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Globale Wirtschaftsthemen stehen aktuell im Fokus: Während Russland mit sinkenden Energieeinnahmen und drastischen Haushaltskürzungen ringt, setzt Ghana auf eine ambitionierte 24-Stunden-Wirtschaft zur Schaffung von Arbeitsplätzen. In Sachsen fordern Unternehmen effizientere Ausländerbehörden, um Geflüchtete schneller in Arbeit zu bringen. Der Zollstreit zwischen den USA und der EU droht zu eskalieren, und deutsche Seehäfen benötigen Milliardeninvestitionen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Der Pressespiegel beleuchtet die wirtschaftlichen Herausforderungen und Strategien in unterschiedlichen Regionen – und zeigt, wie politische Entscheidungen die Zukunft ganzer Branchen prägen.
Russlands Wirtschaft unter Druck: Weitere Einschnitte bei Finanzen möglich
Russland steht vor massiven finanziellen Herausforderungen. Die Kohleindustrie schwächelt, und die Einnahmen aus Öl- und Gasverkäufen bleiben weit hinter den Erwartungen zurück. Bereits im Mai wurden wichtige Investitionen für die Wirtschaft gekürzt. Nun schlägt Anatoli Artamonow, Vorsitzender des Komitees für Haushalt und Finanzmärkte, vor, bis zu zwei Billionen Rubel (etwa 21,6 Milliarden Euro) jährlich neu zuzuweisen, um Ausgaben für Militär und Sicherheit zu decken. Diese Bereiche machen bereits rund 40 Prozent des russischen Haushalts aus – der höchste Wert seit dem Ende der Sowjetunion.
Die geplanten Einschnitte sollen ineffiziente Ausgaben treffen, während Sozialausgaben verschont bleiben. Für das laufende Jahr sind 13,2 Billionen Rubel (142,8 Milliarden Euro) für den Krieg und 3,45 Billionen Rubel (37,3 Milliarden Euro) für nationale Sicherheit vorgesehen. Bereits im Mai wurden Investitionsprogramme in Sektoren wie Luftfahrt, Schiffsproduktion und Industrierobotik gekürzt. Ein Luftfahrt-Investitionsprogramm verlor 22 Prozent seiner Mittel, die Förderung der High-Tech-Industrie wurde um 46 Milliarden Rubel (507 Millionen Euro) reduziert, und in der Automobilindustrie wurden 385,8 Millionen Euro eingespart.
Der Grund für die Sparmaßnahmen liegt im Rückgang der Einnahmen aus dem Export fossiler Brennstoffe. Laut dem Center for Research on Energy and Clean Air sanken die Einnahmen im zweiten Quartal 2025 um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Haushaltsdefizit liegt aktuell bei 3,7 Billionen Rubel (40,1 Milliarden Euro), dem Sechsfachen des Vorjahreszeitraums. Reuters prognostiziert für Januar bis Juli einen Rückgang der Öl- und Gaseinnahmen um 20 Prozent. Um die Verluste auszugleichen, musste der Kreml bereits den Nationalen Wohlstandsfonds anzapfen.
Bereich | Kürzung/Summe |
---|---|
Militär & Sicherheit | bis zu 2 Billionen Rubel/Jahr (21,6 Mrd. Euro) |
Kriegsausgaben 2025 | 13,2 Billionen Rubel (142,8 Mrd. Euro) |
Nationale Sicherheit 2025 | 3,45 Billionen Rubel (37,3 Mrd. Euro) |
High-Tech-Industrie | -46 Mrd. Rubel (507 Mio. Euro) |
Automobilindustrie | -385,8 Mio. Euro |
Haushaltsdefizit | 3,7 Billionen Rubel (40,1 Mrd. Euro) |
Infobox: Die russische Wirtschaft steht unter erheblichem Druck. Die Einnahmen aus fossilen Brennstoffen sinken, das Haushaltsdefizit steigt, und der Staat greift zu drastischen Sparmaßnahmen, um die Kriegskasse zu füllen. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Ghana: Präsident Mahama will 24-Stunden-Wirtschaft etablieren
Ghanas Präsident John Mahama verfolgt das Ziel, die Wirtschaft des Landes zu diversifizieren und eine sogenannte 24-Stunden-Wirtschaft einzuführen. Das Programm sieht vor, dass verschiedene Branchen in drei Acht-Stunden-Schichten arbeiten, um die Wirtschaft rund um die Uhr am Laufen zu halten. Ziel ist es, Ghana unabhängiger von Importen zu machen und bis zum Ende des Jahrzehnts 1,7 Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dies könnte die Arbeitslosigkeit um fünf Prozent senken.
