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Die deutsche Wirtschaft rutscht erneut ins Minus, US-Zölle belasten die Exportnation massiv und Bundeskanzler Merz warnt vor erheblichen Schäden. Während die Wirtschaft dringend mehr Zuwanderung fordert, verschärfen westliche Sanktionen die Lage für Russlands Handelspartner. Auch das Wachstum in der EU verliert spürbar an Dynamik. Der Pressespiegel beleuchtet die zentralen Herausforderungen und aktuellen Entwicklungen, die Europas Wirtschaft prägen.
Deutsche Wirtschaft schrumpft erneut – Auswirkungen der US-Zölle
Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal 2025 um 0,1 Prozent geschrumpft, wie das Statistische Bundesamt meldet. Nach einem leichten Plus zu Jahresbeginn rutscht die Konjunktur damit wieder ins Minus. Die Perspektiven für das Gesamtjahr sind laut SZ.de vor allem durch die neuen US-Zölle auf deutsche Exporte getrübt. Viele Konjunkturforscher rechnen mit einem Nullwachstum. Bereits in den Jahren 2023 und 2024 war die deutsche Wirtschaft durch Inflation und Exportschwäche geschrumpft, was zu Einkommensverlusten bei den Bürgerinnen und Bürgern führte.
„Die EU hat sich deutlich kleiner gemacht, als sie ist“, kritisieren Ökonomen die Zollvereinbarung mit Donald Trump. Sie komme Europa noch teurer, als es zunächst den Anschein hat. Und: Die EU hätte mehr herausholen können.
Die neuen Zölle der USA gelten als Hauptgrund für die negative Entwicklung. Erst 2026 könnte sich die Lage laut Experten wieder etwas bessern.
Quartal | Wachstum Deutschland |
---|---|
Q2 2025 | -0,1 % |
- US-Zölle belasten deutsche Exporte
- Nullwachstum für 2025 erwartet
- Bereits 2023 und 2024 Schrumpfung durch Inflation und Exportschwäche
Infobox: Die deutsche Wirtschaft steht 2025 erneut unter Druck. Hauptursache sind die US-Zölle, die die Exportnation besonders treffen. (Quelle: SZ.de)
Bundeskanzler Merz warnt vor erheblichen Schäden durch US-Zölle
Nach der Grundsatzvereinbarung im Zollstreit zwischen den USA und der EU warnt Bundeskanzler Friedrich Merz vor schweren negativen Folgen für die deutsche Konjunktur. „Die deutsche Wirtschaft wird erheblichen Schaden nehmen durch diese Zölle“, sagte Merz laut Ntv. Die USA und die EU hatten sich auf ein Handelsabkommen geeinigt, das nach Angaben von US-Präsident Donald Trump 15 Prozent Zoll auf die meisten EU-Produkte vorsieht. Dies ist weniger als die ursprünglich angedrohten 30 Prozent, aber deutlich mehr als vor der Zolloffensive.
Die EU soll zudem mehr US-Flüssigerdgas kaufen und europäische Unternehmen sollen in den USA investieren. Viele Detailfragen, etwa das Zoll-Niveau auf EU-Seite, sind noch ungeklärt. Ifo-Chef Clemens Fuest bezeichnet den Deal als „asymmetrisch“ und eine „Demütigung für die EU“. Er geht davon aus, dass die deutschen Exporte in die USA um 15 Prozent sinken werden. Im vergangenen Jahr verkauften deutsche Unternehmen Waren im Wert von gut 161 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten, was etwa zehn Prozent aller Exporte entsprach.
