„WTO und Experten warnen: Zölle gefährden Wettbewerbsfähigkeit und Weltwirtschaft“

    12.04.2025 125 mal gelesen 5 Kommentare

    Die Debatte um Zölle und Protektionismus spitzt sich zu: Während die WTO vor den oft unterschätzten Nebenwirkungen von Zöllen warnt, zeigt sich die bremische Wirtschaft durch die US-Zollpolitik stark belastet. Gleichzeitig mahnt der Ifo-Chef vor einer möglichen Weltwirtschaftskrise, sollte der globale Protektionismus weiter zunehmen. Die Stimmen aus Wirtschaft und Forschung verdeutlichen die weitreichenden Risiken für Handel, Wettbewerbsfähigkeit und internationale Zusammenarbeit.

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    WTO warnt vor unbeabsichtigten Folgen von Zöllen

    Die Welthandelsorganisation (WTO) hat in einem Blogbeitrag ihres Chefökonomen Ralph Ossa die Wirksamkeit von Zöllen kritisch hinterfragt. Laut Ossa erhöhen Zölle die Preise für importierte Waren im Inland, was weitreichende Auswirkungen auf Preise, Löhne, Wechselkurse und Handelsströme hat. Während Zölle kurzfristig heimische Industriezweige begünstigen könnten, ziehen sie Arbeitskräfte und Kapital aus exportierenden Sektoren ab. Dies führe zu steigenden Löhnen und höheren Kosten für exportierende Unternehmen, die dadurch auf internationalen Märkten weniger wettbewerbsfähig seien.

    Ossa betont zudem, dass Zölle die heimische Nachfrage nach den betroffenen Produkten reduzieren, was den Bedarf an Fremdwährung mindert und zu einer Aufwertung der heimischen Währung führt. Empirische Studien zeigen jedoch, dass Zölle kaum Einfluss auf aggregierte Handelsungleichgewichte haben. Ossa schließt mit der Warnung, dass Zölle nicht nur ein Instrument zur Einnahmenerhöhung oder zum Schutz der heimischen Industrie seien, sondern auch ein politischer Hebel mit oft unbeabsichtigten Folgen. Die kurzfristige Attraktivität von Zöllen könne langfristige Kosten in Bezug auf Inflation, Wettbewerbsfähigkeit und internationale Zusammenarbeit verschleiern.

    „Zölle sind nicht nur ein Instrument zur Erhöhung der Einnahmen oder zum Schutz der heimischen Industrie - sie sind ein politischer Hebel mit weitreichenden und oft unbeabsichtigten Folgen.“ – Ralph Ossa, WTO-Chefökonom

    Zusammenfassung: Die WTO warnt vor den langfristigen negativen Auswirkungen von Zöllen, die zwar kurzfristig Vorteile bringen könnten, jedoch die Wettbewerbsfähigkeit und internationale Zusammenarbeit gefährden. Quelle: Tagesspiegel

    Handelskammer Bremen: Zölle belasten Wirtschaft

    André Grobien, Präses der Handelskammer Bremen, äußerte sich kritisch zur Zollpolitik der USA unter Donald Trump. Laut Grobien exportiert Bremen rund 80 Prozent seiner Hafenumschläge in die USA, was die Region besonders anfällig für die Auswirkungen der Zölle macht. Unternehmen hätten zwar ihre Lager in den USA gefüllt, doch die Verkehre stocken derzeit. Grobien betont, dass die bremische Wirtschaft sich nach neuen Märkten umsehen müsse, um die Abhängigkeit von den USA zu reduzieren.

    Grobien sieht in Trumps Zollpolitik keine Gewinner und fordert, dass die Bundesregierung Bürokratie abbaut, um Unternehmen zu entlasten. Zudem müsse die Infrastruktur in Bremen, insbesondere die Digitalisierung und die Häfen, verbessert werden. Trotz der Herausforderungen sieht Grobien auch eine Chance: Die Wirtschaft müsse sich hinterfragen und anpassen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

    „Ich habe noch niemanden getroffen, der das gut findet.“ – André Grobien, Handelskammer Bremen

    Zusammenfassung: Die bremische Wirtschaft leidet unter den US-Zöllen, doch Handelskammer-Präses Grobien sieht auch Chancen zur Anpassung und Diversifikation. Quelle: buten un binnen

    Ifo-Chef warnt vor Weltwirtschaftskrise

    Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts, hält eine Weltwirtschaftskrise aufgrund der von Donald Trump verhängten Zölle für möglich. Er warnt vor einer Ausbreitung des Protektionismus, der nicht nur die USA und China, sondern auch Europa betreffen könnte. Die USA haben Zusatz­zölle von 145 Prozent auf chinesische Importe verhängt, während China mit 125 Prozent auf US-Waren reagiert. Fuest sieht darin eine Eskalation, die die Unsicherheit auf den Märkten erhöht.

    Besonders besorgniserregend sei der Vertrauensverlust in die USA als verlässlicher Vertragspartner. Fuest weist darauf hin, dass zwei Drittel der weltweiten Börsenkapitalisierung auf den US-Aktienmarkt entfallen und der Dollar die weltweite Ankerwährung ist. Ein Vertrauensverlust in die USA könnte daher unkalkulierbare Folgen für die Weltwirtschaft haben.

