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Steigende Führerscheinkosten, robuste russische Konjunktur trotz Sanktionen, Berlins wirtschaftspolitische Weichenstellungen, regionale Unterschiede beim Wirtschaftswachstum und die Herausforderungen durch US-Strafzölle: Der aktuelle Pressespiegel beleuchtet zentrale Entwicklungen, die den Wirtschaftsstandort Deutschland prägen und für Unternehmen wie Beschäftigte gleichermaßen relevant sind.
Hohe Führerscheinkosten belasten deutsche Wirtschaft
Die Kosten für den Erwerb eines Führerscheins in Deutschland sind in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. Laut Daten des Statistischen Bundesamts haben sich die Ausgaben für die Fahrausbildung von 2017 bis 2023 um 43,7 Prozent erhöht. Je nach Region und Fahrschule liegen die Kosten aktuell zwischen 2.500 Euro und 4.500 Euro, wie der ADAC berechnet. Viele junge Menschen können sich diese Summen nicht mehr leisten, was zu einem neuen Problem für die Wirtschaft wird.
Dr. Andreas Aust vom Paritätischen Wohlfahrtsverband betont, dass die Hälfte der Haushalte in Deutschland kein nennenswertes Vermögen besitzt und mehrere Tausend Euro aus dem laufenden Einkommen für viele nicht ansparbar sind. Über die Hälfte der Haushalte mit sehr niedrigem ökonomischen Status besitzt kein Auto. Dies wirkt sich negativ auf die Mobilität und damit auf die Teilhabe am Arbeits- und Gesellschaftsleben aus. Ausbildungsbetriebe in Regionen mit schlechter öffentlicher Verkehrsanbindung haben zunehmend Schwierigkeiten, Lehrlinge zu finden, da viele Azubis ohne Führerschein nicht wissen, wie sie an den Ausbildungsort gelangen sollen. Einige Betriebe übernehmen daher bereits Teile der Führerscheinkosten für ihre Auszubildenden.
„Klar ist: Du musst zum Kunden kommen“, erklärt Siglinde Foidl-Dreißer, Bundesvorsitzende des Bundesverbands Deutscher Berufsausbilder (BDBA). „Anfangs kann vielleicht der Geselle mal den Firmentransporter fahren, aber irgendwann muss das der Auszubildende selber tun können.“
Die Politik hat im Koalitionsvertrag festgehalten, die Fahrausbildung zu reformieren, um den Führerscheinerwerb bezahlbarer zu machen. Konkrete Maßnahmen wurden jedoch bislang nicht genannt. Verkehrsminister einzelner Bundesländer schlagen vor, Fahrsimulatoren zu fördern, um kostspielige Fahrstunden im echten Auto zu reduzieren. (Quelle: Merkur)
- Kosten für Führerschein: 2.500 bis 4.500 Euro
- Kostenanstieg 2017–2023: +43,7 %
- Über die Hälfte der Haushalte mit niedrigem Status ohne Auto
Infobox: Die hohen Führerscheinkosten erschweren jungen Menschen den Zugang zum Arbeitsmarkt und verschärfen den Fachkräftemangel, insbesondere in Regionen mit schlechter ÖPNV-Anbindung.
Russlands Wirtschaft: Wachstum trotz Sanktionen und hoher Zinsen
Mehr als drei Jahre nach dem Angriff auf die Ukraine zeigt sich die russische Wirtschaft widerstandsfähig gegenüber westlichen Sanktionen. Laut Vasily Astrov vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) verzeichnet Russland zuletzt Wachstumsraten von über vier Prozent. Trotz eines extrem hohen Leitzinses von 21 Prozent hat der Rubel seit Jahresanfang gegenüber dem US-Dollar um rund 40 Prozent zugelegt.
Die Umstellung auf eine Kriegswirtschaft hat weitreichende Folgen für die russische Ökonomie. Während einige Sektoren unter Druck stehen, profitieren andere von der staatlichen Nachfrage. Die Bevölkerung spürt die Auswirkungen im Alltag, etwa durch Preissteigerungen und Veränderungen im Arbeitsmarkt. (Quelle: DW)
Wachstumsrate | Leitzins | Rubel-Entwicklung (YtD) |
---|---|---|
über 4 % | 21 % | +40 % ggü. USD |
Infobox: Trotz Sanktionen und hoher Zinsen wächst die russische Wirtschaft, wobei die Bevölkerung die Folgen der Kriegswirtschaft im Alltag spürt.
Wirtschaftsbilanz in Berlin: Tourismus, Startups und Ausbildungsabgabe
Der Berliner Senat hat in den vergangenen zwei Jahren verschiedene Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft umgesetzt. Im Tourismussektor wurde die City Tax von fünf auf 7,5 Prozent erhöht. Dennoch hat Berlin fünf Jahre nach Beginn der Coronakrise noch nicht das Niveau der Touristenzahlen von 2019 erreicht. Die schwache Entwicklung des Flughafens und fehlende neue Flugverbindungen werden als Gründe genannt.
Im Bereich Startups bleibt Berlin ein Magnet, insbesondere durch die Unterstützung von Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey. Neue Vernetzungsorte wie das House of Finance and Tech wurden geschaffen, und ein neuer Venture Capital Fonds soll Startups im Deep-Tech-Bereich fördern. In Berlin gibt es rund 5.000 Startups mit 100.000 Beschäftigten. Die Hauptstadt steht jedoch in Konkurrenz zu München.