Jahr | Deutsche Exporte in die USA | Prognostizierter Rückgang |
---|---|---|
2024 | 161 Mrd. Euro | -15 % |
- 15 % Zoll auf die meisten EU-Produkte
- Deutsche Exporte in die USA: 161 Mrd. Euro (2024)
- Prognose: 15 % Rückgang der Exporte
„Ein Erfolg sieht anders aus“, sagt Ifo-Chef Clemens Fuest. „Politisch und geoökonomisch ist dieser asymmetrische Deal eine Demütigung für die EU.“
Infobox: Die neuen US-Zölle treffen die deutsche Exportwirtschaft hart. Experten erwarten einen deutlichen Rückgang der Ausfuhren in die USA. (Quelle: Ntv)
Wirtschaft fordert mehr Zuwanderung von Geringqualifizierten
Wirtschaftsverbände fordern eine erleichterte Einwanderung für Geringqualifizierte, da nicht nur Fachpersonal, sondern auch unausgebildete Arbeitskräfte fehlen. Die Handelskammer, das Gastgewerbe sowie Transport- und Dienstleistungsunternehmen wie DHL oder die Deutsche Bahn sehen in der Förderung der Erwerbsmigration einen unentbehrlichen Baustein gegen den akuten Personalmangel, berichtet die Frankfurter Rundschau.
Thomas Ogilvie, Personalchef der Deutschen Post DHL Group, betont: „Nur durch eine offene und pragmatische Zuwanderungspolitik können wir die Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt zukünftig erfolgreich meistern.“ Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Geschäftsführer, weist darauf hin, dass jedes dritte Unternehmen mit Engpässen auch Stellen für Personal ohne Berufsabschluss nicht besetzen kann. Die Bundesregierung plant jedoch, das Kontingent der Westbalkanregelung von 50.000 auf 25.000 Personen pro Jahr zu halbieren, was von der Wirtschaft kritisch gesehen wird.
- Jedes dritte Unternehmen mit Engpässen kann Stellen für Personal ohne Berufsabschluss nicht besetzen
- Kontingent der Westbalkanregelung soll von 50.000 auf 25.000 Personen pro Jahr halbiert werden
- Gastgewerbe zählt zu den Top 5-Branchen bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung Geflüchteter
„Das Gastgewerbe braucht Zuwanderung – nicht nur von Fachkräften, sondern auch von engagierten Arbeitskräften ohne formalen Berufsabschluss“, so Sandra Warden, DEHOGA-Geschäftsführerin.
Infobox: Die Wirtschaft fordert eine gezielte und unbürokratische Zuwanderungspolitik, um den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Westliche Sanktionen setzen Russlands Wirtschaft und Partner unter Druck
Russische Bürger und Unternehmen kämpfen seit Monaten mit Zahlungsproblemen im internationalen Handel. Der Ausschluss aus dem SWIFT-Bankensystem und zunehmende Sanktionen führen zu erheblichen Verzögerungen. Laut Merkur haben einige der wichtigsten Handelspartner Russlands bereits Einschränkungen im Zahlungsverkehr eingeführt. Im Oman, einem wichtigen Partner, verzögern Banken wie Sohar International Transaktionen in Fremdwährungen, sobald Kunden mit Russland-Bezug involviert sind. Diese Verzögerungen betragen nun drei bis fünf Geschäftstage.
Seit der Corona-Pandemie haben sich Oman und Russland wirtschaftlich stark angenähert. Das Observatory of Economic Complexity (OEC) verzeichnete einen Anstieg der russischen Exporte nach Oman um 898 Prozent von 2021 auf 2022. Im Jahr 2023 exportierte Oman Waren im Wert von 22 Millionen US-Dollar nach Russland, während die russischen Importe mit 490 Millionen US-Dollar deutlich höher lagen. Raffiniertes Erdöl ist das wichtigste Handelsgut Russlands für Oman, mit einem Wert von 192 Millionen US-Dollar.