Die Umsetzung des ambitionierten Plans ist jedoch mit Herausforderungen verbunden. Laut dem Ökonomen Daniel Anim Amarteye sind etwa vier Milliarden Dollar für die Umsetzung erforderlich. Ghana schuldet dem Internationalen Währungsfonds bereits drei Milliarden Dollar. Die Finanzierung durch den privaten Sektor wird als schwierig eingeschätzt, da dieser nicht über ausreichende Mittel verfügt. Zudem gibt es infrastrukturelle Probleme, insbesondere bei der Stromversorgung. Unternehmen könnten Verluste erleiden, wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt.
„Das 24-Stunden-Plus-Programm wird der Katalysator für das Wirtschaftswachstum Ghanas sein und wir sind sicher, dass es Ghana zu Wohlstand verhelfen wird.“ (John Mahama)
- 1,7 Millionen neue Arbeitsplätze bis Ende des Jahrzehnts
- Reduktion der Arbeitslosigkeit um fünf Prozent
- Investitionsbedarf: 4 Milliarden Dollar
- Staatsschulden beim IWF: 3 Milliarden Dollar
Infobox: Ghanas 24-Stunden-Wirtschaftsprogramm ist ambitioniert, aber teuer und mit erheblichen infrastrukturellen Hürden verbunden. Die Finanzierung bleibt eine zentrale Herausforderung. (Quelle: DW)
Sachsens Wirtschaft fordert arbeitgeberfreundlichere Ausländerbehörden
In Sachsen gehen mittlerweile mehr als 26.000 Geflüchtete einer Arbeit nach, die meisten in Voll- oder Teilzeit. Gleichzeitig sind fast 22.000 Geflüchtete arbeitslos gemeldet. Die Industrie- und Handelskammern (IHK) in Sachsen fordern eine zentralisierte Bearbeitung von Anträgen auf beschäftigungsbezogene Aufenthaltstitel, um die Verfahren zu vereinheitlichen und Bearbeitungszeiten zu verkürzen. Ziel ist es, Unternehmen und Fachkräften mehr Planungssicherheit zu geben.
Die Strukturen der Ausländerbehörden stoßen zunehmend an ihre Kapazitäts- und Effizienzgrenzen. Lange Bearbeitungszeiten erschweren die nahtlose Anschlussbeschäftigung von ausländischen Auszubildenden. Besonders problematisch ist die Wohnsitzauflage, die einen Wohnsitzwechsel erst nach bestandener Probezeit erlaubt. Dies führt dazu, dass Betroffene lange Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen oder eine Arbeitsstelle nicht antreten können.
- Mehr als 26.000 Geflüchtete in Arbeit
- Fast 22.000 Geflüchtete arbeitslos
- Forderung nach zentralisierter Bearbeitung von Aufenthaltstiteln
- Probleme durch uneinheitliche Entscheidungen und Wohnsitzauflagen
Infobox: Die IHK Sachsen fordert effizientere und arbeitgeberfreundlichere Ausländerbehörden, um mehr Geflüchtete in Arbeit zu bringen und Unternehmen Planungssicherheit zu geben. (Quelle: Sächsische Zeitung)
Zollstreit zwischen USA und EU: Trump droht mit 30 Prozent Zöllen
Vor dem entscheidenden Gespräch im Zollstreit zwischen den USA und der Europäischen Union zeigte sich US-Präsident Donald Trump gelassen und spielte Golf. Am Nachmittag sollte das Spitzengespräch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen stattfinden. Trump hatte der EU Zölle in Höhe von 30 Prozent auf europäische Importe ab dem 1. August angedroht, ließ aber die Option offen, von diesem Satz abzuweichen, falls die EU ihren Markt stärker für die USA öffnet.
Der Vorsitzende des Handelsausschusses des Europäischen Parlaments, Bernd Lange, betonte, dass das Ziel sein müsse, die angedrohten Zölle deutlich zu reduzieren. Falls keine Einigung erzielt werde, seien Gegenzölle und andere Maßnahmen vorbereitet. Die EU werde sich nicht erpressen lassen und sich nicht allen wirtschaftlichen Forderungen der USA beugen.
