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Chinas Exportbeschränkungen bei Seltenen Erden, der wachsende Einfluss russischer Rohstoffpolitik, neue Gesichter aus der Wirtschaft im deutschen Kabinett und die protektionistische Handelspolitik der USA: Der aktuelle Pressespiegel beleuchtet, wie geopolitische Entscheidungen und wirtschaftliche Interessen globale Lieferketten, Preise und Investitionen beeinflussen – mit spürbaren Folgen für Bayern, Europa und deutsche Unternehmen.
Chinas Exportbeschränkungen bei Seltenen Erden: Auswirkungen auf Bayern und Europa
China hat im Handelsstreit mit den USA den Export von bestimmten Seltenen Erden beschränkt. Diese Maßnahme trifft nicht nur die USA, sondern auch Europa und insbesondere Bayern. Die bayerische Wirtschaft befürchtet infolgedessen steigende Preise und Versorgungsengpässe. Laut BR entfallen 90 Prozent des weltweiten Handels mit Seltenen Erden auf China. In der jährlich erstellten Rohstoffstudie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) wird die Versorgung mit Scandium, Yttrium und Neodym als kritisch eingestuft. China produziert 68 Prozent der weltweiten Seltenen Erden, und diese Rohstoffe sind schwer ersetzbar.
Im ersten Quartal 2025 sind die Preise für Seltene Erden laut dem Rohstoffpreisindex der vbw wieder leicht gestiegen, nachdem sie sich 2024 entspannt hatten. Der chinesische Exportstopp ist dabei noch nicht berücksichtigt. Vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt warnt: „Die Gefahr von Preissprüngen hat sich durch die Maßnahmen deutlich erhöht. Dies bereitet uns große Sorgen, da viele bayerische Betriebe auf die betroffenen Seltenen Erden dringend angewiesen sind.“
Auch das Unternehmen Remloy, eine Tochter des Heraeus-Konzerns, warnt vor Versorgungsengpässen. Europa sei auf eine längerfristige Unterbrechung bei Seltenen Erden nicht vorbereitet. Jan Giese, Experte für Seltene Erden beim Rohstoffhändler Tradium, berichtet, dass derzeit die Lieferketten nach Europa abgeschnitten seien. Erst in drei Monaten rechnet er wieder mit Lieferungen. Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 3.400 Tonnen Seltene Erden aus China importiert, was knapp 66 Prozent des Gesamtimports entspricht (Statistisches Bundesamt).
Substitution und Recycling von Seltenen Erden sind weiterhin schwierig. Nur ein Prozent der eingesetzten Seltenen Erden werden weltweit recycelt. Die Verfahren sind teuer und lohnen sich wegen der geringen Mengen in Endprodukten oft nicht. Fortschritte gibt es zwar, aber laut vbw-Hauptgeschäftsführer Brossardt besteht noch erheblicher Verbesserungsbedarf.
Fakt | Wert |
---|---|
Chinas Anteil am Welthandel mit Seltenen Erden | 90 % |
Chinas Anteil an der weltweiten Produktion | 68 % |
Importierte Seltene Erden aus China nach Deutschland (2024) | 3.400 Tonnen (66 % Anteil) |
Weltweit recycelte Seltene Erden | 1 % |
- Preise für Seltene Erden steigen wieder
- Lieferketten nach Europa aktuell unterbrochen
- Substitution und Recycling weiterhin schwierig
Infobox: Die bayerische Wirtschaft ist stark von Seltenen Erden abhängig. Chinas Exportbeschränkungen erhöhen das Risiko von Preissprüngen und Versorgungsengpässen. Recycling und Substitution sind bislang kaum realisiert. (Quelle: BR)
Minister aus der Wirtschaft: Chancen und Risiken für die Politik
Im neuen Kabinett des designierten Bundeskanzlers Friedrich Merz sollen Katherina Reiche als Wirtschaftsministerin und Karsten Wildberger als Digitalminister tätig werden. Beide kommen aus Spitzenpositionen der Wirtschaft: Reiche ist Vorstandsvorsitzende von Westenergie, einer Tochtergesellschaft von Eon, und Wildberger ist Manager bei MediaMarktSaturn. Ökonom Reint Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, sieht in der unternehmerischen Erfahrung Vorteile wie Entscheidungsfreude und Praxiswissen. Er betont, dass eine Unternehmenskultur nützlich sein kann, um Entscheidungen schneller zu treffen.