Jahr | Oman-Exporte nach Russland | Russland-Exporte nach Oman |
---|---|---|
2023 | 22 Mio. USD | 490 Mio. USD |
- Transaktionen mit Russland über Oman verzögern sich um 3-5 Geschäftstage
- Russische Exporte nach Oman: +898 % (2021-2022)
- Wichtigstes Handelsgut: Raffiniertes Erdöl (192 Mio. USD)
Infobox: Die westlichen Sanktionen erschweren Russlands internationalen Zahlungsverkehr und treffen auch wichtige Partner wie Oman. (Quelle: Merkur)
EU-Wirtschaft wächst im zweiten Quartal nur noch leicht
Die Wirtschaft in der EU ist im zweiten Quartal 2025 nur noch leicht gewachsen. Das saisonbereinigte BIP stieg im Euroraum um 0,1 Prozent und in der EU um 0,2 Prozent, wie das EU-Statistikamt Eurostat mitteilt. Im ersten Quartal 2025 lag das Wachstum im Euroraum noch bei 0,6 Prozent und in der EU bei 0,5 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg das BIP im Euroraum um 1,4 Prozent und in der EU um 1,5 Prozent.
Spanien verzeichnete mit +0,7 Prozent den höchsten Anstieg im Vergleich zum Vorquartal, gefolgt von Portugal (+0,6 Prozent) und Estland (+0,5 Prozent). Rückgänge wurden für Irland (-1,0 Prozent), Deutschland und Italien (jeweils -0,1 Prozent) registriert.
Land | Wachstum Q2 2025 (ggü. Vorquartal) |
---|---|
Spanien | +0,7 % |
Portugal | +0,6 % |
Estland | +0,5 % |
Irland | -1,0 % |
Deutschland | -0,1 % |
Italien | -0,1 % |
- BIP-Wachstum Euroraum Q2 2025: +0,1 %
- BIP-Wachstum EU Q2 2025: +0,2 %
- Stärkstes Wachstum: Spanien (+0,7 %)
- Rückgänge: Irland (-1,0 %), Deutschland und Italien (je -0,1 %)
Infobox: Das Wirtschaftswachstum in der EU hat sich im zweiten Quartal 2025 deutlich abgeschwächt. Deutschland und Italien verzeichnen sogar einen leichten Rückgang. (Quelle: Oldenburger Onlinezeitung)
Einschätzung der Redaktion
Die erneute Schrumpfung der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal 2025 unterstreicht die hohe Anfälligkeit der exportorientierten Industrie für externe Schocks wie die US-Zölle. Die Abhängigkeit von internationalen Absatzmärkten wird in der aktuellen Situation zum Risiko, da die neuen Handelsbarrieren unmittelbare Auswirkungen auf Produktion, Beschäftigung und Investitionsbereitschaft haben. Die Prognose eines Nullwachstums für das Gesamtjahr signalisiert eine anhaltende Unsicherheit und schwächt das Vertrauen in die wirtschaftliche Erholung. Die politischen Verhandlungsergebnisse im transatlantischen Zollstreit werden von Experten als unzureichend bewertet, was die Position der EU im globalen Wettbewerb weiter schwächt. Die Gefahr besteht, dass die strukturellen Herausforderungen – insbesondere die Exportabhängigkeit und die mangelnde Diversifizierung – nicht ausreichend adressiert werden und die deutsche Wirtschaft mittelfristig an Wettbewerbsfähigkeit verliert. Die aktuellen Entwicklungen verdeutlichen die Notwendigkeit, die wirtschaftspolitische Strategie neu auszurichten und die Resilienz gegenüber externen Schocks zu stärken.
- Die Exportabhängigkeit bleibt ein zentrales Risiko für die deutsche Wirtschaft.
- Die US-Zölle verschärfen die strukturellen Schwächen und erschweren die Erholung.
- Eine strategische Neuausrichtung und Diversifizierung der Absatzmärkte sind dringend erforderlich.
Quellen:
- Update Wirtschaft vom 30.07.2025
- Deutsche Wirtschaft schrumpft dieses Jahr wieder - auch wegen Trumps Zöllen - Wirtschaft - SZ.de
- Folgen für Konjunktur: Merz: Zölle werden deutscher Wirtschaft erheblich schaden
- „Teil der Lösung“: Wirtschaft wünscht sich mehr Zuwanderung von Geringqualifizierten
- Neuer Druck auf Russlands Wirtschaft – West-Sanktionen belasten wichtigen Kreml-Partner
- EU-Wirtschaft im zweiten Quartal leicht gewachsen