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Die Debatte um die Abschaffung eines gesetzlichen Feiertags spaltet Wirtschaftsexperten und Politik gleichermaßen. Während Befürworter auf milliardenschwere Impulse für das Bruttoinlandsprodukt verweisen, warnen Kritiker vor negativen Folgen für Erholung und Arbeitsmotivation. Der Pressespiegel beleuchtet die Argumente der wichtigsten Akteure und zeigt, warum die Frage nach einem zusätzlichen Arbeitstag weit über reine Wirtschaftszahlen hinausgeht.
Abschaffung eines Feiertags zugunsten der Wirtschaft: Kontroverse unter Experten und Politikern
Die Diskussion um die Abschaffung eines gesetzlichen Feiertags zur Stärkung der deutschen Wirtschaft sorgt weiterhin für kontroverse Debatten. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Grimm befürwortet die Streichung eines Feiertags, auch wenn dies unpopulär sei. Sie sieht darin eine Möglichkeit, die Wirtschaft voranzubringen, wie sie im Deutschlandfunk betonte. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, argumentiert ähnlich und verweist auf Berechnungen, wonach ein zusätzlicher Arbeitstag das Bruttoinlandsprodukt um bis zu 8,6 Milliarden Euro steigern könnte. Hüther erinnert an die Abschaffung des Buß- und Bettags im Jahr 1995 und betont, dass mehr Arbeit möglich sei, wenn der politische Wille vorhanden ist.
Demgegenüber steht Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, der die Lösung des Arbeitskräftemangels nicht in der Streichung von Feiertagen sieht. Er plädiert für den Abbau von Hürden für Frauen, Geflüchtete und andere Menschen aus dem Ausland, um die Erwerbstätigkeit zu erhöhen. Auch Vertreter der SPD und der Linken lehnen die Abschaffung eines Feiertags ab. Armand Zorn, stellvertretender Fraktionschef der SPD im Bundestag, betont, dass gesetzliche Feiertage die Erholung fördern und somit die Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmer stärken. Der Linken-Bundestagsabgeordnete Jörg Cezanne sieht im Vorschlag zur Feiertagsabschaffung keine Lösung für die zunehmenden Stress- und Burn-out-Erkrankungen. Leif-Erik Holm von der AfD warnt vor der Einführung zusätzlicher Feiertage angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage.
Experte/Partei | Position zur Feiertagsabschaffung | Begründung |
---|---|---|
Michael Hüther (IW) | Befürwortet | Steigerung des BIP um bis zu 8,6 Mrd. Euro |
Marcel Fratzscher (DIW) | Lehnt ab | Fokus auf Abbau von Erwerbshürden |
SPD/Linke | Lehnen ab | Feiertage fördern Erholung und Leistungsfähigkeit |
AfD | Gespalten | Warnung vor zusätzlichen Feiertagen |
- Die Abschaffung eines Feiertags könnte das BIP um bis zu 8,6 Milliarden Euro erhöhen (Institut der deutschen Wirtschaft).
- SPD und Linke sehen in Feiertagen einen wichtigen Beitrag zur Erholung und Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmer.
- Der Arbeitskräftemangel soll laut DIW durch mehr Zuwanderung und Abbau von Erwerbshürden gelöst werden.
„Gesetzliche Feiertage fördern die Erholung und stärken damit auch die Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Deshalb ist für die SPD-Fraktion eine Reduktion der Feiertage weder geboten noch sinnvoll.“ (Armand Zorn, SPD)
Infobox: Die Debatte um die Abschaffung eines Feiertags bleibt kontrovers. Während Wirtschaftsexperten wie Hüther auf kurzfristige Wachstumsimpulse setzen, sehen andere Ökonomen und Parteien die Lösung wirtschaftlicher Probleme in strukturellen Reformen und dem Erhalt von Erholungszeiten für Arbeitnehmer. (Quellen: Deutschlandfunk, Zeit Online)
Britische Wirtschaft wächst deutlich schneller als die deutsche
Im ersten Quartal 2025 ist die britische Wirtschaft um 0,7 Prozent gewachsen und damit mehr als dreimal so schnell wie die deutsche, die lediglich ein Plus von 0,2 Prozent verzeichnete. Das teilte das britische Statistikamt Office for National Statistics mit. Der Aufschwung wurde vor allem durch den Dienstleistungssektor und eine deutliche Zunahme der Unternehmensinvestitionen getragen. Finanzministerin Rachel Reeves betonte, dass der Plan für den wirtschaftlichen Wandel funktioniere, auch wenn noch viel zu tun bleibe.
