Frauenquote, Zölle, Rezession: Wirtschaftstrends 2025 in Deutschland, USA und Russland

    02.05.2025 73 mal gelesen 3 Kommentare

    Die wirtschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Monate zeigen ein vielschichtiges Bild: Während die Frauenquote in deutschen Führungsetagen nach zehn Jahren Bilanz zieht, kämpft die deutsche Wirtschaft mit stagnierendem Wachstum und den Folgen internationaler Handelskonflikte. Russlands Konjunktur verliert an Dynamik, die US-Zollpolitik sorgt für Unsicherheit an den Märkten und die US-Wirtschaft verzeichnet erstmals wieder ein Schrumpfen. Ein Blick zurück ins Jahr 1945 entlarvt zudem den Mythos der „Stunde Null“ in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Der Pressespiegel beleuchtet die zentralen Trends, Herausforderungen und Hintergründe der aktuellen Wirtschaftslage.

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    Frauenquote in Führungspositionen: Zehn Jahre Bilanz

    Vor zehn Jahren wurde das Gesetz für mehr Frauen in Führungspositionen in Deutschland eingeführt. Seit 2015 gilt eine Mindestquote von 30 Prozent für Frauen in Aufsichtsräten größerer Unternehmen. 2021 kam die Vorgabe hinzu, dass in börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern mindestens ein Vorstandsposten weiblich besetzt sein muss. Laut der Initiative FidAR sind inzwischen 37,5 Prozent der Aufsichtsräte in der Privatwirtschaft Frauen, während es 2015 noch knapp 20 Prozent waren. In den Vorständen der börsennotierten Unternehmen stieg der Frauenanteil von sechs Prozent im Jahr 2015 auf rund 20 Prozent im Jahr 2025. Vier der vierzig Vorstandsvorsitzenden von DAX-Unternehmen sind Frauen: Belén Garijo (Merck), Helen Giza (Fresenius Medical Care), Bettina Orlopp (Commerzbank) und Karin Radström (Daimler Trucks).

    Im internationalen Vergleich liegt Deutschland jedoch weiterhin zurück, obwohl andere Länder auch ohne Quote größere Fortschritte erzielt haben. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, wie ausreichende Kinderbetreuung und ein Mentalitätswandel hin zu mehr Männern in Teilzeit oder Elternzeit, werden als entscheidend für weitere Fortschritte gesehen. Die Wirtschaft wird von der Politik aufgefordert, Frauen durch gezielte Personalentwicklungskonzepte stärker zu fördern. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) setzt auf eigene Netzwerke und betont die Bedeutung von Kinderbetreuung und Arbeitszeitflexibilität.

    Jahr Frauenanteil Aufsichtsräte Frauenanteil Vorstände
    2015 knapp 20 % 6 %
    2025 37,5 % rund 20 %

    Infobox: Die Frauenquote hat den Anteil von Frauen in Führungspositionen deutlich erhöht, doch im internationalen Vergleich bleibt Deutschland zurück. (Quelle: tagesschau.de)

    Deutsche Wirtschaft: Zölle und Stagnation prägen die Aussichten

    Die deutsche Wirtschaft verzeichnete im ersten Quartal 2025 ein leichtes Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,2 Prozent zum Vorquartal. In der Europäischen Union lag das Wachstum bei 0,3 Prozent, im Euroraum bei 0,4 Prozent. Der private Konsum und gestiegene Investitionen trugen zur Erholung bei. Die Inflationsrate in Deutschland lag im April bei 2,1 Prozent, nach 2,2 Prozent im März. Die Arbeitslosenquote betrug 6,3 Prozent, mit 2,932 Millionen Arbeitslosen – 182.000 mehr als im Vorjahr.

    Dennoch droht Deutschland 2025 das dritte Rezessionsjahr in Folge. Die geplanten US-Zölle sorgen für Unsicherheit und könnten die Exporte belasten. 2024 gingen Waren im Wert von gut 161 Milliarden Euro in die USA, was über zehn Prozent aller deutschen Exporte entspricht. Die Bundesregierung rechnet für 2025 mit einer Stagnation des BIP, der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet ebenfalls kein Wachstum. Erst ab 2026 werden positive Effekte durch ein milliardenschweres Finanzpaket erwartet, mit einem möglichen Wachstum von ein bis eineinhalb Prozent.

