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Ein unerwartet starker Einbruch in Japans Wirtschaft, strukturelle Schwächen trotz scheinbarer Stabilität in Russland, Gewinneinbrüche und Stellenabbau bei deutschen Dax-Konzernen sowie verschärfte EU-Sanktionen gegen Moskau: Der aktuelle Pressespiegel beleuchtet die zentralen Herausforderungen und Risiken, die die globalen Wirtschaftsmächte prägen – und zeigt, wie geopolitische Spannungen, Handelskonflikte und die Energiekrise die wirtschaftlichen Aussichten bestimmen.
Japans Wirtschaft: Unerwartet starker Rückgang im ersten Quartal
Die japanische Wirtschaft ist im ersten Quartal 2025 auf das Jahr hochgerechnet um 0,7 Prozent geschrumpft. Laut vorläufigen Regierungsdaten lag die Schrumpfung des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) damit deutlich über der mittleren Marktprognose von 0,2 Prozent. Im Vorquartal war das BIP noch um 2,4 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorquartal sank die Wirtschaft um 0,2 Prozent, während Experten lediglich einen Rückgang von 0,1 Prozent erwartet hatten. Ende 2024 hatte das BIP noch ein Plus von 0,6 Prozent verzeichnet.
Die Daten unterstreichen die fragile Erholung der japanischen Wirtschaft, die weiterhin durch die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump bedroht ist. Besonders die US-Zölle trüben die Aussichten für die exportlastige Wirtschaft, insbesondere für den wichtigen Automobilsektor. Politische Entscheidungsträger stehen vor großen Herausforderungen, um die negativen Auswirkungen abzufedern.
Zeitraum | BIP-Entwicklung (hochgerechnet aufs Jahr) | Prognose |
---|---|---|
Q1 2025 | -0,7 % | -0,2 % |
Q4 2024 | +0,6 % | - |
- Stärkere Schrumpfung als erwartet
- Exportsektor, insbesondere Automobilindustrie, besonders betroffen
- US-Zölle als zentrales Risiko
Infobox: Japans Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal 2025 stärker als erwartet. Die exportorientierte Industrie leidet unter den US-Zöllen, was die Erholung gefährdet. (Quelle: N-TV)
Russlands Wirtschaft: Oberflächlich stabil, aber strukturell angeschlagen
Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs verfolgt Russland das Ziel, die Wirtschaft durch Staatsinvestitionen und Ausgaben für Verteidigung zu stützen. Ein Bericht des Stockholm Institute of Transition Economics (SITE) stellt jedoch fest, dass die russische Wirtschaft zwar noch relativ stabil erscheint, aber nur oberflächlich belastbar ist. Die zugrunde liegenden Ungleichgewichte und strukturellen Schwächen nehmen zu.
Die EU hat bislang 16 Sanktionspakete gegen Russland verhängt, ein 17. ist in Planung. Diese Sanktionen zielen auf die Haupteinnahmequellen Russlands – Öl-, Gas- und Kohleexporte – und haben bereits zu sinkenden Einnahmen aus dem Energiegeschäft geführt. Seit Beginn der Invasion in der Ukraine weist Russland jährlich ein Haushaltsdefizit von zwei Prozent des BIP auf. Laut SITE-Bericht könnten die tatsächlichen Defizite sogar doppelt so hoch sein, da ein Großteil der Kriegsfinanzierung über das Bankensystem läuft.
„Die fiskalischen Anreize für die Kriegswirtschaft haben die Wirtschaft kurzfristig über Wasser gehalten, aber die Abhängigkeit von undurchsichtiger Finanzierung, verzerrender Ressourcenverteilung und schrumpfenden Haushaltspuffern macht sie langfristig unhaltbar. Entgegen den Darstellungen des Kremls arbeitet die Zeit nicht auf Russlands Seite.“ (SITE-Bericht)
Die Inflation liegt laut russischer Darstellung bei 9 bis 10 Prozent, doch die Zentralbank hat einen Leitzins von 21 Prozent festgelegt. Experten sehen darin einen Hinweis auf eine deutlich höhere tatsächliche Inflation und eine zunehmende Fragilität der russischen Wirtschaft.
