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Weniger Feiertage für mehr Wirtschaftswachstum? Die Forderung nach der Streichung von Feiertagen, scharfe Kritik an der aktuellen Wirtschaftspolitik und neue Zölle im transatlantischen Handel sorgen für hitzige Debatten. Der aktuelle Pressespiegel beleuchtet die zentralen Argumente, wirtschaftlichen Hintergründe und die möglichen Folgen für Unternehmen, Arbeitnehmer und Verbraucher.
Debatte um die Streichung von Feiertagen zur Stärkung der deutschen Wirtschaft
Die Diskussion um die Streichung von Feiertagen in Deutschland hat in den vergangenen Tagen erneut an Fahrt aufgenommen. Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), brachte in einem Interview mit der Bild-Zeitung den Pfingstmontag als möglichen Streichkandidaten ins Spiel. „Ich persönlich hätte mit dem Pfingstmontag kein Problem“, so Adrian laut Merkur und Frankfurter Rundschau. Er betonte jedoch, dass „viele das anders sehen“ und es vor allem darum gehe, die Diskussion zuzulassen.
Hintergrund der Debatte ist die schwächelnde deutsche Wirtschaft, der Adrian die Schulnote Vier gab, mit der Hoffnung, bald auf eine Drei zu kommen. Zu den Problemfeldern zählen laut Merkur und Frankfurter Rundschau die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, Bürokratie und hohe Energiekosten. Adrian kritisierte zudem die stagnierende Arbeitsproduktivität: Deutsche arbeiten im Jahr 1.350 Stunden, das sind 400 Stunden weniger als der OECD-Schnitt. Auch andere Wirtschaftsvertreter wie Rainer Neske (LBBW), Clemens Fuest (ifo-Institut) und Mercedes-Chef Ola Källenius forderten bereits, dass die Deutschen mehr arbeiten sollten. Wolfram Hatz von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. schlug vor, „einen oder mehrere“ Feiertage zu streichen, wobei er den 1. Mai ausklammerte.
Die Vorschläge stoßen jedoch auf deutliche Kritik. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), bezeichnete die Annahme, die Deutschen seien faul, als „erstaunliche Ignoranz gegenüber dem tatsächlichen Potenzial unseres Arbeitsmarkts“. Anja Piel vom Deutschen Gewerkschaftsbund betonte, dass die Anzahl der Feiertage nicht zwangsläufig mit der Wirtschaftskraft im negativen Sinne korreliere. Bayern, das Bundesland mit den meisten Feiertagen (13), weist mit 72,79 Euro Bruttoinlandsprodukt pro Kopf einen der höchsten Werte in Deutschland auf.
Arbeitszeit/Jahr | OECD-Schnitt | Deutschland | Unterschied |
---|---|---|---|
1.750 Stunden | 1.350 Stunden | 400 Stunden weniger |
- Im Jahr 2024 arbeiteten 29 Prozent der Erwerbstätigen zwischen 15 und 64 Jahren in Teilzeit, der EU-Schnitt liegt bei 18 Prozent.
- Fast die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer strebt eine Verringerung ihrer Arbeitszeiten an (Studie im Auftrag von Xing).
Infobox: Die Debatte um die Streichung von Feiertagen ist eng mit der Diskussion um Arbeitszeiten und Produktivität verknüpft. Während Wirtschaftsvertreter eine Erhöhung der Arbeitszeit fordern, sehen Gewerkschaften und Experten die Ursachen für die schwache Produktivität eher in der hohen Teilzeitquote und strukturellen Problemen.
Quellen: Merkur, Frankfurter Rundschau
DIHK fordert schnelle Reformen und kritisiert aktuelle Wirtschaftspolitik
Peter Adrian, Präsident der DIHK, hat die Merz-Regierung zu schnellen Reformen aufgefordert. Im Gespräch mit der Bild-Zeitung äußerte er, dass die wirtschaftspolitischen Ziele der Regierung noch längst nicht erreicht seien. Der deutschen Wirtschaft würde er derzeit die Schulnote „vier“ geben, so Adrian laut T-Online. Besonders enttäuscht zeigte er sich darüber, dass die im Koalitionsvertrag vereinbarte Senkung der Stromsteuer nur für die energieintensive Industrie umgesetzt wurde.