Die Bank of England warnt jedoch, dass der Wachstumsschub nur vorübergehend sein könnte. Für das Gesamtjahr 2025 wird ein Wirtschaftswachstum von etwa einem Prozent erwartet, das bis 2027 auf 1,5 Prozent steigen soll. Großbritannien und die USA haben kürzlich ein Handelsabkommen geschlossen, doch die Zölle auf britische Warenexporte in die USA sind laut Bank of England weiterhin höher als vor dem Brexit. Der Rückgang der Warenexporte in die EU bleibt eine Herausforderung.
Land | BIP-Wachstum Q1/2025 |
---|---|
Großbritannien | +0,7 % |
Deutschland | +0,2 % |
- Britische Wirtschaft wächst im ersten Quartal 2025 dreimal so schnell wie die deutsche.
- Wachstum vor allem durch Dienstleistungssektor und Unternehmensinvestitionen.
- Bank of England erwartet für 2025 ein Wachstum von 1 Prozent, bis 2027 Anstieg auf 1,5 Prozent.
- Handelsabkommen mit den USA, aber weiterhin höhere Zölle als vor dem Brexit.
Infobox: Großbritannien verzeichnet im ersten Quartal 2025 ein deutlich höheres Wirtschaftswachstum als Deutschland. Die britische Regierung setzt auf Investitionen und Reformen, während die Bank of England vor einer möglichen Abschwächung des Wachstums warnt. (Quelle: WELT)
Hessens Industrie setzt auf Rhein-Main-Link für Planungssicherheit
Die hessische Industrie sieht im geplanten Rhein-Main-Link, einer 600 Kilometer langen Hochspannungstrasse, einen entscheidenden Faktor für die künftige Versorgungssicherheit und die Transformation hin zu einer klimaneutralen Produktion bis 2045. Der Zementhersteller Dyckerhoff, der allein am Hauptstandort Wiesbaden 76 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr verbraucht, rechnet mit einem künftig bis zu 50 Prozent höheren Strombedarf. Das Unternehmen beschäftigt rund 5.000 Mitarbeiter in sieben Zement- und 100 Transportbetonwerken deutschlandweit.
Nach Schätzungen, unter anderem vom Fraunhofer Institut, wird sich der Strombedarf in Hessen und Deutschland bis 2045 verdoppeln. 2023 lag der Bruttostromverbrauch in Hessen bei mehr als 37 Terawattstunden, wobei rund 42 Prozent auf Gewerbe, Handel und Dienstleistungen entfielen. Besonders Rechenzentren in Frankfurt tragen erheblich zum Stromverbrauch bei. Der Rhein-Main-Link soll ab 2033 Windenergie aus Niedersachsen ins Rhein-Main-Gebiet transportieren und acht Millionen Menschen versorgen.
- Strombedarf in Hessen und Deutschland soll sich bis 2045 verdoppeln.
- Dyckerhoff verbraucht am Standort Wiesbaden 76 Mio. kWh Strom pro Jahr (entspricht 19.000 Vier-Personen-Haushalten).
- Rhein-Main-Link soll ab 2033 Strom für acht Millionen Menschen liefern.
- 2023: Bruttostromverbrauch in Hessen über 37 TWh, davon 42 % für Gewerbe, Handel und Dienstleistungen.
Der Ausbau der Stromtrasse ist jedoch umstritten. Umweltverbände wie der BUND halten die Bedarfsberechnungen für überdimensioniert und fordern dezentrale Energiegewinnung. Landwirte und Winzer befürchten negative Auswirkungen auf Böden und Reben. Die Bundespolitik hat sich auf die unterirdische Verlegung der Trasse festgelegt, um Flächenverbrauch zu minimieren. Der hessische Landtag forderte Ende 2024, die Pflicht zur Erdkabelverlegung aufzuheben, was von der Bundesnetzagentur abgelehnt wurde.