Maßnahme | Details |
---|---|
Angedrohte US-Zölle | 30 Prozent auf EU-Importe ab 1. August |
Gegenzölle der EU | Vorbereitet, falls keine Einigung |
„Verhandeln und vereinbaren ja, aber unterwerfen werden wir uns nicht.“ (Bernd Lange, SPD)
Infobox: Der Zollstreit zwischen den USA und der EU spitzt sich zu. Trump droht mit hohen Zöllen, die EU bereitet Gegenmaßnahmen vor und betont ihre Verhandlungsbereitschaft ohne Unterwerfung. (Quelle: SZ.de)
Sanierungsbedarf in deutschen Häfen: 15 Milliarden Euro für Infrastruktur
Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) fordert für die Sanierung und den Ausbau der Hafeninfrastruktur in den deutschen Küstenländern einen Finanzbedarf von rund 15 Milliarden Euro. Laut Angela Titzrath, Vorsitzende des ZDS, betrifft dies marode Kaimauern, fehlende Schwerlastflächen und mangelhafte Anbindungen an das Hinterland. Die 15 Milliarden Euro entsprechen drei Prozent des Sondervermögens Infrastruktur und könnten alle nötigen Modernisierungen innerhalb von zwölf Jahren ermöglichen.
Der Betrag müsse nicht allein aus dem Sondervermögen Infrastruktur kommen. Auch der Verteidigungshaushalt, der Klimafonds des Bundeswirtschaftsministeriums oder Mittel des Verkehrsressorts könnten genutzt werden. Titzrath fordert zudem eine Aufstockung des Hafenlastenausgleichs von derzeit jährlich 38 Millionen auf 400 bis 500 Millionen Euro, um Versäumnisse der Vergangenheit zu vermeiden. Der Bund hat angekündigt, in den nächsten vier Jahren 400 Millionen Euro extra für eine klimafreundliche Modernisierung von Schifffahrt und Häfen bereitzustellen.
Finanzbedarf | Verwendungszweck |
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15 Mrd. Euro | Sanierung und Ausbau der Hafeninfrastruktur |
400–500 Mio. Euro/Jahr | Hafenlastenausgleich |
400 Mio. Euro (4 Jahre) | Klimafreundliche Modernisierung |
Infobox: Deutsche Seehäfen benötigen dringend Investitionen. Der ZDS fordert 15 Milliarden Euro für die Infrastruktur und eine deutliche Erhöhung des Hafenlastenausgleichs, um die Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit zu sichern. (Quelle: SZ.de)
Einschätzung der Redaktion
Die aktuellen Entwicklungen in Russlands Haushaltspolitik verdeutlichen eine strukturelle Schwächung der wirtschaftlichen Basis des Landes. Die drastische Erhöhung der Ausgaben für Militär und Sicherheit auf einen historischen Höchststand bei gleichzeitigem Rückgang der Einnahmen aus fossilen Brennstoffen verschärft das Haushaltsdefizit und zwingt zu schmerzhaften Einschnitten in zukunftsorientierte Investitionen. Die Kürzungen bei High-Tech, Luftfahrt und Automobilindustrie schwächen die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der russischen Wirtschaft langfristig. Die Umverteilung zugunsten des Militärs birgt das Risiko, dass notwendige Modernisierungen und Diversifizierungen weiter ausbleiben. Sollte der Trend sinkender Energieexporteinnahmen anhalten, drohen weitere Einschnitte und eine zunehmende Abhängigkeit von Notfallreserven, was die wirtschaftliche und soziale Stabilität Russlands weiter unter Druck setzt.
- Militär- und Sicherheitsausgaben auf Rekordniveau
- Wachsende Haushaltsdefizite und sinkende Einnahmen
- Langfristige Risiken für Innovationsfähigkeit und Wirtschaftswachstum
Quellen:
- Wegen Druck auf Russlands Wirtschaft – weitere Einschnitte bei Finanzen möglich
- Ghana: Ein Land, das niemals schläft?
- Sachsens Wirtschaft fordert arbeitgeberfreundlichere Ausländerbehörden
- Zollstreit - Vor dem Handelsshowdown: Trump spielt Golf - Wirtschaft - SZ.de
- Alle Artikel in „Wirtschaft“ vom 27.07.2025
- Sanierungsbedarf in deutschen Häfen: 15 Milliarden Euro für Infrastruktur - Wirtschaft - SZ.de