    „Wenn alle in die falsche Richtung gehen, kann es zu einer großen Krise kommen.“ – Clemens Fuest, Ifo-Institut

    Zusammenfassung: Der Ifo-Chef warnt vor den globalen Risiken des Protektionismus und den möglichen Folgen für die Weltwirtschaft. Quelle: Süddeutsche Zeitung

    Einschätzung der Redaktion

    Die Warnungen der WTO, der Handelskammer Bremen und des Ifo-Instituts verdeutlichen die komplexen und weitreichenden Folgen protektionistischer Maßnahmen wie Zöllen. Während kurzfristige Vorteile für einzelne Industrien oder Regionen möglich sind, überwiegen langfristig die negativen Effekte auf Wettbewerbsfähigkeit, Handelsströme und internationale Kooperation. Besonders besorgniserregend ist die Gefahr einer globalen Wirtschaftskrise, wie sie durch eskalierende Handelskonflikte und Vertrauensverluste in zentrale Wirtschaftsmächte entstehen könnte. Die Forderung nach einer Diversifikation der Märkte und einer Stärkung der Infrastruktur ist daher essenziell, um die Abhängigkeit von einzelnen Handelspartnern zu reduzieren und die Resilienz der Wirtschaft zu erhöhen. Politische Entscheidungsträger sollten die langfristigen Konsequenzen protektionistischer Maßnahmen stärker in den Fokus rücken, um nachhaltige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten.

    Quellen:

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    Mich wundert, dass hier kaum jemand über die Rolle der heimischen Währung bei Zöllen spricht – wenn die aufwertet, macht das doch Exporte noch schwieriger, oder?
    Puh, das ist echt ein dickes Thema mit vielen Ebenen. Ich find besonders den Punkt von Ralph Ossa interessant, den Anonymous oben schon angesprochen hat – die Sache mit der heimischen Währung. Das klingt auf den ersten Blick ja so, als könnte ne starke Währung durch Zölle wirklich ein Problem für Exporte werden, aber irgendwie redet keiner drüber, wie genau das ablaufen soll. Mir fehlt da ehrlich gesagt ein bisschen die praktische Erklärung, wie sich das so auf den Alltag der Unternehmen auswirkt. Sind das dann vor allem Kosten durch teurere Rohstoffe oder verliert man automatisch Kunden, weil die auf einmal günstigere Anbieter finden? Ich mein, klar – wenn die Konkurrenz in anderen Ländern dann günstiger wird, steht man als Exporteur doof da, logisch – aber wie genau das zusammenhängt, das hätte Ossa ruhig genauer erklären können.

    Dass die bremische Wirtschaft von den US-Zöllen so hart getroffen wird, ist eigentlich auch echt krass. 80 Prozent Export in die USA? Junge, Junge, das ist mal ne Abhängigkeit. Da frag ich mich aber auch, warum man es so lange so stark auf einen Markt ausgelegt hat. Klar, die USA ist ein riesen Absatzmarkt, aber so was kann doch nicht gesund sein, oder? Das scheint ja schon was zu sein, was sich über Jahre eingeschlichen hat, und jetzt ist halt das böse Erwachen da. Grobien sagt ja, man soll sich mehr diversifizieren – find ich sinnvoll, aber warum passiert so was immer erst, wenn alles schon brennt? Das erinnert mich an die Diskussionen mit China oder Russland, wo wir hier in Deutschland auch so stark abhängig von Energie und Rohstoffen waren/sind. Irgendwie wiederholt sich das Thema doch immer wieder.

    Und dann noch der Punkt von Clemens Fuest mit dem Vertrauensverlust in die USA. Ich find das sogar fast mit das Besorgniserregendste an diesem Thema. Wenn die weltweite Wirtschaft so stark von einer Nation wie den USA abhängt und dann auch noch Protagonisten wie Trump daherkommen, die ohne Plan drauflos zollern, dann denk ich mir echt: Wie lange kann das gut gehen? Der Typ zieht so ne Klientelpolitik durch, ohne Rücksicht auf Verluste, und alle sollen dabei irgendwie mitmachen? Da kann man der WTO und den Experten ja nur zustimmen, wenn sie sagen, dass das ne Krise auslösen könnte.

    Am Ende hab ich aber das Gefühl, dass in solchen Artikeln (und Kommentaren, hehe) oft viel über Probleme lamentiert wird, aber wenig über konkrete Lösungen. Diversifikation klingt super, aber ist das für Länder wie Bremen oder auch generell für kleinere Volkswirtschaften überhaupt realistisch? Was würde das kosten, und wie lange würde es dauern? Da guckt man immer Richtung Politik und wartet auf den großen „Plan“, aber der bleibt dann oft aus...
    Es iat echt komisch, dass nich darüber geredet wird, wie EU ihrerseits Gegenmaßnahmen zu den US-Zölln gestalten könnte, weil NUR diversifizieren allein reicht doch nicht, oder?
    Der Punkt mit der Aufwertung der heimischen Währung wurde echt gut rausgearbeitet, aber ich frage mich, warum das Thema nicht öfter diskutiert wird – das hat schließlich riesige Auswirkungen auf die Exportfähigkeit!
    Ich versteh nich ganz warum eigendlich immer die Usa und China im mittelpunkt stehn, gibts nich auch kleinere länder die von den zöllen total krass betroffen sein könnten??

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