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Stabile Inflation, steigende Lebensmittelpreise und teurere Pflegeleistungen prägen die aktuelle Wirtschaftslage in Thüringen. Gleichzeitig verliert die deutsche Industrie in großem Stil Arbeitsplätze, während die Zahl der Firmeninsolvenzen trotz eines leichten Rückgangs weiterhin hoch bleibt und immer mehr Beschäftigte betrifft. Wer wissen will, wie sich diese Entwicklungen auf Verbraucher, Unternehmen und den Arbeitsmarkt auswirken, findet hier die wichtigsten Fakten und Hintergründe.
Inflation in Thüringen bleibt stabil – Lebensmittelpreise steigen weiter
Die Inflation in Thüringen hat sich im Mai kaum verändert. Nach Angaben des Landesamts für Statistik lag die Jahresteuerungsrate wie im April bei 1,6 Prozent. Verbraucher mussten im Jahresvergleich vor allem für Lebensmittel tiefer in die Tasche greifen, während die Preise für Energie erneut nachgaben. Im Vergleich zu April erhöhte sich das Preisniveau im Freistaat leicht um 0,1 Prozent.
Heizöl und Kraftstoffe verbilligten sich im Vergleich zu Mai 2024 um 8,8 Prozent. Hingegen verteuerten sich Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um 2,0 Prozent. Besonders auffällig war der Preisanstieg bei Geflügel, das um 8,5 Prozent teurer wurde. Für Obst mussten die Verbraucher 5,9 Prozent und für Gemüse 2,2 Prozent mehr als im Vorjahresmonat bezahlen. Kartoffeln hingegen verbilligten sich um 12,1 Prozent.
Auch die Kosten für Pflege und Betreuung stiegen deutlich. Stationäre Pflegeleistungen für gesetzlich Versicherte wurden um 11,6 Prozent teurer, bei privat Versicherten lag der Anstieg bei 10,2 Prozent. In der ambulanten Pflege wurden Preisanstiege von 25,3 Prozent (gesetzlich Versicherte) und 14,7 Prozent (privat Versicherte) registriert. Höhere Lohnkosten werden insbesondere bei Dienstleistungen mit hohem Arbeitskostenanteil schneller an die Kundschaft weitergegeben.
Für Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe gaben die Preise im Vergleich zum Vorjahresmonat leicht nach. Die Preise für die Wasserversorgung stiegen jedoch um 13,6 Prozent und die Abwasserentsorgung um 13,1 Prozent.
Bereich | Preisveränderung (Mai 2025 ggü. Mai 2024) |
---|---|
Inflation gesamt | +1,6 % |
Heizöl und Kraftstoffe | -8,8 % |
Nahrungsmittel & alkoholfreie Getränke | +2,0 % |
Geflügel | +8,5 % |
Obst | +5,9 % |
Gemüse | +2,2 % |
Kartoffeln | -12,1 % |
Stationäre Pflege (gesetzlich) | +11,6 % |
Stationäre Pflege (privat) | +10,2 % |
Ambulante Pflege (gesetzlich) | +25,3 % |
Ambulante Pflege (privat) | +14,7 % |
Wasserversorgung | +13,6 % |
Abwasserentsorgung | +13,1 % |
Infobox: Die Inflation in Thüringen bleibt mit 1,6 Prozent stabil. Besonders Lebensmittel und Pflegeleistungen verteuern sich, während Energie günstiger wird. (Quelle: SZ.de)
Deutsche Industrie: 100.000 Jobs in einem Jahr verloren
Die anhaltende Wirtschaftskrise hat die deutsche Industrie binnen eines Jahres mehr als 100.000 Arbeitsplätze gekostet. Besonders betroffen ist die Autoindustrie, in der laut einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY netto rund 45.400 Jobs abgebaut wurden. Zum Ende des ersten Quartals beschäftigte die deutsche Industrie 5,46 Millionen Menschen – das sind 1,8 Prozent oder 101.000 weniger als ein Jahr zuvor. Seit dem Vor-Corona-Jahr 2019 sank die Zahl der Beschäftigten um 217.000, was einem Rückgang von 3,8 Prozent entspricht.
Die Beschäftigung in der Autobranche fiel auf rund 734.000 Menschen per Ende März, was einem Rückgang von knapp sechs Prozent innerhalb eines Jahres entspricht. Auch in der Metallerzeugung und Textilbranche sank die Beschäftigung deutlich mit jeweils über vier Prozent. In der Chemie- und Pharmabranche war der Rückgang mit minus 0,3 Prozent vergleichsweise gering.