Allerdings warnt Gropp auch vor Selbstüberschätzung und Interessenkonflikten. Wer zuvor bestimmte Interessen vertreten habe, bringe diese oft unbewusst in die neue Rolle ein, was die Qualität politischer Entscheidungen beeinträchtigen könne. Die Ökonomin Claudia Kemfert und die Organisation Lobbycontrol sehen ebenfalls die Gefahr von Interessenkonflikten bei Reiche und Wildberger. Die Linke kritisiert das Kabinett als „Sammelbecken von abgehalfterten Managern und Lobbyistinnen“.
„Es müssen Leute sein, die nicht denken, bloß weil sie Media Markt managen konnten, dass sie deswegen auch Deutschland managen können. Das ist ein riesiger Unterschied.“ (Reint Gropp, MDR)
- Vorteile: Entscheidungsfreude, Praxiswissen, schnellere Entscheidungen
- Risiken: Selbstüberschätzung, Interessenkonflikte, fehlende politische Erfahrung
Infobox: Der Wechsel von Wirtschaftsmanagern ins Kabinett bringt Chancen für schnellere Entscheidungen, birgt aber auch erhebliche Risiken durch Interessenkonflikte und Selbstüberschätzung. (Quelle: MDR)
Russlands Zugriff auf ukrainische Rohstoffe: Wirtschaftliche Profite durch Schattenflotte
Russland profitiert erheblich von den Rohstoffen aus den von ihm besetzten Gebieten der Ukraine. Nach Recherchen des Kyiv Independent, zitiert vom Merkur, hat Russland seit 2014 mehrere Dutzend Minen in privatem oder staatlichem Besitz übernommen und in die eigene Wirtschaft integriert. Bis April 2025 sollen etwa zwanzig Minen enteignet worden sein. Der Abtransport der Rohstoffe, insbesondere Kohle, erfolgt häufig mit Hilfe einer sogenannten Schattenflotte, die ihre Herkunft verschleiert. Ein Beispiel: Ein Schiff transportierte metallurgischen Koks aus dem Hafen Mariupol nach Algerien, wobei der Transponder während des Ladevorgangs ausgeschaltet war.
Die Ukraine verfügt laut Internationaler Energieagentur (IEA) über Anthrazit- und Schwarzkohlereserven von 32 Gigatonnen, die Ressourcen werden auf 49 Gigatonnen geschätzt. Damit liegt die Ukraine weltweit auf Platz sechs bei den Hartkohlereserven, nach den USA, China, Russland, Australien und Südafrika. Die meisten Reserven befinden sich in der Donbass-Region. Auch Getreide, Öl und Gas werden aus den besetzten Gebieten exportiert, oft unter Umgehung von Sanktionen und mit verschleierten Transportwegen.
Rohstoff | Reserven (Gigatonnen) | Weltweiter Rang |
---|---|---|
Anthrazit- und Schwarzkohle | 32 (Reserven), 49 (Ressourcen) | 6 |
- 20 Minen unter russischer Kontrolle (Stand April 2025)
- Abtransport mit Schattenflotte, Transponder oft ausgeschaltet
- Export von Kohle, Getreide, Öl und Gas aus besetzten Gebieten
Infobox: Russland nutzt ukrainische Rohstoffe aus besetzten Gebieten für die eigene Wirtschaft. Die Ukraine besitzt weltweit bedeutende Kohlereserven, die nun teilweise unter russischer Kontrolle stehen. (Quelle: Merkur)
US-Wirtschaft in der „Übergangszeit“: Trumps Sicht auf Zölle und Rezession
US-Präsident Donald Trump bezeichnet die aktuelle wirtschaftliche Lage der USA als „Übergangszeit“. In einem Interview mit NBC News erklärte er, dass eine kurzfristige Rezession in Ordnung sei und er davon ausgehe, dass die USA „fantastisch vorankommen“ werden. Seit Samstag gelten 25 Prozent Zölle auf in die USA importierte Autoteile. Trump sieht diese Maßnahmen als Teil einer Übergangsphase, um die US-Wirtschaft zu stärken.