- Jährliches Haushaltsdefizit von 2 % des BIP seit Kriegsbeginn
- Bankensystem trägt Großteil der Kriegsfinanzierung
- Inflation vermutlich höher als offiziell angegeben
Infobox: Die russische Wirtschaft ist laut Experten nur oberflächlich stabil. Die Sanktionen zeigen Wirkung, und strukturelle Schwächen nehmen zu. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Dax-Konzerne: Gewinneinbruch und Stellenabbau trotz Umsatzplus
Deutschlands größte Börsenunternehmen im Dax verzeichnen im ersten Quartal 2025 einen deutlichen Gewinneinbruch und bauen Tausende Stellen ab. Laut einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY stieg der Gesamtumsatz der Dax-Konzerne ohne Banken zwar um 3,3 Prozent auf 458,9 Milliarden Euro, doch zehn Unternehmen – darunter BMW, Mercedes-Benz, BASF und Bayer – verzeichneten einen Umsatzrückgang.
16 der Dax-Konzerne erwirtschafteten einen niedrigeren operativen Gewinn als im Vorjahr, darunter alle Autokonzerne sowie die Rückversicherer Hannover Rück und Munich Re, die hohe finanzielle Lasten wegen der Waldbrände rund um Los Angeles zu Jahresbeginn schultern mussten. Insgesamt schrumpfte der operative Gewinn (EBIT) im ersten Quartal um 8,1 Prozent auf 44,8 Milliarden Euro – nach 48,7 Milliarden im Vorjahr. Die Zahl der Mitarbeiter bei den 27 Dax-Konzernen, die dazu Angaben machten, sank um 1 Prozent auf 3,17 Millionen, was einem Abbau von rund 32.000 Stellen entspricht.
Kennzahl | Q1 2025 | Vorjahr |
---|---|---|
Gesamtumsatz (ohne Banken) | 458,9 Mrd. € | - |
Operativer Gewinn (EBIT) | 44,8 Mrd. € | 48,7 Mrd. € |
Mitarbeiterzahl (27 Konzerne) | 3,17 Mio. | - |
Stellenabbau | 32.000 | - |
- Autobauer: Umsatzrückgang von 2,5 %, Gewinneinbruch von 42 %
- Rheinmetall: Umsatzplus von 46 %
- MTU Aero Engines: Wachstum von 28 %
- Deutsche Telekom: höchster operativer Gewinn mit knapp 6,8 Mrd. €
- Allianz: 4,2 Mrd. €, Siemens: 3,1 Mrd. €
- Porsche Holding: einziger operativer Verlust
Infobox: Trotz Umsatzplus verzeichnen viele Dax-Konzerne Gewinneinbrüche und bauen Stellen ab. Die Unsicherheit um US-Zölle bleibt eine große Herausforderung. (Quelle: SZ.de)
EU-Sanktionen: Druck auf Russland wächst – Schattenflotte im Fokus
Im Zuge des Ukraine-Kriegs erhöht die EU den Druck auf Russland. Nach Ablauf eines Ultimatums für eine Waffenruhe plant die EU, ihr 17. Sanktionspaket gegen Russland zu verkünden. Ziel ist es, die russische Wirtschaft weiter zu schwächen, insbesondere durch Maßnahmen gegen die sogenannte Schattenflotte, die zur Umgehung von Ölsanktionen eingesetzt wird.
Die bisherigen Sanktionen haben laut britischer Regierung bereits deutliche Spuren hinterlassen: Russlands Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft sind seit 2022 jedes Jahr gesunken und haben in drei Jahren über ein Drittel ihres Wertes verloren. 2024 stiegen die Einnahmen der russischen Öl- und Gasindustrie zwar um 26 Prozent im Vergleich zu 2023 auf 11,1 Billionen Rubel, blieben aber hinter den Erwartungen zurück und trugen rund 200 Milliarden Rubel zum aktuellen Haushaltsdefizit bei, das auf insgesamt 3,49 Billionen Rubel beziffert wird.
Das 17. Sanktionspaket der EU soll strengere Exportkontrollen für Güter enthalten, die vom russischen Militär und von Hochtechnologie wiederverwendet werden können. Über 50 Personen und Unternehmen, darunter fünf aus China, sowie 31 Unternehmen, die das russische Militär unterstützen oder an der Umgehung von Sanktionen beteiligt sind, sollen sanktioniert werden.
