt anbieten. Die eingeplanten Fördermilliarden aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) wurden nach der Verschiebung des Intel-Projekts anderweitig verplant. Laut Bundeswirtschaftsministerium sind keine Haushaltsmittel für das Vorhaben geflossen.
Die Absage des Megaprojekts ist ein Dämpfer für die Investitionsoffensive der Regierung und besonders für Ostdeutschland. Dennoch bleibt die Bundesregierung laut der Ostbeauftragten Elisabeth Kaiser (SPD) zuversichtlich, da Ostdeutschland inzwischen eines der bedeutendsten Cluster der weltweiten Halbleiterproduktion sei. Für die Region bleibt die Entwicklung des High-Tech-Parks in Magdeburg ein wichtiger Plan B.
Intel-Investition | Geplante Subventionen | Arbeitsplätze | TSMC-Investition | Infineon-Projekt |
---|---|---|---|---|
30 Mrd. Euro | 9,9 Mrd. Euro | bis zu 3.000 | 10 Mrd. Euro | Rohbau fertig |
- Intel sagt Megaprojekt in Magdeburg ab – 30 Mrd. Euro Investition und 3.000 Jobs entfallen.
- TSMC und Infineon setzen Chipfabrik-Projekte in Ostdeutschland fort.
- Fördermittel für Intel wurden nicht ausgezahlt, Gelände wird neu vermarktet.
Quelle: SZ.de, dpa
„Wichtig ist, es handelt sich dabei um eine unternehmerische Entscheidung und keine generelle Absage an den Standort. Denn Ostdeutschland ist inzwischen eines der bedeutendsten Cluster der weltweiten Halbleiterproduktion, und für die Bundesregierung bleibt es zentral, diese Entwicklung weiter zu fördern.“ (Elisabeth Kaiser, SPD)
Infobox: Das Aus für die Intel-Fabrik in Magdeburg bedeutet einen Rückschlag für die deutsche Chipindustrie, doch andere Großprojekte laufen weiter. Die Region setzt auf neue Ansiedlungen und die Entwicklung eines High-Tech-Parks.
Rechnungshof: Sachsen-Anhalts Schuldenberg wächst trotz Schuldenbremse
Der Landesrechnungshof Sachsen-Anhalt kritisiert, dass die Verschuldung des Landes trotz der seit 2020 geltenden Schuldenbremse schneller wächst als zuvor. Zwischen 1990 und 2019 wurden durchschnittlich 696 Millionen Euro neue Schulden pro Jahr aufgenommen. Von 2020 bis 2026 steigt dieser Wert auf jährlich 783 Millionen Euro. Insgesamt kommen in diesem Zeitraum rund 4,7 Milliarden Euro neue Schulden hinzu. Ende 2026 wird das Land voraussichtlich auf rund 25 Milliarden Euro Schulden sitzen, obwohl es Steuer-Rekordeinnahmen gibt.
Rechnungshofpräsident Kay Barthel sieht die Schuldenbremse als missbrauchsanfällig, da sie in Krisenzeiten Ausnahmen für neue Kredite zulässt. Er warnt, dass diese Möglichkeiten auch außerhalb von Krisen genutzt werden, um mehr Schulden zu machen. Für die kommenden Jahre sei ein weiterer Anstieg des Schuldenstandes programmiert, da die Ausgaben durch Tarifabschlüsse und höhere Sozialausgaben steigen. Barthel fordert Strukturreformen im öffentlichen Dienst, Einsparungen und eine stärkere Nutzung der Digitalisierung. Er widerspricht der Annahme, die Schuldenbremse sei ein Investitionshemmnis: 2023 wurden von Kohle-Strukturmitteln nur zehn Prozent ausgegeben, bei den meisten Investitionstiteln gibt es Ansatzunterschreitungen von 20 bis 25 Prozent.
Einzelprüfungen des Rechnungshofs zeigen weitere Probleme: Die Landessportschule in Osterburg erhielt 2023 Zuschüsse von rund 2,3 Millionen Euro, arbeitet aber defizitär, da die Auslastung der Bettenkapazität nur bei etwas über 50 Prozent liegt. Die Einnahmen liegen weit unter den tatsächlichen Kosten. Auch die Stadt Osterburg beteiligt sich nicht angemessen an den Betriebskosten der beliebten Schwimmhalle. Die Luca-App zur Corona-Kontaktnachverfolgung erwies sich als teure Lösung: Für die investierte Million Euro gab es nur elf Anfragen, kurz darauf stand eine kostenlose Bundes-App mit gleicher Funktionalität zur Verfügung.
Zeitraum | Durchschnittliche neue Schulden/Jahr | Gesamtschulden 2026 | Kohle-Strukturmittel 2023 |
---|---|---|---|
1990-2019 | 696 Mio. Euro | 25 Mrd. Euro | 10 % ausgegeben |
2020-2026 | 783 Mio. Euro |
- Schuldenbremse zeigt wenig Wirkung: Verschuldung steigt schneller als zuvor.
- Investitionsmittel werden nicht ausgeschöpft, Strukturreformen gefordert.
- Einzelprojekte wie die Landessportschule und die Luca-App zeigen Defizite und Fehlinvestitionen.
