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Die Berliner Wirtschaft kämpft mit einer anhaltenden Schwächephase, während einzelne Branchen wie das Kfz- und Nahrungsmittelgewerbe überraschend positive Signale senden. Österreich trotzt globalen Unsicherheiten mit einem soliden Außenwirtschaftsüberschuss, sieht sich jedoch neuen Risiken gegenüber. In Deutschland sorgt politische Instabilität für Turbulenzen an den Finanzmärkten, und international setzen Indien und Großbritannien mit einem neuen Freihandelsabkommen wirtschaftspolitische Akzente.
Berliner Wirtschaft: Handwerk in der Krise, Lichtblicke bei Kfz und Nahrungsmittel
Die Berliner Wirtschaft befindet sich weiterhin in einer schwierigen Lage. Laut der Frühjahrskonjunkturumfrage der Handwerkskammer, vorgestellt am 6. Mai, ist der Geschäftsklimaindex von 108 Punkten im Herbst auf aktuell 102 Punkte gefallen. Dies ist ein sehr niedriger Wert, der in den vergangenen 14 Jahren nur zweimal unterschritten wurde (2021 und 2022). Nur noch ein Drittel der Betriebe bewertet die gegenwärtige Geschäftslage als gut – der schlechteste Wert seit dem Coronajahr 2021. Besonders das Ausbaugewerbe steht mit einem Indexwert von 103 Punkten so schlecht da wie seit 25 Jahren nicht mehr. Die Auslastung der Betriebe ist auf unter 90 Prozent gefallen.
Der Personalabbau schreitet voran: Jeder vierte Handwerksbetrieb gibt an, dass die Beschäftigtenzahl in den vergangenen sechs Monaten gesunken ist. Die Auftragslage ist laut Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, so schlecht wie zuletzt während der Finanzkrise 2008/2009. Im Bauhauptgewerbe ist die Lage etwas robuster, hier zeichnet sich kein weiterer Einbruch der Auftragszahlen ab.
Es gibt jedoch auch Gewinner: Das Kfz-Gewerbe verzeichnet weiterhin überwiegend positive Werte, auch wenn die Wartezeiten für Werkstatttermine von sechs auf etwa drei Wochen gesunken sind. Besonders gut läuft es im Nahrungsmittelgewerbe (Bäckereien, Fleischereien, Konditoreien), wo der Geschäftsklimaindex mit 140 Punkten einen bemerkenswert hohen Wert erreicht hat – so hoch wie seit 13 Jahren nicht mehr. Die Branche profitiert von gestiegener Nachfrage, und sowohl Betriebs- als auch Azubi-Zahlen zeigen nach oben.
Branche | Geschäftsklimaindex | Bemerkung |
---|---|---|
Gesamthandwerk | 102 | Schlechtester Wert seit 2021 |
Ausbaugewerbe | 103 | Schlechtester Wert seit 25 Jahren |
Nahrungsmittelgewerbe | 140 | Höchster Wert seit 13 Jahren |
- Jeder vierte Handwerksbetrieb baut Personal ab.
- Wartezeiten in Kfz-Werkstätten von sechs auf drei Wochen gesunken.
- Steigende Betriebs- und Azubi-Zahlen im Nahrungsmittelgewerbe.
Infobox: Die Berliner Handwerkswirtschaft leidet unter Auftrags- und Personalrückgang, während Kfz- und Nahrungsmittelgewerbe von stabiler Nachfrage profitieren. (Quelle: Berliner Morgenpost)
Österreichs Außenwirtschaft: Überschuss trotz schwieriger Lage
Österreichs Außenwirtschaft hat im Jahr 2024 trotz schwieriger globaler Rahmenbedingungen einen Überschuss erzielt. Die Leistungsbilanz wies einen Überschuss von 11,7 Milliarden Euro aus, was 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) sieht darin ein Zeichen der starken Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Exportwirtschaft.
Die OeNB warnt jedoch vor negativen Folgen neuer US-Zölle, die sich ab 2025 zunehmend bemerkbar machen könnten. Der Tourismus bleibt weiterhin eine stabile Einnahmequelle für Österreich.
Jahr | Leistungsbilanzüberschuss | Prozent des BIP |
---|---|---|
2024 | 11,7 Mrd. Euro | 2,4 % |
- Starke Wettbewerbsfähigkeit der Exportwirtschaft.
- Tourismus als stabile Einnahmequelle.
- Warnung vor negativen Effekten durch US-Zölle ab 2025.
