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Die EU will bis 2027 vollständig auf russisches Gas verzichten und setzt damit nicht nur ein klares Signal in Richtung Energiesouveränität, sondern bringt auch den russischen Energieriesen Gazprom massiv unter Druck. Parallel dazu plant Deutschland einen rasanten Ausbau neuer Gaskraftwerke, während der Handelskonflikt zwischen den USA und China die deutsche Industrie vor neue Herausforderungen stellt. Polens Wirtschaft boomt und bietet Anlegern Chancen, während in Kassel die Einführung einer Bettensteuer für Unmut in der Wirtschaft sorgt. Der Pressespiegel beleuchtet die wirtschaftlichen Folgen und politischen Hintergründe dieser Entwicklungen.
EU-Plan: Bis 2027 kein russisches Gas mehr – Milliardenverluste für Russland
Die Europäische Kommission hat angekündigt, dass Europa bis 2027 komplett frei von russischem Gas sein soll. Im Rahmen des Programms REPowerEU sollen Unternehmen verpflichtet werden, den Umfang und die Dauer ihrer Gasverträge mit Russland offenzulegen. Die entsprechenden Regeln für diesen Vorschlag werden im Juni bekanntgegeben. Ziel ist es, alternative Versorgungsrouten zu entwickeln und die Energiesicherheit Europas zu stärken. Laut EU-Energieverantwortlichem Dan Jørgensen ist dies „keine kleine Sache“, aber machbar.
Die Maßnahmen der EU haben bereits dazu geführt, dass Russlands Anteil an den Gasimporten in die EU von 40 Prozent auf 19 Prozent gesunken ist. Der russische Staatskonzern Gazprom verzeichnete daraufhin Rekordverluste in Milliardenhöhe, was sogar zu massenhaften Mitarbeiterentlassungen führte. Dennoch sind die Importe 2024 noch einmal gestiegen, weshalb die EU-Kommission mehr koordiniertes Handeln fordert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte, dass mit REPowerEU eine diversifizierte Energieversorgung geschaffen werden könne, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu beenden.
„Der Krieg in der Ukraine hat brutal offengelegt, wie hoch die Risiken für Erpressung, wirtschaftlichen Druck und Preisschocks ist“, sagte Ursula von der Leyen.
Gleichzeitig gibt es Berichte, dass die USA unter Präsident Donald Trump Pläne schmieden, die russischen Gaslieferungen nach Europa wiederherzustellen, um ein Friedensabkommen zwischen Moskau und Kiew zu fördern. Dies könnte die Bemühungen der EU konterkarieren.
- Bis 2027: EU will komplett frei von russischem Gas sein
- Russlands Anteil an EU-Gasimporten: von 40 % auf 19 % gesunken
- Milliardenverluste für Gazprom, massenhafte Entlassungen
- USA könnten gegen EU-Strategie arbeiten
Infobox: Die EU plant, bis 2027 keine russischen Gasimporte mehr zuzulassen. Russland verliert dadurch Milliarden an Einnahmen. Die USA könnten diese Strategie jedoch untergraben. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Neue Gaskraftwerke für Deutschland: Katherina Reiche stellt Konjunkturpaket vor
Die neue Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche hat auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee konkrete Pläne zur Stärkung der deutschen Wirtschaft vorgestellt. Sie fordert den schnellen Bau von mindestens 20 Gigawatt an neuen Gaskraftwerken, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Reiche betonte, dass flexible Gaskraftwerke notwendig seien, um Strom zu liefern, wenn Wind und Sonne nicht ausreichen.
Um die Kosten im Griff zu behalten, setzt Reiche auf langfristige Gaslieferverträge und einen Realitätscheck der Energiewende. Sie kündigte an, die Stromsteuer und die Gas-Speicher-Umlage senken zu wollen und einen Industriestrompreis einzuführen. Eine Rückkehr zur Kernenergie schloss sie aus, da der Ausstieg vollzogen sei und ein gesellschaftlicher Konsens fehle. Zudem fordert Reiche neue Freihandelsabkommen mit Ländern wie Chile, Mercosur, Indien, Australien, Mexiko und den USA.
- Mindestens 20 Gigawatt neue Gaskraftwerke geplant
- Stromsteuer und Gas-Speicher-Umlage sollen gesenkt werden
- Rückkehr zur Kernenergie ausgeschlossen
- Neue Freihandelsabkommen gefordert
Infobox: Katherina Reiche setzt auf den schnellen Ausbau von Gaskraftwerken und niedrigere Strompreise, um die Wirtschaft zu stärken. Die Rückkehr zur Kernenergie ist ausgeschlossen. (Quelle: Spiegel)
Handelskrieg USA–China: Risiken für deutsche Wirtschaft
Eine Analyse von Allianz Trade warnt vor erheblichen Risiken für die deutsche Wirtschaft durch den Handelskrieg zwischen den USA und China. Laut Allianz-Ökonomin Jasmin Gröschl könnten bis zu 0,2 bis 0,3 Prozent der aktuellen Gesamtbeschäftigung in der deutschen Industrie betroffen sein. Besonders gefährdet sind der Maschinenbau, die Textilindustrie, nichtmetallische Mineralprodukte, Elektronik, Computer und Kraftfahrzeuge. Besonders betroffen wären die Regionen Oberfranken, Tübingen und Freiburg.
