Die wirtschaftlichen Turbulenzen nehmen weltweit zu: Während Deutschland mit einer alarmierenden Insolvenzwelle kämpft, die Milliardenverluste und hunderttausende Arbeitsplatzverluste verursacht, steht Russland unter dem Druck massiver Inflation und steigender Unternehmenspleiten. Gleichzeitig gerät der Energieriese Gazprom durch Marktverluste und ausbleibende Gasexporte in eine existenzielle Krise. Die Entwicklungen werfen drängende Fragen zur Stabilität globaler Wirtschaftssysteme auf.
„Tiefe Spuren“: Volkswirtschaftlicher Milliardenschaden durch Insolvenzwelle
Die deutsche Wirtschaft steht vor einer massiven Herausforderung: Im Jahr 2024 wurden laut Statistischem Bundesamt 21.812 Unternehmensinsolvenzen registriert, ein Anstieg von 22,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist der höchste Wert seit fast einem Jahrzehnt. Besonders betroffen sind Branchen wie Maschinenbau, Gastgewerbe und Straßengüterverkehr. Experten warnen, dass sich dieser Trend auch 2025 fortsetzen wird.
Die wirtschaftlichen Folgen sind gravierend. Laut Creditreform beliefen sich die offenen Forderungen aus Insolvenzen im Jahr 2024 auf rund 56 Milliarden Euro, während 320.000 Arbeitsplätze verloren gingen. Im Vergleich dazu lagen die Verluste im Jahr 2023 bei 31,2 Milliarden Euro und 205.000 Arbeitsplätzen. Die DIHK fordert daher dringend Maßnahmen wie Bürokratieabbau und Entlastungen bei Energiekosten, um die Wirtschaft zu stabilisieren.
„Die Wirtschaft ist in ihrer Substanz angegriffen“, warnt Marc Evers von der DIHK. „Es braucht schnelle Entlastungen und strukturelle Reformen.“
Jahr | Insolvenzen | Verluste (Mrd. €) | Arbeitsplatzverluste |
---|---|---|---|
2023 | ca. 17.800 | 31,2 | 205.000 |
2024 | 21.812 | 56 | 320.000 |
Zusammenfassung: Die Insolvenzwelle in Deutschland hat 2024 einen volkswirtschaftlichen Schaden von 56 Milliarden Euro verursacht. Die DIHK fordert dringend Reformen, um die Wirtschaft zu entlasten. (Quelle: Merkur.de)
Russland: Massive Inflation und Pleitewelle setzen Putin unter Druck
Die russische Wirtschaft leidet unter den Folgen des Ukraine-Kriegs, westlichen Sanktionen und einem Arbeitskräftemangel. Die Inflation stieg im März 2025 erstmals seit zwei Jahren auf über zehn Prozent, während die Zentralbank den Leitzins bei 21 Prozent belässt – dem höchsten Wert seit 2003. Unternehmen kritisieren die hohen Zinskosten, die ihre Investitionsmöglichkeiten stark einschränken.
Die Wirtschaftsforschungsgruppe CMASF warnte vor einem „massiven Anstieg der Unternehmensinsolvenzen“. Gleichzeitig verzeichnete Russland 2024 ein Wirtschaftswachstum, das jedoch vor allem auf die stark gestiegenen Verteidigungsausgaben zurückzuführen ist. Analysten bezweifeln, dass die straffe Geldpolitik der Zentralbank die Inflation effektiv bekämpfen kann.
„Der derzeitige Inflationsdruck hat nachgelassen, ist aber nach wie vor hoch“, erklärte die russische Zentralbank.
Zusammenfassung: Russland kämpft mit einer Inflation von über zehn Prozent und einem Leitzins von 21 Prozent. Unternehmen warnen vor steigenden Insolvenzen, während die Verteidigungsausgaben die Wirtschaft kurzfristig stützen. (Quelle: fr.de)
Gazprom: Milliardenverluste und schwindende Marktmacht
Der russische Energieriese Gazprom meldete für 2024 einen Nettoverlust von 1,076 Billionen Rubel (ca. 12,89 Milliarden US-Dollar). Gründe dafür sind der gesunkene Marktwert der Tochtergesellschaft Gazprom Neft und ausbleibende europäische Gasimporte. Der Aktienkurs des Unternehmens fiel im Dezember 2024 auf den niedrigsten Stand seit 2009.
Zusätzlich endete ein bedeutender Gasliefervertrag mit der Ukraine, wodurch Russland kein Gas mehr durch ukrainische Pipelines in die EU transportieren darf. Betroffen sind Länder wie Österreich, die Slowakei und Ungarn. Gazprom reagierte mit Stellenabbau und plant, die Investitionen 2025 zu erhöhen, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber Sanktionen zu stärken.
„Die Herausforderungen, die auf die Gazprom-Gruppe zukommen, erfordern drastische Maßnahmen“, so Deputy CEO Elena Ilyukhina.
Zusammenfassung: Gazprom verzeichnete 2024 einen Nettoverlust von 12,89 Milliarden US-Dollar. Der Verlust wichtiger Märkte und Verträge belastet das Unternehmen zusätzlich. (Quelle: Merkur.de)
Einschätzung der Redaktion
Die Insolvenzwelle in Deutschland zeigt alarmierende strukturelle Schwächen der Wirtschaft auf, die durch hohe Energiekosten, Bürokratie und eine schwache Konjunktur verstärkt werden. Der Anstieg der Insolvenzen und Arbeitsplatzverluste deutet auf eine tiefgreifende wirtschaftliche Krise hin, die ohne schnelle und gezielte Reformen langfristige Schäden verursachen könnte. Maßnahmen wie Bürokratieabbau und Entlastungen bei Energiekosten sind essenziell, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu sichern und weitere Arbeitsplatzverluste zu verhindern.
In Russland verdeutlichen die hohe Inflation und der drastische Leitzins von 21 Prozent die wirtschaftlichen Belastungen durch den Ukraine-Krieg und die Sanktionen. Die kurzfristige Stabilisierung durch Verteidigungsausgaben kann die strukturellen Probleme nicht lösen, während die steigenden Insolvenzen die wirtschaftliche Basis weiter schwächen könnten. Die Zentralbank steht vor der Herausforderung, die Inflation zu bekämpfen, ohne die ohnehin angeschlagene Wirtschaft weiter zu belasten.
Gazproms Milliardenverluste und der Verlust europäischer Märkte unterstreichen die langfristigen Folgen geopolitischer Spannungen und Sanktionen. Die geplanten Investitionen könnten zwar die Widerstandsfähigkeit stärken, doch ohne eine Diversifizierung der Absatzmärkte und eine strategische Neuausrichtung bleibt die Zukunft des Unternehmens unsicher. Der Stellenabbau und der sinkende Aktienkurs zeigen zudem die unmittelbaren sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise.
Quellen:
- „Tiefe Spuren“: Volkswirtschaftlicher Milliardenschaden – verheerende Konsequenzen der Insolvenzwelle
- Pleitewelle und massive Inflation: Warum Putin innenpolitisch immer stärker in Bedrängnis gerät
- Steuerpolitik: SPD will Steuern erhöhen – Koalitionsgespräche auf Arbeitsebene geplatzt
- Verluste-Serie bei Putins Energieriesen: Russlands Wirtschaft muss einstecken
- Rüstungsindustrie als Chance für die Bergische Wirtschaft [WZ+]
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