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Die deutsche Wirtschaft steht vor entscheidenden Weichenstellungen: Während die Strombörse EEX ihr 25-jähriges Jubiläum mit ehrgeizigen Expansionsplänen feiert, ringen Bund und Länder um die Finanzierung dringend benötigter Investitionen. Neue EU-Sanktionen treffen die russische Agrarwirtschaft, und führende Wirtschaftsinstitute heben ihre Wachstumsprognosen für Deutschland deutlich an. Der Pressespiegel beleuchtet die wichtigsten Entwicklungen, Konflikte und Chancen im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld.
25 Jahre Strombörse EEX: Expansion und neue Märkte im Fokus
Die Leipziger Strombörse EEX feiert ihr 25-jähriges Bestehen und plant, ihre Aktivitäten weiter auszubauen. Laut EEX-Chef Peter Reitz ist Brasilien der nächste große Markt, den das Unternehmen ins Visier nimmt. In Europa sieht Reitz großes Potenzial insbesondere in den skandinavischen Strommärkten, während in Asien vor allem Japan als Wachstumsmarkt gilt. China hingegen bleibt außen vor, da dort kein freier Wettbewerb zwischen Stromanbietern herrscht und der Markt abgeschottet ist.
Die EEX-Gruppe, die 2000 mit 35 Mitarbeitern startete, beschäftigt heute fast 1.200 Menschen an 25 Standorten weltweit. Im vergangenen Jahr erzielte die EEX einen Umsatz von knapp 670 Millionen Euro, was einem Plus von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Deutsche Börse AG hält mit gut 75 Prozent den größten Anteil an der EEX, das Land Sachsen ist mit 3 Prozent beteiligt. Neben Strom werden inzwischen auch Gas und CO2-Zertifikate gehandelt. Zukünftig soll auch grüner Wasserstoff über die Plattform gehandelt werden, um etwa Stahlwerke und Chemiefabriken klimaneutral zu machen. Die Handelsplattform für Wasserstoff ist bereits entwickelt, erste Kunden sind vorhanden und die erste Auktion ist für das kommende Jahr geplant (Quelle: SZ.de).
Jahr | Mitarbeiter | Umsatz | Umsatzwachstum |
---|---|---|---|
2000 | 35 | - | - |
2024 | ca. 1.200 | 670 Mio. € | +16 % |
- Expansion nach Brasilien und in skandinavische Märkte geplant
- Handel mit grünem Wasserstoff als neues Geschäftsfeld
Infobox: Die EEX ist heute die größte Strombörse der Welt und setzt verstärkt auf neue Märkte und nachhaltige Energieträger.
Finanzstreit zwischen Bund und Ländern: Investitionsbooster sorgt für Konflikte
Die Bundesregierung plant, mit Steuersenkungen und einem sogenannten "Investitionsbooster" die Wirtschaft zu stimulieren. Länder und Kommunen befürchten jedoch erhebliche Einnahmeverluste und fordern einen finanziellen Ausgleich vom Bund. Nach aktuellem Kabinettsentwurf würden den Kommunen bis 2029 rund 13,5 Milliarden Euro fehlen. Besonders betroffen sind hochverschuldete Landkreise in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt.
Der Bund verweist auf das 500 Milliarden Euro schwere Sondervermögen, von dem Anfang des Jahres 100 Milliarden Euro den Ländern zugesagt wurden. Zudem dürfen die Länder künftig Schulden in Höhe von 0,35 Prozent des BIP aufnehmen. Die Länder argumentieren jedoch, dass diese Mittel nicht zur Kompensation von Steuerausfällen genutzt werden sollten. Die Ministerpräsidenten pochen auf das Prinzip "Wer bestellt, zahlt", das auch im Koalitionsvertrag verankert ist. Eine Kompromisslinie soll bei der Ministerpräsidentenkonferenz Mitte der kommenden Woche im Kanzleramt gefunden werden, ist aber noch nicht in Sicht (Quelle: MDR).