Adrian forderte, „Änderungen am Gebäudeenergiegesetz zurückzunehmen“, das „deutsche Energieeffizienzgesetz abzuschaffen“ und die „Berichtspflicht für Unternehmen ersatzlos zu streichen“. Diese Maßnahmen würden den Staat keinen Cent kosten, so Adrian. Zur Debatte um die Arbeitszeiten sagte er, dass Deutschland im Vergleich mit anderen OECD-Ländern ein Arbeitsdefizit von durchschnittlich 400 Stunden pro Jahr aufweise. Die Lösung sieht er jedoch nicht in weniger Urlaubstagen oder einer verlängerten Wochenarbeitszeit, sondern darin, Frauen die Möglichkeit zu geben, in Vollzeit zu arbeiten – was eine bessere Kinderbetreuung voraussetze. Auch sei er offen dafür, einen Feiertag zu streichen, wobei er erneut den Pfingstmontag nannte.
Weiterhin forderte Adrian eine schnelle Reform der sozialen Sicherungssysteme und betonte, dass dies noch in diesem Jahr geschehen müsse. Die bisherigen Maßnahmen der Regierung lösten seiner Auffassung nach noch keine „Begeisterungsstürme“ aus.
- Schulnote für die Wirtschaft: Vier
- Stromsteuer-Senkung nur für energieintensive Industrie umgesetzt
- 400 Stunden Arbeitsdefizit im Vergleich zu OECD-Ländern
Infobox: Die DIHK fordert von der Bundesregierung schnelle und kostenneutrale Reformen, um das Vertrauen der Wirtschaft zurückzugewinnen. Im Fokus stehen dabei Bürokratieabbau, Energiepolitik und die Förderung von Vollzeitarbeit.
Quelle: T-Online
Handelskonflikt zwischen USA und EU: Neue Zölle und verschobene Gegenzölle
US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, ab dem 1. August einen Zoll von 30 Prozent auf Importe aus der EU zu erheben. Die EU reagiert darauf mit Zurückhaltung und will vorerst keine Gegenzölle in Kraft setzen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte an, die Aussetzung der Maßnahmen bis Anfang August zu verlängern. „Die Vereinigten Staaten haben uns ein Schreiben mit Maßnahmen übermittelt, die in Kraft treten würden, sofern keine Verhandlungslösung gefunden wird“, so von der Leyen laut SZ.de. Die Kommission werde in den kommenden Wochen weitere Gegenmaßnahmen vorbereiten, „damit wir bestens gerüstet sind“.
Trump hatte die neuen Zölle am Samstag bekannt gemacht. Der neue Zollsatz von 30 Prozent gilt auf alle Waren, die die EU in die Vereinigten Staaten einführen möchte. Davon ausgenommen sind bestimmte Branchen, bei denen Trump andere Aufschläge verlangt. Bislang galten etwa für Auto und Autoteile sowie Stahl und Aluminium andere Sätze: Für importierte EU-Autos und -Autoteile 25 Prozent, bei Stahl und Aluminiumeinfuhren 50 Prozent.
Produktgruppe | Bisheriger US-Zollsatz | Neuer US-Zollsatz ab 1. August |
---|---|---|
Allgemeine EU-Waren | Variabel | 30 % |
EU-Autos & Autoteile | 25 % | 30 % (geplant) |
Stahl & Aluminium | 50 % | 30 % (geplant, Ausnahmen möglich) |
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche betonte, dass US-Sonderzölle nicht nur die exportierenden Unternehmen in Europa treffen würden, sondern auch spürbare wirtschaftliche Folgen für Wirtschaft und Verbraucher auf der anderen Seite des Atlantiks hätten. Auch Finanzminister und Vizekanzler Lars Klingbeil warnte vor den Folgen und forderte eine Deeskalation auf beiden Seiten. Sollte keine faire Verhandlungslösung gelingen, müssten entschlossene Gegenmaßnahmen getroffen werden, um Arbeitsplätze und Unternehmen in Europa zu schützen.