„Sehen Sie, ja, es ist alles in Ordnung. Wir sind – ich sagte, das ist eine Übergangszeit. Ich denke, wir werden fantastisch vorankommen.“ (Donald Trump, derStandard.de)
- 25 Prozent Zölle auf importierte Autoteile seit Samstag
- Trump sieht kurzfristige Rezession als akzeptabel
- Langfristig erwartet er positive Entwicklung
Infobox: Die US-Regierung setzt auf hohe Zölle und nimmt eine mögliche kurzfristige Rezession in Kauf, um die Wirtschaft langfristig zu stärken. (Quelle: derStandard.de)
Warren Buffett warnt: „Handel sollte keine Waffe sein“
Der legendäre US-Investor Warren Buffett hat die Zollpolitik von Donald Trump kritisiert, ohne den Präsidenten namentlich zu nennen. Bei der Aktionärsversammlung seiner Holding Berkshire Hathaway sagte der 94-Jährige: „Handel sollte keine Waffe sein.“ Buffett betonte, dass die USA mit anderen Ländern handeln sollten und der Wohlstand des Rests der Welt auch Amerika reicher machen werde. Er warnte davor, den Rest der Welt gegen sich aufzubringen und bezeichnete es als „großen Fehler“, wenn 7,5 Milliarden Menschen die USA nicht mögen und 300 Millionen sich damit brüsten, wie gut es ihnen gehe.
Trump hatte hohe Importzölle angekündigt, um mehr Produktion ins Land zu holen und das Handelsdefizit zu senken. Nach Einbrüchen an den Börsen wurden die Zölle für die meisten Länder jedoch schnell wieder ausgesetzt. Experten erwarten dennoch durch die China-Zölle Lieferengpässe in den USA in den kommenden Monaten. Buffett hatte selbst einmal Importzertifikate vorgeschlagen, um das Handelsdefizit zu senken, räumte aber ein, dass die Idee nicht populär gewesen sei.
„Handel sollte keine Waffe sein.“ (Warren Buffett, SZ.de)
- Buffett warnt vor den Folgen protektionistischer Politik
- Experten erwarten Lieferengpässe durch China-Zölle
- Buffett plädiert für offenen Welthandel
Infobox: Warren Buffett spricht sich gegen die Nutzung von Handel als politisches Druckmittel aus und warnt vor den Folgen für die US-Wirtschaft. (Quelle: SZ.de)
Trumps Zollpolitik verunsichert deutsche Unternehmen: Investitionsstopp in den USA
Die Unsicherheit durch Trumps Zollpolitik hat direkte Auswirkungen auf deutsche Unternehmen. Ein deutscher Ventilatoren-Hersteller hat seine Investitionen in den USA gestoppt. Die Ankündigung hoher Zölle und die damit verbundene Unsicherheit über die künftigen Handelsbedingungen führen dazu, dass Unternehmen ihre Expansionspläne überdenken. Die Sorge vor zusätzlichen Kosten und Handelshemmnissen ist groß.
- Deutscher Ventilatoren-Hersteller stoppt US-Investitionen
- Grund: Unsicherheit durch Trumps Zollpolitik
- Unternehmen befürchten zusätzliche Kosten und Handelshemmnisse
Infobox: Trumps Zollpolitik sorgt für Verunsicherung bei deutschen Unternehmen und führt zu einem Investitionsstopp in den USA. (Quelle: N-TV)
Einschätzung der Redaktion
Die Exportbeschränkungen Chinas bei Seltenen Erden verdeutlichen die strukturelle Abhängigkeit Europas und insbesondere Bayerns von wenigen Lieferanten für kritische Rohstoffe. Die hohe Marktkonzentration und die geringe Recyclingquote verschärfen die Verwundbarkeit der Industrie gegenüber geopolitischen Spannungen. Kurzfristig drohen Preissprünge und Versorgungsengpässe, mittelfristig wird der Druck auf Politik und Wirtschaft steigen, Diversifizierung, Recycling und Substitution entschlossener voranzutreiben. Ohne strategische Gegenmaßnahmen drohen Wettbewerbsnachteile und eine Schwächung der industriellen Wertschöpfungsketten in Europa.
- Hohe Abhängigkeit von China erhöht das Risiko für die Industrie
- Versorgungsengpässe und Preissprünge sind kurzfristig wahrscheinlich
- Langfristig sind Investitionen in Recycling, Substitution und neue Lieferquellen unverzichtbar
Quellen:
- Seltene Erden: So wichtig sind sie für die bayerische Wirtschaft
- Minister aus der Wirtschaft? Ökonom sieht Chancen und Gefahren
- Putins Griff nach Selenskyjs Koks – Russlands Wirtschaft und die Ukraine-Rohstoffe
- Trump über US-Wirtschaft: "Das ist eine Übergangszeit"
- Legendärer Investor - Warren Buffett: Handel sollte keine Waffe sein - Wirtschaft
- Trumps Zollkurs verunsichert: Deutscher Ventilatoren-Hersteller stoppt US-Investitionen