Maßnahme | Volumen | Betroffene Länder/Kommunen |
---|---|---|
Steuerausfälle bis 2029 | 13,5 Mrd. € | Alle, besonders Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt |
Sondervermögen Infrastruktur | 500 Mrd. € | 100 Mrd. € für Länder zugesagt |
- Länder fordern Ausgleich für Steuerausfälle
- Bund verweist auf neue Verschuldungsmöglichkeiten
- Prinzip "Wer bestellt, zahlt" im Fokus der Verhandlungen
Infobox: Der Investitionsbooster des Bundes stößt auf Widerstand der Länder, die einen finanziellen Ausgleich für drohende Einnahmeverluste fordern.
Neue EU-Sanktionen: Agrarwirtschaft Russlands im Visier
Die EU hat beschlossen, zusätzliche Zölle auf Dünger und Nahrungsmittel aus Russland und Belarus zu erheben. Betroffen sind unter anderem Zucker, Essig, Mehl, Tierfutter sowie Düngemittel auf Stick- und Harnstoffbasis. Damit werden künftig alle Agrarimporte aus Russland mit Abgaben belegt. 2023 importierte die EU etwa ein Viertel der von den neuen Abgaben betroffenen Düngemittel aus Russland, was einem Wert von 1,28 Milliarden Euro entspricht.
Die neuen Zölle betreffen laut EU-Staaten etwa 15 Prozent aller Agrarimporte aus Russland (Stand 2023). Die Zollerhöhungen auf Düngemittel werden schrittweise über drei Jahre eingeführt. Ab Juli werden je nach Produktart 40 bis 45 Euro pro Tonne fällig, bis 2028 steigt die Abgabe auf 315 bis 430 Euro pro Tonne. Zusätzlich werden auf die Produkte Zusatzzölle in Höhe von 6,5 Prozent erhoben. Ziel der Maßnahmen ist es, Russland die Finanzierung seines Angriffskriegs gegen die Ukraine zu erschweren (Quelle: Merkur).
Produkt | Zusatzzoll | Abgabe pro Tonne (ab Juli) | Abgabe pro Tonne (2028) |
---|---|---|---|
Düngemittel | 6,5 % | 40–45 € | 315–430 € |
- Alle Agrarimporte aus Russland künftig mit Abgaben belegt
- EU importierte 2023 Düngemittel im Wert von 1,28 Mrd. € aus Russland
- Ziel: Erschwerung der Kriegsfinanzierung Russlands
Infobox: Die neuen EU-Sanktionen treffen gezielt die russische Agrarwirtschaft und sollen die Finanzierung des Ukraine-Kriegs erschweren.
Deutsche Wirtschaft: Ifo-Institut hebt Wachstumsprognose für 2026 deutlich an
Das Ifo-Institut erwartet für das Jahr 2026 einen deutlichen Aufschwung der deutschen Wirtschaft. Die Konjunkturprognose wurde auf 1,5 Prozent Wachstum angehoben, fast doppelt so viel wie die ursprünglich angenommenen 0,8 Prozent. Für das laufende Jahr wurde die Prognose leicht von 0,2 auf 0,3 Prozent erhöht. Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser betont, dass die Krise der deutschen Wirtschaft im Winterhalbjahr ihren Tiefpunkt erreicht habe.
Ein wesentlicher Grund für den erwarteten Schub ist das angekündigte Wachstumspaket der Bundesregierung. Die Münchner Ökonomen schätzen den wirtschaftlichen Effekt der Ausgabenerhöhungen, Steuersenkungen und Investitionen in diesem Jahr auf 10 Milliarden Euro, im kommenden Jahr auf 57 Milliarden Euro. Die Prognose basiert jedoch auf der Annahme, dass der Handelskonflikt mit den USA ein gutes Ende nimmt. Die Inflationsrate wird für dieses Jahr auf 2,1 Prozent und für 2026 auf 2,0 Prozent geschätzt. Die Arbeitslosenquote soll 2026 auf 6,1 Prozent sinken (Quelle: N-TV, Deutschlandfunk).
