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Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland zeigt sich 2024 regional stark unterschiedlich: Während Thüringen mit einem deutlichen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) kämpft, verzeichnet Mecklenburg-Vorpommern ein überraschendes Wachstum entgegen dem Bundestrend. Gleichzeitig warnt die FDP vor den Folgen geplanter Steuererhöhungen, die die wirtschaftliche Dynamik weiter bremsen könnten. Ein Blick auf die Zahlen und politischen Forderungen offenbart die Herausforderungen und Chancen für die deutsche Wirtschaft.
Thüringens Wirtschaft schrumpft
Die Wirtschaft in Thüringen hat im vergangenen Jahr einen deutlichen Rückgang verzeichnet. Laut dem Statistischen Landesamt in Erfurt sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2024 preisbereinigt um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit liegt Thüringen deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt, der einen Rückgang von 0,2 Prozent aufweist. Im Jahr 2023 hatte Thüringen noch ein leichtes Wachstum von 0,4 Prozent verzeichnet.
Die Wirtschaftsministerin Colette Boos-John (CDU) betonte die Notwendigkeit von Reformen, um die Standortbedingungen zu verbessern. Sie forderte unter anderem eine Entlastung bei den Energiepreisen, Bürokratieabbau und eine Modernisierung der wirtschaftsnahen Infrastruktur. Besonders betroffen war das verarbeitende Gewerbe mit einem Minus von 2,9 Prozent sowie das Baugewerbe, das einen Rückgang von 5,3 Prozent verzeichnete. Das BIP je Erwerbstätigem lag bei 76.787 Euro.
„Das zeigt, dass wir im Land zügig unsere Hausaufgaben machen und uns für die Zukunft besser aufstellen müssen“, so die Ministerin.
Jahr | BIP-Veränderung | BIP je Erwerbstätigem |
---|---|---|
2023 | +0,4% | --- |
2024 | -1,3% | 76.787 € |
Zusammenfassung: Thüringens Wirtschaft schrumpfte 2024 um 1,3 Prozent, besonders betroffen waren das verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe. Die Ministerin fordert Reformen zur Verbesserung der Standortbedingungen.
MV-Wirtschaft wächst gegen den Bundestrend
Im Gegensatz zum bundesweiten Trend konnte Mecklenburg-Vorpommern 2024 ein leichtes Wirtschaftswachstum verzeichnen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg preisbereinigt um 1,3 Prozent im Vergleich zu 2023, wie das Statistische Amt des Landes mitteilte. Damit lag Mecklenburg-Vorpommern hinter Hamburg, das ein Wachstum von 1,7 Prozent erreichte.
Das BIP des Bundeslandes betrug 61,2 Milliarden Euro, was einem Anteil von 1,4 Prozent an der gesamten Wirtschaftsleistung Deutschlands entspricht. Im Bundesdurchschnitt sank das BIP um 0,2 Prozent. Die Zahlen wurden vom Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder berechnet und sind vorläufig.
Region | BIP-Veränderung 2024 | Gesamt-BIP |
---|---|---|
Mecklenburg-Vorpommern | +1,3% | 61,2 Mrd. € |
Deutschland | -0,2% | --- |
Zusammenfassung: Mecklenburg-Vorpommern verzeichnete 2024 ein Wachstum von 1,3 Prozent und liegt damit über dem bundesweiten Durchschnitt. Das BIP des Landes betrug 61,2 Milliarden Euro.
FDP warnt vor wirtschaftlichem Stillstand
FDP-Generalsekretär Dr. Marco Buschmann kritisiert die Steuerpläne der möglichen Koalition aus Union und SPD als kontraproduktiv. Er warnt vor einem „großen Stillstand“ der Wirtschaft, der durch hohe Steuerbelastungen und fehlende Anreize für Innovation und Investitionen verursacht werde. Besonders problematisch sei die geplante Anhebung des Einkommenssteuersatzes auf bis zu 49 Prozent sowie ein erhöhter Spitzensteuersatz von 47 Prozent.
Buschmann betonte, dass Deutschland bereits eine der höchsten Steuerbelastungen für Unternehmen in der EU habe. Die geplante Erhöhung des Mindesthebesatzes der Gewerbesteuer von 200 auf 280 Prozent könnte Unternehmen zur Abwanderung zwingen. Zudem kritisierte er die Überlegungen zur Wiedereinführung der Vermögensteuer, die insbesondere mittelständische Betriebe belasten würde.
- Geplante Steuererhöhungen: Einkommenssteuersatz bis zu 49 Prozent, Spitzensteuersatz 47 Prozent
- Erhöhung des Mindesthebesatzes der Gewerbesteuer auf 280 Prozent
- Wiedereinführung der Vermögensteuer
Zusammenfassung: Die FDP warnt vor einem wirtschaftlichen Stillstand durch hohe Steuerbelastungen und fordert stattdessen Entlastungen für Arbeitnehmer und Unternehmen.
Einschätzung der Redaktion
Die wirtschaftliche Schrumpfung in Thüringen um 1,3 Prozent verdeutlicht strukturelle Schwächen, die durch externe Faktoren wie hohe Energiepreise und eine schwächelnde Bauwirtschaft verstärkt werden. Besonders alarmierend ist der Rückgang im verarbeitenden Gewerbe, das als Rückgrat der regionalen Wirtschaft gilt. Die Forderungen der Wirtschaftsministerin nach Reformen sind zwar nachvollziehbar, jedoch bleibt fraglich, ob kurzfristige Maßnahmen ausreichen, um die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu stärken. Ohne gezielte Investitionen in Innovation, Digitalisierung und Fachkräfteförderung droht Thüringen, im Vergleich zu anderen Bundesländern weiter zurückzufallen.
Quellen:
- Thüringens Wirtschaft schrumpft
- Konjunktur: MV-Wirtschaft 2024 gegen Bundestrend leicht gewachsen
- Update Wirtschaft vom 28.03.2025
- Steuerpolitik: Großen Stillstand der Wirtschaft verhindern
- Bis Pfingsten braucht es ein Aufbruchssignal für die Wirtschaft
- Zölle verstehen: Was bedeuten sie für die Wirtschaft?