- Russlands Einnahmen aus Öl und Gas seit 2022 um über ein Drittel gesunken
- 2024: Einnahmen der Öl- und Gasindustrie 11,1 Billionen Rubel (+26 % zu 2023)
- Haushaltsdefizit: 3,49 Billionen Rubel
- 17. Sanktionspaket: Fokus auf Schattenflotte und Exportkontrollen
Infobox: Die EU verschärft die Sanktionen gegen Russland, insbesondere gegen die Schattenflotte. Die Einnahmen aus dem Energiegeschäft sinken weiter, das Haushaltsdefizit bleibt hoch. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Deutschland: Klimaziele durch Wirtschaftskrise in Reichweite
Deutschland dürfte seine Klimaziele für das Jahr 2030 nach Einschätzung von Fachleuten nur teilweise einhalten. Der Vorsitzende des Expertenrats für Klimafragen, Hans-Martin Henning, erklärte, dass ohne den Puffer, der sich in den Jahren 2021 bis 2024 unter anderem durch Corona und die schwache Wirtschaft aufgebaut hat, bis Ende 2030 mit hoher Wahrscheinlichkeit eine deutliche Budgetüberschreitung zu erwarten gewesen wäre.
Im deutschen Klimaschutzgesetz ist festgelegt, wie viel Treibhausgase Deutschland zwischen 2020 und 2030 pro Jahr höchstens ausstoßen darf. Das übergeordnete Ziel, bis 2030 mindestens 65 Prozent weniger Treibhausgase auszustoßen als 1990, dürfte Deutschland hingegen nicht erreichen. Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein, dieses Ziel wird nach Einschätzung der Fachleute sogar sehr deutlich verfehlt.
Nach europäischen Vorgaben muss Deutschland seine Emissionen bis 2030 um die Hälfte senken – im Vergleich zu 2005. Seit dem vergangenen Jahr liegt Deutschland hier nach Berechnungen des Expertenrats nicht mehr auf Kurs, und die Ziellücke bis 2030 ist im Vergleich zum Vorjahr gewachsen.
- Klimaziele 2030 nur teilweise erreichbar
- Reduktion um 65 % gegenüber 1990 bis 2030 unwahrscheinlich
- Klimaneutralität bis 2045 wird sehr deutlich verfehlt
- Europäische Vorgaben: Emissionen bis 2030 um 50 % gegenüber 2005 senken – aktuell nicht auf Kurs
Infobox: Deutschlands Klimaziele für 2030 sind durch die Wirtschaftskrise in Reichweite, das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 wird jedoch klar verfehlt. (Quelle: Logistik Heute)
Einschätzung der Redaktion
Der unerwartet starke Rückgang der japanischen Wirtschaft im ersten Quartal 2025 ist ein deutliches Warnsignal für die Stabilität der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt. Die Abweichung von den Prognosen zeigt, wie anfällig Japan gegenüber externen Schocks und protektionistischen Maßnahmen bleibt. Besonders die Abhängigkeit vom Exportsektor und die Belastung durch US-Zölle erhöhen das Risiko einer anhaltenden Schwächephase. Ohne gezielte Gegenmaßnahmen drohen weitere Rückschläge, die nicht nur die japanische, sondern auch die globale Konjunktur belasten könnten.
- Starke Abhängigkeit vom Exportsektor bleibt ein strukturelles Risiko
- Politische Unsicherheiten und Handelskonflikte verschärfen die Lage
- Weitere wirtschaftspolitische Impulse sind dringend erforderlich
Infobox: Die Entwicklung unterstreicht die Fragilität der japanischen Wirtschaft und erhöht den Handlungsdruck auf Politik und Unternehmen.
Quellen:
- Der Börsen-Tag: Japans Wirtschaft zeichnet ein düsteres Bild
- Russlands brüchige Wirtschaft: Putin vertuscht ernste Probleme – Zahlen decken wahre Verhältnisse auf
- Konjunkturflaute - Dax-Konzerne machen deutlich weniger Gewinn - Wirtschaft
- Druckmittel gegen Putin: EU-Sanktionen könnten Ukraine-Krieg entscheiden
- Treibhausgase: Deutschland ist wegen schwacher Wirtschaft auf Klima-Kurs
- Brühler Wirtschaft und Gemeindevertreter im Gespräch