„Aggressive Wettbewerber etwa aus China drücken die Preise, wichtige Absatzmärkte schwächeln, in Europa stagniert die Nachfrage auf niedrigem Niveau, hinter dem gesamten US-Markt steht ein großes Fragezeichen. Gleichzeitig kämpfen die Unternehmen mit hohen Kosten – etwa für Energie und Personal.“ (Jan Brorhilker, Managing Partner bei EY)
Der Umsatz der deutschen Industrie ist nach einem Einbruch 2024 zu Jahresbeginn weiter leicht gesunken. Ein Ende des Stellenabbaus ist laut EY noch nicht in Sicht. Es wird mit dem Wegfall von mindestens 70.000 weiteren Industrie-Jobs bis Jahresende gerechnet. Besonders im Maschinen- und Autobau haben Firmen Sparprogramme initiiert.
Im langfristigen Vergleich ist die Beschäftigung in der Industrie jedoch gewachsen: Ende 2024 lag sie laut Statistischem Bundesamt um 3,5 Prozent oder 185.000 Menschen höher als 2014. Die Debatte um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland hält an. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) fordert von der Politik Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität.
Jahr | Beschäftigte in der Industrie | Veränderung zum Vorjahr |
---|---|---|
2018 | ca. 5,7 Mio. | Rekordwert |
2019 | – | – |
2024 | +185.000 ggü. 2014 | +3,5 % ggü. 2014 |
Q1 2025 | 5,46 Mio. | -101.000 (-1,8 %) ggü. Vorjahr |
Autoindustrie (Ende März 2025) | 734.000 | -6 % ggü. Vorjahr |
Infobox: Die deutsche Industrie hat im letzten Jahr 101.000 Arbeitsplätze verloren, besonders betroffen ist die Autoindustrie. Ein Ende des Stellenabbaus ist laut EY nicht in Sicht. (Quelle: Logistik Heute)
Firmeninsolvenzen: Rückgang im Mai, aber mehr betroffene Beschäftigte
Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) meldet für Mai 1.478 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland. Das sind 9 Prozent weniger als im Vormonat, aber 17 Prozent mehr als im Mai 2024. Im April war mit 1.626 Insolvenzen der höchste Wert seit 20 Jahren erreicht worden. Besonders hohe Insolvenzzahlen wurden im Mai in den Branchen Bau, Handel sowie im verarbeitenden Gewerbe verzeichnet.
„Die Frühindikatoren lassen auch für Juni leicht sinkende Insolvenzzahlen erwarten. Dennoch werden wir in Deutschland auf absehbare Zeit mehr Firmenpleiten erleben als im vorigen Jahr.“ (Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung)
Obwohl die Zahl der Firmenpleiten im Mai zurückging, waren mehr Beschäftigte betroffen. Laut IWH-Insolvenztrend waren im Mai in den größten 10 Prozent der insolventen Unternehmen 15.000 Arbeitsplätze betroffen. Das sind 7 Prozent mehr als im Vormonat, 27 Prozent mehr als im Mai 2024 und sogar 130 Prozent mehr als im Mai-Durchschnitt der Vor-Corona-Jahre 2016 bis 2019.
Monat | Anzahl Insolvenzen | Veränderung zum Vormonat | Veränderung zum Vorjahr |
---|---|---|---|
April 2025 | 1.626 | – | – |
Mai 2025 | 1.478 | -9 % | +17 % |
- 15.000 Arbeitsplätze in den größten 10 Prozent der insolventen Unternehmen betroffen
- +7 % gegenüber Vormonat
- +27 % gegenüber Mai 2024
- +130 % gegenüber dem Mai-Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019
Infobox: Die Zahl der Firmeninsolvenzen ist im Mai gesunken, liegt aber weiterhin deutlich über dem Vorjahresniveau. Die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze ist stark gestiegen. (Quelle: Mindener Tageblatt)
Einschätzung der Redaktion
Die anhaltende Verteuerung von Lebensmitteln und Pflegeleistungen bei gleichzeitig stabiler Gesamtinflation verdeutlicht, dass die Belastung für viele Haushalte trotz moderater Teuerungsrate spürbar bleibt. Besonders die starken Preissteigerungen im Pflegebereich und bei einzelnen Nahrungsmitteln treffen einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen und Pflegebedürftige überproportional. Die Entlastung durch sinkende Energiepreise wird dadurch für viele Verbraucher weitgehend kompensiert. Die Entwicklung unterstreicht die Notwendigkeit gezielter Maßnahmen, um die Kostenbelastung in den besonders betroffenen Bereichen abzufedern und soziale Schieflagen zu vermeiden.
- Stabile Inflation kaschiert spürbare Preissteigerungen bei Grundbedarfsgütern
- Pflege und Lebensmittel bleiben Kostentreiber für Verbraucher
- Soziale Ausgleichsmaßnahmen gewinnen an Bedeutung
Quellen:
- Update Wirtschaft vom 10.06.2025
- Verbraucherpreise - Inflation in Thüringen verharrt bei 1,6 Prozent - Wirtschaft
- Wirtschaft: Deutsche Industrie streicht 100.000 Jobs innerhalb eines Jahres
- Wirtschaftsforscher: Weniger Firmenpleiten
- Wirtschaft will internationale Fachkräfte – die Region auch?
- «Global Cities Index»: München deutsche Top-Metropole - noch