Quelle: SZ.de, dpa
„Das heißt, wir geben im Moment nicht einmal das Geld, was wir im Haushalt drin haben, für die Investitionen aus. Und da würden uns auch höhere Schulden und riesige Investitionspakete überhaupt nicht helfen.“ (Kay Barthel, Landesrechnungshofpräsident)
Infobox: Trotz Schuldenbremse wächst die Verschuldung Sachsen-Anhalts weiter. Investitionsmittel werden nicht voll genutzt, der Rechnungshof fordert Reformen und effizientere Ausgaben.
Deutsche-Bank-Chef Sewing: "Die Welt schaut auf Deutschland"
Im Interview betont Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, dass Deutschland international im Fokus steht. Er hebt hervor, dass die Welt auf die wirtschaftliche Entwicklung und die politischen Entscheidungen in Deutschland blickt. Sewing sieht die Bundesrepublik als wichtigen Akteur in Europa und der Weltwirtschaft. Er spricht die Herausforderungen an, vor denen Deutschland steht, und betont die Bedeutung von Stabilität und Innovationskraft für die Zukunft des Landes.
Der Bankchef unterstreicht, dass Deutschland in vielen Bereichen Vorbildfunktion hat und dass die Erwartungen an die deutsche Wirtschaft hoch sind. Er sieht Chancen, aber auch die Notwendigkeit, Reformen anzugehen und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Sewing betont, dass die internationale Aufmerksamkeit auch eine Verantwortung für die Politik und die Wirtschaft mit sich bringt.
- Deutschland steht international im Fokus und trägt Verantwortung.
- Stabilität und Innovation sind laut Sewing entscheidend für die Zukunft.
Quelle: Ntv
Infobox: Deutsche-Bank-Chef Sewing sieht Deutschland als Schlüsselland in Europa und betont die internationale Aufmerksamkeit für die wirtschaftliche Entwicklung.
Diese Bücher lesen die CEOs der Wirtschaft
Eine Übersicht der Sommerlektüre von Wirtschaftsbossen zeigt eine breite Auswahl an Themen. Von Wein-Ratgebern bis hin zu Liebesgeschichten reicht die Bandbreite der Empfehlungen. Die CEOs nutzen die Sommerzeit, um sich mit unterschiedlichen Genres zu beschäftigen und neue Impulse für ihren Führungsalltag zu gewinnen.
Die Auswahl der Bücher spiegelt die Vielfalt der Interessen wider, die von Fachliteratur bis zu unterhaltsamen Romanen reicht. Die Empfehlungen bieten Inspiration für den Urlaub und zeigen, dass auch Top-Manager Wert auf persönliche Weiterentwicklung und Entspannung legen.
- Wirtschaftsbosse lesen im Sommer unterschiedlichste Bücher – von Ratgebern bis Romanen.
- Die Lektüre dient der Inspiration und persönlichen Weiterentwicklung.
Quelle: BILD
Infobox: Die Sommerlektüre der CEOs reicht von Fachbüchern bis zu unterhaltsamen Romanen und bietet Inspiration für Führungskräfte und Interessierte.
Einschätzung der Redaktion
Die Absage des Intel-Megaprojekts in Magdeburg ist ein erheblicher Rückschlag für die technologische Souveränität und die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Die geplante Investition von 30 Milliarden Euro und die Aussicht auf 3.000 neue Arbeitsplätze hätten nicht nur die regionale Wirtschaft gestärkt, sondern auch die Position Deutschlands als führenden Standort für Halbleiterproduktion in Europa untermauert. Die Entscheidung von Intel verdeutlicht die hohe Abhängigkeit von globalen Marktzyklen und unternehmerischen Prioritäten, die selbst durch massive staatliche Subventionen nicht vollständig ausgeglichen werden können.
Für die Bundesregierung und die Region Magdeburg bedeutet das Scheitern des Projekts, dass die strategische Zielsetzung, Lieferketten zu diversifizieren und die Abhängigkeit von asiatischen Chipimporten zu verringern, deutlich erschwert wird. Die Tatsache, dass andere Großprojekte wie die von TSMC und Infineon weiterlaufen, mildert die Auswirkungen zwar ab, kann aber die Lücke, die Intel hinterlässt, nicht vollständig schließen. Die Entwicklung alternativer Projekte und die schnelle Neuvermarktung des Geländes sind nun entscheidend, um den Standort nicht dauerhaft zu schwächen und das Vertrauen internationaler Investoren zu erhalten.
Langfristig zeigt die Absage, wie wichtig es ist, industriepolitische Strategien breiter aufzustellen und nicht von einzelnen Großinvestitionen abhängig zu machen. Die Förderung von Innovationsclustern, die Unterstützung mittelständischer Unternehmen und die Schaffung attraktiver Rahmenbedingungen für Investoren gewinnen weiter an Bedeutung, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu sichern.
- Die Absage schwächt die Position Deutschlands im globalen Halbleitermarkt.
- Regionale und nationale industriepolitische Ziele geraten unter Druck.
- Eine diversifizierte und nachhaltige Standortstrategie wird noch wichtiger.
Quellen:
- Chipfabrik - Aus für Intel in Magdeburg - Rückschlag für Deutschland? - Wirtschaft - SZ.de
- Nachgerechnet - Rechnungshof: Schuldenberg wächst trotz Bremse schneller - Wirtschaft - SZ.de
- Chinas Wirtschaft: Erschöpfung durch Wettbewerb – dafür haben die Chinesen sogar ein eigenes Wort
- Wirtschaft vor acht
- Deutsche-Bank-Chef im Interview: Sewing: "Die Welt schaut auf Deutschland"
- Diese Bücher lesen die CEOs der Wirtschaft