    Quartal/Jahr BIP-Wachstum Deutschland Inflationsrate (April) Arbeitslosenquote
    Q1 2025 +0,2 % 2,1 % 6,3 %
    Q4 2024 -0,2 % - -

    Infobox: Trotz leichter Erholung bleibt die deutsche Wirtschaft durch Zölle und schwache Exportaussichten unter Druck. (Quelle: T-Online)

    Russlands Wirtschaft: Wachstum schwächt sich ab, Sekundärsanktionen drohen

    Die russische Wirtschaft zeigte sich in den vergangenen Jahren widerstandsfähig gegenüber westlichen Sanktionen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs 2023 um 4,1 Prozent und 2024 um 4,3 Prozent. Für das laufende Jahr prognostiziert das Kieler Institut für Weltwirtschaft jedoch nur noch ein Wachstum von 1,5 Prozent, für 2026 lediglich 0,8 Prozent. Die Russische Zentralbank rechnet für 2025 mit einem Wachstum von 1,0 bis 2,0 Prozent und für 2026 mit 0,5 bis 1,5 Prozent. Das Münchner Ifo-Institut erwartet sogar ein Schrumpfen der Wirtschaft um 0,8 Prozent im Jahr 2026.

    Der Leitzins der russischen Notenbank liegt bei 21 Prozent, was Investitionen erschwert. Besonders betroffen sind der Automobilsektor, Maschinenbau, Bau und Stahlindustrie. Nach der Verschärfung der US-Sanktionen gegen die Gazprombank im November 2024 verlor der Rubel innerhalb kurzer Zeit ein Viertel seines Werts gegenüber dem US-Dollar. Im US-Senat wird ein Gesetz vorbereitet, das Sekundärzölle auf Länder erhebt, die russische Energieprodukte importieren. China und Indien sind dabei besonders im Fokus, da sie 2024 für rund 40 Prozent der russischen Importe und 30 Prozent der Exporte verantwortlich waren und mehr als die Hälfte der russischen Ölexporte aufnehmen.

    • BIP-Wachstum 2023: 4,1 %
    • BIP-Wachstum 2024: 4,3 %
    • Prognose 2025: 1,0–2,0 % (Zentralbank), 1,5 % (IfW Kiel)
    • Prognose 2026: 0,5–1,5 % (Zentralbank), 0,8 % (IfW Kiel), -0,8 % (Ifo-Institut)
    • Leitzins: 21 %
    • Rubel-Verlust nach US-Sanktionen: -25 % gegenüber US-Dollar

    Infobox: Russlands Wirtschaft steht vor einer deutlichen Abkühlung, insbesondere durch drohende Sekundärsanktionen und einen hohen Leitzins. (Quelle: DW)

    Wirtschaft 1945: Der Mythos der Stunde Null

    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 glichen deutsche Städte Trümmerlandschaften. Dennoch waren die Produktionsanlagen weniger zerstört, als vielfach angenommen. Laut der Stadt Düsseldorf hatten nur sieben Prozent der Wohnhäuser, vier Prozent der öffentlichen Gebäude und sieben Prozent der Geschäftsgebäude das Inferno unbeschädigt überstanden. Die kollektive Erinnerung an eine völlig zerstörte Wirtschaft entspricht nicht den tatsächlichen Gegebenheiten. Viele Produktionsanlagen blieben erhalten, und auch in der Unternehmensführung gab es keine vollständige „Stunde Null“.