Jahr | Wachstumsprognose (Ifo) | Inflationsrate | Arbeitslosenquote |
---|---|---|---|
2025 | 0,3 % | 2,1 % | 6,3 % |
2026 | 1,5 % | 2,0 % | 6,1 % |
- Wachstumspaket der Bundesregierung als Konjunkturtreiber
- Risiko: ungelöster Handelskonflikt mit den USA
- Inflation bleibt moderat, Arbeitslosigkeit soll sinken
Infobox: Das Ifo-Institut sieht für 2026 einen deutlichen Aufschwung der deutschen Wirtschaft, warnt aber vor Risiken durch die US-Handelspolitik.
Wirtschaftsinstitute korrigieren Prognosen nach oben
Auch das Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW) hat seine Prognose für das kommende Jahr um einen Zehntelprozentpunkt auf 1,6 Prozent erhöht. Für das laufende Jahr wurde die Vorhersage von 0,0 auf 0,3 Prozent angehoben. IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths sieht die Gründe für die positive Entwicklung vor allem in der Binnenwirtschaft. Der private Konsum steigt nach zweijähriger Durststrecke wieder merklich, und auch die Unternehmensinvestitionen drehen nach und nach ins Plus (Quelle: Zeit Online).
- IfW hebt Prognose für 2025 auf 0,3 %, für 2026 auf 1,6 % an
- Wachstum vor allem durch privaten Konsum und Unternehmensinvestitionen
Infobox: Die führenden Wirtschaftsinstitute erwarten für die kommenden Jahre eine deutliche Erholung der deutschen Wirtschaft, getragen von Konsum und Investitionen.
Einschätzung der Redaktion
Die geplante Expansion der EEX in neue internationale Märkte und die Erschließung des Handels mit grünem Wasserstoff markieren einen strategisch bedeutsamen Schritt für die Energiewende und die globale Positionierung des Unternehmens. Die Fokussierung auf nachhaltige Energieträger und die gezielte Auswahl wachstumsstarker Märkte wie Brasilien und Japan unterstreichen die Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit der EEX. Die Entwicklung einer Handelsplattform für grünen Wasserstoff und die bevorstehende erste Auktion zeigen, dass die EEX frühzeitig auf zentrale Zukunftstrends im Energiemarkt setzt. Dies könnte nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie stärken, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten. Die konsequente Ausklammerung des chinesischen Marktes verdeutlicht zudem die Herausforderungen, die sich aus unterschiedlichen Marktstrukturen und regulatorischen Rahmenbedingungen ergeben. Insgesamt positioniert sich die EEX als Schrittmacher für die Transformation der Energiewirtschaft und setzt Maßstäbe für die Integration nachhaltiger Produkte in den globalen Handel.
- Expansion und Innovation stärken die Rolle der EEX als globalen Marktführer
- Handel mit grünem Wasserstoff fördert die Dekarbonisierung der Industrie
- Gezielte Marktauswahl und technologische Entwicklung sichern langfristiges Wachstumspotenzial
Quellen:
- Börse - 25 Jahre Strombörse - EEX nimmt Brasilien in den Blick - Wirtschaft
- Finanzstreit zwischen Bund und Ländern zu geplanten Steuersenkungen
- Klares Signal an Putin: Neue EU-Sanktionen treffen gesamte Sparte von Russlands Wirtschaft
- Ifo: Deutsche Wirtschaft wächst 2026 kräftig
- Wirtschaft - Ifo-Institut hebt Konjunkturprognose für 2026 deutlich an
- Deutsche Wirtschaft: Wirtschaftsinstitute korrigieren Wachstumsprognosen deutlich nach oben