Infobox: Österreich erzielt 2024 einen Leistungsbilanzüberschuss von 11,7 Milliarden Euro (2,4 % des BIP), sieht aber Risiken durch künftige US-Zölle. (Quelle: derStandard.de)
Politische Unsicherheit in Deutschland: Merz-Wahl sorgt für Börsenturbulenzen
Das Scheitern von Friedrich Merz im ersten Wahlgang zum Bundeskanzler hat die Börsen auf Talfahrt geschickt und in den Chefetagen der Wirtschaft für Entsetzen gesorgt. Der Dax rutschte knapp 2 Prozent ins Minus und zeitweise unter die Marke von 23.000 Punkten. Die Hoffnung auf einen neuen Dax-Rekord war damit zunächst dahin. Die Unsicherheit in der Politik wurde als größtes Risiko für die Wirtschaft identifiziert.
Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), bezeichnete das Scheitern im ersten Wahlgang als „verheerendes Signal“ und eine „denkbar schlechte Nachricht für die deutsche Wirtschaft“. Er betonte, dass politische Handlungsfähigkeit unerlässlich sei. Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm sprach von einem „unglücklichen Start“ und forderte einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel. Nach dem erfolgreichen zweiten Wahlgang am Nachmittag zeigte der Dax wieder einen leichten Aufwärtstrend.
Ereignis | Dax-Entwicklung |
---|---|
Vor Merz-Wahl | Chancen auf neues Allzeithoch |
Nach Scheitern im 1. Wahlgang | -2 %, unter 23.000 Punkte |
Nach erfolgreichem 2. Wahlgang | Leichter Anstieg |
„Das Scheitern im ersten Wahlgang ist ein verheerendes Signal – und eine denkbar schlechte Nachricht für die deutsche Wirtschaft.“ (Peter Adrian, DIHK)
- Politische Unsicherheit als zentrales Risiko für die Wirtschaft.
- Starke Reaktionen an den Börsen auf innenpolitische Ereignisse.
- Forderung nach wirtschaftspolitischem Kurswechsel.
Infobox: Die gescheiterte Kanzlerwahl von Friedrich Merz führte zu einem Dax-Rückgang um 2 Prozent und verstärkte die Unsicherheit in der Wirtschaft. (Quelle: RND.de)
Freihandelsabkommen zwischen Indien und Großbritannien
Großbritannien und Indien haben sich auf ein weitreichendes Freihandelsabkommen geeinigt. Das Abkommen soll den Handel zwischen beiden Ländern erleichtern und neue wirtschaftliche Impulse setzen. Details zu den konkreten Inhalten des Abkommens wurden in der Quelle nicht genannt.
- Freihandelsabkommen zwischen Indien und Großbritannien beschlossen.
- Ziel: Erleichterung des Handels und wirtschaftliche Impulse.
Infobox: Indien und Großbritannien haben ein umfassendes Freihandelsabkommen vereinbart, das den bilateralen Handel stärken soll. (Quelle: Deutschlandfunk)
Einschätzung der Redaktion
Die aktuellen Zahlen verdeutlichen, dass das Berliner Handwerk vor einer strukturellen Herausforderung steht, die weit über konjunkturelle Schwankungen hinausgeht. Der drastische Rückgang des Geschäftsklimaindex und die anhaltende Personalreduktion deuten auf einen tiefgreifenden Vertrauensverlust und eine erhebliche Unsicherheit in der Branche hin. Besonders alarmierend ist die Entwicklung im Ausbaugewerbe, das mit dem schlechtesten Wert seit 25 Jahren einen historischen Tiefpunkt erreicht hat. Die geringe Auslastung der Betriebe und die Parallelen zur Finanzkrise 2008/2009 unterstreichen die Dringlichkeit politischer und wirtschaftlicher Gegenmaßnahmen.
Gleichzeitig zeigen die positiven Entwicklungen im Kfz- und Nahrungsmittelgewerbe, dass gezielte Nachfrageimpulse und branchenspezifische Stärken auch in einem schwierigen Umfeld Wachstum ermöglichen. Die Rekordwerte im Nahrungsmittelgewerbe und die gestiegenen Azubi-Zahlen belegen, dass Investitionen in Ausbildung und Qualität nachhaltige Effekte erzielen können. Die Berliner Wirtschaft steht damit vor der Aufgabe, die strukturellen Schwächen im Handwerk zu adressieren und gleichzeitig die Erfolgsfaktoren der stabilen Branchen gezielt zu fördern.
- Strukturelle Schwäche im Handwerk erfordert gezielte Maßnahmen.
- Erfolgreiche Branchen wie das Nahrungsmittelgewerbe bieten positive Impulse.
- Nachhaltige Erholung setzt auf Ausbildung, Innovation und branchenspezifische Förderung.
Quellen:
- Miese Lage für Berliner Wirtschaft – doch in zwei Branchen läuft es
- Nationalbank: Österreichs Außenwirtschaft erzielte trotz schwieriger Lage Überschuss
- Wirtschaft vor acht
- Wirtschaft vor acht
- Wahl-Krimi von Friedrich Merz schockt Wirtschaft: Die Unsicherheit ist zurück
- Wirtschaft - Indien und Großbritannien einigen sich auf Freihandelsabkommen