„Aus unternehmerischer Sicht sind Strompreise ein Standortfaktor. Ein hoher Strompreis schaffe Anreize, Zement im Ausland zu produzieren und zu importieren. Des Weiteren verhindern zu hohe Strompreise die notwendige Elektrifizierung von Prozessen und Werken.“ (Dyckerhoff)
Infobox: Die hessische Industrie sieht im Rhein-Main-Link eine zentrale Voraussetzung für Planungssicherheit und Investitionen in klimaneutrale Produktion. Der Ausbau der Stromtrasse bleibt jedoch politisch und gesellschaftlich umstritten. (Quelle: hessenschau.de)
Weitere Wirtschaftsnachrichten im Überblick
- Die Rating-Agentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit der USA aufgrund der hohen Staatsverschuldung herabgestuft. Die Verschuldung der USA ist im internationalen Vergleich hoch und wirkt sich nun auf das Rating aus. (Quelle: Tagesspiegel)
- Verbraucher in Deutschland können zur Mitte der Spargelsaison Spargel zu deutlich gesunkenen Preisen erwerben. Teilweise kostet das Pfund nur wenige Euro, allerdings wird erwartet, dass die günstigen Preise nicht lange anhalten. (Quelle: Tagesspiegel)
- Die Post und die Telekom beschäftigen weiterhin Tausende Beamte, obwohl diese Unternehmen inzwischen privatwirtschaftlich organisiert sind. Viele dieser Beamten arbeiten in Bonn. (Quelle: Tagesspiegel)
- Der 25. Unternehmertag der Wartburgregion findet am 4. Juni 2025 an der Dualen Hochschule Gera-Eisenach statt. Die Teilnahmegebühr beträgt 40 Euro (inkl. 6,39 Euro MwSt) und beinhaltet Verpflegung und Getränke. Eine Stornierung ist bis einschließlich 20. Mai 2025 möglich. (Quelle: Rhönkanal)
Infobox: Die aktuellen Wirtschaftsnachrichten reichen von der Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit über günstige Spargelpreise bis hin zu regionalen Wirtschaftsevents wie dem Unternehmertag in Eisenach. (Quellen: Tagesspiegel, Rhönkanal)
Einschätzung der Redaktion
Die Diskussion um die Abschaffung eines gesetzlichen Feiertags zugunsten der Wirtschaft verdeutlicht die Spannungsfelder zwischen kurzfristigen ökonomischen Impulsen und langfristigen gesellschaftlichen Zielen. Die potenzielle Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um bis zu 8,6 Milliarden Euro ist zwar ein beachtlicher Wert, doch steht dieser in einem direkten Zielkonflikt mit dem Erhalt von Erholungsphasen und der Prävention von Überlastung der Beschäftigten. Die Debatte zeigt, dass wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nicht allein durch eine Erhöhung der Arbeitszeit, sondern auch durch nachhaltige Arbeitsmarktpolitik, Innovationsförderung und die Stärkung der Erwerbsbeteiligung erreicht werden kann. Die gesellschaftliche Akzeptanz solcher Maßnahmen bleibt ein entscheidender Faktor für deren Umsetzung und Erfolg.
- Ökonomische Vorteile stehen im Spannungsfeld zu gesellschaftlichen und gesundheitlichen Aspekten.
- Langfristige Wettbewerbsfähigkeit erfordert mehr als die bloße Ausweitung der Arbeitszeit.
- Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist für tiefgreifende Veränderungen essenziell.
Quellen:
- Arbeitszeit - Abschaffung eines Feiertags zugunsten der Wirtschaft? - Fachleute und Politik uneinig
- Institut der deutschen Wirtschaft: Wirtschaftsforscher Michael Hüther fordert einen Feiertag weniger
- Britische Wirtschaft wächst dreimal so schnell wie deutsche
- Hessens Industrie setzt auf Rhein-Main-Link für Planungssicherheit
- Alle Artikel in „Wirtschaft“ vom 17.05.2025
- Wirtschaft trifft Wissenschaft – Unternehmertag der Wartburgregion in Eisenach 4.6.25