    „Ganze sieben Prozent der Wohnhäuser, vier Prozent der öffentlichen Gebäude und sieben Prozent der Geschäftsgebäude hatten das Inferno des Zweiten Weltkriegs unbeschädigt überstanden.“ (Stadt Düsseldorf, zitiert nach RP Online)

    Infobox: Die Wirtschaft 1945 war weniger zerstört als oft angenommen, viele Produktionsanlagen blieben erhalten. (Quelle: RP Online)

    US-Zölle: Blockade im Senat gescheitert, Unsicherheit an den Märkten

    Im US-Senat ist der Versuch gescheitert, die von Präsident Trump eingeführten Zölle zu blockieren. Die Ankündigung neuer Zölle hat weltweit für Unsicherheit an den Finanzmärkten gesorgt. US-Autobauer wie General Motors rechnen durch die Zölle mit Milliardenkosten. Auch in Asien kam es nach Trumps Zoll-Ankündigung zu Kursgewinnen, während China den Konflikt verschärfte. Die Debatte um die Zölle wird von Experten als Abschied von der Globalisierung gewertet. Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung bleibt hoch.

    • Blockade der Zölle im US-Senat gescheitert
    • General Motors rechnet mit Milliardenkosten durch Zölle
    • Starke Kursbewegungen an den Börsen nach Ankündigung

    Infobox: Die US-Zollpolitik sorgt für Unsicherheit und hohe Kosten in der Industrie, die Blockade im Senat ist gescheitert. (Quelle: FAZ.NET)

    US-Wirtschaft: Schrumpfen im ersten Quartal 2025

    Im ersten Quartal 2025 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Das Handelsministerium führt dies auf deutlich erhöhte Importe vor den erwarteten Zollankündigungen zurück. Im letzten Quartal 2024 lag das Wachstum noch bei 2,4 Prozent. Die Inflation verlangsamte sich im März auf 2,3 Prozent im Jahresvergleich, vor allem durch gesunkene Energie- und Treibstoffpreise. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet für das laufende Jahr nur noch mit einem Wachstum von 1,8 Prozent, das sind 0,9 Prozentpunkte weniger als bisher erwartet.

    Die oppositionellen Demokraten werfen Präsident Trump vor, mit seiner Zollpolitik die USA in eine Rezession zu treiben und Arbeitsplätze zu gefährden. Experten sehen in den aktuellen Zahlen erste Bremsspuren der Wirtschaftspolitik. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman hält eine Rezession für möglich, sieht aber noch keine eindeutigen Belege in den Quartalszahlen.

    Quartal/Jahr BIP-Wachstum USA Inflationsrate (März)
    Q1 2025 -0,1 % 2,3 %
    Q4 2024 2,4 % -
    Prognose 2025 (IWF) 1,8 % -

    Infobox: Die US-Wirtschaft zeigt erste Bremsspuren, das BIP schrumpfte im ersten Quartal 2025 um 0,1 Prozent. (Quelle: STERN.de)

    Einschätzung der Redaktion

    Die Entwicklung der Frauenquote in Führungspositionen zeigt, dass gesetzliche Vorgaben einen spürbaren Wandel bewirken können, aber allein nicht ausreichen, um strukturelle Gleichstellung zu erreichen. Die Zahlen belegen Fortschritte, doch der internationale Vergleich und die anhaltenden Herausforderungen bei Kinderbetreuung und Arbeitszeitmodellen verdeutlichen, dass nachhaltige Veränderungen nur durch ein Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und gesellschaftlichem Wandel möglich sind. Ohne gezielte Förderung und flexible Rahmenbedingungen droht der positive Trend zu stagnieren, was langfristig Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen beeinträchtigen könnte.

    • Gesetzliche Quoten sind wirksam, aber nicht ausreichend.
    • Gesellschaftliche und betriebliche Veränderungen bleiben entscheidend.
    • Weitere Fortschritte sind notwendig, um international aufzuschließen.

    Quellen:

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    Also ich muss echt mal was zu dem Mythos „Stunde Null“ sagen, weil das im Artikel ja recht spannend dargestellt wurde, und irgendwie redet kaum jemand drüber. Klar, überall liest man immer, damals wär alles komplett kaputtgewesen und dann aus dem Nichts ist das Wirtschaftswunder passiert. Aber wenn man ehrlich ist, war da anscheinend noch deutlich mehr Infrastruktur und auch Know-how da, als man denkt. Ich find’s wichtig, das auch für unsere Zeit im Hinterkopf zu behalten – Krisen sind nicht einfach ein kompletter Neustart, vieles bleibt erhalten und baut dann drauf auf, auch wenn die Erinnerung das gerne mal anders verklärt.