„Zölle sind Steuern. Sie heizen die Inflation an, schaffen Unsicherheit und hemmen das Wirtschaftswachstum.“ (EU-Ratspräsident António Costa, SZ.de)
Trump ließ in seinem Brief Spielraum erkennen: Sollte die EU bereit sein, ihre Handelsmärkte für die Vereinigten Staaten zu öffnen und Handelsbarrieren zu beseitigen, werde man eine Anpassung des Schreibens in Erwägung ziehen. Die Zölle könnten je nach Entwicklung der Beziehungen nach oben oder unten angepasst werden.
Die EU hatte bereits im April Gegenzölle auf US-Waren wie Motorräder, Kleidung und landwirtschaftliche Produkte vereinbart, diese aber im Zuge der Verhandlungen für 90 Tage ausgesetzt. Diese Frist wurde nun bis Anfang August verlängert. Zudem will die EU-Kommission die Beziehungen zu anderen Wirtschaftsräumen stärken und ein Freihandelsabkommen mit Indonesien vorantreiben.
- US-Zölle auf EU-Importe: 30 % ab 1. August (geplant)
- EU-Gegenzölle auf US-Produkte bis Anfang August ausgesetzt
- Stärkung des EU-Binnenmarkts und Ausbau internationaler Handelsbeziehungen als Reaktion
Infobox: Der Handelskonflikt zwischen den USA und der EU spitzt sich zu. Während die USA neue Zölle ankündigen, setzt die EU auf Verhandlungen und verschiebt Gegenzölle bis Anfang August. Die wirtschaftlichen Auswirkungen könnten sowohl Europa als auch die USA treffen.
Quellen: SZ.de
Weitere Wirtschaftsnachrichten
Die Deutsche Wirtschaft GmbH berichtet laut boerse.de über den anhaltenden Wandel in der deutschen Unternehmenslandschaft. Einzelkontenverwaltungen ab 500.000 Euro und neue Investmentstrategien werden hervorgehoben. Die Plattform verweist auf die Notwendigkeit klarer Regeln für Vermögen und bietet verschiedene Finanzdienstleistungen an.
Infobox: Die deutsche Wirtschaft steht vor strukturellen Veränderungen, die auch neue Anforderungen an Vermögensverwaltung und Investmentstrategien mit sich bringen.
Quelle: boerse.de
Einschätzung der Redaktion
Die Forderung nach der Streichung von Feiertagen zur Stärkung der deutschen Wirtschaft greift zu kurz und lenkt von den eigentlichen strukturellen Herausforderungen ab. Die Debatte verdeutlicht, wie sehr symbolische Maßnahmen in den Vordergrund rücken, während grundlegende Probleme wie Fachkräftemangel, hohe Teilzeitquoten, Bürokratie und Energiepreise ungelöst bleiben. Die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit lassen sich nicht durch die Reduzierung von Feiertagen signifikant steigern, sondern erfordern gezielte Reformen und Investitionen in Bildung, Digitalisierung und Infrastruktur. Die Diskussion zeigt zudem, dass gesellschaftliche Akzeptanz und Lebensqualität nicht gegen wirtschaftliche Interessen ausgespielt werden sollten. Ein nachhaltiger Aufschwung ist nur durch umfassende und ausgewogene Maßnahmen erreichbar.
- Symbolpolitik ersetzt keine strukturellen Reformen
- Produktivität hängt von mehr Faktoren ab als der Zahl der Feiertage
- Gesellschaftlicher Konsens und Lebensqualität sind zentrale Standortfaktoren
Quellen:
- Soll Deutschland Feiertag für die Wirtschaft streichen? Ökonom hat einen konkreten im Auge
- Nach Trumps Zollankündigung ist die EU am Zug
- Industrie-Chef will konkreten Feiertag abschaffen – heftige Kritik folgt
- OTS: DDW Die Deutsche Wirtschaft GmbH / Der Wandel schlägt durch: ... - boerse.de
- Note 4 für die Deutsche Wirtschaft: DIHK fordert schnelle Reformen von Merz-Regierung
- EU verschiebt Gegenzölle auf US-Produkte bis Anfang August