Die geplante Ausbildungsabgabe bleibt ein Streitpunkt. Sollte das Ziel von 2.000 zusätzlichen betrieblichen Ausbildungsplätzen bis Jahresende nicht erreicht werden, müssen Firmen, die nicht ausbilden, eine Abgabe zahlen. Ausbildende Unternehmen profitieren davon. Viele Wirtschaftsvertreter lehnen die Pläne wegen zusätzlicher Bürokratie ab. (Quelle: Berliner Morgenpost)
- City Tax: 7,5 % (vorher 5 %)
- Startups: ca. 5.000 mit 100.000 Beschäftigten
- Ziel: 2.000 zusätzliche Ausbildungsplätze
Infobox: Berlin setzt auf Startups und Innovation, während die Erhöhung der City Tax und die Debatte um die Ausbildungsabgabe die Wirtschaftspolitik prägen.
Sachsen: Wirtschaft schrumpft – Ursachen und regionale Unterschiede
Im vierten Quartal 2024 war Sachsen das Schlusslicht bei der Wirtschaftsleistung in Deutschland. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung berechnet hat. Auch Sachsen-Anhalt verzeichnete einen Rückgang um 1,4 Prozent, Brandenburg um 0,6 Prozent und Thüringen um 0,5 Prozent. Im Gegensatz dazu wuchs die Wirtschaftsleistung in Niedersachsen um 1,4 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern um 1,1 Prozent.
Robert Lehmann vom Ifo-Institut betont, dass es sich bei dem Minus von 1,8 Prozent um konjunkturelle Schwankungen handelt. Die sächsische Industrie leidet besonders unter hohen Energiekosten und der Konkurrenz aus China. (Quelle: Sächsische Zeitung)
Bundesland | BIP-Veränderung Q4/2024 |
---|---|
Sachsen | -1,8 % |
Sachsen-Anhalt | -1,4 % |
Brandenburg | -0,6 % |
Thüringen | -0,5 % |
Niedersachsen | +1,4 % |
Mecklenburg-Vorpommern | +1,1 % |
Infobox: Sachsen verzeichnete im vierten Quartal 2024 den stärksten Rückgang der Wirtschaftsleistung unter allen Bundesländern, während Norddeutschland zulegen konnte.
Rheinland-Pfalz: Wirtschaft fordert Unterstützung gegen US-Strafzölle
Die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz steht angesichts der US-Zollpolitik unter Druck. Unternehmen und Gewerkschaften fordern mehr Unterstützung von der Landesregierung, um Arbeitsplätze zu sichern und die wirtschaftliche Stabilität zu wahren. DGB-Chefin Susanne Wingertszahn betont, dass die Auswirkungen der US-Zollpolitik nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden dürfen. Sie fordert eine stärkere Orientierung der Wirtschaftspolitik an der Binnennachfrage und sieht Kurzarbeit als zentrales Instrument zur Sicherung der Arbeitsplätze.
Johannes Heger, Präsident der Landesvereinigung Unternehmerverbände (LVU), warnt, dass Rheinland-Pfalz an einem Scheideweg steht. Die industrielle Basis des Landes sei gefährdet, insbesondere durch die außenwirtschaftlichen Spannungen mit den USA. Heger fordert Verbesserungen der Standortbedingungen, Entlastungen und einen Bürokratieabbau. Am 29. April lädt Ministerpräsident Alexander Schweitzer zu einem Spitzentreffen der Wirtschaft in die Mainzer Staatskanzlei ein, um Maßnahmen zur Stärkung des Standorts zu beraten. Besonders betroffen sind exportstarke Branchen wie die Pharma- und Chemieindustrie, der Maschinen- und Anlagenbau, die Automobilzulieferer sowie der Wein- und Lebensmittelsektor. (Quelle: NR-Kurier)
- Forderung nach Unterstützung gegen US-Strafzölle
- Betroffene Branchen: Pharma, Chemie, Maschinenbau, Automobilzulieferer, Wein- und Lebensmittelsektor
- Spitzentreffen am 29. April in Mainz
Infobox: Die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz fordert angesichts der US-Strafzölle entschlossene Maßnahmen zur Sicherung von Arbeitsplätzen und zur Stärkung der industriellen Basis.
Einschätzung der Redaktion
Die anhaltend hohen Kosten für den Führerscheinerwerb stellen ein erhebliches Hemmnis für die wirtschaftliche Entwicklung und die soziale Teilhabe in Deutschland dar. Besonders in ländlichen Regionen, in denen der öffentliche Nahverkehr unzureichend ausgebaut ist, verschärft sich der Fachkräftemangel, da junge Menschen ohne Führerschein Ausbildungs- und Arbeitsplätze nicht erreichen können. Die aktuelle Entwicklung droht, soziale Ungleichheiten weiter zu verstärken und die Mobilität einer ganzen Generation einzuschränken. Ohne rasche und wirksame politische Reformen besteht die Gefahr, dass Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten haben, Nachwuchs zu gewinnen, und sich die Standortattraktivität vieler Regionen weiter verschlechtert.
- Führerscheinkosten werden zum Standortnachteil
- Fachkräftemangel und soziale Spaltung drohen sich zu verschärfen
- Dringender Handlungsbedarf für Politik und Wirtschaft
Quellen:
- „Du musst zum Kunden kommen!“: Wie hohe Führerscheinkosten die deutsche Wirtschaft belasten
- Wie es Russlands Wirtschaft wirklich geht
- Tourismus, Ausbildung & Co.: Was für die Wirtschaft getan wurde
- Sechs Fakten, warum die Wirtschaft in Sachsen nicht mehr wächst
- Rheinland-Pfalz am Scheideweg: Wirtschaft fordert Unterstützung gegen US-Strafzölle
- „Das unterminiert die Zukunft der US-Wirtschaft“