    Was ich aber eigentlich noch spannender finde: Wie sich das Bild, was wir von unserer Wirtschaft haben, irgendwie immer an so Legenden aufhängt. Also nach dem Motto „damals hat man alles geschafft, jetzt geht’s bergab“. Dabei zeigt zum Beispiel gerade diese ganze Sache mit Frauen in Führungspositionen oder auch die Diskussion um Zölle und Globalisierung, dass auch heute jede Menge Dynamik drinsteckt – nur halt auf ‘ne andere Art. Vielleicht sollten wir uns nicht immer mit der Vergangenheit vergleichen, sondern versuchen, die jetzigen Herausforderungen etwas weniger dramatisch zu sehen. Klar, Rezession ist Mist, aber wir haben auch schon ganz andere Sachen überstanden.

    Könnte sein, dass der Blick in die „gute alte Zeit“ manchmal trügerisch ist und einen eher blockiert als motiviert. Ging mir beim Lesen auf jeden Fall so durch den Kopf. Ansonsten spannender Artikel, danke dafür!
    Also mir ist garnich ganz klohr wie so hohe Arbeitslosenzahlen trotz so viele Frauen in Chefposten sin, weil eig müsste dass doch helfen das mehr Leute Arbeit haben oder is das wieder was mit den Zöllen zu tun, ich verstehs grade nicht ehrlich, aber die Politik sagt ja immer es wird besser nur man merkt wenig davon.
    Ich versuche mal, noch ein anderes Thema reinzubringen, das hier in den bisherigen Kommentaren ein bisschen untergegangen ist: Die Bilanz der Frauenquote nach zehn Jahren. Klar, die Zahlen gehen nach oben und das ist auch gut so, aber ich frage mich echt, ob die Quotenregelung allein wirklich den richtigen Wandel bringt, oder ob Unternehmen sich da nicht meist irgendwie „durchschummeln“, um halt die Vorgaben zu erfüllen. Ich habe in meinem Bekanntenkreis ein paar Leute, die in größeren Firmen sitzen, und ehrlich gesagt klingt es oft so, dass die eigentliche Unternehmenskultur kaum nachzieht. Sobald mal eine Vorstandsstelle weiblich besetzt ist, wird das dann wie so ein Aushängeschild nach außen getragen – aber intern ändern sich die Strukturen oft nur minimal oder halt zu langsam.

    Was mir außerdem immer auffällt: Es ist ja nett, wenn der Frauenanteil steigt, aber solange die berühmte „Vereinbarkeit von Familie und Karriere“ immer noch so eine Baustelle bleibt, wird das halt für viele ein zähes Thema. In anderen Ländern – wie im Artikel erwähnt – klappt’s besser, aber das scheint bei uns irgendwie festgefahren mit dem Ausbau von Kita-Plätzen usw. Da bringt ein Gesetz allein dann auch nicht die richtig große Sprengung, denk ich mal.

    Finde auch die Bemerkung ausm Artikel spannend, dass ein Mentalitätswandel bei Männern gefordert ist. Wenn Väter nicht blöd angeschaut werden, wenn sie in Teilzeit gehen oder Elternzeit nehmen, würde das automatisch Druck von Frauen nehmen. Bin selbst grad in so einer Phase und kann sagen, so easy läuft das in vielen Branchen absolut nicht.

    Abseits davon – ich glaube, dass Politik und Wirtschaft sich hier gegenseitig immer gern den schwarzen Peter zuschieben. Aber am Ende fehlt in Deutschland manchmal einfach das verletzte Selbstbewusstsein, auch krumme Wege zu gehen. Da kann man sich ruhig mal die Skandinavier anschauen, die machen das mit Frauenförderung und flexiblen Arbeitsmodellen viel unaufgeregter und eben auch erfolgreicher.

    Hoffe, der Trend bleibt nicht wieder irgendwo bei so ner netten Statistik stehen. Immer diese kleinen Schritte, das zieht sich halt und dann ist man zehn Jahre weiter und redet wieder über dieselben Hürden.

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