Die Analyse geht davon aus, dass chinesische Waren im Wert von bis zu 239 Milliarden Dollar jährlich neue Absatzmärkte suchen müssten. Bis zu 80 Milliarden Dollar könnten davon in die EU gelangen, davon bis zu 33 Milliarden Dollar nach Deutschland. Dies könnte zwar zu niedrigeren Einkaufspreisen und höheren Unternehmensmargen führen, aber auch zu einem erhöhten Wettbewerbsdruck. Allianz-Trade-Chef Milo Bogaerts betont jedoch die Widerstandsfähigkeit der deutschen Unternehmen.
Risiko | Betroffene Branchen | Wert der Waren |
---|---|---|
0,2–0,3 % der Industrie-Beschäftigung | Maschinenbau, Textil, Elektronik, Computer, Kfz | Bis zu 239 Mrd. USD (weltweit), bis zu 33 Mrd. USD (Deutschland) |
Infobox: Der Handelskrieg zwischen den USA und China könnte zehntausende Arbeitsplätze in Deutschland gefährden, aber auch zu günstigeren Vorprodukten führen. (Quelle: STERN.de)
Polens Wirtschaft wächst: Chancen für Anleger mit Polen-ETF
Polen präsentiert sich 2025 als Wachstumsmotor Europas. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für das Land ein Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent. Damit liegt Polen über dem EU-Durchschnitt und übertrifft viele westliche Nachbarn. Seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Donald Tusk und der Ankündigung von Reformplänen sind die Sorgen um die Rechtsstaatlichkeit gesunken, was zu einer verstärkten Auszahlung von EU-Fördermitteln führt.
Der private Konsum wächst, und Polen zieht als Produktionsstandort ausländische Investitionen an. Besonders Beschäftigte aus dem Ausland, etwa aus der Ukraine, tragen zum Wachstum bei. Für Anleger könnte der iShares MSCI Poland ETF eine Möglichkeit sein, von diesem Aufschwung zu profitieren.
- Wirtschaftswachstum 2025: 3,5 % (IWF-Prognose)
- Starker privater Konsum und ausländische Investitionen
- Weniger Sorgen um Rechtsstaatlichkeit, mehr EU-Fördermittel
Infobox: Polen wächst 2025 laut IWF um 3,5 Prozent und bietet Chancen für Anleger, etwa über den iShares MSCI Poland ETF. (Quelle: Capital.de)
Wirtschaft kritisiert Bettensteuer in Kassel
Der Hessische Industrie- und Handelskammertag kritisiert die Einführung einer Übernachtungssteuer in Kassel scharf. Ab Juli müssen Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen fünf Prozent des Netto-Übernachtungspreises an die Stadt abführen. Die Kammern befürchten zusätzliche Bürokratie für Betriebe und Verwaltungen und fordern stattdessen effizientere Verwaltungsstrukturen durch Digitalisierung und Zusammenarbeit der Kommunen.
Die Kammern sehen die Steuer besonders kritisch, wenn die Einnahmen zum Stopfen allgemeiner Haushaltslöcher verwendet werden. Als Alternative wird ein zweckgebundener Tourismusbeitrag vorgeschlagen, der jedoch ebenfalls Verwaltungsaufwand verursacht und in die Preisautonomie der Betriebe eingreift.
- Ab Juli: 5 % Übernachtungssteuer in Kassel
- Kritik: Bürokratie, Wettbewerbsnachteile, Zweckbindung fraglich
- Alternative: Tourismusbeitrag, aber auch mit Nachteilen
Infobox: Die Wirtschaft lehnt die neue Bettensteuer in Kassel ab und warnt vor zusätzlicher Bürokratie und Wettbewerbsnachteilen. (Quelle: Zeit Online)
Einschätzung der Redaktion
Der konsequente Ausstieg der EU aus russischen Gasimporten bis 2027 markiert einen geopolitischen und wirtschaftlichen Wendepunkt mit weitreichenden Folgen. Die Strategie stärkt die europäische Energiesouveränität und reduziert die Anfälligkeit für politische Erpressung und Preisschocks. Gleichzeitig setzt sie Russland unter erheblichen finanziellen Druck und schwächt dessen Einfluss auf den europäischen Energiemarkt. Die Offenlegungspflichten für Gasverträge erhöhen die Transparenz und erschweren verdeckte Abhängigkeiten. Allerdings bleibt die Umsetzung ambitioniert, da alternative Versorgungswege und Infrastruktur in kurzer Zeit aufgebaut werden müssen. Die Möglichkeit, dass externe Akteure wie die USA gegen die EU-Strategie arbeiten, birgt zusätzliche Unsicherheiten und könnte die Geschlossenheit Europas auf die Probe stellen. Insgesamt ist der Plan ein klares Signal für eine strategische Neuausrichtung der europäischen Energiepolitik und ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Resilienz gegenüber externen Schocks.
- Stärkung der europäischen Energiesouveränität
- Erheblicher wirtschaftlicher Druck auf Russland
- Ambitionierte Umsetzung mit geopolitischen Risiken
Quellen:
- EU-Plan soll Russlands Wirtschaft schwächen – Trump bleibt Risikofaktor
- Konjunkturankurbelung: Katherina Reiche plant neue Gaskraftwerke für Deutschland
- Große Risiken für deutsche Wirtschaft durch Handelskrieg zwischen USA und China
- Mit diesem Polen-ETF von Europas Wachstumsmotor profitieren?
- Alle Artikel in „Wirtschaft“ vom 09.05.2025
- "Geld verbrannt" – Wirtschaft kritisiert Bettensteuer